Neues Corona-Medikament: Was steckt hinter Täuschkörpern?
Neue Coronavarianten können nicht nur Impfstoffen oder durch Infektionen gebildeten Antikörpern entgehen, auch bei monoklonalen Antikörpern ist der Schutz nicht mehr zwangsläufig gegeben. Monoklonale Antikörper waren bisher besonders für Betroffene mit Immunschwäche und ältere Personen von großer Bedeutung, da die Medikamente im frühen Stadium einer Infektion die Ausbreitung des Virus und somit einen schweren Verlauf unterbinden konnten. Nun wird an einer neuen Lösung gearbeitet, um schwere Verläufe bei Infizierten zu verhindern.
Täuschkörper mögliche Corona-Bremse
Der Pharmahersteller Formycon entwickelt aktuell eine flexible Lösung, welche schnell und einfach an Varianten angepasst werden kann. Beim Sars-CoV-2-Blocker FYB207 handelt es sich um ein künstlich hergestelltes Enzym (ACE-2-Molekül), welches mit einem menschlichen Antikörper verbunden wird. Das Ergebnis: ein sogenanntes Fusionsprotein.
ACE-2 ist ein Enzym, welches sich auf der Oberfläche menschlicher Zellen befindet und eine wichtige Rolle beim Eintritt des Virus in die Zellen einnimmt. Das Spikeprotein des Coronavirus ankert am ACE-2 und erhält somit Zugang zu den menschlichen Zellen, in denen sich das Virus weiterverbreitet.
FYB207 fungiert als Täuschkörper und soll das Coronavirus vom eigentlichen Ankerpunkt ablenken. Das künstlich hergestellte ACE-Molekül soll das Virus im Blut und Gewebe binden und somit den Zelleintritt verhindern. Durch die zusätzliche Verbindung mit dem menschlichen Antikörper erkennt das eigene Immunsystem das künstliche Molekül nicht als Fremdkörper an. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Antikörper die Struktur des Moleküls stabilisiert.
Laborstudien zeigen Wirkung gegen Virusvarianten
Erste Laborstudien zeigen laut Hersteller, dass die Zugabe von ACE-2 das Virus blockiert und eine Infektion der Zellen verhindern kann. Die natürliche Aktivität des Enzyms bietet daher einen möglichen Schutz für Lunge, Herz und Nieren und verhindert somit ein potenzielles Organversagen. Das Unternehmen bestätigt die breite Wirksamkeit gegen bisher vorhandene Corona-Mutationen.
Ein Nachteil zeigt sich bisher allerdings in den Tierversuchen. Der menschliche Körper baut das Enzym selbstständig bereits innerhalb weniger Stunden ab. Um eine ausreichende Wirkung zu erzielen, müsste das Mittel dauerhaft über eine Infusion verabreicht werden. Die Forschenden arbeiten aktuell daran, den Mechanismus zu umgehen.
Weitere Daten zum Täuschkörper sollen noch in diesem Monat folgen.
Entwicklung für die Zukunft
Die Herstellung des Täuschkörpers könnte nicht nur in der aktuellen Omikron-Welle von Vorteil sein, auch die Ausbreitung noch folgender Varianten im Körper könnte durch den Enzymblocker verhindert werden. Auch könnte das Mittel vor schweren Verläufen und einem möglichen Organversagen schützen.