Eine Ärztin kümmert sich um ein kleines Mädchen.
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Burkitt-Lymphom

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 04.11.2021

Das Burkitt-Lymphom ist eine Krebserkrankung, die zu den bösartigen (malignen) Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) zählt. Besonders häufig erkranken Personen in Zentral- und Ostafrika sowie Menschen mit einer HIV-Infektion.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Burkitt-Lymphom: Tumor im Lymphgewebe

Maligne Lymphome sind bösartige Tumoren, die aus Lymphozyten, also Zellen des lymphatischen Gewebes, bestehen. Im Volksmund werden maligne Lymphome wie das Burkitt-Lymphom heutzutage oft – nicht ganz korrekt – als Lymphdrüsenkrebs oder Lymphknotenkrebs bezeichnet.

Warum Burkitt-Lymphome entstehen, ist noch ungeklärt. Es gibt einen Zusammenhang zu Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus, aber auch genetische Faktoren sowie ein geschwächtes Immunsystem spielen eine Rolle.

Man kann drei Formen des Burkitt-Lymphoms unterscheiden: Während das sogenannte endemische Burkitt-Lymphom vorwiegend in Zentral- und Ostafrika vorkommt, ist das seltenere sporadische Burkitt-Lymphom weltweit zu finden. Tritt ein Burkitt-Lymphom im Rahmen einer HIV-Infektion auf, bezeichnet man es als HIV-assoziiertes Burkitt-Lymphom.

Ein Burkitt-Lymphom kann zu ganz unterschiedlichen Symptomen führen – welche Beschwerden es bereitet, hängt unter anderem davon ab, wo sich das Lymphom befindet und wie stark sich die Erkrankung bereits ausgebreitet hat. Häufig siedeln sich Burkitt-Lymphome im Bereich von Kopf und Hals, im Bauch, in den Nieren oder an den Eierstöcken an und führen so zu verschiedenen Beschwerden.

Die Prognose des Burkitt-Lymphoms hängt vom Krankheitsstadium ab. Da Burkitt-Lymphome sehr schnell wachsen, sollte die Therapie so rasch wie möglich eingeleitet werden. Je eher die Erkrankung behandelt wird, desto größer sind die Heilungschancen.

Welche Therapie zum Einsatz kommt, richtet sich vor allem danach, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Da sich das Burkitt-Lymphom meist im ganzen Körper ausbreitet, kommt häufig eine Chemotherapie zum Einsatz. Zusätzlich kann es zum Beispiel sinnvoll sein, einzelne Körperbereiche mit einer Strahlentherapie zu behandeln.

Definition

Das Burkitt-Lymphom ist nach seinem Entdecker, dem englischen Tropenarzt Dr. Denis Burkitt, benannt. Es zählt zu den sogenannten Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL), die zur Gruppe der bösartigen (malignen) Lymphome gehören.

Ein malignes Lymphom ist ein bösartiger Tumor, der aus Zellen des lymphatischen Gewebes entstanden ist – den Lymphozyten.

Der Volksmund bezeichnet bösartige Lymphome heutzutage oft als Lymphdrüsenkrebs oder Lymphknotenkrebs.

Was ist das lymphatische System?

Das lymphatische System ist Teil der körpereigenen Immunabwehr. Zum lymphatischen System zählen alle Lymphbahnen und lymphatischen Organe des Körpers. Es erstreckt sich über den ganzen Körper. Zu den lymphatischen Organen zählen etwa die Lymphknoten, die Milz und die Mandeln.

Die Zellen des lymphatischen Gewebes nennt man Lymphozyten. Sie zählen zu den weißen Blutkörperchen. Es gibt zwei Gruppen von Lymphozyten, die B- und die T-Lymphozyten. Beide Gruppen erfüllen unterschiedliche Funktionen bei der Immunabwehr.

Man unterscheidet drei Formen des Burkitt-Lymphoms, die sich dadurch unterscheiden, dass sie bei verschiedenen Personengruppen auftreten:

  • endemisches Burkitt-Lymphom: Diese Form des Burkitt-Lymphoms tritt vor allem in Zentral- und Ostafrika auf und ist dort der häufigste bösartige Tumor bei Kindern. Unter dem endemischen Auftreten einer Erkrankung versteht man eine hohe Erkrankungshäufigkeit in bestimmten geographischen Regionen, welche offensichtlich an bestimmte Bedingungen gebunden ist.
  • sporadisches Burkitt-Lymphom: Das relativ seltene sporadische Burkitt-Lymphom tritt weltweit auf.
  • HIV-assoziiertes Burkitt-Lymphom: Das HIV-assoziierte Burkitt- Lymphom tritt bei Menschen mit HIV auf.

