Bupivacain

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 28.01.2011

Allgemeines

Bupivacain dient der örtlichen Betäubung und der Betäubung ganzer Körperregionen. Es wird eingesetzt zur Leitungsanästhesie (Betäubung entlang ganzer Nervenstränge), zur Infiltrationsanästhesie (Einspritzung in das Gewebe zu einer örtlich umschriebenen Schmerzstillung), zur Schmerztherapie und zur Ausschaltung des Sympathikusnervs bei Schmerzzuständen, die von diesem Nerv ausgehen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Nerven betäuben
  • Schmerzen hemmen
  • Körperstellen und -regionen schmerzunempfindlich machen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Bupivacain im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Bupivacain nicht verwendet werden?

Bupivacain darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Bupivacain und andere Mittel zur örtlichen Betäubung mit ähnlicher chemischer Gestalt (Säureamid-Typ)
  • schweren Störungen des Reizleitungssystems am Herzen
  • akutem Versagen der Herzleistung
und darf nicht zur Einspritzung in ein Blutgefäß sowie zur Betäubung des Gebärmutterhalses in der Geburtshilfe (Parazervikalanästhesie) eingesetzt werden.

Nur mit besonderer ärztlicher Vorsicht darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei
  • Nieren- oder Lebererkrankung
  • Gefäßverschlüssen
  • Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)
  • Nervenschädigung durch Zuckerkrankheit
  • älteren Patienten, wegen der Gefahr eines plötzlichen Bluthochdrucks
  • Injektion in ein entzündetes (infiziertes) Gebiet.
Hinweis:
Die Durchführung der Rückenmarksbetäubung (Spinalanästhesie) bei Jugendlichen und Erwachsenen bis etwa 30 Jahre wird nicht empfohlen, da in diesen Altersgruppen häufig im Anschluss Kopfschmerzen auftreten. Zusätzlich darf die Rückenmarksbetäubung nicht erfolgen bei
  • nicht korrigiertem Mangel an Blutvolumen
  • erheblichen Störungen der Blutgerinnung
  • erhöhtem Hirndruck.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Anwendung von Bupivacain in der Frühschwangerschaft sollte nur nach strengster ärztlicher Nutzen-/Risiko-Abschätzung erfolgen, da im Tierversuch fruchtschädigende Wirkungen auftraten und es zur Anwendung von Bupivacain beim Menschen während der Frühschwangerschaft keine Studien gibt.

Als mögliche Komplikation des Einsatzes von Bupivacain in der Geburtshilfe ist das Auftreten eines Blutdruckabfalls bei der Mutter anzusehen. Nach Gabe von Bupivacain während der Geburt kann es zu Beeinträchtigungen des
Neugeborenen im Bereich des Nervensystems kommen. Bei der Rückenmarksanästhesie mit Bupivacain während der Geburt kommt es beim Neugeborenen, abhängig von der Dosis, manchmal zu einer Blaufärbung der Haut und Beeinträchtigungen der Aktivität und des Sehvermögens. Sowohl die mangelnde Aktivität als auch das verminderte Sehvermögen hielten dann während der ersten Lebenswochen an. Bei drohenden oder bereits einsetzenden massiven Blutungen (beispielsweise bei tiefer Einwachsung des Mutterkuchens oder dessen vorzeitiger Lösung) darf kein Bupivacain bei der Rückenmarksschmerzstillung eingesetzt werden.

Eine Betäubung am Muttermund (Parazervikalblockade) während der Geburt darf nicht mit Bupivacain erfolgen, da es dabei beim Kind zu Herzschlagverlangsamung und Todesfällen kommen kann.

Der Einsatz von Bupivacain während der Geburt führt praktisch nicht zum Übergang des Wirkstoffs in die Muttermilch. Ob gestillt werden kann, sollte der Arzt entscheiden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Für Kinder sind die Dosierungen individuell vom Arzt unter Berücksichtigung von Alter und Gewicht zu berechnen. Für die Anwendung zur Schmerzstillung bei Kindern werden niedrig konzentrierte Bupivacain-Lösungen gewählt.

