Prialt

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 26.09.2007
Hersteller: Eisai GmbH
Wirkstoff: Ziconotid
Darreichnungsform: Infusionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Prialt enthält den Wirkstoff Ziconotid. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Prialt.

Ziconotid wird den nicht-opioiden Schmerzmitteln zugerechnet, ist aber zur Behandlung von starken, chronischen Schmerzen geeignet. Die Anwendung ist allerdings auf Patienten beschränkt, die eine intrathekale (i.th.) Analgesie benötigen. Darunter versteht man die Schmerzbekämpfung mittels direkter Verabreichung des Schmerzmittels in den von den Wirbeln gebildeten Rückenmarkskanal. Meist ist dies bei Kranken der Fall, deren Schmerzen mit opioiden Schmerzmitteln nicht ausreichend bekämpft werden können.

Anders als andere nicht-opioide Schmerzmittel ist Ziconotid auch bei schweren Schmerzen hilfreich. Da der Wirkstoff nicht an den gleichen Stellen (Rezeptoren) wirkt wie die opioiden Schmerzmittel, kann er bei schwersten Schmerzen auch kombiniert mit Opioiden gegeben werden. Dabei ist allerdings die Möglichkeit von Wechselwirkungen zu beachten.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ziconotid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen nicht-opioide Schmerzmittel, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Ziconotid gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • anhaltende starke Schmerzen bei Patienten, die die Gabe von Schmerzmitteln in den Rückenmarkskanal benötigen

Dosierung

Zu Anfang der Behandlung wird das Medikament mit 2,4 Mikrogramm täglich dosiert. Diese Dosis kann bis zu einer Maximaldosis von 21,6 Mikrogramm pro Tag gesteigert werden, wenn der Patient höhere Dosen zur Schmerzhemmung benötigt und diese auch gut verträgt. Der Mindestabstand zwischen den Dosiserhöhungen beträgt 24 Stunden. Um Nebenwirkungen möglichst zu vermeiden, wird jedoch ein Abstand von mindestens 48 Stunden empfohlen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • konzentrierte Salzsäure
  • Methionin
  • Natriumchlorid
  • Natriumhydroxid
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Verwirrung, Verschwommensehen, Übelkeit und Erbrechen, Gangstörungen, Schwäche.

Häufige Nebenwirkungen:
verminderter Appetit, Essensverweigerung, Ängstlichkeit, Geräuschehören, Schlaflosigkeit, Erregung, Orientierungslosigkeit, Wahnvorstellungen, Depression (auch Verschlimmerung derselben), Verfolgungswahn, Reizbarkeit, Nervosität, Stimmungsschwankungen, Denkstörungen, verschlimmerte Angstzustände, verschlimmerte Verwirrung, Doppeltsehen, Sehstörungen, Lichtscheu, Schwindel, Ohrensausen, niedriger Blutdruck (auch bei Körperlageveränderung), Atemstörungen, Durchfall, Mundtrockenheit, Verstopfung, Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Juckreiz, vermehrtes Schwitzen, Gliederschmerzen, Muskelschmerz, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche, Gelenkschmerzen, Schwellungen, Harnstauung, Harnverhaltung, Harnabflusstörungen, Harninkontinenz, Müdigkeit, Fieber, Entschlusslosigkeit, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), Muskelsteifigkeit, Sturz, Brustschmerz, Kältegefühl, Schmerz (auch Verschlimmerung), ängstliche Nervosität, Kreatinphosphokinase-Erhöhung, Gewichtsabnahme.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutvergiftung, Hirnhautentzündung, Gedankensprünge, Bewusstlosigkeit, Koma, Abstumpfung, Krämpfe, Schlaganfall, Hirnleistungsstörungen, Vorhoffflimmern, Atemnot, Verdauungsstörungen, Hautausschlag, Muskelzerfall, Muskelentzündung, Rückenschmerzen, Muskelzuckungen, Nackenschmerz, akutes Nierenversagen, Gehschwierigkeiten, Reizleitungsstörungen am Herzen, Aspartataminotransferase-Erhöhung, Kreatinphosphokinase-Erhöhung, Körpertemperaturerhöhung.

Besonderheiten:

Ziconotid scheint das Risiko für Selbstmordversuche und Selbstmorde zu steigern. Die Patienten müssen daher in dieser Hinsicht schon vor der Behandlung sorgfältig vom Arzt untersucht und später auch von ihren Angehörigen überwacht werden.