Das Burkitt-Lymphom ist ein sogenanntes B-Zell-Lymphom, da es aus B-Lymphozyten entsteht. B- und T-Lymphozyten sind weiße Blutkörperchen, die für die Immunabwehr verantwortlich sind.

Häufigkeit

Menschen in Zentral- und Ostafrika sowie Personen mit HIV erkranken häufiger an einem Burkitt-Lymphom als andere Personen.

Das endemische Burkitt-Lymphom, das vor allem in Afrika vorkommt, entwickelt sich insbesondere in den ersten Lebensjahren, besonders um das sechste bis siebte Lebensjahr herum. Jungen erkranken etwa doppelt so häufig wie Mädchen. Das sporadische Burkitt-Lymphom ist wesentlich seltener. Von ihm sind Personen weltweit betroffen.

Ursachen

Das Burkitt-Lymphom hat möglicherweise mehrere Ursachen – warum genau es entsteht, ist derzeit noch unklar. Je nach Form scheinen unterschiedliche Faktoren eine Rolle bei der Entstehung zu spielen.

Epstein-Barr-Virus

Personen mit einem Burkitt-Lymphom sind häufig auch mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert – insbesondere bei Menschen, die an dem vorwiegend in Afrika vorkommendem endemischen Burkitt-Lymphom leiden, weisen Ärzte es häufig nach.

Das Epstein-Barr-Virus wird mit Speichel und Rachensekreten ausgeschieden und durch engen Kontakt oder durch mit Speichel kontaminierte Gegenstände übertragen. Das Virus wird über die Schleimhäute aufgenommen und erreicht über lymphatische Organe die B-Lymphozyten, in denen es sich teilweise unter Zerstörung der Zellen vermehrt.

Das Epstein-Barr-Virus ist als Erreger des pfeifferschen Drüsenfiebers (Mononucleosis infectiosa) bekannt. Der genaue Zusammenhang zwischen dem Virus als mögliche Ursache und der Entstehung eines Burkitt-Lymphoms ist allerdings noch nicht geklärt.

Genetische Faktoren: Translokation

Viele Menschen mit Burkitt-Lymphom weisen sogenannte Translokationen auf, die als mögliche Ursache infrage kommen. Eine Translokation ist eine Schädigung der Chromosomen. Dabei sind Chromosomenabschnitte an eine andere Position eines Chromosoms verlagert. Beim Burkitt-Lymphom betrifft die Translokation unter anderem Veränderungen zwischen den Chromosomen 8 und 14.

Immunsystem

Defekte im Immunsystem, wie sie bei HIV-Infizierten oder auch bei Personen, die Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems (sog. Immunsupressiva) erhalten, vorkommen, scheinen ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung des Burkitt-Lymphoms zu spielen.

Symptome

Ein Burkitt-Lymphom kann sehr unterschiedliche Symptome hervorrufen, welche von der Lage und Ausbreitung abhängig sind. Das Burkitt-Lymphom kann überall dort auftreten, wo sich weiße Blutkörperchen (Lymphozyten) befinden, insbesondere im lymphatischen Gewebe der Organe, und dort Beschwerden verursachen.

Oft entsteht ein Burkitt-Lymphom im Bauchraum oder im Bereich von Kopf oder Hals, in den Nieren oder an den Eierstöcken. Häufig wächst es innerhalb weniger Monate sehr rasch.

Oft klagen Menschen mit einem Burkitt-Lymphom über unspezifische Symptome wie Krankheitsgefühl und Leistungsabfall. Viele der Betroffenen suchen ihren Arzt auf, weil sie unter Schwellungen im Gesicht leiden. Wenn Organe im Bauchraum betroffen sind, leiden die Betroffenen häufig unter:

Ist das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen, können Symptome wie Lähmungen oder Bewusstseinsstörungen auftreten. Zudem kann es zu Gerinnungsstörungen kommen, die durch das Ungleichgewicht von weißen und roten Blutkörperchen entstehen. In der Folge bilden sich schneller blaue Flecken.

Diagnose

Der Arzt fragt zunächst insbesondere nach aktuellen Beschwerden sowie nach der Vorgeschichte der Patienten (Anamnese). In der körperlichen Untersuchung tastet er alle erreichbaren Lymphknoten ab, um Anhaltspunkte für die Diagnose zu bekommen. Zudem bestimmt er die Größe von Leber und Milz, inspiziert den Nasen-Rachen-Raum und prüft die Hirnnerven.

Die inneren Organe untersucht der Arzt durch bildgebende Diagnoseverfahren wie zum Beispiel die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT).

