Mann mit Bronchiektasen hustet stark.
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Bronchiektasen: Symptome, Ursachen und Lebenserwartung

Von: Monika Hortig (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 03.06.2025

Husten, zäher Auswurf und wiederkehrende Infekte: Viele Betroffene ahnen lange nicht, was wirklich hinter ihren Beschwerden steckt. Bronchiektasen sind eine oft unterschätzte, aber chronische Erkrankung der Atemwege. Dabei handelt es sich um krankhafte Erweiterungen in den Bronchien. Was genau verursacht Bronchiektasen und wie gefährlich ist die Krankheit?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um Bronchiektasen

Bronchiektasen sind nicht heilbar, da die strukturellen Veränderungen der Bronchien dauerhaft bestehen bleiben. Mit konsequenter Behandlung lassen sich die Beschwerden jedoch lindern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.

Bronchiektasen können gefährlich werden, wenn sie unbehandelt bleiben und häufig wiederkehrende Infektionen, starke Atemnot oder blutiger Auswurf auftreten. Durch eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie lässt sich das Risiko schwerer Komplikationen jedoch senken.

Schmerzen sind kein typisches Symptom. Es kann allerdings ein unspezifisches Druck- oder Engegefühl in der Brust entstehen, vor allem bei starkem Husten oder während eines Infektschubs. Das kann unter Umständen als schmerzhaft wahrgenommen werden. Selten können auch Reizungen des Rippenfells oder Muskelverspannungen durch chronisches Husten Schmerzen verursachen.

Was sind Bronchiektasen?

Bronchiektasen sind irreversible, also nicht rückgängig zu machende Erweiterungen der Bronchien. Genauer gesagt betrifft die Veränderung die mittelgroßen bis kleinen Atemwege, deren Wände geschädigt sind.

Durch chronische oder wiederholte Entzündungen verliert das Lungengewebe an Elastizität, wodurch sich die Bronchien dauerhaft ausdehnen. In der Folge wird die normale Schleimhaut zerstört, die Wand verdickt sich und die Flimmerhärchen (winzige Härchen, die normalerweise Schleim und Fremdstoffe abtransportieren) funktionieren nur noch eingeschränkt.

Typisch ist eine sackförmige oder zylinderförmige Ausweitung der Bronchien, die sich in bildgebenden Untersuchungsverfahren deutlich zeigt. In den erweiterten Bereichen staut sich Sekret, was ein idealer Nährboden für Bakterien ist. Das wiederum fördert Infektionen und weitere Schädigungen der Bronchien.

Der Begriff Bronchiektasie bezeichnet die krankhafte Erweiterung eines einzelnen Bronchialabschnitts, während Bronchiektasen die Mehrzahl ist und für das gesamte Krankheitsbild steht. Dabei sind meist mehrere Bronchien betroffen.

Bronchiektasen: Symptome bei Erweiterung der Bronchien

Das Leitsymptom von Bronchiektasen ist ein anhaltender Husten mit Auswurf, der in der Regel von weiteren Beschwerden begleitet wird.

Typische Symptome bei Bronchiektasen sind beispielsweise:

  • starker Husten mit Schleim, der meist zäh sowie eitrig ist und sich nur schwer abhusten lässt  
  • wiederkehrende Atemwegsinfekte, oft mit Fieber
  • Kurzatmigkeit, besonders bei körperlicher Belastung
  • Gefühl von Druck oder Enge in der Brust
  • in schweren Fällen: blutiger Auswurf (Hämoptysen)
  • bei längerem Verlauf: Erschöpfung, Gewichtsverlust, eventuell Nachtschweiß

Die Symptome entwickeln sich oft schleichend. Manche Betroffene leben jahrelang mit unklaren Beschwerden, bis die Diagnose gestellt wird. Häufig wird die Erkrankung zunächst mit chronischer Bronchitis oder Asthma bronchiale verwechselt.

Bronchiektasen: Ursache ist Schädigung der Bronchien

Bronchiektasen entstehen, wenn die Wände der Bronchien dauerhaft geschädigt werden. Diese Schädigung führt dazu, dass die Bronchien ihre Elastizität verlieren und sich krankhaft erweitern. Dahinter steckt meist eine chronische oder wiederholte Entzündung der Atemwege – oft in Kombination mit eingeschränkter Schleimreinigung. 

