Irinotecan Kabi 20mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 23.09.2016

Hersteller: Fresenius Kabi Deutschland GmbH
Wirkstoff: Irinotecan

Rezeptpflichtig

Hinweis

Der Artikel wurde vom Anbieter vom Markt genommen. Sollte dies aus wirtschaftlichen Gründen geschehen sein, ist das Präparat meist noch eine Weile aus Restbeständen erhältlich.

Wirkung

Irinotecan Kabi 20mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält den Wirkstoff Irinotecan. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Irinotecan Kabi 20mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung.

 

Irinotecan wird zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem bösartigem Krebs des Dick- und Enddarmes angewendet. Es kommt als alleiniges Mittel zum Einsatz, wenn eine Vorbehandlung mit einer 5-Fluorouracil-Therapie nicht erfolgreich war. Zudem kann es in Kombination mit 5-Fluorouracil und Folsäure bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Erkrankung ohne vorherige Chemotherapie zum Einsatz kommen.

Ebenfalls zusammen mit 5-Fluorouracil und Folsäure und dem monoklonalen Antikörper Bevacizumab ist Irinotecan das Mittel der ersten Wahl bei Patienten mit Dick- oder Enddarmkrebs, der bereits Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet hat.

Trägt ein solcher metastasierender Krebs einen speziellen Rezeptor (epidermal growth factor receptor; EGFR) auf der Oberfläche seiner Zellen, ist Irinotecan nur in Kombination mit dem monoklonalen Antikörper Cetuximab wirksam.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Irinotecan sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Irinotecan gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • fortgeschrittener Dickdarm- oder Enddarmkrebs Erwachsener – in Kombination mit 5-Fluorouracil und Folsäure
  • fortgeschrittener Dickdarm- oder Enddarmkrebs Erwachsener - zur alleinigen Therapie, wenn 5-Fluorouracil nicht wirksam war
  • fortgeschrittener Dickdarm- oder Enddarmkrebs Erwachsener, der schon Tochtergeschwulste gebildet hat und dessen Zellen einen bestimmten Wachstumsfaktor bilden - in Kombination mit Cetuximab, wenn es keine Vorbehandlung gab oder eine Chemotherapie mit Irinotecan nicht wirksam war
  • fortgeschrittener Dickdarm- oder Enddarmkrebs Erwachsener, der schon Tochtergeschwulste gebildet hat - in Kombination mit Bevacizumab, 5-Fluorouracil und Folsäure als Erstbehandlung
  • fortgeschrittener Dickdarm- oder Enddarmkrebs Erwachsener, der schon Tochtergeschwulste gebildet hat - in Kombination mit Capecitabin mit oder ohne Bevacizumab als Erstbehandlung

Dosierung

Das Medikament darf nur von Ärzten verwendet werden, die in der Behandlung von Krebserkrankungen erfahren sind.

Das Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung ist für die Verabreichung als Infusion in eine Vene bestimmt. Diese darf nur nach Verdünnung in den empfohlenen Verdünnungsmitteln, entweder 0,9%ige Kochsalzlösung oder 5%ige Traubenzuckerlösung, erfolgen.

Wird das Medikament bei vorbehandelten Patienten alleine eingesetzt, beträgt die empfohlene Dosierung 350 Milligramm Irinotecan-Hydrochlorid-Trihydrat pro Quadratmeter Körperoberfläche. Diese Menge wird in die Vene als Infusion über 30 bis 90 Minuten gegeben. Zwischen den einzelnen Infusionen muss ein zeitlicher Abstand von jeweils drei Wochen liegen.

Bei nicht vorbehandelten Patienten besteht die Kombinationstherapie in 180 Milligramm Irinotecan-Hydrochlorid-Trihydrat/Quadratmeter Körperoberfläche. Diese Infusion erfolgt alle zwei Wochen über 30 bis 90 Minuten, gefolgt von einer Infusion mit Folsäure und 5-Fluorouracil.

Die Anwendung zusammen mit Bevacizumab, Cetuximab und Capecitabin erfolgt nach den Richtlinien der jeweiligen Kombinationspartner.

Dosisveränderungen wird der behandelnde Arzt je nach Erfolg und Ausprägung der Nebenwirkungen vornehmen.

Die Behandlung mit dem Medikament wird fortgesetzt, bis ein offensichtliches Fortschreiten der Grunderkrankung oder eine nicht erträgliche Nebenwirkung auftritt.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Sorbitol
  • Milchsäure
  • Natriumhydroxid
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

 

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schwerer, verzögert einsetzender Durchfall, starke Übelkeit und Erbrechen (bei alleiniger anwendung des Wirkstoffs), vorübergehender Mangel an neutrophilen Blutzellen, Blutarmut, Blutplättchenmangel (bei Kombinationstherapie), Infektionen (bei Monotherapie), vorübergehender Haarausfall, Fieber ohne Infektion (bei Monotherapie), vorübergehend erhöhte Enzym-Werte im Blut (bei Kombinationstherapie; Transaminasen, alkalische Phosphatase, Bilirubin).

