Lansoprazol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 03.08.2012

Allgemeines

Lansoprazol wird bei Sodbrennen und Speiseröhrenentzündung sowie Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren eingesetzt. Zur Therapie werden dabei einmal täglich 30 Milligramm Lansoprazol über mehrere Wochen empfohlen. Zur Vorbeugung von Geschwüren ist eine tägliche Dosis von 15 Milligramm über höchstens 12 Monate ausreichend, zur Vorbeugung von Speiseröhrenentzündung gibt man 15 bis 30 Milligramm Lansoprazol täglich.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Magensäureproduktion verringern
  • Schmerzen bei Entzündungen der Speiseröhre und bei Geschwüren im Magen und Zwölffingerdarm lindern
  • Geschwürabheilungen im Magen und Zwölffingerdarm beschleunigen
  • Entzündungen der Speiseröhre und Geschwüre im Magen und Zwölffingerdarm vorbeugen
  • säurebedingten Erkrankungen vorbeugen und sie behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Lansoprazol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Lansoprazol nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen Lansoprazol darf dieser Wirkstoff nicht eingenommen werden.

Bei Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion darf Lansoprazol nicht angewendet werden. Bei mittlerer bis schwerer Leber- und Nierenfunktionsstörung darf keine Kombination von Lansoprazol mit dem Antibiotikum Clarithromycin erfolgen. Für die Eradikationstherapie des Magenkeims Helicobacter pylori müssen in diesem Fall andere Antibiotika verwendet werden. Die Kombination mit Clarithromycin ist ebenfalls nicht erlaubt, wenn zusätzlich noch die Arzneimittel Terfenadin oder Astemizol (beides Allergiemittel), Cisaprid (Prokinetikum) oder Carbamazepin (Mittel gegen Epilepsie) eingenommen werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Wegen unzureichender Erfahrungen sollte Lansoprazol während Schwangerschaft und Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt eingenommen werden.

Es wird angenommen, dass Lansoprazol in die Muttermilch übergeht. Im Tierversuch zeigten sich allerdings bisher keine Schädigungen des Ungeborenen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern sollten Medikamente mit Lansoprazol wegen fehlender Erfahrungen nicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Lansoprazol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Lansoprazol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Magenschmerzen; Bauchschmerzen; Durchfall; Blähungen; Übelkeit und Erbrechen; Appetitlosigkeit; Verstopfung; Mundtrockenheit; Mundschleimhautentzündung; Pilzinfektionen der Speiseröhre.

Seltene Nebenwirkungen:
Geschmacksstörungen (besonders bei kombinierter Einnahme mit Antibiotika), Nierenentzündung (interstitielle Nephritis).

Sehr seltene und vereinzelte Nebenwirkungen:
Müdigkeit; Schwindel; Schwäche; Unwohlsein; vermehrtes Schwitzen; Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme); Hautausschlag; Fieber; Juckreiz; Nesselsucht; Atembeschwerden; Störungen der Gefäßregulation; stärkere allergische Reaktionen (bis hin zu massivem Blutdruckabfall und anaphylaktischem Schock); schwerste Hautreaktionen; Haarausfall; Muskelbeschwerden; Gelenkbeschwerden; Fehlempfindungen der Haut; Erektionsstörungen; Depressionen; Halluzinationen; Verwirrtheitszustände; Unruhe; Angstgefühl; Schlafstörungen; Sehstörungen; Vergrößerungen der männlichen Brustdrüse (Gynäkomastie); Leberentzündungen (eventuell mit Gelbsucht); Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Besonderheiten:
Eventuell sind verschiedenartige Änderungen des Blutbilds möglich, es gibt bisher einige Hinweise darauf. Veränderungen der Leber-, Cholesterin- und Triglyzerid-Werte bilden sich nach Beendigung der Therapie wieder zurück. Bei hoher Dosierung kann starker Durchfall mit Darmentzündung und Geschwüren auftreten. Bei starkem Durchfall muss das Arzneimittel sofort abgesetzt werden.

