Zoledronsäure

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 04.09.2014

Allgemeines

Zoledronsäure wird eingesetzt bei Patienten mit fortgeschrittenen, auf das Knochengerüst ausgedehnten Tumorerkrankungen und dadurch ausgelösten, erhöhten Calciumkonzentrationen im Blut (tumorinduzierte Hyperkalzämie).

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Kalziumkonzentration im Blut verringern
  • Komplikationen bei Knochentumoren vorbeugen
  • Krebserkrankungen behandeln
  • Knochenschwund behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Zoledronsäure im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Zoledronsäure nicht verwendet werden?

Zoledronsäure darf nicht angewandt werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Biphosphonate.

Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance unter 35 Milliliter/Minute), schweren akuten Entzündungen im Magen-Darm-Bereich, Knochenerweichung (klinisch manifeste Osteomalazie) oder einem Kalzium-Mangel im Blut darf Zoledronsäure nicht angewendet werden.

Patienten mit Nierenfunktionsstörungen und Leberschäden sollten den Wirkstoff nur nach sorgfältiger ärtzlicher Nutzen-Risiko-Abwägung anwenden. Ebenso sollten Patienten mit großen operativen Eingriffen am Kiefer beziehungsweise den Zähnen vor der Anwendung ihren Arzt befragen.

Bei Herzmuskelschwäche ist eine Überwässerung des Körpers unbedingt zu vermeiden und daher eine sorgfältige ärztliche Überwachung nortwendig.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Anwendung während der Schwangerschaft sollte unterbleiben, weil im Tierversuch bei hohen Dosen eine Schädigung des Ungeborenen nicht auszuschließen ist.

Da nicht bekannt ist, ob Zoledronsäure in die Muttermilch übergeht, sollte vor einer Behandlung mit dem Wirkstoff auf jeden Fall abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Zoledronsäure bei Kindern im Alter von einem bis 17 Jahren ist nicht erwiesen. Wegen der fehlenden Erfahrung in der Anwendung bei dieser Altersklasse darf Zoledronsäure nicht bei Kindern angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Zoledronsäure haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Zoledronsäure. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Fieber, Beschwerden am Verabreichungsort.

Häufige Nebenwirkungen:
Blut-Kalzium_Mangel, Kopfschmerz, Schwindelgefühl, Augenrötung, Vorhofflimmern, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Knochenschmerz, Rückenschmerz, Armschmerz, Beinschmerz, Grippe-ähnliche Beschwerden, Schüttelfrost, Müdigkeit, Schwäche, Schmerz, Unwohlsein, Reaktion an der Infusionsstelle, Entzündungsmarker (C-reaktives Protein) im Blut erhöht.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Grippe, Nasen-Rachen-Entzündung, Blutarmut, Appetitlosigkeit, Appetitverminderung, Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit, nervliche Missempfindungen, Schläfrigkeit, Zittern, Ohnmacht, Geschmacksstörung, Bindehautentzündung, Augenschmerz, Schwindel, Bluthochdruck, Gesichtsrötung, Herzklopfen, Husten, Atembeschwerden, Verdauungsstörungen, Oberbauchschmerz, Sodbrennen und Speiseröhrenentzündung, Verstopfung, trockener Mund, Zahnschmerzen, Magenschleimhautentzündung, Hautausschlag, übermäßiges Schwitzen, Juckreiz, Hautrötung, Nackenschmerzen, Muskelsteife, Gelenkschwellung, Muskelkrämpfe, Schulterschmerz, Brustschmerz (nicht herzbedingt), Muskelschmerzen, Gelenksteifigkeit, Gelenksentzündung, Muskelschwäche, Blut-Kreatinin-Werterhöhung, häufiges Wasserlassen, Eiweiß im Urin, Wasseransammlungen in Armen und Beinen, Durst, Immunreaktion (Akutphaseproteine), Blut-Kalzium-Werterniedrigung.

Seltene Nebenwirkungen:
Augapfelentzündung, Lederhautentzündung, Regenbogenhautentzündung.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich seltener Fälle von Bronchialkrämpfen, Nesselsucht und Blutgefäßschwellungen und sehr seltener Fälle von allergischem Schock.

Besonderheiten:
Möglicherweise kann Zoledronsäure schwere Knochen-, Gelenk-, und/oder Muskelschmerzen mit teilweise starken Einschränkungen der Beweglichkeit auslösen. Die Beschwerden traten nach einem Tag bis zu mehreren Monaten oder gar Jahren nach Therapiebeginn auf und gingen bei den meisten Patienten nach dem Absetzen der Therapie zurück. In sehr seltenen Fällen kam es zum Zerfall von Muskelzellen (Rhabdomyolyse). Das Arzt sollte daher beim Auftreten von Schmerzen verständigt werden und muss dann entscheiden, ob die Behandlung vorübergehend oder dauerhaft abgesetzt werden muss.

Bei der einmal jährliche Infusion von 5 Milligramm Zoledronsäure wurden vermehrt Nierenfunktionsstörungen festgestellt. Besonders davon betroffen waren ältere Patienten, solche die schon nierenschädliche Wirkstoffe anwendeten, Herz-Kreislauf-Probleme, eine vorgeschädigte Niere oder Infektionen hatten. Auch ein Flüssigkeitsmangel im Körper scheint die Entwicklung von Nierenfunktionsstörungen zu begünstigen.

In den letzten Jahren sind bei einer Langzeitanwendung von Bisphosphonaten immer wieder Oberschenkelbrüche an ungewöhnlicher Stelle beobachtet worden. Bei irgendwelchen Bedenken und vor allem bei Auftreten von Schmerzen im Oberschenkelbereich sollten die Patienten daher Kontakt zu ihrem Arzt aufnehmen.

