Doravirin + Lamivudin + Tenofovir

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 01.02.2019

Allgemeines

Die Kombination wird zur Behandlung von Erwachsenen eingesetzt, die mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV-1), dem AIDS-Erreger, infiziert sind. Die HI-Viren dürfen keine Veränderungen des Erbguts aufweisen, die eine Widerstandfähigkeit (Resistenz) gegen Wirkstoffe aus der Klasse der nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer, gegen Lamivudin oder Tenofovir bedingen.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Umschreibung des Viren-Erbguts in das menschliche Erbgut verhindern
  • das Enzym Reverse-Transkriptase blockieren
  • Aufbau der neuen Erbgut-Stränge abbrechen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Doravirin + Lamivudin + Tenofovir im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Doravirin + Lamivudin + Tenofovir nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen einen oder mehrere ihrer Bestandteile darf die Kombination nicht eingesetzt werden.

Besondere Vorsicht wird der Arzt bei der Behandlung älterer Patienten mit dem Medikament walten lassen, da bei ihnen vor allem durch die Abnahme der Nierenfunktion möglicherweise mehr Nebenwirkungen auftreten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisher gibt es nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Doravirin bei Schwangeren. Aus Tierexperimenten ergab sich kein Verdacht auf ein Missbildungsrisiko. Weitreichende Erfahrungen mit der Behandlung schwangerer Frauen, die die Einzelwirkstoffe Tenofovir oder Lamivudin in Kombination mit anderen virenhemmenden Mitteln anwendeten, deuten nicht auf ein Risiko für Missbildungen hin. Weil Lamivudin aber den Mutterkuchen durchdringen kann, ist ein gewisses Risiko für das Ungeborene nicht auszuschließen. Aus Vorsichtsgründen sollte daher eine Anwendung der Kombination während der Schwangerschaft vermieden werden.

Es ist nicht bekannt, ob Doravirin in die Muttermilch übergeht, wie es im Tierxperiment der Fall ist. Außerdem gehen Lamivudin und auch Tenofovir in die Muttermilch über. Aufgrund der Möglichkeit einer Ansteckung des Kindes mit dem HI-Virus und der Möglichkeit schwerwiegender Nebenwirkungen bei gestillten Säuglingen sollte nicht gestillt werden, wenn die Kombination eingenommen wird.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit der Kombination bei Patienten unter 18 Jahren ist nicht durch klinische Studien erwiesen. Eine Anwendung bei dieser Altersgruppe liegt im Ermessen des Arztes.

Welche Nebenwirkungen können Doravirin + Lamivudin + Tenofovir haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Doravirin + Lamivudin + Tenofovir. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
unnormale Träume, Schlaflosigkeit, Alpträume, Depressionen, Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit, Husten, Nasenbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Haarausfall, Ausschlag, Muskelerkrankungen, Erschöpfung, Fieber

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutarmut, Mangel an neutrophilen Blutzellen, Mangel an Blutplättchen, Pusteln, Mineralmangel im Blut (Magnesium, Phosphat, Kalium), Angst, Reizbarkeit, Aggression, Wahnvorstellungen, Anpassungsstörungen, Verwirrtheitszustände, Verstimmung, Schlafwandeln, Selbstmordgedanken, Aufmerksamkeitsstörungen, eingeschränktes Erinnerungsvermögen, erhöhte Muskelspannung, nervliche Missempfindungen, Schlafstörungen, Bluthochdruck, Atembeschwerden, geschwollene Mandeln, Verstopfung, Blähungen, Bauchbeschwerden, aufgetriebener Bauch, Verdauungsstörungen, weicher Stuhl, Störungen der Darmbewegung, schmerzhafter Stuhldrang, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Juckreiz, allergische Hautentzündung, Rosenflechte, Muskel- und Gelenkschmerzen, Auflösung von Muskelgewebe, Muskelschwäche, akute Nierenschädigung, Nierenerkrankung, Harnsteinbildung, erhöhtes Kreatinin im Blut, Schwäche, Schmerzen im Brustkorb, Unwohlsein, Schüttelfrost, Schmerzen, Durst, erhöhte Blut- und Leberwerte (ALAT, ASAT, Lipase, Amylase, Kreatinphosphokinase), verringerter Blutfarbstoff

Seltene Nebenwirkungen:
Körperübersäuerung (Laktazidose), Fettleber, Leberentzündung, Gesichtsschwellung, Knochenschwund (mit Knochenschmerzen und selten mit Brüchen), Muskelerkrankung, (akutes) Nierenversagen, akute Zerstörung von Nierengewebe, Nierenentzündung, nierenbedingte Wasserharnruhr

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Mangel an roten Blutkörperchen, Nervenstörungen

Besonderheiten:
Der Arzt wird alle Patienten mit HIV-Infektionen auf das Vorliegen einer Infektion mit dem Erreger der Leberentzündung (Hepatitis) testen, bevor er eine virenhemmende Therapie beginnt.

Die Kombination ist nierenschädlich und darf nicht zusammen mit Wirkstoffen angewendet werden, die die gleiche Nebenwirkung haben. Dazu gehören vor allem nicht-steroidale Antirheumatika. Andauernde oder sich verschlimmernde Knochenschmerzen, Gliederschmerzen, Brüche und/oder Muskelschmerzen oder -schwäche können sowohl auf eine Nierenschädigung als auch auf eine Störung des Mineralstoffwechsels hinweisen und sollten sofort dem Arzt berichtet werden.