Eine akute Nierentzündung (interstitielle Nephritis) durch Lansoprazol ist selten. Weil der Wirkstoff jedoch sehr häufig verordnet wird, ist das Risiko gleichwohl bedeutsam. Besonders gefährlich ist diese Nebenwirkung, da ihre Symptome jenen ähneln, die zur Gabe von Lansoprazol geführt hatte: Übelkeit, Erbrechen, allgemeines Unwohlsein. Treten diese Beschwerden weiterhin während der Lansoprazol-Behandlung auf oder stellt der Arzt im Blut erhöhte Entzündungswerte unklarer Ursache fest, muss an diese Nebenwirkung gedacht werden. Eine dauerhafte Nierenschädigung kann nur bei rechtzeitigem Absetzen von Lansoprazol sowie frühzeitiger Erkennung und Behandlung der Niere vermieden werden.

Alle Protonenpumpenhemmer, besonders wenn sie in einer hohen Dosierung und länger als ein Jahr angewendet werden, können das Risiko von Hüft-, Handgelenks- und Wirkelsäulenfrakturen, etwas erhöhen. Dies gilt vor allem bei älteren Patienten oder bei Vorliegen anderer bekannter Risikofaktoren (beispielsweise Anwendung von Glukokortikoiden). Daher müssen insbesondere Ostoporose-Patienten, die Lansoprazol erhalten, vom Arzt sorgfältig hinsichtlich ihrer Knochendichte beobachtet werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Lansoprazol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Es können Wechselwirkungen mit Medikamenten auftreten, die im Körper von den gleichen Enzymen wie Lansoprazol verarbeitet werden. So sollten bei gleichzeitiger Einnahme von Lansoprazol und Theophyllin (einem Mittel gegen Asthma) regelmäßige Blutkontrollen durchgeführt werden. Gleiches gilt für die gleichzeitige Behandlung mit dem Makrolid-AntibiotikumTacrolimus.

Außerdem können Wechselwirkungen mit dem Blutgerinnungshemmstoff Phenprocoumon sowie mit einer bestimmten Gruppe von Diabetes-Wirkstoffen (zum Beispiel Glibenclamid und Tolbutamid) nicht ausgeschlossen werden. Gerade zu Beginn einer Therapie mit Lansoprazol sollten deshalb häufige Kontrollen der Blutzuckerkonzentration erfolgen.

Die Veränderung des Säuregehalts im Magen kann die Aufnahme anderer Wirkstoffe in die Blutbahn beeinflussen. Zum Beispiel wird die Aufnahme von Ketoconazol und Itraconazol, Wirkstoffen gegen Pilzerkrankungen, verringert. Gleiches gilt für den Virus-Hemmstoff Atazanavir, der gegen AIDS eingesetzt wird. Die Aufnahme des AntibiotikumsErythromycin und des HerzglycosidsDigoxin dagegen erhöht sich, was zu verstärkter Wirkung und mehr Nebenwirkungen derselben führen kann. Besonders bei Digoxin wird daher eine ärztliche Kontrolle der Blut-Konzentrationen des Herzmittels erforderlich.

Die Aufnahme von Lansoprazol in den Körper kann durch Sucralfat und andere säurebindende Mittel verringert werden. Deshalb sollte Sucralfat stets in einem zeitlichen Abstand von mindestens 30 Minuten nach Lansoprazol eingenommen werden.

Die Kombination von Lansoprazol mit Clarithromycin und einem weiteren Antibiotikum während einer Eradikationstherapie gegen den Magenkeim Helicobacter pylori kann verschiedene Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hervorrufen. Dies gilt besonders für Wirkstoffe, die auf dem selben Weg wie Lansoprazol abgebaut werden. Wie auch bei anderen Kombinationen zur Eradikationstherapie sollten während dieser kurzen Behandlungszeit möglichst keine weiteren Medikamente genommen werden.

