Tripper (Gonorrhö)
Tripper (Gonorrhö bzw. Gonorrhoe) ist eine häufige Erkrankung: Weltweit infizieren sich jedes Jahr schätzungsweise über 100 Millionen Menschen. Überwiegend betroffen sind Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren.

Inhaltsverzeichnis
Was ist Tripper?
Tripper – auch Gonorrhö (bzw. Gonorrhoe) genannt – ist eine durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken) ausgelöste Infektionskrankheit.
Da Gonokokken sexuell übertragbar sind, gehört Tripper zu den Geschlechtskrankheiten (engl. sexually transmitted diseases, STD).
Geschlechtskrankheiten
Beide Krankheitsbezeichnungen – also Tripper und Gonorrhö – deuten auf den Ausfluss hin, der ein typisches Anzeichen für die Geschlechtskrankheit ist:
- Der Name Tripper leitet sich von dem niederdeutschen Wort drippen (= tropfen) ab.
- Der Begriff Gonorrhö stammt aus dem Griechischen und bedeutet Samenfluss.
Nach dem Infektionsschutzgesetz sind Tripper und der Nachweis von Gonokokken nicht meldepflichtig. Darum gibt es keine verlässlichen Zahlen zur gegenwärtigen Infektionsrate in Deutschland – zumal die Infektion mit Gonokokken nicht immer deutliche Anzeichen einer Gonorrhö verursacht.
Tripper: Ursachen
Erreger
Tripper (Gonorrhö) entsteht durch Bakterien der Art Neisseria gonorrhoeae . Diese Erreger, die man auch als Gonokokken bezeichnet, kommen nur beim Menschen vor. Gonokokken besiedeln Schleimhäute – vor allem die der Harn- und Geschlechtsorgane (Urogenitaltrakt). Bei Neugeborenen von infizierten Müttern befallen sie die Schleimhaut der Bindehaut des Auges.
Der Name Neisseria gonorrhoeae geht auf den deutschen Dermatologen Albert Neisser zurück, der den Erreger 1879 entdeckte.
Übertragung
Ursache von Tripper ist immer ein direkter Schleimhautkontakt. Meist passiert die Übertragung der Gonokokken bei sexuellen Kontakten – zum Beispiel durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und bestimmte Sexualpraktiken wie Analverkehr oder Oralverkehr.
Wer häufig die Geschlechtspartner wechselt, hat ein erhöhtes Risiko, sich mit Tripper anzustecken.
Hat eine Frau in der Schwangerschaft einen Tripper, kann sie die Gonokokken auch während der Geburt auf das Kind übertragen. Das Baby entwickelt dann allerdings keine Gonorrhö, sondern eine als Gonoblennorrhö bezeichnete Infektion der Augen, bei der die Bindehaut eitrig entzündet ist.
Außerhalb des menschlichen Körpers können Gonokokken nicht überleben, da sie gegenüber Kälte und Sauerstoff empfindlich sind. Eine Ansteckung auf der Toilette oder über andere Infektionswege als Schleimhautkontakte gelten bei Tripper deshalb als ausgeschlossen.
Inkubationszeit
Inkubationszeit heißt der Zeitraum zwischen der Infektion und dem Ausbruch einer Erkrankung. Bei Tripper beträgt die Inkubationszeit meistens zwei bis fünf Tage. Vereinzelt dauert es auch nur einen Tag oder bis zu zwei Wochen, bis sich die Gonorrhö bemerkbar macht.
Tripper: Symptome
Die bei Tripper (Gonorrhö) auftretenden Symptome betreffen hauptsächlich die Geschlechtsorgane. Typisch für die Geschlechtskrankheit sind dann:
- Ausfluss und
- Schmerzen beim Wasserlassen.
Daneben können Gonokokken auch den Anal- und Mund-Rachen-Bereich infizieren: Von Rachentripper sind beide Geschlechter gleichermaßen betroffen, während Gonorrhö im Analbereich beim Mann häufiger ist als bei der Frau. An beiden Stellen fällt Tripper oft kaum auf: Die einzigen Symptome sind meist nur eine leichte Entzündung und Rötung. Darum bleibt die Geschlechtskrankheit dann oft lange unentdeckt, wodurch das Risiko, dass sie sich weiterverbreitet, besonders hoch ist.
Typischerweise löst Tripper unterschiedliche Symptome bei Mann und Frau aus.
Tripper-Symptome beim Mann
Wenn ein Tripper erste Symptome beim Mann hervorruft, liegt die Ansteckung in der Regel höchstens ein bis drei Tage zurück. Als erste Anzeichen für die Gonorrhö entwickeln Männer typischerweise:
- eine Rötung und Schwellung der Harnröhrenmündung,
- Brennen beim Wasserlassen sowie
- ein anfangs wässriger und später schleimig-eitriger Ausfluss (z.B. als morgendlicher "Bonjour-Tropfen").
Unbehandelt kann sich die Infektion weiter ausbreiten. Nach zwei bis drei Wochen verursacht Tripper dumpf-schmerzhafte Symptome am Damm und in der Blasengegend – beim Mann ist dies ein Anzeichen dafür, dass die Prostata beteiligt ist. Greift die Gonorrhö auf den Nebenhoden über, sind Nebenhoden beziehungsweise Hoden gerötet, geschwollen und druckempfindlich – hinzu kommen ein allgemeines Krankheitsgefühl und Fieber.
Doch nicht immer löst eine Infektion mit Gonokokken Symptome aus: Ungefähr 25 Prozent der infizierten Männer entwickeln keine für Tripper typischen Symptome. Da es beim Mann ohne gezielte Therapie zu Komplikationen (z.B. Zeugungsunfähigkeit) kommen kann, erfordert allerdings auch eine solch unauffällige Gonorrhö eine Behandlung.
Tripper-Symptome bei Frauen
Hat eine Frau Tripper, sind die Symptome häufig milder als bei Männern. Bei Frauen kann eine Gonokokken-Infektion auch ganz ohne Beschwerden oder zumindest so schwach verlaufen, dass weder Betroffene noch Ärzte die Gonorrhö bemerken.
In schätzungsweise 50 Prozent der Fälle entwickelt eine Frau mit Tripper keine deutlichen Symptome, sodass die Frau unbehandelt bleibt. Dann kann es passieren, dass die Gonorrhö chronisch verläuft.
Bei Frauen sind am häufigsten der Muttermund und der Verbindungskanal zwischen Scheide und Gebärmutterhöhle im Gebärmutterhals von Tripper befallen. Wichtigstes Symptom hierfür ist ein wässriger Ausfluss aus der Scheide. Begleitend verursacht Tripper bei Frauen meist eine Harnröhrenentzündung: Deren Symptome sind Schmerzen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang. Ist die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) mitbeteiligt, kann es zusätzlich zu Zyklusstörungen in Form von übermäßig langen Regelblutungen und Zwischenblutungen kommen.
Ein sich nach oben ausbreitender Tripper kann weitere Symptome auslösen: Bei Frauen können die Gonokokken über die Gebärmutterschleimhaut, Eileiter und Eierstöcke zum Bauchfell des Beckens gelangen und auf ihrem Weg überall Entzündungen hervorrufen – es entsteht eine Unterleibsentzündung (engl.: pelvic inflammatory disease, PID). Vor allem eine durch die Gonorrhö bedingte Eileiterentzündung kann langfristige Folgen für die Frau haben – hierzu gehören beispielsweise:
- Eileiterschwangerschaften
- Unfruchtbarkeit
- chronische Schmerzen im Unterleib
Tripper bei schwangeren Frauen
Wenn eine schwangere Frau Gonorrhö hat und die Gonokokken während der Geburt auf das Kind überträgt, entwickelt dieses keine typischen Anzeichen für Tripper. Als Symptome der Infektion entwickelt das Baby stattdessen eine eitrige Bindehautentzündung: Diese Gonoblennorrhö bei Babys stellt ein eigenständiges Krankheitsbild dar.
Tripper: Diagnose
Der Verdacht auf Tripper (Gonorrhö) lässt sich relativ einfach bestätigen: Für die Diagnose muss man nur die ursächlichen Gonokokken nachweisen. Für diesen Erregernachweis nimmt der Arzt Abstriche von den betroffenen Regionen, beispielsweise aus der Harnröhre oder dem Gebärmutterhals, und untersucht sie mikroskopisch.
Die Treffsicherheit dieser Abstriche liegt allerdings nur bei etwa 50 Prozent. Um Tripper sicher zu diagnostizieren, muss man die Erreger mit speziellen Transport- und Selektivmedien anzüchten sowie bestimmte bakterielle Enzyme nachweisen.
Tripper: Behandlung
Tripper (Gonorrhö) erfordert eine Behandlung mit Antibiotika: Nur diese Medikamente können die ursächlichen Bakterien gezielt bekämpfen.
Üblicherweise kommt gegen Tripper eine Kombination aus Ceftriaxon und Azithromycin zum Einsatz: Ceftriaxon bekommt man gespritzt, Azithromycin nimmt man über den Mund ein.
In der Regel reicht bei Tripper eine einmalige Gabe dieser beiden Antibiotika, um die Gonokokken abzutöten. Wer keine Spritze bekommen kann oder möchten, kann sich statt mit Ceftriaxon mit Cefixim behandeln lassen (ebenfalls zusammen mit Azithromycin). Da Gonorrhö oft mit einer Chlamydien-Infektion verbunden ist, kann zusätzlich eine Behandlung mit Doxycyclin sinnvoll sein.
Wichtig ist es, dass sich Ihr(e) Sexualpartner(in) ebenfalls auf Tripper untersuchen und gegebenenfalls behandeln lässt: Sonst kann es passieren, dass Sie sich immer wieder gegenseitig mit Gonokokken anstecken. Außerdem ist es bei Gonorrhö ratsam, bis zum Ende der Behandlung auf weitere Sexualkontakte zu verzichten.
Antibiotikaresistenzen erschweren die Behandlung
Einige Antibiotika, die früher gut gegen Tripper halfen, haben inzwischen ihre Wirksamkeit verloren. Denn Gonokokken sind gegen viele Mittel widerstandsfähig (resistent) geworden. Diese Antibiotikaresistenzen betreffen zum Beispiel Penicillin und zunehmend auch Ciprofloxacin, Cefixim und Ceftriaxon.
Es sind sogar Einzelfälle bekannt, in denen weder die Standardtherapie noch ein anderes derzeit erhältliches Antibiotikum gegen Tripper geholfen hat. Da Gonokokken einmal entwickelte Resistenzen auch weitergeben können, ist damit zu rechnen, dass solche schwierig zu behandelnden Fälle von Gonorrhö immer wieder vorkommen werden.
Um die Gonorrhö wirksam behandeln zu können, ist es also wichtig, die Erreger auf eine mögliche Resistenz zu untersuchen. Welches Antibiotikum gegen Tripper hilft, kann ein entsprechender Test (Sensibilitätstest) aufdecken.
Tripper: Verlauf
Prognose
Frühzeitig erkannt und behandelt hat Tripper (Gonorrhö) eine gute Prognose. Denn dann heilt die Geschlechtskrankheit in der Regel ohne Folgen aus.
Im Gegensatz zu einigen anderen Infektionskrankheiten, die eine lebenslange Immunität hinterlassen, sind bei Tripper jedoch wiederholte Infektionen möglich.
Komplikationen
Vor allem ein nicht ausreichend behandelter Tripper kann im weiteren Verlauf verschiedene Komplikationen hervorrufen. Die schwerwiegendste Komplikation der Gonorrhö ist eine dauerhafte Unfruchtbarkeit, die bei beiden Geschlechtern entstehen kann.
In seltenen Fällen breiten sich die Erreger der Gonorrhö über das Blut in andere Organe aus. Dann kann Tripper mit folgenden Komplikationen verbunden sein:
- Gelenkentzündungen mit Befall der Sehnenscheiden
- Entzündungen von Bindehaut und Regenbogenhaut des Auges
- Entzündungen von Herzinnenhaut und Herzbeutel
- Entzündungen der Haut mit Bildung schmerzhafter Pusteln
Hat eine Schwangere Tripper und überträgt sie die Gonokokken während der Geburt auf das Kind, sind ebenfalls Komplikationen möglich: Denn die eitrige Bindehautentzündung (Gonoblennorrhö), die das Baby dann entwickelt, kann zur Bildung von Hornhautgeschwüren führen. Im Extremfall kann das Baby dadurch erblinden.
Tripper: Vorbeugen
Einem Tripper (Gonorrhö) können Sie vorbeugen, indem Sie beim Geschlechtsverkehr Kondome verwenden.
Die Geschlechtskrankheit Tripper entsteht meist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und bestimmte Sexualpraktiken wie Analverkehr oder Oralverkehr. Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern haben also ein erhöhtes Risiko, sich mit Gonokokken anzustecken. Darum bedeuten auch monogame Beziehungen einen Schutz vor Gonorrhö.
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Wenn eine Schwangere Tripper hat, kann die Credé-Prophylaxe verhindern, dass die Gonokokken bei der Geburt das Baby infizieren und bei ihm eine eitrige Bindehautentzündung (Gonoblennorrhö) verursachen. Dazu bekommt das Baby in der Regel antibiotikahaltige Augentropfen (mit Erythromycin). Aufgrund der gründlichen vorgeburtlichen Untersuchungen und weil nur wenige Schwangere Gonorrhö haben, verzichtet man heutzutage allerdings meist auf diese vorbeugende Maßnahme. In Verdachtsfällen kann sie aber weiterhin sinnvoll sein.
Übrigens: Anders als vielen anderen Infektionskrankheiten können Sie einem Tripper nicht durch eine Impfung vorbeugen. Denn es gibt keinen wirksamen Impfstoff gegen Gonorrhö.
Herold, G.: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2018
Epidemiologisches Bulletin Nr. 24/2018: Drei Fälle von Gonorrhö mit ausgeprägter Antibiotika-Resistenz und Therapieversagen in Australien und Großbritannien. Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 14.6.2018)
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Leitlinie der Deutschen STI-Gesellschaft e.V. (DSTIG) – Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit: Gonorrhoe bei Erwachsenen und Adoleszenten. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 059/004 (Stand: 31.8.2013)
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Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Epidemiologisches Bulletin Nr. 47/2011: Gonorrhö: Erster Cefixim-resistenter Stamm führt in Österreich zu Therapieversagen; Situation in Deutschland. Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: November 2011)
Weitere Informationen
ICD-10-Diagnoseschlüssel:
Hier finden Sie den passenden ICD-10-Code zu "Tripper (Gonorrhoe)":
Linktipps:
- www.dstdg.deHomepage der Deutschen STD-Gesellschaft mit zahlreichen nützlichen Informationen zu sexuell übertragbaren Krankheiten
Letzte inhaltliche Prüfung: 27.09.2018
Letzte Änderung: 14.11.2020