Lipocol-Merz Kautablette

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 27.11.2012
Hersteller: Merz Pharmaceuticals GmbH
Wirkstoff: Colestyramin
Darreichnungsform: Kautablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Lipocol-Merz Kautablette enthält den Wirkstoff Colestyramin.

Colestyramin dient vor allem der Behandlung von Fettstoffwechselstörungen mit einer zu hohen Konzentration an Cholesterin im Blut. Dabei steht an erster Stelle eine entsprechende Diät. Wenn diese nicht genügend anschlägt, wird der Arzt zunächst einen Choesterinsenker aus der Wirkstoffgruppe der Statine geben. Wirkt auch dieser nicht ausreichend, kombiniert man mit Colestyramin. Colestyramin alleine findet hingegen nur dann Anwendung, wenn der Arzt Statine als unangemessen betrachtet oder der Patient diese nicht gut verträgt.

Weitere Anwendungsgebiete von Colestyramin sind Durchfall, der durch zuviel Gallensäuren verursacht wird, sowie Juckreiz und Gelbsucht, wenn die Gallengänge teilweise verschlossen sind.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Colestyramin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Cholesterinsenker, zu welcher der Wirkstoff Colestyramin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Cholesterinüberschuss im Blut ohne erkennbare körperliche Ursache - zusammen mit einem Statin und Diät, wenn ein Statin alleine nicht wirksam war
  • Cholesterinüberschuss im Blut ohne erkennbare körperliche Ursache - als alleinige Therapie zusammen mit Diät, wenn ein Statin nicht angebracht ist oder nicht gut vertragen wird
  • Durchfälle aufgrund von Gallenfunktionsstörungen
  • Juckreiz oder Gelbsucht bei unvollständigem Verschluss der Gallengänge

Dosierung

Zur Behandlung eines Cholesterinüberschusses beträgt die Einzeldosis für Erwachsene zwei bis acht Kautabletten am Tag. Diese Tagesdosis kann auf mehrere Einzeldosen verteilt werden. Falls erforderlich, kann der Arzt die Tagesdosis auf maximal zwölf Kautabletten erhöhen. Immer sollte mit geringen Dosierungen begonnen werden, um Nebenwirkungen am Magen-Darm-Kanal zu vermeiden oder gering zu halten. Erforderliche Dosiserhöhungen wird der Arzt schrittweise vornehmen und regelmäßig die Blutfett-Werte kontrollieren. Vor der Therapie mit dem Medikament, sei es alleine oder in Kombination mit einem Statin, wird der Arzt eine cholesterolsenkende Diät verordnen. Außerdem bestimmt der Arzt Art und Menge der Blutfette. Während der Therapie werden die Diät fortgesetzt und die Werte der Blutfette weiter überwacht.

Gallenbedingte Durchfälle werden zu Beginn mit dreimal zwei Kautabletten pro Tag behandelt. Diese Dosis kann der Arzt, falls erforderlich, dann steigern oder senken.

Zur Behandlung von Juckreiz und Gelbsucht aufgrund eines teilweise verschlossenen Gallengangs sind zwei bis vier Kautabletten pro Tag ausreichend.

Die Einnahme sollte vor den Hauptmahlzeiten erfolgen; die Kautabletten sind dabei gründlich einzuspeicheln und anschließend zu kauen oder zu lutschen. Trinken Sie nach der Einnahme reichlich Flüssigkeit nach. Bei Anfälligkeit für Karies sollte wegen des Zuckergehaltes der Kautablette die
Mundhöhle gründlich gespült werden.

Die Dauer der Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung. In den meisten Fällen ist eine Dauertherapie erforderlich. Die Anwendungsdauer richtet sich nach dem Bedarf und wird vom behandelnden Arzt bestimmt. Bei gallenbedingten Durchfällen sollte sich binnen drei Tagen Besserung einstellen. Ansonsten muss der Arzt eine andere Therapie versuchen.

Wenn eine Wechselwirkung mit einem gleichzeitig angewendeten Arzneimittel nicht ausgeschlossen werden kann, sollte dieses mindestens eine Stunde vor
oder vier Stunden nach dem Medikament verabreicht werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Sucrose
  • Arabisches Gummi
  • gereinigtes Wasser
  • Glyerol(mo- no,tri)docosanoat
  • Propylenglycolalginat
  • sprühgetrockneter Glucosesirup

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Verstopfung.

Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit, Völlegefühl, Sodbrennen, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Brechreiz, Blähungen, Durchfall.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Erbrechen.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Verstärkung von Fettstuhl, verminderte Aufnahme fettlöslicher Vitamine, zu wenig Folsäure im Blut, Übersäuerung des Körpers mit Chlorüberschuss (hyperchlorämische Azidose) bei Kindern und bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen unter Langzeittherapie.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsnennung:
Anstieg bestimmter Leber-Enzym-Werte (alkalische Phosphatase, Transaminasen) zu Beginn der Therapie, allergische Reaktionen sowie Rötungen und Reizungen der Haut, der Zunge und im Afterbereich.