Weil alle Wirkstoffe der Gruppe der Protonenpumpenhemmer die Wirksamkeit von Clopidogrel (zur Blutverdünnung) behindert, sollen sie nicht zusammen mit dieser Substanz angewendet werden. Ist dies jedoch unumgänglich, ist Pantoprazol allen anderen Protonenpumpenhemmern vorzuziehen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament kann die Anzeichen von Magenkrebs verschleiern. Wie bei anderen Magengeschwür-Therapien muss der Arzt daher stets zunächst Magenkrebs ausschließen.
  • Weil das Medikament die Magensäure hemmt, besteht während der Behandlung ein höheres Risiko für Infektionen im Verdauungstrakt.
  • Bei Patienten mit mittelschwerer und schwerer Leberfunktionsstörung darf der Arzt das Medikament nur mit Vorsicht einsetzen.
  • Bei schweren und/oder anhaltenden Durchfällen während der Behandlung ist der Arzt zu befragen. Es kann sich um eine Darmentzündung handeln, die einen Therapieabbruch nötig macht.
  • Die Gabe des Medikaments zur Verhindung von Nebenwirkungen von nicht-steroidalen Antirheumatika, Glukokortikoiden oder Gerinnungshemmern sollte auf Hochrisiko-Patienten beschränkt werden.
  • Die Reaktionsfähigkeit kann Medikament-bedingt durch Schwindel, Sehstörungen und Schläfrigkeit beeinträchtigt sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Lansoprazol?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Lansoprazol enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
magensaft­resistente Kapseln
magensaft­resistente Kapseln

So wirkt Lansoprazol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Lansoprazol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Protonenpumpenhemmer, Mittel gegen zu viel Magensäure, zu welcher der Wirkstoff Lansoprazol gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Lansoprazol

Lansoprazol wird bei Sodbrennen und Speiseröhrenentzündung sowie Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren eingesetzt. Zur Therapie werden dabei einmal täglich 30 Milligramm Lansoprazol über mehrere Wochen empfohlen. Zur Vorbeugung von Geschwüren ist eine tägliche Dosis von 15 Milligramm über höchstens 12 Monate ausreichend, zur Vorbeugung von Speiseröhrenentzündung gibt man 15 bis 30 Milligramm Lansoprazol täglich.

Geschwüre, die durch das Bakterium Helicobacter pylori verursacht sind, werden im Rahmen einer einwöchigen Eradikationstherapie mit zweimal täglich 30 Milligramm Lansoprazol plus zwei Antibiotika behandelt.

Geschwürerkrankungen, die auf eine dauerhafte Medikamenteneinnahme (zum Beispiel von nicht-steroidalen Antirheumatika) zurückzuführen sind, werden mit einer täglichen Dosis von 30 Milligramm Lansoprazol therapiert. Wenn Patienten dauerhaft auf diese magenschädlichen Medikamente angewiesen sind, kann auch vorbeugend mit 15 Milligramm pro Tag behandelt werden.

Bei krankhafter Überproduktion von Magensäure (Zollinger-Ellison-Syndrom) sind höhere Tagesdosen von 60 Milligramm Lansoprazol und mehr erforderlich.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lansoprazol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Lansoprazol

Lansoprazol gehört zur Gruppe der Protonenpumpenhemmer. Wie alle Wirkstoffe dieser Gruppe vermindert auch Lansoprazol die Magensäureproduktion. Dadurch werden Sodbrennen und Speiseröhrenentzündung sowie Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre vorgebeugt und/oder behandelt.

Lansoprazol ist eine Medikamenten-Vorstufe (Prodrug) und wird erst im Körper in die eigentlich wirksame Form umgewandelt. Nachdem es über die Blutbahn die Belegzellen des Magens erreicht hat, entsteht in der sauren Umgebung dieser Zellen die aktive Wirkform.

Lansoprazol wird in magensaftresistenten Arzneiformen (zum Beispiel Retardkapseln) verabreicht. Dies verhindert die vorzeitige Wirkstoffzersetzung im sauren Milieu des Magens. Erst nach Erreichen des Dünndarms wird Lansoprazol freigesetzt und kann von hier aus in die Blutbahn aufgenommen werden.

Lansoprazol zeigt im Vergleich zu anderen Protonenpumpenhemmern einen sehr schnellen Wirkeintritt.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.