Schlafsterne

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 31.10.2023 - 10:30 Uhr

Hersteller: Retorta GmbH
Wirkstoff: Doxylamin
Darreichnungsform: Tablette

Rezeptfrei

Wirkung und Anwendungsgebiet von Schlafsterne

Schlafsterne enthalten den Wirkstoff Doxylamin. Auch wenn der Name harmlos klingt, so handelt es sich um ein stark wirksames Medikament mit Wechsel- und Nebenwirkungen. Das Anwendungsgebiet ist laut Herstellerangaben Ein- und Durchschlafstörungen.

Doxylamin ist ein Antihistaminikum der 1. Generation und wurde ursprünglich zur Behandlung von allergischen Reaktionen eingesetzt. Da der Arzneistoff jedoch stark müde macht, wird er heutzutage nicht mehr als Antiallergikum eingesetzt. Stattdessen wird der Wirkstoff nun bei Ein- und Durchschlafproblemen eingesetzt (Sedativa).

Nicht alle Schlafstörungen sind behandlungsbedürftig. Bevor Schlafstörungen medikamentös behandelt werden, sollten alle Maßnahmen zur Schlafhygiene umgesetzt werden. Die Anwendung sollte nur kurzfristig und nicht länger als 14 Tage erfolgen.

Schlafsterne: Dosierung

Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene eine halbe bis eine Stunde vor dem Schlafengehen ein bis zwei Tabletten mit einem Glas Wasser ein. Bei stärkeren Schlafstörungen können als Höchstdosis zwei Tabletten (entsprechend 60 mg Doxylaminsuccinat) eingenommen werden.

Es ist darauf zu achten, dass nach der Einnahme von Schlafsternen für eine ausreichende Schlafdauer gesorgt wird, um eine Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens am folgenden Morgen zu vermeiden.

Bei akuten Schlafstörungen ist die Behandlung möglichst auf Einzelgaben zu beschränken. Um bei chronischen Schlafstörungen die Notwendigkeit einer fortgesetzten Anwendung zu überprüfen, sollte nach zweiwöchiger täglicher Einnahme die Dosis schrittweise verringert oder abgesetzt werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Maisstärke
  • Cellulosepulver
  • Copovidon
  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Lactose-Monohydrat
  • Magnesiumstearat
  • Talkum

Schlafsterne: Nebenwirkungen

 

Seltene Nebenwirkungen:
Krampfanfälle (Epilepsie).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Darmlähmung mit lebensbedrohlichem Darmverschluss; Blutarmut (Anämie); Blutbildveränderungen wie Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie); Verminderung der Blutplättchen (Thrombopenie).

Nebenwirkungen ohne Angaben der Häufigkeit:
Schwindel; Konzentrationsstörungen; Kopfschmerzen; Depressionen; Muskelschwäche; Ohrensausen; Benommenheit; Reaktionszeitverlängerung; Schläfrigkeit; Mattigkeit; Augenmuskelfunktionsstörungen (Akkommodations-Störungen); Mundtrockenheit; Gefühl der verstopften Nase; Augeninnendruckerhöhung; Verstopfung; Harnverhalten; Übelkeit und Erbrechen; Durchfall; Appetitverlust; Appetitzunahme; Gewichtszunahme; Magenschmerzen; Herzrasen und Herzrhythmusstörungen; Bluthochdruck; Blutdruckabfall; Verschlechterung einer Herzmuskelschwäche; EKG-Veränderungen; Atemfunktionsbeeinträchtigungen, allergische Reaktionen, Haut-Lichtempfindlichkeit, Körpertemperatur-Veränderung, Unruhe, Erregung, Spannung, Schlaflosigkeit, Alpträume, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen, Zittern.

Die Nebenwirkungen wie Unruhe, Erregung, Spannung, Schlaflosigkeit, Alpträume, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen und Zittern werden als paradox bezeichnet, weil der Wirkstoff als Schlafmittel eigentlich gegenteilige Wirkungen haben sollte.

Besonderheiten:
Nach längerfristiger täglicher Anwendung können durch plötzliches Absetzen des Wirkstoffs die Schlafstörungen wieder verstärkt auftreten. Zudem tritt bei längerer Einnahme ein Gewöhnungseffekt ein, sodass die Wirkung vermindert ist.