Die Erweiterung der Bronchien läuft häufig nach einem ähnlichen Muster ab: Eine Infektion oder andere Schädigung führt zu einer Entzündung, die wiederum die Bronchialwand angreift. Die Reinigungsfunktion der Flimmerhärchen versagt und der Schleim staut sich, was neue Infektionen begünstigt. Es entsteht ein Teufelskreis, der die Bronchien immer weiter schädigt.

Gut zu wissen: Die meisten Ursachen sind im Verlauf des Lebens erworben und nur wenige angeboren. Bei rund einem Drittel der Betroffenen lässt sich keine Ursache für die Entstehung finden (idiopathisch).

Erweiterung der Bronchien: Erworbene Ursachen

Diese entstehen im Laufe des Lebens, meist durch Entzündungen, Reizstoffe oder andere Grunderkrankungen.

Mögliche Ursachen sind beispielsweise:

  • schwere oder wiederholte Infektionen in der Kindheit oder im Erwachsenenalter (z. B. durch Keuchhusten, Tuberkulose, Lungenentzündung, chronische Bronchitis)
  • chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Asthma bronchiale
  • Immundefekte, bei denen die Abwehr geschwächt ist
  • Verengungen oder Blockaden der Bronchien, etwa durch eingeatmete Fremdkörper oder Tumoren
  • Autoimmunerkrankungen, z. B. rheumatoide Arthritis oder Morbus Wegener
  • Luftverschmutzung, Rauchen oder wiederholte Aspiration (Einatmen von Nahrung oder Flüssigkeit z. B. bei Schluckstörungen)  

Angeborene Ursachen von Bronchiektasen

Angeborene Ursachen beruhen meist auf genetischen Defekten, welche die Lunge von Geburt an beeinträchtigen. 

Angeborene Auslöser sind beispielsweise: 

  • zystische Fibrose (Mukoviszidose) mit gestörter Schleimproduktion
  • Kartagener-Syndrom, eingeschränkte Funktion der Flimmerhärchen
  • Antitrypsin-Mangel-Syndrome (z. B. Alpha-1-Antitrypsinmangel) mit einem Mangel an schützenden Eiweißen im Sekret der Atemwege
  • Fehlbildungen der Atemwege

Diagnose: Wie werden Bronchiektasen diagnostiziert?

Bronchiektasen werden anhand typischer Symptome, bildgebenden Verfahren und weiteren Untersuchungen diagnostiziert. 

Die wichtigsten Schritte der Diagnostik sind:

  • Anamnese (Gespräch): Das ärztliche Fachpersonal fragt nach Beschwerden wie chronischem Husten, Auswurf, früheren Infekten, Vorerkrankungen oder familiären Belastungen.

  • körperliche Untersuchung: Beim Abhören der Lunge sind manchmal feinblasige Rasselgeräusche zu hören, besonders nach dem Husten.

  • High-Resolution-Computertomographie (HRCT): Mithilfe der HRCT der Lunge können die typischen sack- oder zylinderförmigen Erweiterungen der Bronchien besonders genau dargestellt werden.

  • Lungenfunktionsprüfung: Damit lässt sich überprüfen, wie stark die Atmung eingeschränkt ist. Oft liegt eine obstruktive Ventilationsstörung vor, also eine Behinderung des Luftstroms durch verengte oder kollabierte Atemwege.

  • Sputumuntersuchung: Das abgehustete Bronchialsekret (Sputum) wird im Labor auf Bakterien oder Pilze untersucht.

  • Blutuntersuchung: Sie dient zum Nachweis von Entzündungszeichen oder zum Auffinden möglicher Grunderkrankungen.

  • Bronchoskopie (Spiegelung der Bronchien): Diese Untersuchung kommt nur in speziellen Fällen zum Einsatz, z. B. bei Verdacht auf Fremdkörper, einen Tumor oder zur Probenentnahme.

Je nach Verdacht können weitere Tests folgen, etwa auf Mukoviszidose, Autoimmunerkrankungen oder seltene genetische Syndrome. 

Bronchiektasen: Welche Behandlung hilft?

