Jucken im Ohr: Mann hält sich Hand an ein Ohr.
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Jucken im Ohr: Was hilft gegen lästigen Juckreiz?

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 02.03.2022

Jucken im Ohr ist nicht nur lästig und unangenehm, es kann ebenso vielfältige Ursachen wie einen Pilz im Ohr oder eine Allergie haben. Auch eine übertriebene Ohrhygiene kann Auslöser sein. Welche Ursachen für juckende Ohren gibt es noch? Wann ist ärztlicher Rat wichtig und welche Hausmittel haben sich bewährt?

Jucken im Ohr: Ursachen

Das menschliche Ohr ist äußerst sensibel – nicht nur was die Wahrnehmung von Geräuschen angeht. Äußere Einflüsse wie die Säuberung des Hörorgans mit Wattestäbchen oder aber Blütenpollen können ein Kitzeln und Jucken im Ohr auslösen. Die Gründe sind meist harmlos. Mitunter kann aber auch eine Ursache dahinterstecken, die auf eine Erkrankung hindeutet und eine ärztliche Behandlung nötig macht. Doch welche Auslöser können infrage kommen, wenn das Ohr juckt?

Ohrenjucken aufgrund einer äußeren Gehörgangsentzündung

Eine Entzündung des äußeren Gehörgangs (Otitis externa) entsteht meist aufgrund einer Infektion mit Bakterien und/oder Pilzen. Zu Beginn äußert sich die Otitis externa in der Regel durch ein Jucken im Ohr, bis letztlich Ohrenschmerzen und Ohrendruck hinzukommen. Im Verlauf kann auch das Trommelfell von der Entzündung betroffen sein. Zusätzlich sind im Rahmen der Otitis externa Schwellungen im Gehörgang typisch, die eine Hörminderung mit sich bringen können. Auch Fieber und ein Ausfluss aus dem Ohr sind mögliche Beschwerden. Die auslösenden Erreger gelangen zum Beispiel durch Baden in Seen oder im Meer ins Ohr, aber auch verbleibendes Wasser im Ohr nach dem Duschen kann eine Ohrenentzündung bedingen. 

Jucken im Ohr bei Allergien und Unverträglichkeiten

Lässt sich der Juckreiz auf das Innenohr oder die Ohrmuschel lokalisieren, kann dafür eine Allergie oder eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Stoffen verantwortlich sein. Die Folge ist dann wiederum eine Entzündung der Ohrenhaut sowie eine Schuppenbildung, was sich oftmals durch schmerzende und juckende Ohren zeigt. Wer beispielsweise nach der Verwendung von 

  • Seife, 
  • Duschgel, 
  • Shampoo, 
  • Haarspray oder
  • Haarfärbemittel

unter Ohrenjucken leidet, sollte besser auf die Produkte verzichten. Gegebenenfalls liegt in diesen Fällen eine Kontaktallergie auf bestimmte Inhaltsstoffe vor, die die Beschwerden auslösen. Ebenso sind bei Heuschnupfen, neben einer verstopften Nase und Schnupfen, auch juckende Ohren möglich. Auslöser sind saisonale Allergien gegenüber bestimmten Blütenpollen.

Kommt es zu einer Reaktion gegenüber einem Ohrschmuck, zeigt sich diese oftmals durch ein Jucken am äußeren Ohr. Dahinter steckt meist eine Nickelallergie. Nickel ist eine silbrig-weiße Metallart, die häufig in Modeschmuck verarbeitet ist. Etwa zehn bis zwölf Prozent der Bevölkerung, darunter besonders junge Frauen, sind von einer Nickelallergie betroffen.

Wer unter juckenden Ohren leidet und regelmäßig Ohrstöpsel oder In-Ear-Kopfhörer trägt, reagiert möglicherweise auf enthaltene Weichmacher. Weiterhin kann eine allergische Reaktion auf antibiotische Ohrentropfen oder Salben ein Jucken im Ohr verursachen.

Juckende Ohren durch entzündliche Hauterkrankungen

Schuppenflechte (Psoriasis), Neurodermitis oder Ekzeme können auch im Hörorgan auftreten. Die entzündlichen Hauterkrankungen gehen häufig mit trockener, schuppiger und rissiger Haut der Ohren einher, was ein Jucken im Ohr mit sich bringt. Der Juckreiz im Ohr kann dabei so stark sein, dass sich Betroffene blutig kratzen.