Zudem sucht er im Blut nach eventuell vorhandenen Viren (insbesondere dem Epstein-Barr-Virus) oder anderen Erregern und führt einen HIV-Test durch. Der sogenannte Laktat-Dehydrogenase-Spiegel (LDH) bei Burkitt-Lymphomen gibt Aufschluss über ein erhöhtes Wachstumsrisiko. Dies ist für die Optimierung der Therapie von Bedeutung. Laktat-Dehydrogenase ist ein Enzym, welches in vielen Organen in hoher Konzentration vorkommt.

Um die Diagnose zu sichern, muss der Arzt die Zellen (zytologische Untersuchung) sowie das Tumorgewebe (histologische Untersuchung) untersuchen. Zudem ist es wichtig, herauszufinden, in welchem Ausmaß sich das Lymphom bereits ausgebreitet hat (Staging) – denn danach richtet sich auch die anschließende Therapie.

Mithilfe einer Untersuchung der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquorpunktion) kann der Arzt prüfen, ob das zentrale Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen ist. Zudem kann eine Knochenmarkuntersuchung Aufschluss darüber geben, ob Knochenmark befallen ist.

Therapie

Das Burkitt-Lymphom erfordert eine schnelle Therapie, da es sich um einen aggressiv wachsenden, bösartigen Tumor handelt. Früh erkannt, kann man das Burkitt-Lymphom gut behandeln.

Bei der Wahl der Therapie ist besonders entscheidend, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Da das Burkitt-Lymphom meist nicht auf ein Organ beschränkt ist, sondern sich im ganzen Körper ausbreitet, kommt meist eine Chemotherapie zum Einsatz.

Je weniger sich das Burkitt-Lymphom im Körper ausgebreitet hat, desto besser sind die Aussichten auf komplette Heilung.

Chemotherapie

Nur eine frühzeitig begonnene Chemotherapie kann verhindern, dass sich das Burkitt-Lymphom weiter ausbreitet. Chemotherapeutika sind nicht in der Lage, die sogenannte Blut-Hirn-Schranke in ausreichender Menge zu durchdringen. Dies ist dann ein Problem, wenn das Burkitt-Lymphom auch das Gehirn befallen hat. Um die Blut-Hirn-Schranke zu umgehen, injiziert der Arzt das Medikament daher direkt in den Liquorraum, der die Gehirnflüssigkeit enthält.

Strahlentherapie

Die Non-Hodgkin-Lymphome, zu denen das Burkitt-Lymphom gehört, sind strahlensensibel, sprechen also auf eine Strahlentherapie an. Je nachdem, wie weit sich die Krankheit im Körper ausgebreitet hat und wo sie lokalisiert ist, kann eine kombinierte Therapie aus Chemotherapie und Bestrahlung sinnvoll sein. Das Burkitt-Lymphom kann nicht ausschließlich mit einer Strahlentherapie behandelt werden, da es sich zum Zeitpunkt der Diagnose meist schon weiter im Körper ausgebreitet hat und nicht mehr lokal begrenzt ist.

Verlauf

Ein Burkitt-Lymphom wächst in der Regel relativ rasch, sodass eine rechtzeitige Therapie entscheidend für den weiteren Verlauf ist.

Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser sind auch die Heilungschancen.

Prognose

Hochmaligne (bösartige) Non-Hodgkin-Lymphome, zu denen das Burkitt-Lymphom zählt, müssen frühzeitig therapiert werden, da sie ohne Behandlung innerhalb weniger Monate tödlich enden können. Trotz aggressiver Therapie tritt das Burkitt-Lymphom häufig erneut auf.

Die Prognose der Erkrankung ist in frühen Stadien gut. Je weniger Organe befallen sind, desto günstiger der Verlauf.

Nachsorge

Nach abgeschlossener Behandlung des Burkitt-Lymphoms sind in zeitlich festgelegten Abständen Nachsorge-Untersuchungen nötig. Die Nachsorge umfasst:

Im Einzelfall können weitere Untersuchungen notwendig sein. Die Nachsorge dient vor allem dazu, ein Wiederauftreten (Rezidiv) und auch Folgeschäden rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Vorbeugen

Einem Burkitt-Lymphom können Sie nicht unmittelbar vorbeugen, da die Ursachen für die Erkrankung bislang nicht genau bekannt sind.

Sie können jedoch einiges tun, um Ihr Risiko für Krebs im Allgemeinen zu senken. Das Risiko für etwa 60 Prozent aller Krebserkrankungen kann man in der Regel bereits deutlich senken, wenn man bei seinem persönlichen Lebensstil ein paar Dinge beachtet.

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten sowie regelmäßige Bewegung sind hier ein erster Schritt zum Vorbeugen!