Wortfindungsstörung: Welche Ursachen kommen infrage?
Wem plötzlich oder häufig Wörter nicht mehr einfallen, die sonst mühelos über die Lippen gegangen sind, sollte dies ärztlich abklären lassen. Wortfindungsstörungen sind zwar häufig harmlos, manchmal treten sie allerdings als Symptom verschiedener Erkrankungen wie bei Demenz oder bei einem Schlaganfall auf. Welche Ursachen für Wortfindungsstörungen infrage kommen und ob sich ein Test zur Diagnose eignet, lesen Sie hier.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Wortfindungsstörungen
Ja, das ist möglich. Bei chronischem Stress werden verschiedene Stresshormone freigesetzt, die den Körper in einen "Kampf-oder-Flucht"-Modus versetzen. Andere Dinge werden nebensächlich. Darunter leiden auch Konzentration und Gedächtnis.
Wortfindungsstörungen können ein frühes Symptom von Demenzerkrankungen wie Alzheimer sein. Sie können aber auch andere Gründe haben. So ist es normal, dass ältere Menschen mitunter länger brauchen, das richtige Wort zu finden. Im Zweifel kann die Ursache nur durch eine ärztliche Untersuchung festgestellt werden.
Mangelzustände, etwa eine unzureichende Versorgung mit Vitamin B12, Eisen oder Omega-3-Fettsäuren, können zu Wortfindungsstörungen beitragen. Sie sind jedoch selten die alleinige Ursache.
Wie äußert sich eine Wortfindungsstörung?
Das Wort liegt schon auf der Zunge, will einem jedoch einfach nicht einfallen: Solche Wortfindungsschwierigkeiten kennt wohl jeder Mensch. Kommt das nur hin und wieder vor, ist das kein Grund zur Beunruhigung.
Passiert es jedoch oft, dass alltägliche Wörter oder Namen nicht präsent sind und stört dies die Kommunikation, deutet dies auf eine Wortfindungsstörung hin.
Das macht sich zum Beispiel durch folgende Anzeichen bemerkbar:
- gestörter Sprachfluss (es entstehen häufiger unangenehme Pausen in Gesprächen)
- gestörte Sprachproduktion (die betroffene Person nutzt Umschreibungen, weil sie ihr nicht einfallen, oder bildet neue Wörter, um das Gesuchte zu beschreiben)
- Satzabbrüche (Betroffene haben Schwierigkeiten, Sätze zu beenden)
- Probleme beim Schreiben
Das Sprachverständnis ist dagegen in der Regel nicht beeinträchtigt.
Wortfindungsstörung: Welche Ursachen kommen infrage?
Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit und Wortfindungsstörungen haben häufig harmlose Gründe, beispielsweise:
- Schlafstörungen
- chronischer Stress
- Wechseljahre
- Einnahme bestimmter Medikamente wie Schlaf- und Beruhigungsmittel
Altersbedingte Störungen der Sprache sind ebenfalls bis zu einem gewissen Grad normal, da die Gehirnleistung im Alter abnimmt.
Krankhafte Ursachen für Wortfindungsstörungen
Bei Sprachstörungen, die auf eine Schädigung des Gehirns zurückgehen, sprechen Fachleute von einer Aphasie. Wortfindungsstörungen sind in der Regel Ausdruck einer amnestischen Aphasie. Bei dieser Form ist die Fähigkeit zu sprechen weitgehend erhalten. Gründe für aphasische Störungen sind beispielsweise:
- Schlaganfall
- Demenz, z. B. Alzheimer
- Gehirnerschütterung oder Schädel-Hirn-Trauma, z. B. nach einem Unfall
- Hirntumor
- chronisch traumatische Enzephalopathie (CTE)
- Wernicke-Enzephalopathie
- Enzephalitis
- Broca-Aphasie (Schädigung des Sprachzentrums)
Treten Wortfindungsschwierigkeiten sehr plötzlich auf, ist das ein Hinweis auf eine dringend behandlungsbedürftige Ursache wie einen Schlaganfall. Bei Demenz setzen die Probleme eher schleichend ein.
Als weitere krankhafte Ursachen für Wortfindungsstörungen kommen infrage:
- Migräne (mit Aura)
- Epilepsie
- psychische Erkrankungen wie Depressionen
- Schilddrüsenunterfunktion
- Brain Fog, z. B. im Rahmen von Long Covid
- Alkoholismus
- Korsakow-Syndrom
- Durchblutungsstörungen im Gehirn
- entwicklungsbedingte Sprachstörungen bei Kindern
Wortfindungsstörung: Wann ist ärztliche Hilfe nötig?
Sprachstörungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden, wenn:
- sie häufig auftreten
- sehr plötzlich kommen
- die Beeinträchtigungen nicht von allein wieder verschwinden
- ihnen ein Sturz oder eine andere Kopfverletzung vorausging
- dadurch Kommunikationsprobleme entstehen
- weitere Symptome hinzukommen, etwa Lähmungserscheinungen
Wortfindungsstörung: Eignet sich ein Test zur Diagnose?
Eine Wortfindungsstörung und deren Ursache lassen sich durch Gespräche, Tests und neurologische Untersuchungen diagnostizieren.
Nach einem ärztlichen Gespräch können beispielsweise folgende Tests Hinweise auf Auffäliigkeiten liefern:
Benennungstests: Der betroffenen Person werden Bilder gezeigt, die sie benennen soll, zum Beispiel beim Boston Naming Test.
phonologischer Test: Es sollen Wörter genannt werden, die mit einem bestimmten Buchstaben oder Laut beginnen.
semantischer Test: Fachleute fragen nach Wörtern aus einer bestimmten Kategorie genannt werden (z. B.: Früchte, Tiere).
spontane Sprachtests: Die betroffene Person soll frei sprechen, wobei die*der Ärztin*Arzt auf Sprachfluss, Wortwahl und Satzbau achtet.
neuropsychologische Tests: Kognitive Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösungskompetenz werden untersucht.
Weitere Untersuchungen bei Wortfindungsstörungen
Falls Auffälligkeiten festgestellt werden, gilt es herauszufinden, welche Ursache zugrunde liegt. Dafür eigenen sich beispielsweise folgende Untersuchungen:
bildgebende Verfahren: Mithilfe einer Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) lassen sich strukturelle Veränderungen im Gehirn, etwa durch einen Schlaganfall oder Tumor, darstellen.
Elektroenzephalogramm (EEG): Bei dieser Messung lassen sich Auffälligkeiten der Gehirnaktivität darstellen.
Wortfindungsstörung: Was tun?
Die Behandlung einer Wortfindungsstörung hängt von der Ursache ab und kann logopädische, neurologische und psychologische Therapie, medikamentöse Behandlung sowie Ergotherapie beinhalten.
Wer etwa aufgrund von Stress oder Alter Wortfindungsstörungen hat, kann auch selbst viel dagegen tun, zum Beispiel:
Gehirn und Gedächtnis trainieren, indem man viel liest, Kreuzworträtsel löst oder sich mit anderen Menschen unterhält
Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Yoga oder Achtsamkeitstraining praktizieren