Pitolisant

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 14.10.2016

Allgemeines

Pitolisant wird angewendet bei Erwachsenen zur Behandlung plötzlicher Schlafanfälle (Narkolepsie) mit oder ohne Muskelerschlaffung.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Histamin-Wirkung im Gehirn steigern
  • Wachzeiten tagsüber fördern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Pitolisant im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Pitolisant nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder schwerer Leberfunktionsstörung (Child Pugh-Klasse C) darf Pitolisant nicht angewendet werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei
  • psychischen Erkrankungen wie beispielsweise schweren Angststörungen oder schweren Depressionen mit Selbstmordneigung
  • Nierenfunktionsstörung
  • mittelschwerer Leberfunktionsstörung (Child Pugh-Klasse B)
  • Patienten mit säurebedingten Magenerkrankungen oder gleichzeitiger Anwendung von magenreizenden Medikamenten wie Glukokortikoiden oder nicht-steroidalen Antirheumatika
  • schwerem behandlungsbedürftigem Übergewicht oder schwerer Essensverweigerung
  • schwerer Epilepsie
  • Erkrankungen des Herzens, die gleichzeitig mit Wirkstoffen behandelt werden, die Herzrhythmusstörungen auslösen können.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Tierversuche zeigen, dass Pitolisant die Plazenta durchdringen kann. Daher darf der Wirkstoff nur bei vom Arzt festgestellter unbedingter Notwendigkeit während einer Schwangerschaft verwendet werden. Weil der Wirkstoff Pitolisant so lange im Körper verbleibt, müssen Frauen im gebärfähigen Alter während und mindestens bis zu 21 Tagen nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Allerdings können der Wirkstoff und seine Abbauprodukte die Wirkung der "Pille" abschwächen. Daher sind andere Methoden wie Kondome oder Pessare zu bevorzugen.

In Tierversuchen wurden Pitolisant und auch dessen Abbauprodukte in die Muttermilch ausgeschieden. Daher darf während der Behandlung nicht gestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Pitolisant bei Kindern und Jugendlichen im Alter bis 18 Jahren ist bisher noch nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor. Die Anwendung des Wirkstoffs liegt daher im Ermessen des behandelnden Arztes.

Welche Nebenwirkungen kann Pitolisant haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Pitolisant. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Schlaflosigkeit, Schlafstörungen, Angst, Reizbarkeit, Depression, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Schwindel, Zittern, Übelkeit und Erbrechen, Verdauungsstörung, Ermüdung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Appetitveränderung, Flüssigkeitstau im Gewebe, Aufregung, Wahnbilder, eingebildete Geräusche, Gefühlsschwankungen, unnormale Träume, Albträume, Durchschlafstörung, Einschlafstörung, vorzeitiges Erwachen, Nervosität, Anspannung, Teilnahmslosigkeit, Ruhelosigkeit, Panikattacke, Libido-Veränderung, ungewollte Bewegungen, Gleichgewichtsstörung, Muskelerschlaffung, Aufmerksamkeitsstörungen, Verstimmung, schneller Wechsel der Gefühlslage, Schläfrigkeit, Migräne, psychische Überaktivität, "unruhige Beine", Epilepsie, verlangsamte Bewegungen, nervliche Missempfindungen, verminderte Sehschärfe, Lidkrampf, Ohrensausen, zusätzliche Herzschläge, verlangsamter Herzschlag, beschleunigter Herzschlag, Blutdruckveränderung, Hitzewallung, Gähnen, Mundtrockenheit, Bauchschmerz, Durchfall, Bauchbeschwerden, Oberbauchschmerzen, Verstopfung, Magenübersäuerung, Magenschleimhautentzündung, Magen-Darm-Schmerzen, nervliche Missempfindungen im Mund, Magenbeschwerden, Hautrötung, Juckreiz, Ausschlag, vermehrtes Schwitzen, Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen, Muskelsteifigkeit, Muskelschwäche, Schmerzen der Muskeln und Knochen, Schmerz in einem Arm oder Bein, vermehrtes Wasserlassen, Zwischenblutungen, Schwäche, Brustschmerz, sich unnormal fühlen, Unwohlsein, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Gewichtsveränderungen, erhöhte Leberwerte, erhöhtes Gamma-GT, QT-Verlängerung im EKG.

