Warfarin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 04.04.2013

Allgemeines

Warfarin wird zur Vorbeugung gegen und zur Therapie von Gefäßverschlusskrankheiten wie zum Beispiel Bein- und Beckenvenenthrombosen eingesetzt.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • Blutgerinnung hemmen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Warfarin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Warfarin nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei:
  • Krankheiten mit erhöhter Blutungsbereitschaft. Hierzu zählen schwere Leber- und Nierenerkrankungen oder eine allergisch bedingte Neigung zur Blutplättchenverklumpung.
  • Erkrankungen, bei denen der Verdacht auf eine bestehende Gefäßverletzung gegeben ist, wie etwa Magengeschwüre oder Schlaganfall
  • Bluthochdruck (Blutdruck über 200/105 mmHg)
  • Verletzungen und Quetschungen sowie vor und nach chirurgischen Eingriffen aller Art (auch Punktionen und Rückenmarksbetäubungen).
  • Netzhauterkrankungen des Auges mit erhöhtem Blutungsrisiko
  • Hirnarterienaussackungen, Gehirnblutungen
  • Lungentuberkulose
  • akuten Herzmuskelentzündungen, Herzbeutelentzündungen und Herzbeutelerguß, Herzinnenwandentzündung
Nur unter sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung darf Warfarin gegeben werden an Patienten mit epileptischen Anfällen, schwerer Alkoholsucht, Nierensteinen oder fehlender Therapietreue.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Warfarin darf in Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.

Ist bei einer Schwangeren eine gerinnungshemmende Behandlung unumgänglich, darf der behandelnde Arzt den Wirkstoff nur verabreichen, wenn eine lebensbedrohliche Heparinunverträglichkeit besteht. Es muss aber damit gerechnet werden, dass das Warfarin Missbildungen an dem Ungeborenen und schwere Blutungen bei der Mutter verursachen kann.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bisher wurden keine Kinder unter 14 Jahren in klinischen Studien mit Warfarin behandelt. Der Einsatz des Wirkstoffs in dieser Altersgruppe liegt im Ermessen des behandelnden Arztes.

Welche Nebenwirkungen kann Warfarin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Warfarin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Zahnfleischbluten, Blut im Urin durch vermehrte Blutungsbereitschaft.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Nasenbluten, Blutergüsse, Magen-Darm-Blutungen durch vermehrte Blutungsbereitschaft.

Seltene Nebenwirkungen:
lebensbedrohliche Blutungen wie Rückenmarksblutungen, Gehirnblutungen, Nebennierenblutungen, Herzbeutelblutungen, Brustfellhöhlenblutungen, Darmwandblutungen durch vermehrte Blutungsbereitschaft, Hautentzündungen,
Nesselsucht, vorübergehender Haarausfall, Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Durchfall), schmerzhafte blaurote Verfärbung von Füßen und Zehen (nach längerer Einnahme, verschwindet bei Beendigung der Therapie).

Sehr seltene Nebenwirkungen und Einzelfälle:
Absterben der Haut und des Unterhautfettgewebes, Leberschäden.

Besonderheiten:
Die Therapie mit Warfarin ist nicht ungefährlich, da die Dosierung des Wirkstoffes genau an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden muss und dabei nur wenig Spielraum bis zur Überdosis besteht.

Welche Wechselwirkungen zeigt Warfarin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Anwendung anderer Wirkstoffe kann die Wirkung von Warfarin verstärken oder abschwächen. Deshalb sollte bei jedem Patienten, bei dem eine zusätzliche medikamentöse Therapie begonnen oder beendet wird, die Gerinnung sorgfältig ärztlich überwacht werden. So können die Gefahren einer erhöhten Blutungsneigung beziehungsweise einer Gefäßverstopfung rechtzeitig erkannt werden. Zahlreiche Faktoren, einzeln oder zusammen, können die Warfarinwirkung beeinflussen.

