Intercostalneuralgie: Frau sitzt auf Sofa und fasst sich an schmerzende Stelle an den Rippen.
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Intercostalneuralgie: Symptome, Ursachen und Behandlung

Von: Paula Vradelis (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 16.01.2024

Die Intercostalneuralgie ist eine Erkrankung, die stechende Schmerzen entlang der Nerven zwischen den Rippen verursacht und typischerweise im Bereich der Brustwand auftritt. Dies kann oft zu intensiven und langanhaltenden Beschwerden führen. Lesen Sie hier, welche Ursachen und Therapiemöglichkeiten es gibt.

Zusammenfassung

  • Definition: Bei der Intercostalneuralgie handelt es sich um eine Art von Nervenschmerzen. Es sind die Nerven betroffen, die sich zwischen den Rippen befinden und für Gefühlsempfindungen und die Bewegungen der Brustwand wichtig sind. Diese Nerven sind irritiert oder beschädigt, was zu langanhaltenden Schmerzen führen kann. 
  • Symptome: Zu den typischen Symptomen gehören ringförmige Schmerzen entlang der Rippen, stechende oder brennende Empfindungen und Taubheitsgefühle, die sich bei Körperbewegungen oder Berührungen verschlimmern können.
  • Ursache: Mögliche Ursachen für Intercostalneuralgie sind Verletzungen der Wirbelsäule, der Rippen oder des Rippenfells, Druck auf die Zwischenrippennerven durch verschiedene Faktoren, Infektionen wie Gürtelrose und chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus.
  • Therapie: Behandlungsmethoden umfassen Schmerzmittel, Physiotherapie, antivirale Medikamente bei Gürtelrose und in einigen Fällen invasive Verfahren wie Nervenblockaden.
  • Diagnose: Die Diagnose erfolgt durch eine körperliche Untersuchung sowie bildgebende Verfahren, um andere Erkrankungen auszuschließen.
  • Verlauf und Prognose: Die Prognose hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab, wobei viele Betroffene bei richtiger Behandlung eine deutliche Besserung erfahren.
  • vorbeugende Maßnahmen: Um einer Intercostalneuralgie vorzubeugen, sollten eine gute Haltung, regelmäßige Bewegung und Übungen, ergonomisches Arbeiten und Impfungen gegen Herpes Zoster berücksichtigt werden.

Was ist die Intercostalneuralgie?

Bei der Intercostalneuralgie handelt es sich um eine Art von Nervenschmerzen. Sie äußern sich durch Schmerzen und Beschwerden entlang der Intercostalnerven. Diese Nerven, die sich zwischen den Rippen entlang der Brustwand erstrecken und daher namensgebend für die Erkrankung sind, können durch verschiedene Erkrankungen beeinträchtigt werden. Das kann zu intensiven Nervenschmerzen führen. Typische Symptome sind stechende oder brennende Schmerzen, die sich beim Husten oder tiefen Atmen verschlimmern können. 

Intercostalneuralgie: Welche Symptome können auftreten?

Die Symptome der Intercostalneuralgie können umfassen:

  • ring- oder gürtelförmige Schmerzen im Bereich der Rippen, der Brust und/oder des oberen Bauches
  • stechender, ziehender, brennender oder dumpfer Schmerz, der immer wiederkehrend oder konstant vorhanden sein kann
  • Atembeschwerden und eingeschränkte Atmung, da beim tiefen Einatmen die Schmerzen schlimmer werden können
  • Taubheitsgefühle und Kribbeln, insbesondere entlang der betroffenen Nervenbahnen
  • verstärkte Schmerzen durch körperliche Aktivitäten oder unerwartete Bewegungen wie Drehungen des Oberkörpers, Springen, Husten oder Niesen
  • normale Berührungen können bereits als schmerzhaft empfunden werden (Allodynie)
  • verstärkte Schmerzreaktion (Hyperalgesie) auf Reize, die normalerweise schmerzhaft sind, oft begleitet von einem stechenden oder brennenden Gefühl
  • unfreiwillige Muskelzuckungen
  • Schonhaltungen

Intercostalneuralgie: Was sind mögliche Ursachen?

