Bezafibrat

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 07.04.2011

Allgemeines

Bezafibrat dient bei Fettstoffwechselstörungen zur unterstützenden Behandlung zusätzlich zu einer Diät oder anderen nicht-medikamentösen Therapien (zum Beispiel sportliche Betätigung, Gewichtsabnahme).

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Blutfettwerte senken
  • Cholesterinspiegel im Blut senken
  • Fettablagerungen in Gefäßen verringern
  • Fortschreiten der Gefäßverengungen bei Arteriosklerose verlangsamen
  • Gefäßverengungen bei Erkrankung der Herzkranzgefäße verringern.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Bezafibrat im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Bezafibrat nicht verwendet werden?

Bezafibrat darf bei bestehender Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff nicht angewandt werden.

Bezafibrat darf weiterhin nicht verwendet werden bei Lebererkrankungen mit Ausnahme der Fettleber, Gallenblasenerkrankungen mit oder ohne Gallensteine, Dialysepatienten und Patienten mit bekannter lichtempfindlicher Reaktion auf eine vorhergehende Anwendung von Fibraten.

Bezafibrat darf nicht parallel mit den blutfettsenkenden Statinen, bestimmten gegen Depressionen wirkenden Mitteln (MAO-Hemmern) und dem Blutdrucksenker Perhexilin (in Deutschlend nicht gebräuchlich) eingenommen werden.

Der Wirkstoff darf bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und älteren Patienten mit Verdacht auf eine eingeschränkte Nierenfunktion nur unter besonderer ärztlicher Vorsicht eingenommen werden. Gegebenenfalls muss eine Anpassung der Dosis erfolgen. Bei einer starken Nierenfunktionsstörung darf der Wirkstoff gar nicht verwendet werden. Dies gilt auch für Patienten, die sich einer Dialyse unterziehen müssen.

Die Anwendung von Bezafibrat bei Patienten, die eine Östrogen-Behandlung erhalten, sollte vom Arzt kritisch überdacht werden, da Östrogene die Blutfett-Konzentration erhöhen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte kein Bezafibrat eingenommen werden. In Einzelfällen kann ein Arzt aber eine Therapie mit dem Wirkstoff verordnen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Über die Folgen einer Bezafibratbehandlung bei Kindern ist wenig bekannt, deshalb muss der Arzt Nutzen und Risiko einer Therapie gut abwägen.

Welche Nebenwirkungen kann Bezafibrat haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Bezafibrat. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Leichte Einschränkungen der Nierenfunktion mit Nierenwerterhöhung, Appetitlosigkeit.

Gelegentliche oder weniger häufige Nebenwirkungen:
Haarausfall, Nierenversagen, Muskelschmerzen, Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, leichte Überempfindlichkeitsreaktionen mit Juckreiz (Pruritus) und Pusteln (Urtikaria), Völlegefühl, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Potenzstörungen, Galleabflussstörungen, Juckreiz, Nesselsucht, Hauteinblutungen (Purpura), lichtempfindliche Reaktionen mit Hautrötung, Bläschenbildung und Juckreiz.

Sehr seltene oder vereinzelte Nebenwirkungen:
Abnahme des roten Blutfarbstoffs, Auflösung der Muskulatur, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leberwerterhöhungen, Blutwertveränderungen, Gallensteinbildung, Abnahme der Blutzellen (Panzytopenie), Abnahme der Blutplättchen und der weißen Blutkörperchen, schwere Überempfindlichkeitsreaktionen mit Beschwerden wie Hauterscheinungen, Hautentzündungen, Pusteln, Gesichtsrötung, Kraftlosigkeit, Blutdruckabfall, Kreislaufkollaps, allergischer Reaktion, Gefäßentzündungen, Fieber, Atemnot, Herzrasen, Engegefühl im Brustkorb, Muskelentzündung, Muskelschmerzen, Gelenkentzündung, Gelenkschmerzen, Wassereinlagerung, Schüttelfrost, Ohnmacht, allgemeinem Krankheitsgefühl; schwere Hautreaktionen wie Erythema exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse.

Welche Wechselwirkungen zeigt Bezafibrat?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Kombination von Bezafibrat mit den ebenfalls blutfettsenkenden Statinen führt zu einer Erhöhung der Giftigkeit der Statine für die Muskulatur. Diese äußert sich in gehäuftem Auftreten von Muskelschmerzen, Muskelerkrankungen, Muskelschwäche und Muskelzellschäden.

