Clopidogrel

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 04.11.2013

Allgemeines

Clopidogrel wird bei erwachsenen Patienten eingesetzt, bei denen eine Herabsetzung der Blutgerinnung (umgangssprachlich: "Verdünnung des Blutes") erwünscht ist.

Demzufolge wird die Substanz verwendet
  • innerhalb der ersten 35 Tage Tage nach einem Herzinfarkt
  • im Zeitraum von einer Woche bis maximal sechs Monate nach einem Schlaganfall aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn
  • bei Verschlüssen von Arterien und damit verbundenen Beschwerden.
In Kombination mit Acetylsalicylsäure wird Clopidogrel angewendet bei
  • akuten Durchblutungsstörungen der Herzkranzarterien (akutes Koronarsyndrom) ohne EKG-Veränderung (ST-Strecken-Hebung)
  • Patienten mit akutem Koronarsyndrom, denen ein Drahtgeflecht (Stent) zur Offenhaltung von Herzkranzgefäßen eingesetzt wurde
  • akutem Herzinfarkt mit ST-Streckenhebung
  • Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern), bei denen die Gefahr von Gefäßverschlüssen besteht und keine blutverdünnende Therapie mit Phenprocoumon oder Warfarin möglich ist.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Infarkt oder Schlaganfall vorbeugen
  • Blutgerinnung vermindern
  • Blutgerinnsel vorbeugen
  • Zusammenlagerung der Blutplättchen hemmen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Clopidogrel im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Clopidogrel nicht verwendet werden?

Clopidogrel darf nicht eingenommen werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • schweren Leberfunktionsstörungen
  • bestehenden Blutungen.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch einen Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen chemisch verwandte Substanzen wie Ticlopidin oder Prasugrel
  • erhöhtem Blutungsrisiko durch eine Verletzung (vor allem innerlich oder am Auge), einen operativen Eingriff oder anderer blutungsfördernder Erkrankungen
  • Zustand sofort nach einem Schlaganfall
  • Nierenfunktionsstörungen
  • mäßigen Leberfunktionsstörungen, wegen der erhöhten Blutungsgefahr.
Hinweis:
Vor einer Operation muss die Behandlung mit Clopidogrel beendet werden. Wegen der langen Wirkung ist dafür ein Zeitraum von sieben Tagen anzusetzen. Dem Arzt oder Zahnarzt ist die Einnahme von Clopidogrel mitzuteilen, wenn ein operativer Eingriff geplant ist oder ein neues Medikament genommen werden soll.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es gibt noch keine ausreichenden Untersuchungen darüber, ob Clopidogrel dem ungeborenen Kind Schaden zufügt. Im Tierversuch wurde bisher keine Schädigung des Ungeborenen festgestellt. Ob das Arzneimittel in die menschliche Muttermilch übergeht, ist bisher nicht bekannt. In Untersuchungen an Ratten aber wurde Clopidogrel in der Muttermilch nachgewiesen.

Daher sollte während der Schwangerschaft oder Stillzeit keine Einnahme von Clopidogrel erfolgen. Sicherheitshalber sollte während einer Behandung mit dem Wirkstoff abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird die Wirksamkeit von Clopidogrel angezweifelt. Deshalb sollte der Wirkstoff vorsichtshalber nur Erwachsenen gegeben werden und darf in dieser Altersstufe nicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Clopidogrel haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Clopidogrel. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Blutungen, Hautblutungen, Nasenbluten, Blutergüsse, blaue Flecken, Hirnblutungen, Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Bluterguss bei Injektionen oder Punktierungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Mangel an weißen Blutkörperchen, Mangel an Blutplättchen, Mangel an unreifen Blutzellen, verlängerte Blutungszeit, Gehirnblutungen (einige Fälle mit tödlichem Ausgang), Kopfschmerzen, nervliche Missempfindungen, Schwindel, Benommenheit, Augenblutungen, Übelkeit und Erbrechen, Magenschleimhautentzündung, Blähungen, Verstopfung, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, Ausschlag, Juckreiz, Blut im Urin.

Seltene Nebenwirkungen:
Mangel an Neutrophilen Blutzellen ( auch schwer), Schwindel, Blutungen hinter dem Bauchfell.

