Eine Person füllt eine Trinkflasche am Wasserhahn mit Trinkwasser.
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Legionellen-Infektion (Legionärskrankheit): Symptome, Ursachen & Behandlung

Von: Onmeda-Redaktion, Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 19.10.2022

Legionellen sind im Wasser lebende Bakterien. Sie werden über die Atemluft aufgenommen und können zu einer schweren Lungenentzündung führen, auch Legionärskrankheit genannt. Vor allem in der Urlaubs- und Reisezeit häufen sich die Infektionszahlen. Lesen Sie hier, welche Symptome typisch sind und wie Sie sich schützen können.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Legionellen-Infektion: Überblick

Auslöser einer Legionärskrankheit sind Bakterien der Art Legionella pneumophila, die in Süßwasser vorkommen und sich bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius vermehren.

Erkrankungen durch Legionellen kommen weltweit vor und treten sporadisch oder im Rahmen von Ausbrüchen auf – vor allem in den Sommer- und Herbstmonaten. Eine Legionellen-Infektion wird nicht immer direkt als solche erkannt und deswegen oft erst spät behandelt.

Legionellen können verschiedene Erkrankungen auslösen. Neben der Legionärskrankheit (sog. Legionellen-Pneumonie), die mit einer Lungenentzündung einhergeht, können die Bakterien auch das Pontiac-Fieber auslösen. Dabei handelt es sich um eine mildere Form ohne Lungenentzündung.

Die Legionärskrankheit äußert sich anfangs durch eher allgemeine Symptome, wie

Wenige Stunden später kommen folgende Symptome hinzu:

Das sogenannte Pontiac-Fieber verläuft milder als die Legionärskrankheit. Bei dieser Form der Legionellen-Erkrankung treten eher grippeartige Beschwerden auf. Mögliche Symptome sind:

  • Kopfschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • Schmerzen in der Brust
  • trockener Husten

Daneben kann eine Legionellen-Infektion jedoch auch unbemerkt, also ohne Symptome verlaufen.

Ein Verdacht auf eine Legionellen-Infektion ergibt sich meist aus den Symptomen und Zusatzinformationen – zum Beispiel, ob der*die Patient*in zuvor verreist war und in Hotels übernachtet hat. Eine sichere Diagnose lässt sich jedoch erst durch den direkten Nachweis des Erregers stellen.

Die Legionärskrankheit kann bei rechtzeitiger Diagnose gut mit Antibiotika behandeltwerden und nimmt dann meist einen guten Verlauf. Die Erkrankung kann jedoch auch lebensbedrohlichen verlaufen. Das Risiko für eine ungünstige Prognose steigt, wenn der allgemeine Gesundheitszustand des*der Betroffenen zum Zeitpunkt der Infektion geschwächt ist.

Das Pontiac-Fieber erfordert keine Behandlung mit Antibiotika. Es heilt in der Regel von selbst aus und hat eine sehr gute Prognose – Todesfälle sind nicht bekannt.

Was ist eine Legionellen-Infektion?

Eine Legionellen-Infektion (Fachausdruck: Legionellose) ist eine Erkrankung der Lunge, die durch die Bakterienart Legionelle pneumophila ausgelöst wird. Mediziner*innen unterscheiden dabei zwei Krankheitsbilder:

  • Legionärskrankheit: verläuft mit Lungenentzündung und wird deshalb auch Legionellen-Pneumonie genannt
  • Pontiac-Fieber: verläuft ohne Lungenentzündung

Wie kamen Legionärskrankheit und Pontiac-Fieber zu ihren Namen?

Die Bezeichnung Legionärskrankheit geht auf ein Treffen von US-amerikanischen Kriegsveteranen zurück beziehungsweise genaugenommen auf den Namen der Veteranenorganisation: "American Legion". Beim Jahrestreffen in einem Hotel in Philadelphia (USA) im Jahr 1976 erkrankten 221 von 4.400 Männern an einer schweren Infektion mit Husten, Atembeschwerden und hohem Fieber. Die Ärzte diagnostizierten eine Lungenentzündung und behandelten die Erkrankten mit Penicillin. Dennoch starben 34 Männer. Erst später wurde der eigentliche Erreger der Erkrankung nachgewiesen und erhielt den Gattungsnamen Legionella. Inzwischen weiß man, dass Penicillin gegen die Bakterienart Legionella pneumophila nicht wirkt.