Diabetes mellitus: Vorsicht bei Juckreiz im Ohr

Wer unter Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und zusätzlich an einem Jucken im Ohr leidet, sollte das Symptom keinesfalls unterschätzen und eine*einen Ärztin*Arzt aufsuchen. Sind bei Betroffenen beispielsweise die Blutzuckerwerte schlecht eingestellt oder nehmen sie ihre Medikamente nicht wie verordnet ein, können sich krankhafte Veränderungen an der Haut zeigen – auch im Ohr. Kommt es dann zu einer Otitis externa, ausgelöst durch eine Infektion mit Pilzen und/oder Bakterien, kann das geschwächte Immunsystem von Diabetes-Betroffenen diese schlecht eliminieren. Sobald die Erreger in den Blutkreislauf geraten, droht eine Blutvergiftung (Sepsis), die lebensbedrohlich sein kann und einen medizinischen Notfall darstellt. Medizinisch wird diese äußere Gehörgangsentzündung als Otitis externa necroticans bezeichnet.

Juckreiz im Ohr: Zu viel Ohrenschmalz

Ohrenschmalz (Cerumen) ist für die Gesundheit des Hörorgans unerlässlich: Das Sekret hält den Gehörgang geschmeidig, sichert einen intakten Säureschutzmantel, der für die Eliminierung von Bakterien und Pilzen wichtig ist, und transportiert zugleich Fremdkörper wie Hautschuppen oder Staub aus dem Gehörgang. Manchmal kann das Cerumen aufgrund von anatomischen Besonderheiten, etwa einem verengten oder verformten Gehörgang, nicht richtig abfließen und juckende Ohren begünstigen. 

Bei manchen Menschen produzieren die Drüsen im Ohr zu viel Ohrenschmalz. Das Sekret kann sich verhärten und das Ohr verstopfen. Unter Umständen bildet sich daraufhin ein Ohrenschmalzpfropf. Die Folge kann neben einem verminderten Hörvermögen auch ein Jucken im Ohr sein. Eine Überproduktion von Ohrenschmalz kann außerdem auch erblich bedingt sein.

Menschen, die ein Hörgerät oder regelmäßig In-Ear-Kopfhörer oder Ohrstöpsel tragen, neigen ebenso oftmals dazu, vermehrt Ohrenschmalz zu produzieren. Deshalb verspüren diese Personen auch häufig ein Jucken im Ohr.

Wenn das Ohr aufgrund falscher Ohrhygiene juckt

Viele Menschen empfinden Ekel gegenüber Ohrenschmalz und reinigen die Ohren daher oft und gründlich. Häufig kommt dabei ein Wattestäbchen zum Einsatz. Dabei reagiert das Hörorgan besonders empfindlich auf das mechanische Entfernen von Cerumen, da so die Schutzbarriere und die sensible Ohrenhaut zerstört werden kann. Folglich sind Hautirritationen möglich, die mit einem Juckreiz im Gehörgang einhergehen. Nicht zuletzt deshalb sollte auf den Gebrauch von Wattestäbchen verzichtet werden. Doch manche Menschen produzieren von Natur aus weniger Cerumen, weshalb die Ohren trocken sind und jucken können.

Jucken im Ohr: Wann ist ärztlicher Rat erforderlich?

Ohrjucken ist keine Seltenheit und verschwindet häufig nach kurzer Zeit wieder. Doch wer neben einem Jucken im Ohr auch unter

leidet, sollte in einer Hals-Nasen-Ohren-Praxis (HNO) vorstellig werden. Auch für Menschen, die regelmäßig ein juckendes Ohr haben, empfiehlt sich ein Termin in einer HNO-Praxis. Nur durch die ärztliche Begutachtung kann der Grund für den Juckreiz herausgefunden und eine entsprechende Therapie empfohlen werden. Betroffene von Diabetes mellitus, deren Ohr juckt, sollten umgehend ärztlichen Rat einholen. Liegt dem Juckreiz eine Otitis externa zugrunde, ist eine sofortige Behandlung meist unerlässlich, um einen schweren, womöglich lebensbedrohlichen Verlauf zu verhindern.

Jucken im Ohr: Diagnose

Um der Ursache von juckenden Ohren auf den Grund zu gehen, stellt die*der HNO-Ärztin*Arzt zu Beginn des Termins einige Fragen im Rahmen der Anamnese. Dabei geht es etwa um die genauen Beschwerden, ob eine bekannte Allergie oder Unverträglichkeit vorliegt oder eine Vorerkrankung wie Diabetes mellitus oder Neurodermitis besteht.

Anschließend folgt in der Regel eine gründliche Untersuchung des Hörorgans mithilfe spezieller Instrumente. Mit einem Ohrenspiegel (Otoskop) kann der Gehörgang und das Trommelfell kontrolliert werden. Auch ein Ohrenschmalzpfropf kann so erkannt werden. Vermutet die*der HNO-Ärztin*Arzt einen bakteriellen Infekt oder einen Pilz, hilft ein Abstrich dabei, den genauen Erreger zu bestimmen. Bei dem Verdacht einer Allergie gegenüber bestimmten Stoffen wie Nickel oder Pollen, kann zusätzlich ein Allergietest durchgeführt werden, um das entsprechende Allergen ausfindig zu machen. 