Sehr seltene und vereinzelte Nebenwirkungen:
Unterhautblutungen (thrombotisch-thrombozytopenische Purpura), Blutarmut (aplastische Anämie), Mangel an allen Blutzellen, Fehlen von Granulozyten, Mangel an Granulozyten, schwerer Mangel an Blutplättchen, (erworbene) Bluterkrankheit, Serumkrankheit, allergischer Schock, Überempfindlichkeitsreaktionen bei Überempfindlichkeit gegen Ticlopidin oder Prasugrel, Wahnvorstellungen, Verwirrtheit, Geschmacksstörungen, schwere Blutungen, Blutungen von Operationswunden, Blutgefäßentzündung, niedriger Blutdruck, Atemwegsblutungen (Bluthusten, Lungenblutungen), Bronchialkrämpfe, Lungenentzündung (interstitielle Pneumonie, eosinophile Pneumonie), Blutungen im Magen-Darm-Kanal und Bauchraum mit tödlichem Ausgang, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Dickdarmentzündung, Mundschleimhautentzündung, akutes Leberversagen, Leberentzündungen, Leberwerte außerhalb der Norm, schwere Hautreaktionen (toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme), Blutgefäßschwellung, Arzneimittel-Überempfindlichkeit, Arzneimittelausschlag, Hautrötung, Nesselsucht, Ekzem, Hautflechte (Lichen planus), Blutungen im Muskel- oder Knochenbereich, Gelenkentzündung, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Nierenerkrankung (Glomerulonephritis), Anstieg des Kreatinin im Blut, Fieber.

Besonderheiten:
Bei der Kombination mit Acetylsalicylsäure treten leichte und schwere Blutungen (besonders im Magen-Darm-Trakt) deutlich häufiger auf. Lebensbedrohliche oder gar tödliche Blutungen sowie Gehirnblutungen nehmen dagegen durch die Kombination nicht zu.

Bei der Behandlung mit Clopidogrel kann es in Einzelfällen zwei bis drei Monate nach Therapiebeginn zu ausgedehnten Blutergüssen und Einblutungen in die Muskulatur kommen. Vermutlich ist dies auf eine Verminderung der Konzentration an Blutgerinnungsfaktor VIII zurückzuführen. Treten große Blutergüsse während der Behandlung mit Clopidogrel auf, sollte der Arzt die Blutgerinnung prüfen.

In Einzelfällen kann Clopidogrel bei Patienten, die vorher keine Gerinnungsstörung hatten, eine Bluterkrankheit (Hämophilie) auslösen. Dabei werden die Gerinnungsfaktoren VIII oder IX in ihrer Aktivität gehemmt mit der Folge von starken Blutungen. In solchen Fällen ist die Therapie mit dem Wirkstoff sofort zu beenden und die Patienten müssen von einem Spezialisten behandelt werden.

Es haben sich bei der Behandlung mit Clopidogrel negative Auswirkungen auf die Leberfunktion gezeigt. Treten während der Behandlung mit dem Wirkstoff Zeichen einer Leberschädigung auf (Gewichtszunahme durch Wasseransammlung im Bauchraum, Juckreiz, Übelkeit, Verwirrtheit oder Gelbsucht) ist sofort ein Arzt zu verständigen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Clopidogrel?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Vorsichtshalber sollte Clopidogrel nicht mit anderen, die Blutgerinnung beeinflussenden Mitteln eingenommen werden. Hierzu zählen: Warfarin, Abciximab, Eptifibatid und andere Glykoprotein-IIb/IIIa-Inhibitoren, Acetylsalicylsäure, Naproxen, Heparin, Fibrinolytika und nicht-steroidale Antirheumatika. Besonders gefährlich ist die Kombination mit Acetylsalicylsäure und Vitamin-K-Antagonisten (Warfarin, Dicoumarol).