Die Anwendung des Wirkstoffes kann ein erhöhtes Risiko für Entzündungen der Regenbogenhaut (Uveitis) oder der Lederhaut (Skleritis) zur Folge haben. Treten gerötete Augen, Schmerzen und Lichtempfindlichkeit auf, sollte ein Arzt befragt werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Zoledronsäure?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Zu gegenseitigen Wirkungsverstärkungen kann es bei gleichzeitiger Gabe von Aminoglycosiden (Antibiotika) kommen.

Bei gleichzeitiger Anwendung von anderen nierenschädigenden Wirkstoffen insbesondere Thalidomid, kann das Risiko einer Nierenfunktionsstörung erhöht sein. Der Einsatz von Zoledronsäure darf dann nur mit großer ärztlicher Vorsicht erfolgen.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium oder Eisen sowie säurebindenden Mitteln (Antazida) können Störungen in der vollständigen Wirkstoffaufnahme entstehen.

Wird schon ein Präparat mit Zoledronsäure eingesetzt (beispielsweise wegen einer Krebserkrankung), darf kein weiteres angewendet werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Blutkonzentrationen von Kalzium, Phosphat und Magnesium im Blut müssen während der Behandlung mit dem Medikament ärztlich überwacht werden.
  • Besonders ältere Patienten und bei begleitender entwässernder Behandlung muss während der Therapie mit dem Medikament ausreichend getrunken werden.
  • Vor jeder Anwendung des Medikaments muss der Arzt die Nierenfunktion prüfen (Messung der Kreatinin-Clearance) und auch während der Behandlung mit dem Medikament ist eine regelmäßige ärztliche Überwachung der Nierenfunktion erforderlich.
  • Bei Auftreten von Schmerzen im Oberschenkelbereich sollte ein Arzt befragt werden.
  • Treten Rötungen, Schmerzen oder Lichtempfindlichkeit der Augen auf, ist sofort ein Arzt zu befragen.
  • Das Medikament darf Patienten nur von Ärzten mit Erfahrung bei der Anwendung von Infusionen mit Bisphosphonaten verschrieben und verabreicht werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Zoledronsäure?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Zoledronsäure enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Zoledronsäure

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Zoledronsäure. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Bisphosphonate, Osteoporose-Mittel, zu welcher der Wirkstoff Zoledronsäure gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Zoledronsäure

Zoledronsäure wird eingesetzt bei Patienten mit fortgeschrittenen, auf das Knochengerüst ausgedehnten Tumorerkrankungen und dadurch ausgelösten, erhöhten Calciumkonzentrationen im Blut (tumorinduzierte Hyperkalzämie).

Es dient einerseits der Therapie dieser speziellen Krebserkrankung und kann andererseits auch zur Vorbeugung gegen den mit ihr verbundenen Verlust an Knochenmasse angewendet werden.

Auch ganz allgemein wird Zoledronsäure bei erhöhter Knochenbrüchigkeit (Osteoporose) eingesetzt, sei sie altersbedingt oder durch eine Langzeit-Therapie mit Glukokortikoiden verursacht.

Ein weiteres Einsatzgebiet des Wirkstoffes ist die Knochenkrankheit Morbus Paget, bei der es ebenfalls zum Verlust von Knochenmasse kommt.

Zoledronsäure zählt zu den Biphosphonaten der neueren Generation und scheint nicht nur hinsichtlich des Behandlungserfolges, der Wirkstärke und Wirkdauer den älteren Wirkstoffen aus dieser Gruppe überlegen zu sein. Zoledronsäure wird ausschließlich als Infusion angewendet und hat deshalb keine schädliche Wirkung auf die Speiseröhre. Der Wirkstoff erlaubt aufgrund seiner guten Verträglichkeit für die empfohlene Dosis von vier Milligramm eine Infusionszeit von lediglich 15 Minuten.

Momentan bemüht sich eine Herstellerfirma um die europäische Zulassung ihres Zoledronsäure-Medikaments, von dem eine nur einmal jährliche Infusion ausreicht, um über den gleichen Zeitraum Schutz vor Osteoporose zu bieten.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Zoledronsäure sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Zoledronsäure

Zoledronsäure gehört zur Wirkstoffgruppe der Biphosphonate. Es ist hochwirksam und scheint nicht nur wegen seines sehr schnellen Wirkeintrittes, der Wirkungsstärke und der Wirkungsdauer anderen Bisphosphonaten überlegen.

Der Wirkstoff hat ähnliche Eigenschaften wie die Pamidronsäure, ermöglicht aber aufgrund seiner guten Verträglichkeit deutlich verkürzte Infusionszeiten.

Zoledronsäure bindet sich speziell und fest an das Knochengewebe und besitzt zusätzlich tumorabwehrende Eigenschaften, indem es dden Aufbau des Knochenmarks verändert. Des weiteren behindert der Wirkstoff die Versorgung von Krebsgewebe im Knochen, indem er das Einwachsen von Blutgefäßen hemmt und wirkt im Knochentumorgewebe stark schmerzlindernd.

Neben seiner Wirkung gegen den krebsbedingten Calcium-Überschuss im Blut bietet der Wirkstoff auch neue Chancen bei der Behandlung von Tochtergeschwüren (Metastasen) in den Knochen. Klinische Studien belegen dies für das Multiplen Myelom, Brustkrebs und Krebsformen der Bronchien wie der Prostata. Nach der kürzlich durch die Food and Drug Administration (FDA; die US-amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde, die dem United States Department of Health and Human Services unterstellt ist) erteilten Marktzulassung für diese Anwendungsgebiete, wird in naher Zukunft auch in Deutschland eine Anwendungserweiterung für Knochenmetastasen verschiedener Tumorarten erwartet.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.