VIBATIV 750 mg

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 23.01.2015
Hersteller: Clinigen Healthcare Ltd
Wirkstoff: Telavancin
Rezeptpflichtig

Wirkung

VIBATIV 750 mg enthält den Wirkstoff Telavancin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von VIBATIV 750 mg.

Telavancin wird zur Behandlung von Erwachsenen mit Lungenentzündung verwendet, die sie im Krankenhaus bekommen haben. Der Wirkstoff wird auch bei solchen Patienten eingesetzt, die künstlich beatmet werden müssen und derweil eine Lungenentzündung erleiden.

Verursacher solcher im Krankenhaus erworbener Lungenentzündungen sind besonders widerstandsfähige (resistente) Keime wie beispielsweise ein Staphylococcus aureus-Stamm, der schon gegen das AntibiotikumMethicillin unempfindlich ist (MRSA).

Telavancin wird nur dann angewendet, wenn bekannt ist oder vermutet wird, dass andere Antibiotika nicht helfen würden. Es stellt also ein sogenanntes Reserve-Medikament dar.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Telavancin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Telavancin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • im Krankenhaus erworbene Lungenentzündung Erwachsener (auch bei künstlich Beatmeten), die bekanntlich oder vermutlich durch den Keim Staphylococcus aureus (MRSA) verursacht wird, und wenn dieser gegen Methicillin unempfindlich ist

Dosierung

Das Medikament muss zunächst mit einem geeigneten Lösungsmittel zubereitet und weiter verdünnt werden. Die Infusion in die Vene erfolgt dann langsam über 60 Minuten.

Das empfohlene Dosierungsschema ist zehn Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht einmal täglich alle 24 Stunden für 7 bis 21 Tage.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Salzsäure
  • Hydroxypropylbetadex
  • Mannitol
  • Natriumhydroxid

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Geschmacksstörung, Übelkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Pilzinfektion, Schlaflosigkeit, Kopfschmerz, Schwindel, Verstopfung, Durchfall, Erbrechen, Anstieg der Leberwerte (ALAT, ASAT), Juckreiz, Ausschlag, akutes Nierenversagen, erhöhte Kreatinin-Werte im Blut, schaumiger Urin, Müdigkeit, Schüttelfrost.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Dickdarmentzündung durch den Keim Clostridium difficile, Harnwegsinfektion, Blutarmut, Mangel an weißen Blutkörperchen, starke Vermehrung der Blutplättchen, Blutplättchen-Mangel, erhöhte Anzahl unreifer Blutzellen, erhöhte Anzahl der Neutrophilen, Appetitlosigkeit, Blutzucker-Überschuss, Unterzuckerung, Kalium-Überschuss im Blut, Kalium-Mangel im Blut, Magnesium-Mangel im Blut, Erregtheit, Ängstlichkeit, Verwirrtheit, Depression, Verlust des Geschmackssinns, Migräne, nervliche Missempfindungen, Geruchstäuschung, Benommenheit, Zittern, Augenreizung, verschwommenes Sehen, Ohrensausen, Angina pectoris, Vorhofflimmern, verlangsamter Herzschlag, Herzmuskelschwäche, QT-Verlängerung im EKG, Herzklopfen, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen (Herzrasen vom Sinusknoten ausgehend, von den Herzkammern oder darüber ausgehend), Hitzewallungen, Bluthochdruck, niedriger Blutdruck, Blutgefäßentzündung, Atembeschwerden, Schluckauf, verstopfte Nase, Kehlkopf- und Rachen-Schmerz, Bauchschmerz, Mundtrockenheit, Verdauungsstörungen, Blähungen, Empfindungsstörungen im Mund, Leberentzündung, Hautrötung, Gesichtsschwellung, vermehrtes Schwitzen, Nesselsucht, Gelenkschmerzen, Rückenschmerz, Muskelkrampf, Muskelschmerzen, erhöhter Harnstoff-Wert im Blut, Störungen des Wasserlassens, Blut im Urin, Eiweißspuren im Urin, zu häufiges Wasserlassen, nächtliches Wasserlassen, Verschlechterung der Nierenfunktion, veränderter Uringeruch, Schwäche, Reaktionen an der Infusionsstelle, Krankheitsgefühl, nicht herzbedingter Brustschmerz, geschwollene Arme und Beine, Schmerz, Fieber, Hautrötung mit Jucken und Schwellungen ("Red-man-Syndrom").

seltene Nebenwirkungen:
Taubheit.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Überempfindlichkeit, allergischer Schock.

Besonderheiten:
Bei allen Patienten, die Telavancin erhalten, wird der Arzt die Nierenfunktion zumindest während der ersten drei bis fünf Tage der Therapie täglich und danach alle 48 bis 72 Stunden überprüfen. Nach den Ergebnissen richtet sich dann auch die Dosierung. Wenn die Nierenfunktion während der Therapie merklich abfällt, wird die Therapie möglicherweise abgebrochen.