Folgende Faktoren führen zu einer Wirkungsverstärkung von Warfarin:
  • Körpereigene Faktoren:
    fehlerhafte Blutzusammensetzung, Krebs, Gefäßwanderkrankungen, Herzmuskelschwäche mit Wasseransammlungen in der Lunge, Durchfall, erhöhte Temperatur, Lebererkrankungen, Infektionen, Leberentzündung, Gelbsucht, Schilddrüsenüberfunktion, schlechter Allgemeinzustand, Fettstühle, Vitamin-K-Mangel.
  • Wirkstoffgruppen und Wirkstoffe:
    die Alpha-SympathomimetikaClonidin und Monoxidin, Alkoholentwöhnungsmittel, nichtopioide Schmerzmittel, Androgene und Anabolika, Narkosemittel zur Inhalation, Antiarrhythmika, Antibiotika wie orale Aminoglykosid-Antibiotika, Cephalosporine. Makrolid-Antibiotika, verschiedene Penicilline, Chinolone, langwirksame Sulfonamide, Tetracycline, Andere Gerinnungshemmer, Antiepileptika, Mittel gegen Depressionen, Johanniskraut, Mittel gegen Malaria, Zytostatika, Mittel gegen Parasiten, Hemmer der Schilddrüsenhormone, Betablocker, Enzyme wie Bromelain, Mittel zur Auflösung von Gallensteinen, orale Antidiabetika, Diuretika, (innerliche) Mittel gegen Pilzerkrankungen (darunter auch die Imidazole), säurebindende Mittel und Mittel gegen Geschwüre in Magen und Darm, Gichtmittel, durchblutungsfördernde Mittel, lebergiftige Wirkstoffe, Insuline, Notfallmittel gegen Bluthochdruck, Schlafmittel, Mittel gegen erhöhte Blutfette, MAO-Hemmer, langwirksame opioide Schmerzmittel, Mittel zur Aktivierung des Plasminogen, Psychopharmaka, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, harnsäuretreibende Mittel, Impfstoffe, Vitamine.

    Wirkstoffgruppen und Wirkstoffe, die möglicherweise die gerinnungshemmenden Effekte verstärken und/oder jede Blutung in Magen und Darm verschlimmern, sind: nichtsteroidale Antirheumatika, Hemmer der Zusammenballung von Blutplättchen, Pyrazolone wie das Allopurinol, Salicylate wie Acetylsalicylsäure. Besonders gefährlich ist die Kombination mit Clopidogrel und Acetylsalicylsäure.
Die folgenden Faktoren, einzeln oder zusammen, sind möglicherweise für eine verminderte Gerinnungshemmung von Warfarin verantwortlich:
  • Körpereigene Faktoren:
    Wassereinlagerungen im Gewebe, ererbte Unempfindlichkeit gegen cumarinähnliche Substanzen, erhöhte Blutfette, Schilddrüsenunterfunktion, Nierenerkrankungen.
  • Wirkstoffgruppen und Wirkstoffe:
    Hemmer der körpereigenen Kortisonproduktion, säurebindende Mittel und Mittel gegen Geschwüre in Magen und Darm, angstlösende Medikamente, Antiarrhythmika, viele Antibiotika, Antiepileptika, Antidepressiva, Allergiemittel, Zytostatika, Psychopharmaka, Mittel gegen Schilddrüsenüberfunktion, Barbiturate, Diuretika, Nahrungsergänzungsmittel, innerliche Mittel gegen Pilzerkrankungen, Glukokortikoide, Schlafmittel, Mittel gegen erhöhte Blutfette, Immunologika mit unterdrückender Wirkung auf das Immunsystem, Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Schwangerschaftsverhütung, Tuberkulosemittel, Vitamine.
Außerdem sind folgende verschiedene Wechselwirkungen zu beachten:
  • Cholestyramin hemmt die Aufnahme von Warfarin in den Körper.
  • Warfarin erhöht die Blutkonzentration des Epilepsiemittels Phenytoin. Phenytoin seinerseits kann die Warfarinblutkonzentration sowohl erhöhen als auch vermindern.
  • Warfarin kann die Wirkung oraler Antidiabetika wie der Sulfonylharnstoffe und Abkömmlinge mit der Gefahr von Unterzuckerungen verstärken. Umgekehrt können einige Sulfonylharnstoffe wie Chlorpropamid und Tolbutamid die Wirkung von Warfarin verstärken, was zu Blutungen führt.
  • Alkohol verstärkt die Warfarinwirkung bei akutem Konsum. Chronischer Alkoholmissbrauch schwächt die Wirkung ab.
  • Bei einer Kombination mit dem durchblutungsfördernden MittelTiclopidin besteht die Gefahr einer Leberentzündung mit Gallenstau.
  • Bei täglich hohen Dosen Warfarin kann sich eine angeborene oder neu entstandene Warfarinunempfindlichkeit zeigen.
  • Schilddrüsenhormone und andere Medikamente mit Wirkung auf Blutbestandteile, welche die Gerinnung beeinflussen, Mangelerscheinungen durch Diät und starkes Schwitzen können die Wirkung von Warfarin sowohl verstärken als auch vermindern.
Hinweis:
Bei der Behandlung mit Warfarin kann eine Diät mit hohem Vitamin-K-Anteil die Bestimmung der Gerinnungswerte verfälschen.