Der Arzt wird während der Behandlung die Nierenfunktion sorgfältig überwachen.

Besonders während der Anfangszeit der Behandlung können schlummernde Infektionen aktiviert werden. Auch danach kann es noch zum Wiederaufflammen von Automimmunerkrankungen kommen, wie einer Schilddrüsenunterfunktion oder der Nervenstörung Guillain-Barré-Syndrom.

Welche Wechselwirkungen zeigen Doravirin + Lamivudin + Tenofovir?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Kombination darf nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten verabreicht werden, die Lamivudin, Tenofovir oder Adefovir enthalten. Auch zusätzliches Doravirin darf nur zur Dosisanpassung eingenommen werden.

Der Bestandteil Doravirin wird von einem leicht beeinflusssbaren Enzym-System abgebaut. Eine Aktivierung desselben durch andere Wirkstoffe führt zu einer gefährlichen Unterdosierung. Zu diesen Wirkstoffen gehören die Antiepileptika Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenobarbital und Phenytoin, die Tuberkulose-Mittel Rifampicin und Rifapentin, Johanniskraut (gegen Depressionen), das Zytostatikum Mitotan, der Testosteron-Blocker Enzalutamid und Lumacaftor, das bei zystischer Fibrose eingesetzt wird. Ein Einsatz zusammen mit diesen Substanzen ist verboten.

Ebenfalls nur mit Vorsicht dürfen folgende Wirkstoffe zusammen mit der Kombination eingesetzt werden: das Antibiotikum Nafcillin, die Zytostatika Telotristat und Dabrafenib, das Gichtmittel Lesinurad, das Entwässerungsmittel Thioridazin, Bosentan (gegen Lungenhochdruck), Modafinil (gegen Schlafanfälle). Ist eine gleichzeitige Einnahme unumgänglich, muss die geminderte Wirkung des Kombinationsbestandteils Doravirin aufgefangen werden. Dazu ist mit mindestens zwölfstündigem Abstand zur Einnahme der Kombination eine weitere 100-Milligramm-Tablette Doravirin als Einzelsubstanz einzunehmen.

Wenn möglich sollte die dauerhafte gemeinsame Anwendung der Kombination mit Medikamenten, die die Zuckeraustauschstoffe Sorbitol, Xylitol, Mannitol, Lactitol oder Maltitol enthalten, vermieden werden. Wenn eine gemeinsame Anwendung unvermeidbar ist, wird der Arzt den Therapie-Erfolg besonders sorgfältig überprüfen.

Werden die Immunologika Tacrolimus und Sirolimus gemeinsam mit der Kombination eingesetzt, wird der Arzt ihre Blutkonzentration sorgfältig überwachen, da für diese Wirkstoffe eine Dosisanpassung erforderlich sein kann.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Der Arzt wird während der Behandlung die Nierenfunktion sorgfältig überwachen.
  • Andauernde oder sich verschlimmernde Knochenschmerzen, Gliederschmerzen, Brüche und/oder Muskelschmerzen oder -schwäche sollten sofort dem Arzt berichtet werden.
  • Die Therapie mit dem Medikament sollte von einem in der Behandlung von HIV-Infektionen erfahrenen Arzt begonnen werden.
  • Erschöpfung, Schwindel und Schläfrigkeit können Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich machen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Doravirin + Lamivudin + Tenofovir?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Doravirin + Lamivudin + Tenofovir enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Doravirin + Lamivudin + Tenofovir

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Doravirin + Lamivudin + Tenofovir. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen virenhemmende Mittel, Reverse-Transkriptase-Hemmer, zu welcher die Wirkstoffkombination Doravirin + Lamivudin + Tenofovir gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Doravirin + Lamivudin + Tenofovir

Die Kombination wird zur Behandlung von Erwachsenen eingesetzt, die mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV-1), dem AIDS-Erreger, infiziert sind. Die HI-Viren dürfen keine Veränderungen des Erbguts aufweisen, die eine Widerstandfähigkeit (Resistenz) gegen Wirkstoffe aus der Klasse der nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer, gegen Lamivudin oder Tenofovir bedingen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Doravirin + Lamivudin + Tenofovir sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Doravirin + Lamivudin + Tenofovir

Alle drei Bestandteile der Kombination gehören zu den sogenannten Reverse-Transkriptase-Hemmern aus der Wirkstoffklasse der virenhemmenden Mittel. Allen drei Komponenten ist gemeinsam, dass sie ein Enzym hemmen, das für die Umschreibung des Viren-Erbguts in das Erbgut der befallenen Zelle nötig ist. Wird dieses Enzym, die Reverse Transkriptase, in ihrer Aktivität blockiert, kann das Virus sein Erbgut nicht in die Wirtszelle einbauen, sodass diese keine neuen Viren erzeugt.

Lamivudin und Tenofovir ähneln in ihrer Gestalt jeweils einem Erbgut-Baustein (einem Nukleosid und einem Nukleotid), können dessen Aufgabe aber nicht übernehmen. Werden sie in die lange Kette des Erbguts eingebaut, führt das danach zum Strangabbruch.

Doravirin ist ein Reverse-Transkriptase-Hemmer, der keine Nukleosid-Gestalt hat. Er verbindet sich mit dem Enzym Reverse-Transkriptase und blockiert so dessen Aktivität.

Während Lamivudin und Doravirin praktisch keine Auswirkungen auf die Enzyme haben, die das menschliche Erbgut aufbauen, hemmt Tenofovir deren Aktivität leicht.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.