Es bestehen Wechselwirkungen zwischen Bezafibrat und bestimmten Medikamenten gegen Depressionen (MAO-Hemmern).

Die gleichzeitige Einnahme von Bezafibrat und Hemmstoffen der Gallensäure-Wiederaufnahme (Anionenaustauscherharze wie Cholestyramin und Colestipol) vermindert die Aufnahme von Bezafibrat, daher sollten mindestens zwei Stunden zwischen der Einnahme der beiden Wirkstoffe liegen.

Die Einnahme von Bezafibrat bei gleichzeitiger Anwendung von Antikoagulanzien verstärkt die Wirkung der Blutgerinnungshemmstoffe. Die Blutgerinnung muss regelmäßig kontrolliert und die Dosis der Antikoagulanzien gegebenenfalls angepasst werden.

Bezafibrat kann die Wirkung von blutzuckersenkenden Mitteln wie Insulin oder Sulfonylharnstoffen verstärken.

Bezafibrat darf nicht gleichzeitig mit Perhexilinhydrogenmaleat eingenommen werden.

Bei Patienten, deren Immunsystem unterdrückt ist, darf der Wirkstoff nur zum Einsatz kommen, wenn der Arzt die Nierenfunktion regelmäßig überprüft.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Schmerzen, Schwäche und besondere Empfindlichkeit der Muskulatur müssen umgehend dem Arzt mitgeteilt werden.
  • Das Medikament darf nicht zusammen mit Colestyramin oder Colestipol eingenommen werden. Es ist ein Abstand von mindestens zwei Stunden einzuhalten.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Bezafibrat?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Bezafibrat enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Filmtabletten
Retardtabletten

So wirkt Bezafibrat

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Bezafibrat. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Fibrate, Cholesterinsenker, zu welcher der Wirkstoff Bezafibrat gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Bezafibrat

Bezafibrat dient bei Fettstoffwechselstörungen zur unterstützenden Behandlung zusätzlich zu einer Diät oder anderen nicht-medikamentösen Therapien (zum Beispiel sportliche Betätigung, Gewichtsabnahme).

Allerdings ist der Wirkstoff nur als Mittel der zweiten Wahl anzusehen und kommt nur zum Einsatz, wenn ein schwerer Überschuss an Blutfetten (Hypertriglyceridämie) oder eine sogenannte gemischte Blutfettstörung (zu viel Blutfette und Cholesterin) besteht. Auch ist Bezafibrat als Alternative anzuwenden, wenn andere Wirkstoffe aus der Gruppe der Statine nicht angewendet werden dürfen oder nicht vertragen werden.

In Studien verminderte die Behandlung mit Bezafibrat die Häufigkeit von Herzinfarkten bei Erkrankungen der Herzkrankzgefäße. Allerdings konnte nicht festgestellt werden, dass der Wirkstoff die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflusst.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Bezafibrat sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Bezafibrat

Bezafibrat zählt zur Wirkstoffgruppe der Fibrate.

Erhöhte Blutfettwerte können zu gefährlichen Ablagerungen in den Blutgefäßen führen. Das beste Mittel gegen erhöhte Blutfettwerte ist ein verminderter Fettverzehr. Bezafibrat verstärkt den Fettstoffwechsel. Dadurch wird mehr Fett abgebaut und schneller aus dem Blut in die Zellen befördert. Das heißt aber nicht, dass sich der Wirkstoff zum Abnehmen eignet. Er verringert lediglich den Fettgehalt des Bluts.

Der Wirkstoff wird schnell aus dem Verdauungstrakt aufgenommen. Bezafibrat kann dreimal täglich oder als Retardpräparat einmal täglich geschluckt werden. Bezafibrat wird zum größten Teil über die Niere in den Urin und zu einem geringeren Teil über die Leber in den Darm ausgeschieden.

Bezafibrat scheint die Häufigkeit von schwerwiegenden Zwischenfällen bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße (beispielsweise Herzinfarkt und Schlaganfall) zu vermindern. Dennoch vermag es nicht die Lebenserwartung bei Herz- und Gefäßerkrankungen zu verbessern.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.