Das Pontiac-Fieber verdankt seinen Namen der Stadt Pontiac im US-Bundesstaat Michigan. Dort brach die Erkrankung 1968 aus und wurde erstmals als solche beschrieben. Dass der auslösende Erreger ebenfalls die Bakterienart Legionella pneumophila war, stellte sich jedoch erst später heraus.

Meldepflicht

Laut Infektionsschutzgesetz ist in Deutschland der direkte oder indirekte Nachweis einer Legionellen-Infektion seit 2001 meldepflichtig.

Häufigkeit

Infektionen mit Legionellen treten weltweit vereinzelt oder im Rahmen von größeren Ausbrüchen auf, vor allem in den Sommer- und Herbstmonaten. Erkrankungen durch Legionellen werden jedoch oft nicht sofort als solche erkannt und deswegen häufig erst spät behandelt. Schätzungen zufolge sollen etwa 15 Prozent aller Lungenentzündungen durch Legionellen verursacht sein.

Seit die Legionellen-Infektion meldepflichtig ist, steigt die Fallzahl mit jedem Jahr. So wurden 2011 in Deutschland 639 Fälle gemeldet, 2015 waren es bereits 880. Inzwischen kommt Deutschland Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge auf eine Meldeinzidenz von 1,7 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Das entspricht rund 1.422 Fällen. Damit liegt Deutschland leicht unter dem derzeitigen europäischen Durchschnitt von 1,8 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Allerdings geht man von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus, da eine Lungenentzündung nicht immer mit Legionellen als Ursache in Verbindung gebracht wird.

Covid-19: Zahlen werden aufgrund von Corona weiter steigen

In den Reisemonaten sind die Infektionszahlen von gemeldeten Legionellosen in der Regel höher. Denn Legionellen kommen vor allem in Touristenunterkünften, Hotels und Kreuzfahrtschiffen vor. Das liegt daran, dass diese Betriebe nicht das ganze Jahr über in Benutzung sind und die Wasserleitungen entsprechend schlecht gewartet oder veraltet sind.

Zwar sank die Zahl der Legionellosen mit Beginn der Corona-Pandemie aufgrund des nachlassenden Tourismus und den Schließungen von Schwimmbädern sowie Sport- und Ferienanlagen erst einmal. Gerade in diesem Zeitraum wurden die entsprechenden Wasserleitungen noch seltener genutzt. Nun, da das Reisen wieder möglich ist, rechnen Expert*innen wieder mit steigenden Infektionszahlen von Legionellenerkrankungen.

Was kommt es zu einer Legionellen-Infektion?

Legionellen sind Bakterien, die in geringer Anzahl im Grundwasser vorkommen. Besonders gut vermehren sich die Keime

  • bei Temperaturen zwischen 25°C und 45°C,
  • in künstlichen Wasser- und Rohrsystemen, die über einen längeren Zeitraum nicht genutzt werden.

Im Wasser vermehren sich die Bakterien dabei selten frei, sondern in der Regel innerhalb von Amöben. Bei Temperaturen unterhalb von 20°C und über 55°C werden Legionellen in der Regel abgetötet.

Wie werden Legionellen übertragen?

Die im Wasser lebenden Bakterien gefährden die Gesundheit nicht direkt. Eine Infektion kann erst entstehen, wenn die Erreger über zerstäubtes Wasser (Aerosol) durch Einatmen in die Lunge gelangen. Typische Ansteckungsquellen sind zum Beispiel

  • Wasserhähne und Duschbrausen,
  • Schwimmeinrichtungen und Whirlpools,
  • Luftbefeuchter und Klimaanlagen,
  • Inhalationsgeräte zur Behandlung von Atemwegserkrankungen,
  • sowie Autowaschanlagen.

Dass sich ein Mensch beim Trinken infiziert, ist zwar möglich, aber unwahrscheinlich. Dazu kommt es, wenn Wasser beim Schluckvorgang über die Luftröhre in die Lunge gelangt. Von Mensch zu Mensch werden die erregerhaltigen Tröpfchen nicht übertragen.