Häufige Nebenwirkungen:
Starke Übelkeit und starkes Erbrechen (bei Kombinationstherapie), zeitweise Austrocknung (verbunden mit Durchfall und/oder Erbrechen), Verstopfung im Zusammenhang mit Irinotecan und/oder Loperamid, Fieber durch Neutrophilen-Mangel, Infektionen (bei Kombinationstherapie), Infektionen verbunden mit schwerem Neutrophilenmangel (in drei Fällen mit tödlichem Ausgang), Blutplättchenmangel (bei Monotherapie), Fieber ohne Infektion (bei Kombinationstherapie), vorübergehend schweres cholinerges Syndrom (Durchfall, Bauchschmerzen, Bindehautentzündung, Naselaufen, niedriger Blutdruck, Hautrötung, Schwitzen, Schüttelfrost, Unwohlsein, Schwindel, Sehstörungen, Pupillenverengung, Tränenfluss, erhöhter Speichelfluss), Schwäche, vorübergehend leicht bis mäßig erhöhte Blut-Enzym-Werte (bei Monotherapie; Transaminasen, alkalische Phosphatase, Bilirubin), vorübergehend stärker erhöhte Bilirubin-Werte im Blut (bei Kombinationstherapie), vorübergehend leicht bis mäßig erhöhte Kreatinin-Werte im Blut.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Dickdarmentzündung (Pseudomembranöse Colitis durch den Erreger Clostridium difficile), Nierenfunktionsstörung, niedriger Blutdruck, Herz-Kreislaufversagen, Darmverschlingung, Magen-Darm-Blutungen, leichte Hautreaktionen, Reaktionen an der Infusionsstelle, (interstitielle) Lungenerkrankung, Atembeschwerden (früh einsetzend), leichte allergische Reaktionen, Blutvergiftung (mit Niereninfunktionsstörung, niedrigem Blutdruck oder Herz-Kreislauf-Versagen).

Seltene Nebenwirkungen:
Darmentzündung, Magen-Darm-Durchbruch, Essensverweigerung, Bauchschmerzen, Schleimhautentzündung, Bauchspeicheldrüsenentzündung (mit und ohne Beschwerden), Kalium- und Natriummangel im Blut, allergischer Schock, Bluthochdruck (während und nach der Infusion), Muskelkrämpfe und nervliche Missempfindungen (früh einsetzend).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Blutplättchenmangel mit Antikörpern gegen Blutplättchen (ein Fall), Anstieg der Amylase- und/oder Lipase-Werte im Blut, vorübergehende Sprachstörungen, massenhafter Zerfall von Tumorgewebe.

Besonderheiten:
Sobald bei Durchfall der erste flüssige Stuhl auftritt, sollte der Patient beginnen, große Mengen elektrolythaltige Getränke zu trinken. Außerdem muss sofort mit Medikamenten begonnen werden, die den Durchfall stoppen. Diese Therapie wird von der Klinik verordnet, die das Irinotecan verabreicht hat. Die Patienten erhalten die verordneten Medikamente direkt nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. So können sie mit der Behandlung des Durchfalls beginnen, sobald dieser auftritt. Von dieser Nebenwirkung sind der behandelnde Arzt oder die Klinik sofort zu informieren.

Während der Irinotecan-Behandlung wird der Arzt einmal wöchentlich das komplette Blutbild kontrollieren. Durch die Verminderung der weißen Blutkörperchen kann es zu Fieber kommen; dann ist sofort der Arzt zu verständigen.

Wechselwirkungen

Eine Wechselwirkung zwischen Irinotecan und Muskelrelaxanzien kann nicht ausgeschlossen werden. Irinotecan blockiert die Aktivität des an der Muskelbewegung beteiligten Nervenbotenstoffs Acetylcholin. Daher kann es die Wirkung von Suxamethonium verlängern und die von Neostigmin vermindern.

Werden gleichzeitig Wirkstoffe angewendet, die die Verstoffwechselung von Irinotecan beschleunigen oder verzögern, ist Vorsicht geboten. So nimmt dessen Wirkung in Gegenwart der Antiepileptika Carbamazepin, Phenobarbital und Phenytoin ab. Mit Johanniskraut (gegen Depressionen) kommt es zu einer so starken Wirkungsabschwächung, dass sich die gemeinsame Anwendung verbietet.

Wird das Pilzmittel Ketoconazol dazu gegeben, wirkt Irinotecan stärker, hat aber auch mehr Nebenwirkungen. Auch das virenhemmende Mittel Atazanavir (gegen AIDS) verstärkt die Irinotecan-Wirkung so, dass die Wechselwirkung von den behandelnden Ärzten beachtet werden muss.

Bei Irinotecan müssen überdies Wechselwirkungen bedacht werden, die allen Zytostatika gemeinsam sind:

  • Wegen des erhöhten Risikos von Blutgefäßverstopfungen bei Krebserkrankungen werden häufig Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon als Blutverdünner verwendet. Wegen möglicher gegenseitiger Beeinflussung durch Irinotecan muss der Arzt in solchen Fällen die Blutungsneigung sorgfältig überwachen.
  • Abgeschwächte Lebend-Impfstoffe sollten wegen des Infektionsrisikos möglichst nicht, Gelbfieber-Impfstoff auf keinen Fall während einer Irinotecan-Therapie gegeben werden. Wenn möglich, sind inaktivierte Impfstoffe zu verwenden.
  • Irinotecan kann die Wirkung von Phenytoin so weit abschwächen, dass es zu Krampfanfällen kommt.
  • Die Immunologika Ciclosporin und Tacrolimus hemmen die durch Irinotecan geschwächte körpereigene Abwehr so stark, dass es zum Ausbruch von Blutkrebs kommen kann.