Die Gefahr des Auftretens von Nebenwirkungen ist bei älteren Menschen größer. Bei dieser Personengruppe kann sich dadurch auch die Sturzgefahr erhöhen.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Gabe von Schlafsternen und anderen zentraldämpfenden Wirkstoffen wie zum Beispiel Neuroleptika, Tranquilizern, Antidepressiva, Hypnotika, Schmerzmittel, Narkosemittel oder Antiepileptika kann es zu einer wechselseitigen Verstärkung der Wirkung kommen. Auch bei gleichzeitigem Alkoholgenuss kann die Wirkung des Medikaments in nicht vorhersehbarer Weise verändert und verstärkt werden. Während der Anwendung von Schlafsternen sollte Alkoholgenuss vermieden werden.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Schlafsternen und dem Antiepileptikum Phenytoin wird die Phenytoin-Wirkung abgeschwächt.

Zusammen mit Wirkstoffen, die das parasympathische Nervensystem hemmen, wie zum Beispiel Biperiden (Mittel zur Behandlung der Parkinsonkrankheit), MAO-Hemmer oder trizyklischen Antidepressiva, kann es zu lebensbedrohlichen Darmlähmungen, Harnverhalt und einer Erhöhung des Augeninnendrucks kommen. MAO-Hemmer können zudem in Wechselwirkung mit Doxylamin zu niedrigem Blutdruck und einer Unterdrückung der Gehirnfunktion sowie der Atemfunktion führen.

Zusammen mit den Blutdrucksenkern Guanabenz und Clonidin sowie Alpha-Methyldopa können verstärkt Müdigkeit und Mattigkeit auftreten.

Die gleichzeitige Gabe von Epinephrin (Mittel zur Steigerung des Blutdrucks) und Schlafsternen kann zu einem weiteren Blutdruckabfall führen.

Die Symptome einer beginnenden Innenohrschädigung, die durch andere Arzneimittel (z. B. Aminoglykosid-Antibiotika, einige Schmerzmittel, einige harntreibende Mittel) ausgelöst wurde, können durch Schlafsterne unterdrückt werden und damit unerkannt bleiben.

Das Medikament führt außerdem manchmal zu verfälschten Ergebnissen von Hauttests.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Wirkstoffe aus der Gruppe der Antihistaminika
  • Blasenentleerungsstörungen mit Restharnbildung bei Prostatahyperplasie
  • Grüner Star (Engwinkelglaukom)
  • Störungen bei der Bildung des roten Blutfarbstoffs (Porphyrie)
  • akutem Asthmaanfall
  • akute Vergiftung
  • Epilepsie
  • Nebennierenkrebs (Phäochromozytom)
  • Gabe von MAO-Hemmern gegen Depressionen
  • stillenden Müttern
  • Kindern und Jugendlichen

Eine besondere ärztliche Überwachung ist erforderlich bei Menschen mit

  • eingeschränkter Leberfunktion,
  • Vorschädigung des Herzens und Bluthochdruck,
  • chronischen Atembeschwerden und Asthma,
  • chronischem Sodbrennen.

Was müssen Sie in Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In der Schwangerschaft ist der Wirkstoff nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abschätzung einzusetzen.

In der Stillzeit dürfen Schlafsterne nicht angewendet werden, da der Wirkstoff in sehr geringen Mengen in die Muttermilch übergehen und den Säugling schädigen kann. Schon geringe Mengen können bei Säuglingen schwerwiegende Schäden hervorrufen.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass Autofahren oder die Bedienung von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
  • Bei länger anhaltenden Schlafstörungen sollte keine Dauerbehandlung mit dem Medikament erfolgen, sondern der*die behandelnde Arzt*Ärztin aufgesucht werden.
  • Die Einnahme des Medikaments kann bei älteren Personen die Sturzgefahr erhöhen.
  • Nach längerfristiger täglicher Anwendung können durch plötzliches Absetzen der Therapie Schlafstörungen wieder verstärkt auftreten.
  • Schlafsterne sind für Kinder und Jugendliche nicht geeignet.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend eine*n Ärztin*Arzt.

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick, welche weitere Medikamente neben Schlafsternen mit dem Wirkstoff Doxylamin erhältlich sind:

Medikament
Darreichungsform
Gittalun Trinktabletten
Brausetabletten
Tabletten

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.