Das sogenannte "Red-man-Syndrom" (Hautrötungen am Oberkörper, Nesselsucht, Juckreiz oder Hautausschlag) kann durch Abbruch der Infusion oder Verringerung der Infusionsgeschwindigkeit möglicherweise abklingen.

Verschlechtert sich das Hörvermögen, muss die Therapie mit Telavancin beendet werden.

Telavancin ist nur gegen grampositive Bakterien wirksam. Bei sogenannten Mischinfektionen, in denen andere Bakterien auftreten, müssen weitere Antibiotika zur Behandlung verwendet werden.

Wechselwirkungen

Telavancin hat keinen Einfluss auf die Blutgerinnung. Dennoch beeinflusst es bestimmte, zur Überwachung der Blutgerinnung verwendete Labortests wie den INR. Dies aber nur, wenn die Testdurchführung mit Proben erfolgte, die bis 18 Stunden nach Telavancin-Gabe bei Patienten abgenommen wurden. Blutproben zur Überwachung der Blutgerinnung sind daher möglichst unmittelbar vor Verabreichung der nächsten Telavancin-Dosis zu entnehmen. Ansonsten wird der Arzt eine andere Testmethode benutzen, die nicht durch Telavancin beeinflusst wird.

Telavancin verfälscht Farbtests auf Eiweiß im Urin, wie sie zum Nachweis von Nierenfunktionsstörungen dienen. Zur routinemäßigen Überwachung der Nierenfunktion wird daher die Bestimmung des Kreatinins im Blut empfohlen.

Gegenanzeigen

Telavancin darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 30 Milliliter/Minute) und Blutwäsche-Patienten sowie bei akutem Nierenversagen.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Telavancin gegegeben werden bei
  • Patienten, die nierenschädliche Begleitmedikamente erhalten
  • bereits bestehender Nierenerkrankung
  • Begleiterkrankungen, die Nierenfunktionsstörungen begünstigen wie Zuckerkrankheit, Herzmuskelschwäche, Bluthochdruck
  • allergischen Reaktionen auf das AntibiotikumVancomycin in der Vorgeschichte, weil eine Kreuzallergie zu Telavancin besteht
  • bestimmter Herzrhythmusstörung (QT-Verlängerung), gleichzeitiger Anwendung von Wirkstoffen mit QT-verlängerndem Effekt, nicht behandelter Herzmuskelschwäche oder Linksherzverdickung, weil diese zu der QT-Verlängerung führen
  • gleichzeitiger Anwendung gehörschädigender Wirkstoffe, weil dieser Effekt durch Telavancin verstärkt wird

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In Tierexperimenten zeigten sich Missbildungen an den Nachkommen. Daher darf Telavancin in der Schwangerschaft nicht verwendet werden. Vor der Behandlung muss bei Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft sicher ausgeschlossen werden und sie müssen während der Therapie zuverlässige Verhütungsmethoden anwenden.

Es ist nicht bekannt, ob Telavancin in die Muttermilch übergeht. Die Ausscheidung von Telavancin über die Muttermilch wurde in Tierstudien nicht untersucht. Der Arzt wird eine Entscheidung darüber treffen, ob das Stillen oder die Behandlung mit Telavancin zu unterbrechen ist. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Telavancin bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist bisher noch nicht in Studien nachgewiesen. Die Anwendung bei dieser Altersgruppe liegt im Ermessen des Arztes.

Warnhinweise

  • Das Medikament verfälscht Farbtests auf Eiweiß im Urin.
  • Das Medikament lässt die INR-Gerinnungsprobe fälschlich zu hoch erscheinen.
  • Während der Therapie mit dem Medikament muss der Arzt die Nierenfunktion regelmäßig sorgfältig überprüfen.
  • Das Medikament ist nur gegen bestimmte Bakterien wirksam. Bei Mischinfektionen müssen weitere Antibiotika verwendet werden.
  • Verschlechtert sich das Hörvermögen, muss die Therapie mit dem Medikament beendet werden.
  • Wenn sich die Nierenfunktion während der Behandlung merklich verschlechtert, wird die Therapie möglicherweise abgebrochen.
  • Bei allergischen und Überempfindlichkeitsreaktionen wird die Infusion abgebrochen oder die Infusionsgeschwindigkeit verringert.
  • Während der Therapie mit dem Medikament muss eine Schwangerschaft sicher verhütet werden.
  • Das Medikament ist bei zwei bis acht Grad im Kühlschrank zu lagern.
  • Die Durchstechflasche ist im Umkarton aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über VIBATIV 750 mg sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Telavancin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Infusionslösungs­konzentrat

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.