Gegenanzeigen

Irinotecan darf nicht angewendet werden bei

  • chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und/oder Darmverschluss
  • schweren Überempfindlichkeitsreaktionen gegen den Wirkstoff
  • schwer eingeschränkter Leberfunktion (Bilirubin-Werte über dem Dreifachen des oberen Normalwertes)
  • schweren Störungen der Knochenmarksfunktion
  • Patienten, die schon bettlägerig sind, spezielle Pflege benötigen und deren Heilungsaussichten daher zu schlecht sind.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Irinotecan eingesetzt werden bei

  • Patienten, die durch ihre Erkrankung nicht mehr arbeitsfähig sind
  • einem erhöhten Risiko für lebensbedrohlichen Durchfall, wie es der Fall ist nach vorangegangener Bestrahlung des Bauches oder Beckens, bei Überschuss an weißen Blutkörperchen, schlechtem Gesundheitszustand und bei Frauen
  • Patienten mit verminderter Aktivität des Enzyms Uridindiphosphat-Glukoronosyltransferase, das Irinotecan abbaut und entgiftet
  • leichter bis mittlerer Einschränkung der Leberfunktion
  • Asthma-Patienten, Erkrankungen der Atemwege und Risikofaktoren dafür, weil Irinotecan die Lungenfunktion verschlechtern kann
  • älteren Patienten, weil diese häufig eine eingeschränkte Leberfunktion haben

Hinweise:
Patienten, die wahrscheinlich Empfehlungen zur Behandlung von Nebenwirkungen nicht befolgen (beispielsweise bei Durchfall viel zu trinken), wird eine Überwachung in einer Klinik empfohlen. Das Gleiche gilt, wenn der Durchfall mit Fieber verbunden ist, einer Flüssigkeitszufuhr über die Vene bedarf und/oder nach einer hochdosierten Behandlung mit Loperamid mehr als 48 Stunden fortbesteht.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Frauen im gebärfähigen Alter und Männer müssen während der Behandlung und für mindestens drei Monate nach Beendigung der Behandlung eine zuverlässige Methode zur Verhütung einer Schwangerschaft anwenden. Frauen sollten sofort ihren behandelnden Arzt informieren, wenn es zu einer Schwangerschaft kommen sollte. Zwar gibt es keine Informationen über die Anwendung von Irinotecan bei Schwangeren, doch hat sich der Wirkstoff im Tierversuch schädlich und missbildend auf die Nachkommen ausgewirkt. Aus diesem Grund darf Irinotecan während der Schwangerschaft nicht angewendet werden.

Bei säugenden Ratten wurde Irinotecan in der Milch nachgewiesen. Es ist nicht bekannt, ob dies auch für die menschliche Muttermilch gilt. Aufgrund möglicher unerwünschter Wirkungen beim Säugling muss das Stillen für die Dauer der Irinotecan-Behandlung unterbrochen werden.

 

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff Irinotecan ist nicht für die Anwendung bei Kindern geeignet.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann innerhalb von 24 Stunden nach der Verabreichung zu Schwindelgefühl oder Sehstörungen führen. Dann darf weder Auto gefahren noch eine Maschine bedient werden.
  • Kommt es nach der Infusion zur Durchfällen, muss sofort der behandelnde Arzt oder die Klinik verständigt werden.
  • Bei schwerem Durchfall wird in den nachfolgenden Behandlungszyklen die Dosis des Medikaments vermindert.
  • Durch die Verminderung weißer Blutkörperchen kann Fieber auftreten; dann ist sofort der Arzt zu verständigen.
  • Vor Beginn der Behandlung und vor jedem Zyklus wird der Arzt Tests der Leberfunktion durchführen.
  • Das Medikament darf nur von Ärzten angewendet werden, die in der Behandlung von Krebserkrankungen erfahren sind.
  • Das Medikament enthält den Hilfsstoff Sorbitol, der von manchen Patienten schlecht vertragen wird.
  • Das Medikament ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 25 Grad aufbewahrt werden.
  • Die Infusionslösung ist unmittelbar vor der Anwendung zuzubereiten und die Infusion möglichst schnell nach der Zubereitung durchzuführen. Ansonsten ist die Lösung bei zwei bis acht Grad höchstens 24 Stunden haltbar.
  • Das Medikament darf nicht mit anderen Wirkstoffen gemischt werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

 

 

Vergleichbare Medikamente

 

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Irinotecan Kabi 20mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Irinotecan (ggf. auch Generika).

 
Medikament
Darreichungsform
Infusionslösungs­konzentrat
Irinotecan-HAEMATO 20 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Infusionslösungs­konzentrat

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.