In der Lunge vermehren sich die Legionellen in speziellen Fresszellen des Immunsystems, den Alveolarmakrophagen. Das sind Fresszellen, die in den Lungenbläschen vorkommen. Obwohl den beiden Formen der Legionellose die gleiche Ursache zugrunde liegt – nämlich eine Infektion mit Bakterien der Art Legionella pneumophila – können zwei verschiedene Krankheitsbilder entstehen: die Legionärskrankheit oder das Pontiac-Fieber.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung, beträgt

  • bei der Legionärskrankheit zwei bis zehn Tage, im Durchschnitt sechs bis sieben Tage.
  • beim Pontiac-Fieber 5 bis 66 Stunden, im Durchschnitt ein bis zwei Tage.

Risikofaktoren

Ob sich nach einer Legionellen-Infektion Symptome ausbilden, scheint vor allem davon abzuhängen, wie gut der allgemeine Gesundheitszustand des Betroffenen zum Zeitpunkt der Infektion ist. Ein höheres Erkrankungsrisiko besteht für Personengruppen, deren Immunsystem geschwächt ist. Das betrifft insbesondere

  • ältere Menschen, da im Alter das Immunsystem oft weniger fit ist.
  • Menschen mit Asthma oder COPD.
  • Menschen, bei denen eineGrunderkrankung (z. B. Diabetes mellitus, Herz- oder Lungenerkrankungen) besteht, die das Immunsystem ungünstig beeinflussen kann.
  • Menschen, derenImmunsystem mithilfe von Medikamenten unterdrückt wird, z. B. im Rahmen einer Organ- oder Knochenmarktransplantation oder während einer Krebstherapie.

Ein erhöhtes Risiko besteht auch für Menschen,

  • bei denen eine fortwährende Behandlung mit Medikamenten wie Kortison, TNF-alpha-Hemmern oder Glucocorticoide notwendig ist.
  • die übermäßig viel rauchen.
  • die übermäßig viel Alkohol trinken.

Lesetipp: Lungenödem – Wasser in der Lunge

Symptome einer Legionellen-Infektion

Je nachdem um welches der beiden Erkrankungsbilder es sich handelt, können bei einer Legionellen-Infektion (Legionellose) unterschiedliche Symptome auftreten.

Die Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie) ist eine Legionellen-Infektion mit Lungenentzündung. Sie ist eine schwerwiegende Erkrankung, die zunächst allgemeine Symptome verursacht, wie:

Wenige Stunden später zeigen sich weitere Beschwerden, wie:

Manchmal treten im Verlauf der Legionärskrankheit auch folgende Symptome auf:

Ist das Gehirn von der Legionellen-Infektion betroffen, kann das zu Zuständen von Benommenheit bis hin zu schwerer Verwirrtheit führen.

Unter dem Pontiac-Fieber versteht man dagegen eine Legionellen-Infektion ohneLungenentzündung. Im Vergleich zur Legionärskrankheit verläuft sie eher harmlos, mit grippeähnlichen Symptomen, wie

  • Kopfschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • Schmerzen in der Brust
  • trockenem Husten
  • Fieber

Vereinzelt kann es auch beim Pontiac-Fieber zu Verwirrtheitszuständen kommen.

Lesetipp: Schüttelfrost – erstes Anzeichen einer Lungenentzündung

Legionellen-Infektion: Diagnose

Je schneller eine Diagnose erfolgt, desto höher sind die Überlebenschancen der Patient*innen. Ein erster Verdacht auf Legionellen-Infektion (Legionellose) ergibt sich meist aus den Symptomen in Kombination mit Zusatzinformationen zu möglichen Infektionsquellen, zum Beispiel dem Aufenthalt in einem Hotel oder Schwimmbad.

Vor allem bei einer Lungenentzündung sollte der*die Ärzt*in in diesem Zusammenhang eine Legionärskrankheit in Betracht ziehen. Um festzustellen, ob eine Lungenentzündung vorliegt, muss die Lunge beziehungsweise der Brustkorb geröntgt werden. Alleine anhand der Symptome lässt sich diese nicht nachweisen.