Die Behandlung von Bronchiektasen zielt darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu vermeiden und die Symptome zu lindern. Konkret bedeutet das, Infektionen zu vermeiden, Schleim zu lösen und die Entzündungen zu kontrollieren. Eine Heilung ist nicht möglich, aber mit der richtigen Therapie lässt sich die Erkrankung gut kontrollieren und die Lebensqualität verbessern. Wenn eine Ursache wie Mukoviszidose, ein Immundefekt oder eine Autoimmunerkrankung vorliegt, muss diese gezielt behandelt werden.

Wichtige Säulen der Therapie von Bronchiektasen:

  • Atemtherapie und Sekretmobilisation: Der Schleim muss regelmäßig aus den Bronchien entfernt werden, um Infektionen zu verhindern. Das lässt sich durch die tägliche Atemphysiotherapie, z. B. mit PEP-Systemen erreichen. PEP ist eine Atemtherapie-Technik, bei der Betroffene gegen einen leichten Widerstand ausatmen. Dieser erzeugt einen sanften Druck, der dabei unterstützt, die Atemwege offenzuhalten und den Schleim zu mobilisieren. 

  • Inhalationen: Außerdem empfiehlt es sich, eine schleimlösende Kochsalzlösung zu inhalieren, um den Schleim in den Atemwegen zu verflüssigen.

  • Antibiotika bei Infektionen: Bei akuten Krankheitsschüben mit eitrigem Auswurf und Fieber sind manchmal Antibiotika nötig. Bei häufigen Infekten kann auch eine Dauer- oder Intervalltherapie mit Antibiotika infrage kommen.

  • Entzündungshemmung: In manchen Fällen wird Kortison zum Inhalieren eingesetzt, besonders wenn zusätzlich eine Entzündung der kleinen Atemwege oder Asthma besteht.

  • Impfungen: Wichtig sind die Impfungen gegen Pneumokokken, Grippe und Keuchhusten, um Infektionen vorzubeugen.

  • chirurgischer Eingriff (selten): Nur bei lokal begrenzten, schweren Formen kann eine operative Entfernung des betroffenen Lungenabschnitts sinnvoll sein. Das ist z. B. dann der Fall, wenn eine einzelne Bronchiektasie immer wieder blutet oder infiziert ist. 

  • Langzeitbetreuung und Kontrolle: Regelmäßige Lungenfunktionstests, Bildgebung und mikrobiologische Kontrollen helfen, den Verlauf zu überwachen und die Therapie anzupassen.

Die Behandlung ist oft langwierig und erfordert eine aktive Mitarbeit der Betroffenen, vor allem bei der täglichen Schleimlösung. Mit konsequenter Therapie lässt sich die Erkrankung aber für gewöhnlich gut in den Griff bekommen.

Prognose bei Bronchiektasen: Wie ist die Lebenserwartung?

Die Lebenserwartung bei Bronchiektasen hängt von der Ursache, dem Schweregrad und der Behandlung ab. Es gibt also keine allgemeingültige Prognose.

Viele Menschen mit leichten Erkrankungsformen haben eine nahezu normale Lebenserwartung. Voraussetzung ist eine konsequente Therapie, insbesondere die tägliche Schleimlösung und die rechtzeitige Behandlung von Infekten.

Kommt es zu häufigen Infekten, anhaltendem Sauerstoffmangel oder bestehen weitere chronische Krankheiten (z. B. COPD, Mukoviszidose, Immundefekte), ist die Prognose ungünstiger. Die Lebenserwartung kann reduziert sein, vor allem, wenn keine ausreichende Therapie erfolgt.

Darüber hinaus gibt es einige Einflussfaktoren, welche die Lebenserwartung negativ beeinflussen können. Dazu zählen beispielsweise:

  • Häufigkeit und Schwere der Atemwegsinfekte
  • Funktion der Lunge (gemessen in Lungenfunktionstests)
  • Art des Erregers im Schleim (z. B. Pseudomonas aeruginosa gilt als Risikofaktor)
  • Allgemeinzustand, Ernährung, körperliche Aktivität
  • Vorliegen von Grunderkrankungen

Bronchiektasen sind keine akute, lebensbedrohliche Erkrankung, aber sie können den Körper auf Dauer belasten. Wer sich an die Therapie hält, regelmäßig zur Kontrolle geht und aktiv mitarbeitet, hat oft selbst bei einer fortgeschrittenen Erkrankung eine günstige Prognose.