Wechselwirkungen

Ziconotid gelangt praktisch kaum aus der Rückenmarksflüssigkeit in das Blut. Wechselwirkungen zwischen Ziconotid und anderen Wirkstoffen sind daher sehr unwahrscheinlich.

Ziconotid darf nicht mit Chemotherapeutika (Krebsmitteln und Antibiotika) kombiniert werden, die ebenfalls in den Rückenmarkskanal gegeben werden. Auch bei der Gabe von Ziconotid an Patienten, die solche Medikamente zum Einnehmen erhalten, ist ärztliche Vorsicht geboten.

Ziconotid dockt nicht an den Bindungsstellen (Rezeptoren) an, die von opioiden Schmerzmitteln (Opiaten) blockiert werden. Sollen zu Beginn einer Ziconotid-Therapie Opiate abgesetzt werden, sollte das Opiat mit langsam verminderter Dosis (ausschleichend) entzogen werden. Haben die Patienten die Opiate über den Rückenmarkskanal erhalten, sollte diese Infusionsbehandlung ausschleichend über einige Wochen abgesetzt und durch eine entsprechende Dosis von Opiaten zum Einnehmen ersetzt werden.

Die kombinierte Rückenmarks-Gabe von Ziconotid zu einer gleichbleibenden Dosis von Morphin ist möglich, erfordert aber besondere Vorsicht. In einer klinischen Studie trat trotz niedrig dosiertem Ziconotid eine hohe Rate von Nebenwirkungen wie Verwirrtheit/unnormale Gedanken, Verfolgungswahn und Wahnvorstellungen sowie Gangstörungen auf, einige davon waren schwerwiegend. Außerdem kam es zu Erbrechen und Essenverweigerung sowie zu Wasseransammlungen im Gewebe. Die zusätzliche Rückenmarks-Gabe von Morphin zu gleichbleibenden Dosen von Ziconotid wird besser vertragen. Studien zur Rückenmarks-Gabe von Ziconotid und anderen opioiden Schmerzmitteln wurden noch nicht gemacht.

Bei der gleichzeitigen Gabe von Ziconotid und der Anwendung der Wirkstoffe Baclofen (zur Muskelentspannung), Clonidin (Blutdrucksenker), Bupivacain (Mittel zur örtlichen Betäubung) oder Propofol (Narkosemittel) kam es vermehrt zu Schläfrigkeit.

Gegenanzeigen

Ziconotid darf nicht angewendet werden, wenn der Patient eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff gezeigt hat. Außerdem ist Ziconotid nicht mit so genannten Chemotherapeutika (Krebsmitteln und einigen Antibiotika) zu kombinieren, wenn diese ebenfalls in den Rückenmarkskanal gegeben werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es gibt keine hinreichenden Studien zur Beurteilung des Risikos für Schwangere bei der Anwendung von Ziconotid. In Tierexperimenten hat sich der Wirkstoff allerdings für die Nachkommenschaft als giftig erwiesen. Obwohl das mögliche Risiko für den Menschen ist nicht bekannt ist, sollte Ziconotid während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der Arzt hält dies für eindeutig erforderlich.

Es ist nicht bekannt, ob Ziconotid in die Muttermilch übergeht. Eine Anwendung in der Stillzeit sollte daher nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt erfolgen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Zur Anwendung bei Kindern gibt es bisher keine Untersuchungen. Die Entscheidung über den Einsatz des Wirkstoffs bei dieser Patientengruppe muss vom Arzt gefällt werden.

Warnhinweise

  • Patienten, die Chemotherapeutika (Krebsmittel oder Antibiotika) einnehmen, müssen bei der Gabe des Medikaments besonders gut ärztlich überwacht werden.
  • Bei Merkmalen einer Muskelentzündung oder Muskelzerstörung (Schmerzen, rot-brauner Urin) sollte der Arzt das Medikament absetzen.
  • Bei Auftreten von Verwirrung, Schläfrigkeit, Hirnleistungsstörungen oder seelischen Störungen sollte das Medikament in der Dosis vermindert oder ganz abgesetzt werden.
  • Während der Behandlung ist eine sorgfältige Überwachung durch Arzt und Angehörige hinsichtlich der Selbstmordneigung nötig.
  • Die Verabreichung in den Rückenmarkskanal ist mit einem erhöhten Risiko für Hirnhautentzündungen und andere Infektionen verbunden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Infusionslösung)
1 Milliliter Infusionslösung
100 Mikrogramm Ziconotid
5 Milliliter Infusionslösung
100 Mikrogramm Ziconotid

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Prialt sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Ziconotid (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Infusionslösung

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.