Seltene Nebenwirkungen:
Appetitveränderung (vermindert, übersteigert), unnormales Verhalten, Verwirrtheit, depressive Verstimmung, Erregbarkeit, Zwangsgedanken, Verstimmung, traumähnliche Sinnestäuschungen, geistige Beeinträchtigung, Bewusstseinsverlust, Spannungskopfschmerz, eingeschränktes Erinnerungsvermögen, schlechte Schlafqualität, aufgeblähter Bauch, Schluckstörung, schmerzhaftes Schlucken, Blähungen, Darmentzündung, Hautausschlag, Lichtempfindlichkeit der Haut, Nackenschmerzen, Brustschmerz (an Muskeln und Knochen), spontane Fehlgeburten, Schmerzen, nächtliche Schweißausbrüche, Beklemmungsgefühl, erhöhte Kreatinkinase, unnormaler Allgemeinzustand, Störung der Reizleitung am Herzen.

Besonderheiten:
Verändert sich das Körpergewicht während der Behandlung sehr deutlich, sollte ein Arzt befragt werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Pitolisant?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Tri- und tetrazyklische Antidepressiva (wie Imipramin, Clomipramin, Mirtazapin) können die Wirksamkeit von Pitolisant beeinträchtigen. Sie blockieren einen Histamin-Rezeptor und heben damit möglicherweise die Wirkung von Histamin, das aufgrund der Behandlung im Gehirn ausgeschüttet wird, auf. Gleiches gilt für H1-Antihistaminika (wie Pheniraminmaleat, Chlorpheniramin, Diphenhydramin, Promethazin, Mepyramin).

Wirkstoffe, die Herzrhytmusstörungen (QT-Verlängerung) verursachen können, dürfen nur unter sehr sorgfältiger ärztlicher Überwachung mit Pitolisant kombiniert werden.

Einige Substanzen führen zu einem schnelleren Abbau von Pitolisant und einem Wirkungsverlust. Dazu gehörenWeil der Wirkstoff selbst und seine Abbauprodukte ihrerseits die Wirkung anderer Substanzen abschwächen können, ist ärztliche Vorsicht geboten bei Kombination mit
  • Mitteln zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehr
  • Zytostatika wie Docetaxel und Kinase-Inhibitoren
  • dem Magenmittel Cisaprid
  • Psychopharmaka wie Pimozid, Bupropion
  • Halofantrin (gegen Malaria)
  • dem virenhemmenden MittelEfavirenz
  • oralen Antidiabetika wie Repaglinid und Metformin
  • dem Antiepileptikum Phenytoin
  • dem BlutverdünnerWarfarin.
Bei der "Pille" sollte die Kombination mit Pitolisant vermieden beziehungsweise eine zusätzliche Empfängnisverhütungsmethode (Kondom, Pessar) angewendet werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während und bis 21 Tage nach der Behandlung muss eine Schwangerschaft sicher verhütet werden.
  • Bei deutlicher Gewichtszu- oder -abnahme während der Behandlung ist ein Arzt zu befragen.
  • Die Behandlung mit dem Medikament sollte nur von einem in der Therapie von Schlafanfällen erfahrenen Arzt begonnen werden.
  • Das Medikament schwächt die Wirkung der "Pille". Es müssen zusätzliche Verhütungsmethoden wie Kondome oder Pessar verwendet werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Pitolisant?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Pitolisant enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Pitolisant

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Pitolisant. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Pitolisant gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Pitolisant

Pitolisant wird angewendet bei Erwachsenen zur Behandlung plötzlicher Schlafanfälle (Narkolepsie) mit oder ohne Muskelerschlaffung.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Pitolisant sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Pitolisant

Die Schlaf- und Wachphasen des Menschen werden durch ein kompliziertes Miteinander von Botenstoffen im Gehirn geregelt. Ein wichtige Rolle spielt dabei Histamin. Pitolisant beeinflusst im Gehirn den H3-Rezeptor für Histamin.

Normalerweise ist die Aktivität der Botenstoffe durch einen Regelkreis abgesichert. Steigt die Konzentration von Histamin über einen gewissen Grad, wird der Rezeptor dafür unempfindlich. Pitolisant schaltet diesen Regelkreis teilweise ab. Dadurch kann mehr Histamin in stärkerer Konzentration auf die Nervenzellen des Gehirns einwirken. Darüber hinaus verändert Pitolisant die Systeme verschiedener anderer Botenstoffe und erhöht dadurch die Ausschüttung von Acetylcholin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn.

Insgesamt wird durch Pitolisant der Grad und die Dauer der Wachheit und die Aufmerksamkeit tagsüber verbessert.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.