Mit zunehmendem Konsum der angeblich gesundheitsfördernden Goji-Beere erhebt sich der Verdacht, dass die Frucht die Blutungsneigung bei Warfarin-Patienten fördert. Ärzte wie Patienten sollten sich der Möglichkeit einer Wechselwirkung bewusst sein und es sind Zubereitungen (Tee oder Marmelade) zu vermeiden, die Goji-Beeren enthalten.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Warfarin darf nicht bei Schwangeren eingesetzt werden.
  • Der Einsatz des Blutgerinnungshemmers ist in regelmäßigen Abständen ärztlich durch einen INR-Test zu überprüfen.
  • Bei ambulanter Therapie sollten die Patienten für den Notfall einen Behandlungsausweis bei sich tragen, in dem die individuelle Therapie aufgezeichnet ist.
  • Während der Behandlung sollte auf Produkte aus Goji-Beeren verzichtet werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Warfarin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Warfarin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Tabletten

So wirkt Warfarin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Warfarin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Blutverdünner (Antikoagulantien), Vitamin K-Antagonisten, zu welcher der Wirkstoff Warfarin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Warfarin

Warfarin wird zur Vorbeugung gegen und zur Therapie von Gefäßverschlusskrankheiten wie zum Beispiel Bein- und Beckenvenenthrombosen eingesetzt.

Es dient ferner der Langzeitbehandlung des Herzinfarktes, wenn von einem weiter erhöhten Risiko des Gefäßverschlusses ausgegangen werden muss.

Dabei muss der Arzt jedoch immer das Blutungsrisiko sorgfältig beobachten.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Warfarin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Warfarin

Warfarin gehört der Wirkstoffgruppe der Antikoagulanzien an. Dort wiederum ist es der Untergruppe der so genannten Cumarine zugeteilt. Diese chemischen Verbindungen gehen auf Naturstoffe zurück: Im Süßklee wie auch dem Waldmeisterkraut sind Cumarine enthalten.

Die gerinnungshemmende Wirkung aller Cumarine ist indirekt. Sie beruht auf der Ausschaltung des gerinnungsfördernden Effektes von Vitamin K (daher auch Vitamin K-Antagonisten genannt). Aufgrund des indirekten Effektes seiner Wirkstoff-Untergruppe hat auch Warfarin einen verzögerten Wirkeintritt. Das Wirkmaximum erreicht Warfarin erst 36 bis 72 Stunden nach der Einnahme. Bis zu diesem Zeitpunkt erhalten die Patienten meist noch zusätzlich Heparin, um eine ausreichende Gerinnungshemmung zu gewährleisten.

Die Dosierung von Warfarin ist unter ständiger Kontrolle der Gerinnungshemmung (INR-Test) vom Arzt einzustellen. Jeder Patient erhält die für ihn und sein Krankheitsbild passende Dosierung. Diese muss regelmäßig ärztlich überwacht werden, weil viele Medikamente und auch die Ernährung die Wirkung von Warfarin beeinflussen.

Bei ambulanter Therapie sollten die Patienten für den Notfall einen Behandlungsausweis bei sich tragen, in dem die individuelle Therapie aufgezeichnet ist.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.