Propiverin-Uropharm 5 mg/ -15 mg Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 29.07.2015
Hersteller: Uropharm AG
Wirkstoff: Propiverin
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Propiverin-Uropharm 5 mg/ -15 mg Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Propiverin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Propiverin-Uropharm 5 mg/ -15 mg Filmtabletten.

Propiverin wird vor allem bei Kindern mit Harninkontinenz angewendet, wenn diese durch eine zu hohe Anspannung des Harnblasenmuskels verursacht wird. Zu den dabei auftretenden Krankheitszeichen gehören neben Dranginkontinenz mit plötzlichem Harndrang und Urinverlust, nächtlichem Einnässen (Enuresis) und häufiger Entleerung kleiner Harnmengen (Pollakisurie) auch häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie).

Bei gesteigerter Erregbarkeit der Harnblase (Hyperreflexie) infolge von multipler Sklerose, Querschnittlähmung oder Rückenmarkschäden anderer Ursache wird der Wirkstoff ebenfalls eingesetzt.

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Behandlung von Blasenschäden nach einer Bestrahlung und nach operativen Eingriffen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Propiverin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Spasmolytika, Muskelrelaxanzien, zu welcher der Wirkstoff Propiverin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • überaktive Blase mit Harninkontinenz und/oder zu häufiger Harnentleerung und Harndrang
  • nervlich bedingte Überaktivität der Blase beispielsweise durch Querschnittlähmung oder Fehlbildungen des Rückenmarks

Dosierung

Die Behandlung der überaktiven Blase sollte nicht vor dem fünften Lebensjahr beginnen, da in vielen Fällen die organische Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Ist die überaktive Blase nervlich bedingt (beispielsweise durch Rückenmarkschädigung), kann die Behandlung dagegen auch vor dem fünften Lebensjahr beginnen. Aufgrund fehlender Untersuchungen dazu sollte das Medikament aber nicht an Kinder unter einem Jahr gegeben werden.

Aufgrund des geringen Wirkstoffgehalts wird die 5 mg-Filmtablette hauptsächlich im Kindesalter oder von Erwachsenen mit geringem Körpergewicht (unter 35 Kilogramm) eingenommen. Die empfohlene Dosierung beträgt täglich durchschnittlich 0,8 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, aufgeteilt in zwei bis drei Einzeldosen. Kindern und Erwachsene mit einem Körpergewicht über 35 Kilogramm werden mit der für Erwachsene üblichen Dosis von täglich 30 Milligramm Propiverin-Hydrochlorid behandelt (zwei- bis dreimal drei oder zwei 5 mg-Filmtabletten oder zweimal zwei 15 mg-Filmtabletten). Die empfohlene Tageshöchstdosis liegt bei 45 Milligramm Propiverin-Hydrochlorid.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • mikrokristalline Cellulose
  • Talkum
  • Titandioxid (E 171)
  • vorverkleisterte Maisstärke
  • Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat
  • Macrogol 3350
  • pflanzliches Magnesiumstearat
  • Poly(vinylalkohol)

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Speichelproduktionshemmung, Mundtrockenheit.

Häufige Nebenwirkungen:
Sehstörungen, Sehschärfeverminderung, Kopfschmerzen, Verstopfung, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Geschmacksstörungen, Schwindel, Zittern, Erröten, Blutdrucksenkung, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen, Harnverhalt.

Seltene Nebenwirkungen:
Ausschlag (bei Überempfindlichkeit gegen Propiverin).

Sehr seltene und vereinzelte Nebenwirkungen:
Unruhe, Verwirrtheit, Herzklopfen.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Einnahme von Propiverin mit manchen Psychopharmaka wie link="G">tri- und tetrazyklischen Antidepressiva (Beispiel: Imipramin), Benzodiazepinen und Neuroleptika führt zu einer Wirkungsverstärkung.

Gleiches gilt für die gemeinsame Verabreichung von Mitteln, die auf das unbewußte Nervensystem wirken wie Muskarinrezeptor-Antagonisten (darunter viele muskelentspannende Wirkstoffe) und Beta-2-Sympathomimetika (dazu gehören viele Asthma-Mittel) sowie für Amantadin (gegen Parkinson-Krankheit) und Chinidin (gegen Herzrhythmusstörungen).

Wird Propiverin zusammen mit Cholinesterase-Hemmstoffen (Einsatz bei Demenz) gegeben, kann seine Wirkung aufgehoben werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Propiverin mit Metoclopramid wird die Wirkung beider Stoffe abgeschwächt.

In der Kombination mit Isoniazid kann es in sehr selten Fällen zu einem Blutdruckabfall kommen.

Psychopharmaka können die Benommenheit verstärken, die durch Propiverin hervorgerufen wird. Das ist besonders beim Autofahren und der Maschinenbedienung zu berücksichtigen.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Propiverin
  • Darmverschluss
  • ausgeprägte Blasenentleerungsstörungen durch Verengung der Harnwege mit vorhersehbarem Harnverhalt
  • Myasthenia gravis
  • mangelnder Darmbewegung
  • schwerer entzündlicher Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa
  • massiver Erweiterung des Dickdarms mit Besiedelung durch Bakterien (toxisches Megacolon)
  • unbehandelter spezieller Form des Grünen Stars (Engwinkel-Glaukom)
  • mäßiger oder ausgeprägter Leberfunktionsstörung.
Bei Funktionsstörungen der Nerven und Nieren sollte der Wirkstoff nur unter strenger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden.

Durch Propiverin können Herz-Beschwerden (schwere Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörung, Herzrasen), eine gutartige Prostatavergrößerung sowie Sodbrennen und Speiseröhrenentzündung verstärkt werden.

Bei Personen mit engem Kammerwinkel der vorderen Augenkammer kann Propiverin durch seine pupillenerweiternde Wirkung einen Glaukom-Anfall auslösen.

Zur Behandlung von häufigem und nächtlichem Harndrang infolge von Nierenerkrankungen, einer Herzmuskelschwäche oder organischer Blasenerkrankungen wie Harnwegsinfektionen oder Blasenkrebs ist der Wirkstoff nicht geeignet.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte der Wirkstoff nur nach strenger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist für Kinder geeignet, muss aber dem Körpergewicht angepasst dosiert sein. Die Gabe von Propiverin an Kinder unter einem Jahr wird aufgrund fehlender Studien zu Wirkung und Risiken in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigen, so dass Autofahren sowie das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Das gilt besonders zusammen mit Beruhigungsmitteln.
  • Patienten mit Neigung zu Grünem Star können durch das Medikament einen Glaukomanfall erleiden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten)
28 Stück Filmtabletten
4,55 Milligramm Propiverin
49 Stück Filmtabletten
4,55 Milligramm Propiverin
98 Stück Filmtabletten
4,55 Milligramm Propiverin
28 Stück Filmtabletten
13,65 Milligramm Propiverin
49 Stück Filmtabletten
13,65 Milligramm Propiverin
98 Stück Filmtabletten
13,65 Milligramm Propiverin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Propiverin-Uropharm 5 mg/ -15 mg Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Propiverin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
überzogene Tabletten
überzogene Tabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.