Jucken im Ohr: Behandlung

Die Behandlung von einem Jucken im Ohr variiert je nach der diagnostizierten Ursache. Ein Pfropf kann mithilfe einer Ohrenspülung entfernt werden. Besteht das Ohrjucken aufgrund einer Otitis externa, können abhängig vom auslösenden Erreger etwa Antibiotika (wirksam gegen Bakterien) oder Antimykotika (Medikament gegen Pilze) verschrieben werden. Diese gibt es zum Beispiel in Form von Salben oder Ohrentropfen. Sind die Ohrenschmerzen ausgeprägt, können oftmals zusätzlich Schmerzmittel zum Einsatz kommen, um die Beschwerden zu lindern. 

Bei einer Allergie sind Antihistaminika eine Möglichkeit, gegen das Jucken im Ohr vorzugehen. Wer unter trockenen Ohren leidet, kann mithilfe feuchtigkeitsspendender Salben Linderung erzielen. 

Jucken im Ohr: Hausmittel

Weiterhin können verschiedene Hausmittel gegen ein Jucken im Ohr helfen. Spezielle in der Apotheke erhältliche Ohrensprays oder Ohrenöle halten etwa die trockene Haut geschmeidig. Auch das Kühlen des Ohrs wird häufig als angenehm empfunden und soll den Juckreiz lindern. Hierfür kann auf ein Kühlpack zurückgegriffen werden. Aber auch ein Wattebausch, das in hochprozentigem Alkohol getränkt ist, soll einen wohltuenden Effekt gegen Ohrenjucken haben. Wichtig ist jedoch dabei, dass keine Verletzungen Ohrenhaut vorliegen. 

Außerdem zielen verschiedene Mittel aus der Homöopathie wie Tabletten, Globuli oder Tropfen auf Ohrenjucken ab. Zudem gibt es auch Behandlungsmöglichkeiten aus der Naturheilkunde. Dazu zählen etwa verschiedene Heilpflanzen wie Aloe vera, Schüssler Salze oder eine Ohrakkupunktur.

Jucken im Ohr: Vorbeugen

Um juckenden Ohren vorzubeugen, sollten Faktoren gemieden werden, die eine Entzündung und somit Ohrenjucken auslösen können. Folgende Tipps helfen dabei: 

  • Allergie und Unverträglichkeit: Wer unter einer Allergie oder Unverträglichkeit, etwa gegen ein Shampoo oder Duschgel, und deshalb unter einem Jucken im Ohr leidet, sollte auf hautfreundliche oder antiallergische Pflegeprodukte setzen.

  • Wasserkontakt: Nach dem Baden, Schwimmen oder Duschen sollte überschüssiges Wasser an der Ohrmuschel mit einem weichen Tuch vorsichtig entfernt werden.

  • Heuschnupfen: Betroffene von Heuschnupfen können auf ein Antiallergikum bauen, um Ohrenjucken vorzubeugen.

  • Salben: Menschen mit entzündlichen Hautkrankheiten können spezielle Salben für Neurodermitis oder Schuppenflechte verwenden, um den Juckreiz zu stillen, aber auch juckenden Ohren vorzubeugen.

  • Diabetes: Wer unter Diabetes mellitus leidet, sollte verschriebene Medikamente wie angeordnet einnehmen und auf gut eingestellte Blutzuckerwerte achten.

  • richtige Ohrhygiene: Bei der Ohrhygiene gilt: Weniger ist mehr! Wer seine Ohren übermäßig viel und übertrieben reinigt, trocknet und verletzt so möglicherweise die Haut der Ohren und begünstigt eine Infektion mit Erregern. Kommt es dann zu einer Entzündung, ist auch ein Jucken im Ohr möglich. Wattestäbchen sind grundsätzlich ein Tabu.

  • Ohrstöpsel und Co.: Wer häufig Ohrstöpsel oder In-Ear-Kopfhörer trägt, sollte diese regelmäßig mit Desinfektionsmittel oder einem speziellen Reinigungsalkohol säubern und desinfizieren.

Auch wenn es schwerfällt: Wenn das Ohr juckt, sollte unbedingt darauf verzichtet werden, mit einem Wattestäbchen, dem Finger oder anderen spitzen Gegenständen im Gehörgang zu kratzen. Das verschlimmert in der Regel den Juckreiz im Ohr nur, kann die empfindliche Haut zusätzlich verletzen und Ohrenschmerzen begünstigen.