Propiverin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 08.01.2008

Allgemeines

Propiverin wird vor allem bei Kindern mit Harninkontinenz angewendet, wenn diese durch eine zu hohe Anspannung des Harnblasenmuskels verursacht wird. Zu den dabei auftretenden Krankheitszeichen gehören neben Dranginkontinenz mit plötzlichem Harndrang und Urinverlust, nächtlichem Einnässen (Enuresis) und häufiger Entleerung kleiner Harnmengen (Pollakisurie) auch häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie).

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • Harnblasenmuskulatur entspannen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Propiverin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Propiverin nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Propiverin
  • Darmverschluss
  • ausgeprägte Blasenentleerungsstörungen durch Verengung der Harnwege mit vorhersehbarem Harnverhalt
  • Myasthenia gravis
  • mangelnder Darmbewegung
  • schwerer entzündlicher Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa
  • massiver Erweiterung des Dickdarms mit Besiedelung durch Bakterien (toxisches Megacolon)
  • unbehandelter spezieller Form des Grünen Stars (Engwinkel-Glaukom)
  • mäßiger oder ausgeprägter Leberfunktionsstörung.
Bei Funktionsstörungen der Nerven und Nieren sollte der Wirkstoff nur unter strenger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden.

Durch Propiverin können Herz-Beschwerden (schwere Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörung, Herzrasen), eine gutartige Prostatavergrößerung sowie Sodbrennen und Speiseröhrenentzündung verstärkt werden.

Bei Personen mit engem Kammerwinkel der vorderen Augenkammer kann Propiverin durch seine pupillenerweiternde Wirkung einen Glaukom-Anfall auslösen.

Zur Behandlung von häufigem und nächtlichem Harndrang infolge von Nierenerkrankungen, einer Herzmuskelschwäche oder organischer Blasenerkrankungen wie Harnwegsinfektionen oder Blasenkrebs ist der Wirkstoff nicht geeignet.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte der Wirkstoff nur nach strenger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist für Kinder geeignet, muss aber dem Körpergewicht angepasst dosiert sein. Die Gabe von Propiverin an Kinder unter einem Jahr wird aufgrund fehlender Studien zu Wirkung und Risiken in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.

Welche Nebenwirkungen kann Propiverin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Propiverin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Speichelproduktionshemmung, Mundtrockenheit.

Häufige Nebenwirkungen:
Sehstörungen, Sehschärfeverminderung, Kopfschmerzen, Verstopfung, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Geschmacksstörungen, Schwindel, Zittern, Erröten, Blutdrucksenkung, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen, Harnverhalt.

Seltene Nebenwirkungen:
Ausschlag (bei Überempfindlichkeit gegen Propiverin).

Sehr seltene und vereinzelte Nebenwirkungen:
Unruhe, Verwirrtheit, Herzklopfen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Propiverin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Einnahme von Propiverin mit manchen Psychopharmaka wie link="G">tri- und tetrazyklischen Antidepressiva (Beispiel: Imipramin), Benzodiazepinen und Neuroleptika führt zu einer Wirkungsverstärkung.

Gleiches gilt für die gemeinsame Verabreichung von Mitteln, die auf das unbewußte Nervensystem wirken wie Muskarinrezeptor-Antagonisten (darunter viele muskelentspannende Wirkstoffe) und Beta-2-Sympathomimetika (dazu gehören viele Asthma-Mittel) sowie für Amantadin (gegen Parkinson-Krankheit) und Chinidin (gegen Herzrhythmusstörungen).

Wird Propiverin zusammen mit Cholinesterase-Hemmstoffen (Einsatz bei Demenz) gegeben, kann seine Wirkung aufgehoben werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Propiverin mit Metoclopramid wird die Wirkung beider Stoffe abgeschwächt.

In der Kombination mit Isoniazid kann es in sehr selten Fällen zu einem Blutdruckabfall kommen.

Psychopharmaka können die Benommenheit verstärken, die durch Propiverin hervorgerufen wird. Das ist besonders beim Autofahren und der Maschinenbedienung zu berücksichtigen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Patienten mit Neigung zu Grünem Star können durch das Medikament einen Glaukomanfall erleiden.
  • Das Medikament kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigen, so dass Autofahren sowie das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Das gilt besonders zusammen mit Beruhigungsmitteln.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Propiverin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Propiverin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
überzogene Tabletten
überzogene Tabletten

So wirkt Propiverin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Propiverin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Spasmolytika, Muskelrelaxanzien, zu welcher der Wirkstoff Propiverin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Propiverin

Propiverin wird vor allem bei Kindern mit Harninkontinenz angewendet, wenn diese durch eine zu hohe Anspannung des Harnblasenmuskels verursacht wird. Zu den dabei auftretenden Krankheitszeichen gehören neben Dranginkontinenz mit plötzlichem Harndrang und Urinverlust, nächtlichem Einnässen (Enuresis) und häufiger Entleerung kleiner Harnmengen (Pollakisurie) auch häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie).

Bei gesteigerter Erregbarkeit der Harnblase (Hyperreflexie) infolge von multipler Sklerose, Querschnittlähmung oder Rückenmarkschäden anderer Ursache wird der Wirkstoff ebenfalls eingesetzt.

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Behandlung von Blasenschäden nach einer Bestrahlung und nach operativen Eingriffen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Propiverin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Propiverin

Propiverin gehört zur Gruppe der Spasmolytika und hier zu den Wirkstoffen mit Effekt sowohl auf die Nerven wie auch die Muskeln.

Auf Nervenebene verdrängt der Wirkstoff den körpereigenen Botenstoff Acetylcholin von seinen Andockstellen (Rezeptoren) an den parasympathischen Nervenfasern, die Zum unbewußten (vegetativen) Nervensystem gehören. Die Erregung dieser Rezeptoren wird verhindert, was die Wirkung der parasympathischen Nervenfasern, also zum Beispiel den Reflex der Urinentleerung, unterdrückt. Zum anderen wirkt Propiverin direkt an den Muskelfasern der Hohlorgane wie beispielsweise der Blase. Auf beide Arten wird eine Muskelentspannung der Muskulatur in der Harnblasenwand erreicht. Die übermäßige Anspannung der Harnblasenmuskulatur kann damit vermindert werden. Dadurch weist die Harnblase mehr Füllungsvermögen auf. Außerdem treten ein unkontrollierter Harnabgang und der Drang zum Wasserlassen deutlich seltener auf.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.