Protonenpumpenhemmer, die gegen überschießende Magensäure eingesetzt werden, hemmen im Körper den Umbau von Clopidogrel in seine aktive Wirkform. Somit kann Clopidogrel seine erwünschte Wirkung nur mangelhaft entfalten. Nach dem derzeitigen Wissensstand sollte der Arzt die Kombination von Clopidogrel und einem Protonenpumpenhemmer vermeiden. Als Ausweichmittel zur Magensäureblockade könnte beispielsweise der H2-RezeptorenblockerRanitidin (aber nicht Cimetidin!) dienen. Wenn es dennoch unumgänglich ist, einen Protonenpumpenhemmer einzusetzen, sollte der Arzt Pantoprazol wählen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Jede beobachtete Blutung muss dem behandelnden Arzt mitgeteilt werden.
  • Kommt es während der Behandlung mit dem Medikament zu Zeichen einer Leberschädigung wie Gewichtszunahme durch Wasseransammlung im Bauchraum, Juckreiz, Übelkeit, Verwirrtheit oder Gelbsucht, ist sofort ein Arzt zu verständigen.
  • Sieben Tage vor einem operativen Eingriff muss das Medikament abgesetzt werden.
  • Patienten mit Magen- oder Darmgeschwüren müssen während der Behandlung mit dem Medikament sorgfältig ärztlich überwacht werden.
  • Treten bei der Behandlung Blutarmut, nervliche Ausfallerscheinungen oder Fieber auf, ist sofort ein Arzt zu verständigen.
  • Die Kombination des Medikaments mit Protonenpumpenhemmern (zur Verminderung der Magensäureausschüttung) muss vermieden werden. Statt dessen kann der Arzt den Wirkstoff Ranitidin verordnen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Clopidogrel?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Clopidogrel enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Clopidogrel

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Clopidogrel. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Thrombozytenaggregationshemmer, zu welcher der Wirkstoff Clopidogrel gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Clopidogrel

Clopidogrel wird bei erwachsenen Patienten eingesetzt, bei denen eine Herabsetzung der Blutgerinnung (umgangssprachlich: "Verdünnung des Blutes") erwünscht ist.

Demzufolge wird die Substanz verwendet
  • innerhalb der ersten 35 Tage Tage nach einem Herzinfarkt
  • im Zeitraum von einer Woche bis maximal sechs Monate nach einem Schlaganfall aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn
  • bei Verschlüssen von Arterien und damit verbundenen Beschwerden.
In Kombination mit Acetylsalicylsäure wird Clopidogrel angewendet bei
  • akuten Durchblutungsstörungen der Herzkranzarterien (akutes Koronarsyndrom) ohne EKG-Veränderung (ST-Strecken-Hebung)
  • Patienten mit akutem Koronarsyndrom, denen ein Drahtgeflecht (Stent) zur Offenhaltung von Herzkranzgefäßen eingesetzt wurde
  • akutem Herzinfarkt mit ST-Streckenhebung
  • Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern), bei denen die Gefahr von Gefäßverschlüssen besteht und keine blutverdünnende Therapie mit Phenprocoumon oder Warfarin möglich ist.

    Zu folgenden Anwendungsgebieten von Clopidogrel sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Clopidogrel

    Der Wirkstoff Clopidogrel gehört zur Gruppe der Thrombozytenaggregationshemmer. Wie alle Wirkstoffe dieser Gruppe dient auch Clopidogrel der Herabsetzung der Blutgerinnung. Somit soll eine Blutverklumpung verhindert und Schlaganfällen sowie Herzinfarkten vorgebeugt werden.

    Wird im menschlichen Körper Gewebe verletzt, so werden dabei Zellen zerstört. Diese Zellen setzen dadurch ihren Inhalt in die Umgebung frei. Werden Zellen zerstört, die ein Blutgefäß auskleiden, wird unter anderem Adenosindiphosphat (ADP) frei. Dieses ADP kann, wenn es auf Blutplättchen (Thrombozyten) trifft, diese zur Zusammenlagerung veranlassen. Es bildet sich eine Verklumpung von Thrombozyten (man spricht von Thrombozytenaggregation), die in der Lage ist, das Loch in der Gefäßwand zu schließen. ADP gibt also einen Anstoß dazu, dass sich Blutverklumpungen bilden können.

    Es gibt Erkrankungen, bei denen eine solche Blutverklumpung eine Gefahr für den Patienten darstellt. Clopidogrel verhindert die Zusammenlagerung der Blutplättchen, indem es ADP den Angriff am Blutplättchen versperrt. Dadurch kann das ADP nicht auf die Blutplättchen wirken und die Blutgerinnung wird vermindert. Umgangssprachlich sagt man, das Blut wird "verdünnt". Die gefährlichsten Nebenwirkungen dieses Wirkstoffs sind Blutungen, die aufgrund der beeinträchtigten Blutplättchenfunktion nur schwer gestillt werden können.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.