EIn Mann schneidet ohne Atemschutz einen Stein und ist in eine Staubwolke gehüllt.
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Silikose (Quarzstaublunge)

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022 - 13:27 Uhr

Silikose gehört zu den Staublungenerkrankungen. Sie entsteht durch das Einatmen von bestimmten Stäuben, die so fein sind, dass sie bis in die kleinsten Verzweigungen der Lunge vordringen: die Lungenbläschen (Alveolen). Lesen Sie, welche Folgen das hat und was dagegen helfen kann.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Silikose (Quarzstaublunge)

Eine Staublungenerkrankung – fachsprachlich Pneumokoniose genannt – ist oft berufsbedingt. Die Staublunge zählt sogar zu den häufigsten gesetzlich anerkannten und entschädigungs­pflichtigen Berufskrankheiten. Ein der ältesten ist die Silikose: Sie war schon Hippokrates bekannt, dem berühmtesten Arzt der Antike.

Auslöser der Silikose sind feine Staubteilchen, die kristalline Kieselsäure (bzw. Siliziumdioxid, SiO2) enthalten – hauptsächlich Quarz. Darum spricht man auch von der Quarzstaublungen­erkrankung oder einfach Quarzstaublunge.

Quarz kennt jeder: Das Mineral ist der Hauptbestandteil von Sand. Aus reinem Quarz gebildete Kristalle sind als Bergkristall bekannt. Dass feiner Quarzstaub zu Silikose führen kann, hat mehrere Ursachen:

  • Der Körper kann eingeatmete mineralische Staubteilchen wie Quarz weder abbauen noch abtransportieren.
  • Quarz zählt entsprechend seiner Hauptwirkung zu den narbenbildenden (fibrogenen) Stäuben.

Eingeatmete Quarzstaubteilchen lagern sich also ungehindert in der Lunge ab. Als Reaktion darauf verändert sich das Lungengewebe: Sein Bindegewebe vermehrt sich und vernarbt schließlich. Dieser Vorgang heißt Fibrosierung.

Weil die körpereigene Abwehr den Quarzstaub nicht mehr aus den Lungen entfernen kann, läuft die Fibrosierung immer weiter – auch wenn die Staubbelastung nicht mehr vorhanden ist. Die Silikose ist also gekennzeichnet durch eine fortschreitende Lungenfibrose mit eingeschränkter Lungenfunktion.

Wer hat ein erhöhtes Risiko für Silikose?

Quarzstaubteilchen gelangen in die Atemluft, wenn sie durch mechanische Prozesse (wie Schleifen oder Abstrahlen), durch Aufwirbelung oder bei Verbrennungsvorgängen freigesetzt werden. Ein erhöhtes Risiko für Silikose besteht zum Beispiel

  • im Steinkohlen- und Erzbergbau,
  • in der Steinbruch-, Keramik- und Glasindustrie,
  • in der Stahl- und Eisenindustrie,
  • in Gießereien,
  • im Tunnel- und Stollenbau,
  • bei der Steinbearbeitung,
  • bei der Bearbeitung von quarzhaltigen Werkstoffen (z. B. in Dentallaboren) sowie
  • in der chemischen Industrie.

Dabei kann die Quarzstaubbelastung jedoch sehr unterschiedlich sein. Allgemein ist das Risiko für die Entstehung einer Silikose umso größer,

  • je mehr Staub die Atemluft enthält,
  • je größer der Anteil der Staubteilchen ist, die bis in die Lungenbläschen vordringen können,
  • je höher der Gehalt an kristalliner Kieselsäure im Staub ist und
  • je länger die Staubbelastung andauert.

Silikose: Symptome & Verlauf

Bei einer Silikose treten folgende Symptome auf:

Der Verlauf von Silikose ist meist chronisch: Dann dauert es nach der ersten Belastung mit Quarzstaub 10 bis 30 Jahre, bis sich die Silikose durch Symptome bemerkbar macht. Zu diesem Zeitpunkt kann die ursächliche Staubbelastung schon längst beendet sein.

Zudem beginnt die chronische Silikose schleichend. Ihre Symptome entwickeln sich nur langsam und sind auch wenig kennzeichnend. Typische Anzeichen, die frühzeitig auf eine Quarzstaublunge hinweisen könnten, gibt es nicht.