Die Ursachen der Intercostalneuralgie sind vielfältig und oft komplex, wobei jede auf unterschiedliche Weise die Nerven zwischen den Rippen beeinflusst. Oft ist etwa eine mechanische Schädigung der Nerven ursächlich. Mögliche Auslöser sind zum Beispiel: 

Wirbelsäulenerkrankungen

  • Entzündungen der Wirbel (Spondylitis ankylosans)
  • Osteochondrose (abnutzungsbedingte Veränderungen der Wirbelsäule)
  • Wirbelsäulentumoren (Wachstum im Bereich der Wirbelsäule, das auf die Nervenwurzeln drücken kann​​​​​​)

Infektionen:

  • Gürtelrose (Herpes Zoster): Eine Viruserkrankung, die eine Entzündung der Nerven verursacht. Häufig sind die Intercostalnerven betroffen. Dies kann auch eine sogenannte postherpetische Neuralgie nach sich ziehen, bei der die Schmerzen nach dem Abklingen des Ausschlags fortbestehen.
  • andere infektiöse Erkrankungen: Dazu zählt etwa Tuberkulose, die ebenfalls zu einer Entzündung der Intercostalnerven führen kann.

Chirurgische Eingriffe und Traumata:

  • Postthorakotomie-Syndrom: Anhaltende Schmerzen nach einer Operation am Brustkorb, etwa am Herzen, bei der die Brustwand geöffnet wurde (Thorakotomie).
  • Operationen: Zum Beispiel kann eine Brustentfernung (Mastektomie) oder das Einsetzen von Brustdrainagen Nervenschäden verursachen.
  • traumatische Verletzungen: Unfälle können zu direkten Schäden an den Nerven führen.

Weitere Ursachen einer Intercostalneuralgie sind: 

  • Rippenbrüche, bei denen Teile des gebrochenen Knochens Druck auf die Nerven ausüben.
  • Tumoren im Bereich der Lunge oder des Rückenmarks können auf die Nerven drücken.
  • Darüber hinaus kann eine späte Form der Syphilis (Tabes dorsalis), die das Nervensystem betrifft, ebenfalls die Nerven beeinträchtigen.

Intercostalneuralgie: Wie erfolgt die Behandlung?

Je nach der zugrunde liegenden Ursache kommen zur Behandlung einer Intercostalneuralgie verschiedene Maßnahmen zum Einsatz:

  • nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Die Behandlung der Intercostalneuralgie beginnt oft mit der Verwendung von Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Diclofenac. Sie können Schmerzen lindern und gleichzeitig Entzündungen bekämpfen. 

  • Muskelrelaxantien: In einigen Fällen sind sogenannte Muskelrelaxantien notwendig, welche die Muskeln entspannen und so Muskelverhärtungen lösen. Bei extremen Schmerzen kann die*der Ärzin*Arzt auch stärkere Schmerzmittel, wie zum Beispiel Opioide, verschreiben, die direkt auf das zentrale Nervensystem wirken.

  • Lokalanästhesie: Eine Lokalanästhesie kann in Erwägung gezogen werden, um eine vorübergehende Schmerzlinderung zu erreichen. Dabei handelt es sich um eine örtliche Betäubung, bei der ein Betäubungsmittel in den schmerzenden Bereich mit einer Spritze injiziert wird, um Schmerzfreiheit zu erreichen.

  • Virostatika: Wenn die Intercostalneuralgie durch eine Grunderkrankung wie zum Beispiel Gürtelrose verursacht wird, können antivirale Medikamente verschrieben werden.

  • Physiotherapie: Mitunter kann auch Physiotherapie Linderung erzielen, indem Übungen erlernt werden, die den schmerzenden Bereich entlasten. Zusätzlich kann ein spezieller Klebeverband eine wirksame Methode sein, um die Schmerzminderung zu erzielen.

Es können ebenfalls alternative Methoden wie Akupunktur oder Entspannungstechniken eine wichtige Rolle in der Therapie spielen, insbesondere bei der Linderung von chronischen Schmerzen und der Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens.