Welche Nebenwirkungen kann Bupivacain haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Bupivacain. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Harnblasenfunktionsstörungen (bei Rückenmarksschmerzhemmung; Spinalanästhesie).

Sehr seltene oder vereinzelte Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen, Körperüberhitzung (nach Rückenmarksschmerzhemmung; Epiduralanästhesie).

Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit:
Hemmung der Blutplättchenzusammenlagerung (nach Rückenmarksschmerzhemmung; Epiduralanästhesie).

Welche Wechselwirkungen zeigt Bupivacain?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Gabe gefäßverengender Wirkstoffe führt zu einer längeren Wirkdauer von Bupivacain.

Bei gleichzeitiger Anwendung mit Äther (zur Narkose) kann es Vergiftungsreaktionen kommen. Kombinationen verschiedener Mittel zur örtlichen Betäubung rufen gesteigerte Nebenwirkungen am Herz-Kreislaufsystem und dem Gehirn hervor.

Die Wirkung mancher Muskelrelaxanzien (Atracurium, Cisatracurium, Mivacurium, Pancuronium, Rocuronium, Vecuronium) wird durch Bupivacain verlängert.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei der Anwendung des Medikaments muss der Arzt die Dosierung so niedrig wie möglich wählen.
  • Das Medikament darf auf keinen Fall in die Blutbahn gelangen.
  • Bei Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand wird der Arzt grundsätzlich kleinere Dosierungen anwenden.
  • Bei Patienten mit Gefäßverschlüssen, Arteriosklerose oder Nervenschädigung bei Zuckerkrankheit wird der Arzt eine um ein Drittel verringerte Dosis geben.
  • Eine eingeschränkte Leber- oder Nierenfunktion erfordert bei wiederholter Anwendung einen niedrigen Dosisbereich.
  • Bei der Anwendung des Medikaments muss vom Arzt im Einzelfall entschieden werden, ob der Patient Autofahren oder Maschinen bedienen darf.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Bupivacain?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Bupivacain enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Bupivacain

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Bupivacain. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Mittel zur örtlichen Betäubung, zu welcher der Wirkstoff Bupivacain gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Bupivacain

Bupivacain dient der örtlichen Betäubung und der Betäubung ganzer Körperregionen. Es wird eingesetzt zur Leitungsanästhesie (Betäubung entlang ganzer Nervenstränge), zur Infiltrationsanästhesie (Einspritzung in das Gewebe zu einer örtlich umschriebenen Schmerzstillung), zur Schmerztherapie und zur Ausschaltung des Sympathikusnervs bei Schmerzzuständen, die von diesem Nerv ausgehen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Bupivacain sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Bupivacain

Bupivacain ist ein Mittel zur örtlichen Betäubung. Es hat einen raschen Wirkungseintritt und blockiert lang anhaltend und umkehrbar die Nervenfasern des unbewußten Nervensystems (vegetatives Nervensystem), aber auch die Empfindungsnerven und die Nerven, die die Bewegung steuern. Auch die Nervenfasern zur Steuerung der Herztätigkeit können durch Bupivacain betäubt werden.

Es wird angenommen, dass die Wirkung durch Abdichten der Natriumkanäle in der Nervenzellenwand verursacht wird. Der Einstrom von Natrium ist grundlegend wichtig für die elektrische Umpolung der Nervenzelle, die die Reizleitung ermöglicht. Bei abgedichteten Natriumkanälen gelangt kein Natrium in die Nervenzelle und es kann sich keine elektrische Spannung aufbauen: Der Nerv bleibt unempfindlich.

Meist wird Bupivacain als Salz, nämlich als Bupivacain-Hydrochlorid, verwendet. Der Wirkstoff gelangt zunächst in dieser Salzform an die Nervenzelle, bevor er dort als Bupivacain wirkt. In stark saurer Umgebung, wie beispielsweise in entzündlich veränderten Geweben, kann die Spaltung in Bupivacain und Hydrochlorid nicht geschehen, daher wird in solchen Fällen keine ausreichende Schmerzstillung zustande kommen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.