Diagnose durch Antigen-Nachweis im Urin

Ob die Symptome auch mit einer Legionellen-Infektion zusammenhängen, lässt sich jedoch nur herausfinden, indem man den Erreger nachweist. Erst danach ist die Diagnose sicher. Dazu wird eine Urinprobe auf das Vorhandensein von Antigenen untersucht, die nur bei einer Infektion mit Legionellen vorkommen. Der Nachweis erfolgt mittels ELISA-Test (Enzyme-linked Immunosorbent Assay), der bereits nach 24 Stunden Aufschluss darüber geben kann, ob eine Person infiziert ist.

Auch eine Probe aus Auswurf, Rachen und Lunge kann entnommen werden. Aus dieser lässt sich der Erreger

  • mithilfe molekularbiologischer Methoden (PCR) nachweisen
  • sowie als Kultur anzüchten und mikroskopisch nachweisen.

Therapie einer Legionellen-Infektion

Bei einer Legionellen-Infektion (Legionellose) hängt die Therapie davon ab, um welches der beiden Krankheitsbilder es sich handelt.

Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie)

Im Falle einer Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie) sollte eine Therapie so früh wie möglich erfolgen – und zwar am besten schon beim ersten Verdacht. Der*die Ärzt*in verabreicht über einen Zeitraum von etwa ein bis drei Wochen Antibiotika wie Levofloxacin.

Sogenannte Makrolidantibiotika (z. B. Azithromycin, Clarithromycin) scheinen ebenfalls schnell und gut gegen die Legionärskrankheit zu wirken. Ihr Einsatz wird besonders bei Erkrankten mit einem geschwächten Immunsystem empfohlen.

Pontiac-Fieber

Das Pontiac-Fieber – also das milderen Krankheitsbild einer Legionellen-Infektion, bei dem keine Lungenentzündung auftritt – erfordert keine Behandlung mit Antibiotika. Hier genügt es in der Regel, die Beschwerden zu lindern.

Verlauf einer Legionellen-Infektion

Bei einer Legionellen-Infektion (Legionellose) kann der Krankheitsverlauf sehr verschieden sein und hängt vor allem davon ab, um welches der beiden Krankheitsbilder es sich handelt.

Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie)

Beginnt die Behandlung der Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie) rechtzeitig, nimmt sie überwiegend einen guten Verlauf. Mit angemessener Behandlung nimmt die Erkrankung nur bei einem von zehn Betroffenen einen lebensbedrohlichen Verlauf. Das Risiko für einen lebensbedrohlichen Verlauf steigt, wenn der*die Betroffene ein geschwächtes Immunsystem hat.

Pontiac-Fieber

Eine Erkrankung mit dem Pontiac-Fieber verläuft in der Regel auch ohne Behandlung gut und heilt innerhalb weniger Tage von selbst aus. Todesfälle sind bei dieser Form der Legionellen-Infektion nicht bekannt.

Wie lässt sich einer Legionellen-Infektion vorbeugen?

Der Legionärskrankheit kann man vor allem durch regelmäßige Wartung von Warmwasserversorgungssystemen vorbeugen. Besonders in Anlagen und Duschen, die länger nicht genutzt wurden, sollte das Wasser auf Temperaturen über 70 Grad erhitzt werden, da der Erreger bei diesen Temperaturen abstirbt. Warmwasseranlagen sollten regelmäßig auf Legionellen überprüft werden. Zudem sollten Wasserhähne regelmäßig betätigt und entkalkt werden, damit keine bakterienhaltige Schleimschicht entsteht.

Auch besteht die Möglichkeit, eine Legionellenschaltung einzurichten. Damit wird sichergestellt, dass das Wasser im Boiler mindestens einmal täglich eine Stunde lang eine Temperatur von 60°C erreicht.

Tipp: Zur Desinfektion von Brausen, Armaturen und Co. heißes Wasser (mind. 70°C) für etwa drei Minuten laufen lassen. Dabei verlassen Sie möglichst den Raum, um keine Aerosole einzuatmen.