Desizon 50 mg Hartkapseln

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 28.04.2016
Hersteller: Desitin Arzneimittel GmbH
Wirkstoff: Zonisamid
Darreichnungsform: Hartkapsel
Rezeptpflichtig

Wirkung

Desizon 50 mg Hartkapseln enthalten den Wirkstoff Zonisamid.

Zonisamid dient als alleiniger Wirkstoff für die erstmalige Behandlung epileptischer Anfälle bei Erwachsenen, die von bestimmten Herden im Gehirn ausgehen und sich dann auch auf das ganze Organ ausbreiten können.

In Kombination mit anderen Antiepileptika wird Zonisamid bei ebensolchen Anfällen bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab sechs Jahren eingesetzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Zonisamid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiepileptika, zu welcher der Wirkstoff Zonisamid gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • neu festgestellte epileptische Anfälle Erwachsener von begrenzten Hirnregionen mit oder ohne Übergreifen auf das ganze Organ - zur Einzeltherapie
  • epileptische Anfälle von begrenzten Hirnregionen mit oder ohne Übergreifen auf das ganze Organ bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab sechs Jahren - zusätzlich zu anderen Antiepileptika

Dosierung

Bei Erwachsenen kann das Medikament als Einzeltherapie eingesetzt oder zu einer bestehenden Therapie hinzugefügt werden. Die Dosis wird vom Arzt bis zu einer befriedigenden Wirkung gesteigert. Normalerweise erhalten Erwachsene mit neu festgestellter Epilepsie in den ersten beiden Wochen täglich 100 Milligramm Zonisamid, in den Wochen drei und vier täglich einmal zwei 100-Milligramm-Kapseln und ab Woche fünf täglich einmal drei 100-Milligramm-Kapseln. Wenn eine höhere Dosis erforderlich ist, wird der Arzt in zweiwöchigen Abständen die Dosis in Schritten von 100 Milligramm auf bis zu maximal 500 Milligramm erhöhen. Für diese Maßnahmen stehen höher dosierte Präparate zur Verfügung.

Bei einer Zusatztherapie zu wirkungsvermindernden Antiepileptika oder anderen Medikamenten gibt man in der ersten Woche zweimal täglich 25 Milligramm. Dafür steht ein niedriger dosiertes Präparat zur Verfügung. In der zweiten Woche erhält der Patient zweimal täglich 50 Milligramm und ab der dritten Woche kann die Dosis in wöchentlichen Abständen jeweils um 100 Milligramm bis auf 300 oder 500 Milligramm gesteigert werden.

Bei einer Begleittherapie, die keine wirkungsvermindernden Substanzen enthält, gibt der Arzt in den ersten beiden Wochen zweimal täglich je 25 Milligramm, in der dritten und vierten Woche zweimal täglich 50 Milligramm und steigert die Dosis erst ab der fünften Woche in wöchentlichen Abständen jeweils um 100 Milligramm bis auf 300 oder 500 Milligramm.

Bei Kindern muss wesentlich vorsichtiger dosiert werden. Zu wirkungsmindernden Antiepileptika erhalten sie in der ersten Woche einmal täglich 1 Milligramm Zonisamid pro Kilogramm Körpergewicht. Ab der zweiten bis zur achten Woche wird wöchentlich um 1 Milligramm Zonisamid pro Kilogramm Körpergewicht gesteigert. Zieldosierungen sind für Kinder von 22 bis 55 Kilogramm Körpergewicht einmal täglich 6 bis 8 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und für Kinder über 55 Kilogramm einmal täglich eine Gesamtdosis von 300 bis 500 Milligramm Zonisamid. Nimmt das Kind keine wirkungsvermindernden Substanzen ein, wird der Arzt ab der dritten Woche die Dosierung alle zwei Wochen um ein Milligramm Zonisamid pro Kilogramm Körpergewicht steigern, bis die Zieldosierung erreicht ist.

Muss die Behandlung mit Zonisamid beendet werden, wird dies schrittweise geschehen, um Anfälle zu vermeiden. Im Allgemeinen haben sich Dosisverminderungen von 100 Milligramm in wöchentlichen Abständen bewährt.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Eisen(II,III)-oxid (E 172)
  • Hypromellose
  • mikrokristalline Cellulose
  • Titandioxid (E 171)
  • Crospovidon (Typ B)
  • Gelatine
  • Macrogol 3350
  • Natriumstearylfumarat

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Essenverweigerung, Aufregung, Reizbarkeit, Verwirrtheitszustand, Depression, Bewegungsstörungen, Schwindel, Gedächtnisbeeinträchtigung, Schläfrigkeit, Doppeltsehen, Körperübersäuerung.

Häufige Nebenwirkungen:
kleinflächige Hautblutungen, Überempfindlichkeit, Gefühlsschwäche, Angst, Schlaflosigkeit, Psychose-ähnliche Störung, verlangsamte Hirnleistung, Aufmerksamkeitsstörung, Augenzittern, nervliche Missempfindung, Sprachstörung, Zittern, Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall, Verdauungsstörungen, Übelkeit, Hautausschlag, Juckreiz, Haarausfall, Nierensteine, Müdigkeit, Grippe-ähnliche Erkrankung, Fieber, Wassereinlagerungen in Armen und Beinen, Gewichtsabnahme.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Lungenentzündung, Harnwegsinfektionen, Mangel an Kalium im Blut, Wut, Aggressivität, Selbstmordgedanken, Selbstmordversuche, Anfälle, Erbrechen, Gallenentzündung, Gallensteine, Harnsteine.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Atembeschwerden, Lungenentzündung durch eingeatmetes Erbrochenes, Störungen der Atemfunktion, allergische Lungenentzündung, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leberzellschädigung, fehlendes Schwitzen, schwere Hautreaktionen (Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse), Muskelfaserschädigung, Nierenstau, Nierenversagen, unnormaler Urin, erhöhte Kreatinphosphokinase im Blut, erhöhte Leberwerte (ALAT, ASAT), erhöhter Nierenwert (Kreatinin), Hitzschlag.

Wechselwirkungen

Zonisamid darf bei erwachsenen Patienten, die gleichzeitig Carboanhydrase-Hemmer wie Topiramat und Acetazolamid einnehmen, nur mit Vorsicht angewendet werden. Die möglichen Wechselwirkungen sind nämlich nicht ausreichend untersucht. Bei Kindern und Jugendlichen darf der Wirkstoff gar nicht zusätzlich zu Carboanhydrase-Hemmern wie Topiramat und Acetazolamid gegeben werden.

Zu Beginn oder am Ende einer Zonisamid-Therapie oder einer Änderung der Zonisamid-Dosis ist bei Patienten Vorsicht geboten, die Herzmedikamente wie Digoxin oder Chinidin erhalten. Sie könnten in ihrer Wirkung und Nebenwirkungen verändert werden.

Eine Kombination von Zonisamid mit anderen Wirkstoffen, die Nierensteine verursachen können, kann das Risiko dafür erhöhen und muss vermieden werden.

Bei Patienten mit Epilepsie, die noch andere Antiepileptika wie Phenytoin, Carbamazepin und Phenobarbital erhalten, ist die Wirkung von Zonisamid geringer. Dies ist vor allem zu beachten, wenn die Therapie beendet, neu eingesetzt oder in ihrer Dosierung verändert wird. Auch das TuberkulosemittelRifampicin fördert den Zonisamid-Abbau und schmälert so seine Wirkung.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen Sulfonamide, mit denen er chemische Ähnlichkeit aufweist, darf Zonisamid nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Zonisamid angewendet werden bei
  • einer (auch erblichen) Neigung zu Nierensteinen
  • Nierenerkrankungen, schwerwiegenden Atemwegserkrankungen, epileptischen Dauerkrämpfen (Status epilepticus), Durchfall, Operationen, Low-carb-Diäten oder Medikamenten, die eine Körperübersäuerung (metabolische Azidose) herbeiführen
  • Neigung zur Bauchspeicheldrüsenentzündung, weil sich diese verschlimmern kann
  • hitzebedingten Erkrankungen oder Medikamenten, die diese fördern (Carboanhydrase-Hemmer und Anticholinergika), weil die Patienten nur noch vermindert schwitzen können. Dies gilt vor allem für Kinder.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Gebärfähige Frauen müssen während einer Zonisamid-Behandlung und bis einen Monat nach deren Beendigung eine sichere empfängnisverhütende Maßnahme anwenden.

Es gibt keine aussagefähigen Studien zur Verwendung von Zonisamid bei Schwangeren. Tierexperimente haben Schäden an den Nachkommen gezeigt, doch ist das mögliche Risiko für den Menschen nicht bekannt. Zonisamid darf nicht während der Schwangerschaft verwendet werden, es sei denn, dies ist nach Meinung des Arztes eindeutig erforderlich, und nur, wenn davon ausgegangen wird, dass der mögliche Nutzen das Risiko für das Kind rechtfertigt. Der Bedarf einer antiepileptischen Therapie muss bei Patientinnen, die planen schwanger zu werden, ärztlich überdacht werden. Wird Zonisamid verordnet, wird der Arzt die Frauen sorgfältig überwachen. Frauen, bei denen eine Schwangerschaft wahrscheinlich ist, sollten sich bezüglich der optimalen Behandlung während der Schwangerschaft ärztlichen Rat einholen.

Das Risiko für angeborene Fehlbildungen ist bei Kindern von Müttern, die mit Antiepileptika behandelt wurden, zwei- bis dreimal so hoch. Die häufigsten Fehlbildungen sind Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Fehlbildungen an Herz und Gefäßen und ein Defekt des Rückenmarks. Eine Kombinationsbehandlung mit mehreren Antiepileptika kann mit einem höheren Risiko für angeborene Fehlbildungen verbunden sein als die Therapie mit einem einzelnen Wirkstoff. Dennoch darf die Therapie mit Antiepileptika nicht plötzlich abgesetzt werden, da dies zu Anfällen führen kann, die ernsthafte Folgen für Mutter und Kind haben könnten.

Zonisamid geht in die Muttermilch über. Die Konzentration in der Muttermilch ist mit der im mütterlichen Blut vergleichbar. Der Arzt wird entscheiden, ob das Stillen oder die Therapie mit Zonisamid abgesetzt/ unterbrochen werden. Aufgrund der langen Verweilzeit von Zonisamid im Körper darf das Stillen erst einen Monat nach Beendigung der Therapie mit dem Wirkstoff wieder aufgenommen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern ab sechs Jahren darf der Wirkstoff nur in Kombination mit anderen Antiepileptika eingesetzt werden.

Warnhinweise

  • Insbesondere zu Therapiebeginn oder nach einer Dosissteigerung kann es zu Benommenheit oder Konzentrationsstörungen kommen, die Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich machen.
  • Kommt es bei der Behandlung zu Hautausschlag, muss dieser sorgfältig überwacht und gegebenenfalls die Therapie abgebrochen werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament darf nicht plötzlich, sondern muss mit langsam verminderter Dosis beendet werden.
  • Patienten (und deren Betreuer) sollten einen Arzt befragen, wenn Anzeichen für Selbstmordgedanken oder -verhalten auftreten.
  • Kinder müssen besonders vor Überhitzung geschützt werden: Insbesondere bei heißem Wetter durch Abkühlen (auch durch Trinken von kaltem Wasser, keine körperliche Anstrengung).
  • Tritt während der Behandlung mit dem Medikament eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auf, muss die Therapie beendet werden.
  • Kommt es zu starken Muskelschmerzen und/oder eine Muskelschwäche mit oder ohne Fieber, ist sofort ein Arzt zu befragen.
  • Während der Therapie mit dem Medikament und bis einen Monat nach deren Beendigung ist eine sichere Methode zur Schwangerschaftsverhütung anzuwenden.
  • Tritt (besonders bei Kindern) ein erheblicher unerwünschter Gewichtsverlust auf, sollte die Therapie mit dem Medikament beendet werden.
  • Das Medikament darf nicht bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius gelagert werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Hartkapseln)
28 Stück Hartkapseln
50 Milligramm Zonisamid

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Desizon 50 mg Hartkapseln sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Zonisamid (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.