Wie wird die Intercostalneuralgie diagnostiziert?

Die Diagnose der Intercostalneuralgie beginnt in der Regel mit einer gründlichen körperlichen Untersuchung. Dabei werden die Art, Lokalisation und Intensität der Schmerzen sowie mögliche auslösende Faktoren erörtert. Besonders wichtig ist hierbei die Unterscheidung von anderen Schmerzursachen.

Eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit im Bereich der Intercostalnerven kann auf eine Intercostalneuralgie hinweisen. Zusätzlich können spezielle bildgebende Verfahren wie

  • Röntgen,
  • eine Computertomographie (CT) oder
  • eine Magnetresonanztomographie (MRT)

angeordnet werden. Dabei können strukturelle Probleme identifiziert und andere mögliche Ursachen für die Schmerzen ausgeschlossen werden.

In einigen Fällen kann eine Myelographie sinnvoll sein, um die zugrunde liegende Ursache der Schmerzen genauer zu bestimmten. Eine Myelografie ist ebenfalls ein bildgebendes Verfahren, das allerdings speziell zur Untersuchung des Wirbelkanals und Rückenmarks verwendet wird.

Der Diagnoseprozess ist entscheidend, um nicht nur die Symptome der Intercostalneuralgie zu behandeln, sondern auch mögliche zugrunde liegende Erkrankungen zu identifizieren.

Wie ist die Prognose der Intercostalneuralgie?

Die Prognose der Intercostalneuralgie ist sehr individuell und hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Die Dauer der Symptome kann variieren, daher ist eine frühzeitige Behandlung entscheidend, um eine Chronifizierung der Schmerzen zu verhindern. Diese Schmerzen sind meistens ein Symptom einer anderen Erkrankung.

Wenn diese Grundkrankheit erfolgreich behandelt wird, verbessern sich in der Regel auch die Schmerzen. Allerdings spielen Faktoren wie die Art der Grundkrankheit, der allgemeine Gesundheitszustand, der Zeitpunkt der Diagnose und der Beginn der Behandlung eine wichtige Rolle. 

Wie kann einer Intercostalneuralgie vorgebeugt werden?

Um das Risiko einer Intercostalneuralgie zu minimieren, gibt es verschiedene vorbeugende Maßnahmen, die beachtet werden können. Diese reichen von spezifischen medizinischen Strategien bis hin zu allgemeinen Gesundheitsmaßnahmen:

  • Impfung: Einer Gürtelrose, die eine mögliche Ursache für Intercostalneuralgie ist, kann durch eine Impfung vorgebeugt werden. Vor allem über 60-Jährige und Personen mit Vorerkrankungen sollten sich in der hausärztlichen Praxis über eine Impfung informieren.

  • effektive Schmerzkontrolle und Prävention: Bei Patient*innen, die sich Eingriffen am Brustkorb (thoraxchirurgisch) unterziehen, ist eine wirksame Schmerzkontrolle wichtig, um das Risiko einer postoperativen Intercostalneuralgie zu verringern. Dies kann durch eine Kombination von Schmerzmanagement-Strategien erreicht werden. Auch spezielle Nervenblockaden, bei der Medikamente direkt in die Nähe von Nerven injiziert wird, sind eine vorbeugende Möglichkeit. Sie werden oft bei chirurgischen Eingriffen verwendet, um Schmerzen in einem bestimmten Bereich des Körpers zu lindern.

  • Grunderkrankungen behandeln: Bekannte Grunderkrankungen, die nachweislich mit einer potenziellen Nervenschädigung einhergehen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, sollten aktiv überwacht und behandelt werden. 

  • Bewegung und körperliches Training: Regelmäßige Bewegung und gezieltes Training der Muskulatur am Rücken können helfen, diese zu stärken und die Wirbelsäule zu stabilisieren. Das kann das Risiko von Nervenkompressionen verringern.

  • Ergonomie im Alltag: Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes kann helfen, die Belastung der Wirbelsäule zu minimieren. Zudem sollten langanhaltende, einseitige Belastungen vermieden und auf einen regelmäßigen Positionswechsel geachtet werden.