Wechselwirkungen

Da Colestyramin Wirkstoffe an sich binden kann, besteht grundsätzlich das Risiko, dass eingenommene Substanzen verzögert oder vermindert in den Körper aufgenommen werden. Dazu gehören vor allem der EntzündungshemmerPhenylbutazon, das DiuretikumHydrochlorothiazid, die AntibiotikaTetracyclin und Penicillin G, das Antiepileptikum Phenobarbital und Schilddrüsenhormone. Wenn eine Wechselwirkung mit einem gleichzeitig angewendeten Wirkstoff nicht ausgeschlossen werden kann, sollte dieser mindestens eine Stunde vor oder vier Stunden nach Colestyramin eingenommen werden.

Nimmt ein Patient Blutverdünner (Antikoagluantien) ein, muss der Arzt die Blutgerinnung streng überwachen. Der Grund: Colestyramin hemmt die Aufnahme des gerinnungsfördernden Vitamin K in den Körper, kann aber auch die gerinnungshemmende Wirkung von Antikoagulantien beeinträchtigen.

Wird die Behandlung mit Colestyramin beendet, kann es bei Herzpatienten, die Herzglykoside erhalten, zu einer Erhöhung der Konzentration an diesen Wirkstoffen (beispielsweise Digoxin) im Blut kommen.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Darmverschluss oder Verlegung des Gallengangs darf Colestyramin nicht angewendet werden. Ob dies auch für Verstopfung gilt, wird der Arzt nach seinen Untersuchungsergebnissen entscheiden.

Nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Colestyramin eingesetzt werden bei
  • Patienten mit überhöhter Blutkonzentration an Triglyceriden (über 3,4 Millimol/Liter), weil Colestyramin eine triglyceridsteigernde Wirkung hat
  • Erkrankung der Herzkranzgefäße und Angina pectoris, weil Colestyramin Verstopfung auslösen oder eine bestehende Verstopfung verschlimmern kann und die Anstrengung für die Patienten gefährlich ist
  • Schluckbeschwerden, schweren Bewegungsstörungen des Magen-Darm-Kanals, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Leberfunktionsstörungen oder größeren Operationen an Magen oder Darm, weil der Wirkstoff nicht bei solchen Patienten hinsichtlich Sicherheit und Wirkung untersucht wurde.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Gabe von Colestyramin kann zur verminderten Aufnahme fettlöslicher Vitamine (Vitamin A, Vitamin D, Vitamin E, Vitamin K) in den Körper führen. Dies kann schwerwiegende Folgen für das Kind (Blutungsneigung) haben. Der Arzt wird deshalb die Einnahme von Colestyramin in der Schwangerschaft nur befürworten, wenn eine Senkung der Blutcholesterinwerte nicht anders möglich ist. Dabei muss jedoch auf eine ausreichende Zufuhr fettlöslicher Vitamine geachtet werden.

Da Colestyramin nicht in die Muttermilch ausgeschieden wird, darf es während der Stillzeit eingesetzt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Auch Kinder und Jugendliche können mit Colestyramin behandelt werden. Die Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht.

Um mögliche Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Kanal gering zu halten, wird der Arzt die Behandlung bei Kindern immer mit einer Dosis pro Tag beginnen lassen. Anschließend wird die Dosis schrittweise alle fünf bis sieben Tage bis zur erwünschten Wirkung gesteigert werden.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann die Aufnahme fettlöslicher Vitamine in den Körper beeinträchtigen. Diese Vitamine müssen eventuell ergänzt werden.
  • In vielen Fällen ist ein zeitlicher Abstand zur Einnahme weiterer Medikamente wichtig, um deren Wirkung nicht zu stören.
  • Die vor der Einnahme begonnene Diät sollte während der Therapie beibehalten werden.
  • Das Medikament darf nie in trockener Form eingenommen werden. Die Verträglichkeit wird durch längeres Quellenlassen in Flüssigkeit verbessert.
  • Eine Kautablette enthält Kohlenhydrate im Wert von 0,25 Broteinheiten (BE).
  • Der häufige und dauernde Gebrauch des Medikaments kann schädlich für die Zähne sein (Karies). Bei Anfälligkeit für Karies sollte die Mundhöhle nach der Kautablette gründlich gespült werden.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 25 Grad gelagert werden.
  • Das Medikament enthält Sucrose (Zucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Kautablette)
102 Stück Kautabletten
2 Gramm Colestyramin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Lipocol-Merz Kautablette sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Colestyramin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.