Je nachdem, wie stark die Lunge durch Quarzstaub belastet ist, kann eine Silikose auch untypisch verlaufen:

  • Bei einer recht hohen Quarzstaubbelastung können schon nach 4 bis 9 Jahren erste Symptome einer Quarzstaublunge auftreten. Diese Verlaufsform heißt beschleunigte bzw. akzelerierte Silikose. Sie ist mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen und schwerer fortschreitender Lungenfibrose verbunden.
  • Wenn besonders große Mengen an Quarzstaub in die Lungenbläschen gelangen, kann sich die Staublunge schon nach wenigen Wochen bis 2 Jahren bemerkbar machen. Diese Verlaufsform – akute Silikose genannt – ist sehr selten. In Deutschland kommt sie gar nicht mehr vor.

Komplikationen

Im Verlauf einer Silikose kann sich als Komplikation zusätzlich eine Tuberkulose entwickeln. Die Symptome einer solchen Silikotuberkulose unterscheiden sich meist kaum von denen einer reinen Quarzstaublunge.

Wer Silikose hat, scheint auch anfälliger für Gelenkrheuma (bzw. rheumatoide Arthritis) zu sein. Wenn Quarzstaublunge und rheumatoide Arthritis gleichzeitig auftreten, spricht man von Silikoarthritis oder Caplan-Syndrom. Auf einem Röntgenbild des Brustkorbs sind dann – neben den für Silikose typischen Veränderungen – Rheumaknoten zu erkennen.

Außerdem haben Menschen mit Silikose ein leicht erhöhtes Risiko für die Entstehung von Lungenkrebs.

Silikose: Diagnose

Um eine Silikose zu diagnostizieren, ist eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs nötig. Auf dem Röntgenbild sind Veränderungen im Lungengewebe erkennbar, die für eine Quarzstaublunge typisch sind: zum Beispiel rundliche Flecken oder auch Verkalkungen.

Nach langjähriger Belastung mit Quarzstaub kann eine Silikose auch mit einer schweren fortschreitenden Lungenfibrose verbunden sein. Diese zeigt sich auf dem Röntgenbild durch eine großflächige und gleichförmige Verschattung mit strahligen Ausläufern.

Die meisten anderen möglichen Komplikationen der Silikose – wie zum Beispiel Tuberkulose oder Lungenkrebs – sind ebenfalls mithilfe der Röntgenuntersuchung nachweisbar.

Neben dem Röntgen ist bei Silikose eine Lungenfunktionsdiagnostik wichtig. Bei der Untersuchung der Lungenfunktion (Spirometrie) misst man die ein- und ausgeatmete Luftmenge sowie die Geschwindigkeit der ausgeatmeten Luft. Das Ergebnis zeigt, ob die Lungenfunktion schon durch die Quarzstaublunge vermindert ist.

Meist ist bei einer Silikose auch die Sauerstoffaufnahme verringert. Ob das so ist, lässt sich durch eine Blutgasanalyse prüfen: Dabei misst man den Gehalt an Sauerstoff und Kohlendioxid sowie den pH-Wert des Blutes.

Silikose: Therapie & Vorbeugen

Silikose ist nicht heilbar: Eine Therapie kann weder das Fortschreiten der Lungenfibrose stoppen noch die schon vorhandenen Lungenveränderungen rückgängig machen.

Es gibt jedoch verschiedene Maßnahmen, mit denen Betroffene möglichen schwerwiegenden Folgen von Silikose vorbeugen oder diese zumindest jahrelang hinauszögern können.

Dazu gehört zum Beispiel, aufs Rauchen zu verzichten. Denn Zigarettenkonsum wirkt sich bei Menschen, deren Atemluft mit Staub belastet ist, besonders ungünstig aus: Beim Rauchen gelangen viele Schadstoffe (z. B. krebserregende Stoffe) in die Lungen und verursachen dort zusätzliche starke Schäden. Das beschleunigt den Verlauf von Silikose und erhöht das Risiko für Lungenkrebs.

Weitere wichtige Tipps, mit denen man Silikose und anderen Staublungenerkrankungen vorbeugen kann, lauten:

  • das Einatmen von Stäuben im Beruf und privat (z. B. bei Heimwerkertätigkeiten) nach Möglichkeit meiden
  • bei beruflicher Staubbelastung die gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsschutzmaßnahmen konsequent einhalten
  • regelmäßig an arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen