Hände von Kind mit Tomatengrippe.
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Tomatengrippe: Symptome und Ursachen

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.08.2022

Im Mai 2022 wurden im indischen Bundesstaat Kerala erste Fälle der Tomatengrippe gemeldet. Unbekannt ist die Infektionskrankheit jedoch nicht: Bereits im Jahr 2007 gab es eine Reihe an Fälle in Indien. Auffällig ist, dass ausschließlich Kinder betroffen sind. Welche Symptome sind bei der Tomatengrippe möglich und wie gefährlich ist die Krankheit?

Was ist die Tomatengrippe?

Bei der Tomatengrippe, auch als Tomatenfieber oder im Englischen als „tomato flu“ bezeichnet, handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch Viren ausgelöst wird. Fachleute sind sich über den genauen Ursprung des Virus bislang unsicher. Untersuchungen lassen jedoch erste Vermutungen zu. 

Wer ist betroffen und wie viele Fälle sind bekannt?

Bisher sind vor allem Kinder bis neun Jahre betroffen, besonders häufig erkranken jedoch 1- bis 5-Jährige. Die Verbreitung beschränkt sich zum Zeitpunkt August 2022 bislang auf die drei indischen Bundesstaaten Kerala, Tamilnadu und Odisha. Bis zum 26. Juli 2022 sind den zuständigen indischen Krankenhäusern etwa 108 Fälle gemeldet worden. Jedoch sind bereits im Jahr 2007 rund 2.000 Fälle der Tomatengrippe in Indien aufgekommen.

Laut einem Bericht des „The Pediatric Infectious Disease Journal“ vom 19. August 2022 sollen sich zwei britische Kinder bei einer Reise nach Kerala mit dem Tomatenfieber infiziert haben. Die Ansteckung soll dabei bereits im Mai 2022 erfolgt sein – wobei die Kinder erst im Juni untersucht wurden. Beide Betroffene sind wieder vollständig genesen. Weitere Fälle in Großbritannien oder anderen Ländern sind nicht bekannt.

Tomatengrippe: Welche Symptome sind möglich?

Bei der Tomatengrippe sind grippeähnliche Symptome möglich, dazu zählen: 

Namensgebend für die Tomatengrippe sind Hauterscheinungen. Es kommt zu roten, schmerzhaften Bläschen, die bis zur Größe einer Tomate anschwellen können. Optisch ähnelt der Hautausschlag den Bläschen, wie sie auch bei Affenpocken vorkommen.

Was verursacht die Tomatengrippe?

Die genaue Ursache der Tomatengrippe ist bislang nicht bekannt. Forscher*innen vermuten jedoch einen Zusammenhang mit vorangegangenen Infektionen, etwa mit dem Chikungunya- oder Dengue-Virus. Studien zufolge könnte es sich jedoch auch um eine neue Variante von Enteroviren handeln, die mitunter die Hand-Fuß-Mund-Krankheit verursachen. Bis die tatsächliche Ursache des Tomatenfiebers feststeht, sind weitere Untersuchungen nötig.

Tomatengrippe: Wie erfolgt die Ansteckung?

Ähnliche wie bei der Grippe oder einer Erkältung scheint die Ansteckung einer Tomatengrippe über eine Tröpfcheninfektion zu erfolgen. Dabei geben infizierte Personen etwa beim Sprechen, Niesen oder Husten Viren ab. Auch eine Schmierinfektion über kontaminierte Gegenstände und Flächen ist möglich.

Bei Kindern können sich die Erreger schnell ausbreiten, da sie in der Regel weniger Abstand zu anderen Menschen einhalten und etwa auch kontaminierte Gegenstände in den Mund nehmen. Auch eine Ansteckung mit der Tomatengrippe bei Erwachsenen ist nicht ausgeschlossen. 

Wie lässt sich die Tomatengrippe diagnostizieren?

Die Diagnose Tomatenfieber erfolgt anhand eines Ausschlussverfahrens. Ärzt*innen führen bei erkrankten Kindern verschiedene Untersuchungen durch, um andere Erregern auszuschließen, wie

  • Chikungunya-Virus,
  • Dengue-Virus,
  • Varizella-Zoster-Virus (ursächlich etwa für Windpocken oder Gürtelrose) oder
  • andere Herpesviren.

Liegt keine Infektion mit derartigen Viren vor, lautet dann möglicherweise die Diagnose Tomatengrippe. 

Tomatengrippe: Wie erfolgt die Behandlung?

Derzeit gibt es keine spezifische Therapie bei Tomatengrippe. Ziel ist es demnach, die Symptome zu lindern. Grundsätzlich sollten sich Betroffene fünf bis sieben Tage nach Beginn der Symptome in Isolation begeben, um einer Verbreitung der Viren vorzubeugen.

Neben Ruhe und Erholung steht vor allem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr im Fokus. Die Einnahme von Paracetamol empfiehlt sich, um die Schmerzen zu lindern und das Fieber zu senken. Einen positiven Effekt auf die Hauterscheinungen erzielt möglicherweise ein in heißes Wasser getauchter Schwamm, der auf die Bläschen getupft werden kann. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, um keine Hautverbrennungen zu verursachen.

Tomatengrippe: Verlauf und Prognose

Bislang gilt die Tomatengrippe als nicht lebensbedrohlich, kann jedoch aufgrund der Symptome äußert unangenehm sein. Medienberichten zufolge soll es bereits erste tödliche Verläufe gegeben haben, was jedoch nicht gesichert ist. Dennoch sollten sich infizierte Personen häuslich isolieren und auf entsprechende Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren von kontaminierten Flächen und Gegenständen achten, um eine Verbreitung einzudämmen.

Laut aktueller Meinung von Forschenden besteht keine Gefahr eines vergleichbaren Ausbruchs, wie es etwa bei dem Coronavirus der Fall war. Vor allem die geringe Fallzahl spricht aktuell gegen eine exponentielle Verbreitung.

Lässt sich der Tomatengrippe vorbeugen?

Bisher gibt es keine Möglichkeiten wie Impfungen, um einer Tomatengrippe vorzubeugen. Jedoch können, wie bei anderen Virusinfektionen auch, allgemein gültige Hygienemaßnahmen einer Ansteckung verhindern. Dazu zählen:

  • Abstand zu Infizierten halten
  • regelmäßig Hände waschen und desinfizieren
  • Flächen und Gegenstände häufig reinigen und desinfizieren