Oxybutynin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 03.09.2007

Allgemeines

Der Wirkstoff wird eingesetzt bei bestimmten Formen der Harninkontinenz, wenn durch übermäßige Anspannung des Harnblasenmuskels die Beschwerden häufiger Harndrang (Pollakisurie), vermehrtes nächtliches Wasserlassen (Nykturie), zwingender (imperativer) Harndrang sowie unfreiwilliger Harnverlust auftreten.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • übermäßige Anspannung des Harnblasenmuskels lösen
  • häufigen Harndrang vermindern
  • häufiges nächtliches Wasserlassen unterbinden
  • unfreiwilligen Harnverlust behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Oxybutynin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Oxybutynin nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Oxybutynin
  • Harndrang (Pollakisurie) und vermehrtem nächtlichen Wasserlassen (Nykturie) infolge von Herzmuskelschwäche oder Nierenversagen
  • Harnabflussstörungen beispielsweise durch eine gutartige Prostatavergrößerung oder durch eine Verengung der Harnröhre (Harnröhrenstriktur) sowie bei Verengungen (Stenosen) im Bereich der übrigen Harnwege
  • Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, bei Darmlähmung, bei Darmverschluss (Ileus) sowie bei entzündlichen Dickdarmgeschwüren
  • Myasthenia gravis.
Der Wirkstoff sollte nur unter besonderer ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko angewendet werden bei
  • Herzrhythmusstörungen
  • koronarer Herzkrankheit
  • Herzmuskelschwäche
  • Bluthochdruck
  • Engwinkelglaukom
  • entzündlichen Erkrankungen der Speiseröhre und des Magens aufgrund von Rückfluss aus dem Magen (Hiatushernien mit Refluxösophagitis)
  • Leberfunktionsstörungen
  • Nierenfunktionsstörungen
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • bestimmten Nervenerkrankungen (autonomen Neuropathien)
  • Fieber.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff sollte in der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Während der Behandlung mit Oxybutynin darf nicht gestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder unter fünf Jahren dürfen den Wirkstoff nicht einnehmen.

Welche Nebenwirkungen kann Oxybutynin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Oxybutynin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Mundtrockenheit, Verstopfung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Abnahme der Schweißdrüsensekretion (Wärmestau), beschleunigte Herzfrequenz (Tachykardie), Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, Schwellung des Gesichts, großflächige Schwellungen von Haut und Schleimhäuten, Impotenz, Hemmung der Produktion und Abgabe von Muttermilch, Beschwerden beim Wasserlassen (Miktionsbeschwerden), Harnverhalt, Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Halluzinationen, Schüttelkrämpfe (Konvulsionen), Durchfall, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Hautrötung, Rötung des Gesichts, Hautausschläge, allergische Hautreaktionen, verschwommenes Sehen (Akkomodationsstörungen), Auslösung eines Glaukoms, Tränenflussabnahme, Pupillenerweiterung, Lichtempfindlichkeit.

Seltene Nebenwirkungen:
Fleckiger Hautausschlag, Verwirrtheitszustände, nächtliche Angststörungen.

Besonderheiten:
In Einzelfällen traten Entzündungen der Speiseröhre aufgrund von Rückfluss aus dem Magen (Refluxösophagitis) auf. Außerdem kann Oxybutynin die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion, koronaren Herzerkrankung, Herzmuskelschwäche, von Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien), Bluthochdruck oder einer Prostatavergrößerung verstärken. Die dauerhafte Anwendung des Wirkstoffes kann zur Entwicklung von Karies, zu Erkrankungen des Zahnfleisches oder einer Hefepilzinfektion im Mund (oralen Candidose) führen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Oxybutynin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Wirkung von Oxybutynin wird verstärkt durch die gleichzeitige Behandlung mit anderen Anticholinergika oder Wirkstoffen mit anticholinerger Wirkung wieDurch die Verlangsamung der Magen-Darm-Beweglichkeit kann Oxybutynin die Aufnahme anderer Arzneimittel aus dem Magen-Darm-Trakt beeinflussen.

Bei gleichzeitiger Verwendung von Oxybutynin, das die Tätigkeit der Verdauungsorgane abschwächt und Medikamenten, die die Magenentleerung beschleunigen wie beispielsweise Metoclopramid kann es zu einer gegenseitigen Behinderung der Wirkung auf die Bewegungen des Magen-Darm-Traktes kommen.

Bei einer gleichzeitigen Behandlung mit mitteln gegen Pilzerkrankungen wie Ketoconazol, Itraconazol sowie Makrolid-Antibiotika wie Erythromycin kann es zu einem verminderten und verzögerten Abbau von Oxybutynin kommen, was seine Wirkung verstärkt und verlängert.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Nesselsucht oder Augenschmerzen während der Behandlung mit dem Medikament sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
  • Ohne Rücksprache mit Arzt oder Apotheker sollten keine anderen Wirkstoffe gleichzeitig mti dem Medikament eingenommen werden.
  • Wegen der Abnahme der Schweißsekretion durch die Medikamentenwirkung ist bei Fieber und hoher Umgebungstemperatur Vorsicht geboten, ein Hitzschlag kann verursacht werden.
  • Die dauerhafte Anwendung des Medikaments kann zu Karies und Pilzinfektionen des Mundes führen.
  • Treten während der Therapie mit dem Medikament Infektionen der Harnewege und Geschlechtsteile auf, muss mit einer entsprechenden Behandlung begonnen werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament muss der Arzt in regelmäßigen Abständen das Sehvermögen und den Augeninnendruck prüfen.
  • Das Medikament ist nicht zur Behandlung von Kindern unter fünf Jahren geeignet.
  • Das Reaktions- und Sehvermögen können so sehr verändert werden, dass die Teilnahme am Straßenverkehr oder das Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Das gilt besonder im Zusammenwirken mit Alkohol.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Oxybutynin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Oxybutynin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Oxybutynin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Oxybutynin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Spasmolytika, Muskelrelaxanzien, zu welcher der Wirkstoff Oxybutynin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Oxybutynin

Der Wirkstoff wird eingesetzt bei bestimmten Formen der Harninkontinenz, wenn durch übermäßige Anspannung des Harnblasenmuskels die Beschwerden häufiger Harndrang (Pollakisurie), vermehrtes nächtliches Wasserlassen (Nykturie), zwingender (imperativer) Harndrang sowie unfreiwilliger Harnverlust auftreten.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Oxybutynin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Oxybutynin

Oxybutynin gehört zur Wirkstoffgruppe der krampflösenden Spasmolytika und hier in die Gruppe der Substanzen, die sowohl auf die Vorgänge sowohl in den Nerven wie den Muskeln einwirken.
  • Oxybutynin verdrängt einerseits den körpereigenen Botenstoff Acetylcholin von seinen Andockstellen (Rezeptoren) am Parasympathicus, dem einen der beiden Hauptnerven des vegetativen Nervensystems. So verhindert der wirkstoff die Erregung dieser Rezeptoren und unterdrückt die Wirkung der parasympathischen Nervenfasern.
  • Zum anderen wirkt Oxybutynin direkt entspannend an den Muskelfasern.
Auf beide Arten wird eine Lockerung der so genannten glatten Organ-Muskulatur beispielsweise in der Harnblasenwand erreicht. Die übermäßige Anspannung der Harnblasenmuskulatur läßt nach, wodurch sich ihr Fassungsvermögen vergrößert. Außerdem kommt es deutlich seltener zu unkontrolliertem Harnabgang und einem Drang zum Wasserlassen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.