Einlaufset mit Irrigator, Schlauch und Darmrohr
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Einlauf: Wann er sinnvoll ist und Anleitung zum selber machen

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 07.02.2024

Bei einem Einlauf wird Flüssigkeit in den Darm geleitet, um diesen zu reinigen, etwa bei Verstopfung. Wozu er medizinisch notwendig ist, wie man einen Einlauf selber machen kann und wann auf eine Darmspülung verzichtet werden muss, erfahren Sie hier.

FAQ: Die häufigsten Fragen zum Einlauf

Ein Einlauf, auch Darmspülung genannt, wird durchgeführt, um den Darm gründlich zu entleeren. Dies ist beispielsweise bei Verstopfung oder zur Vorbereitung auf spezielle medizinische Eingriffe und Untersuchungen wie eine Darmspiegelung nötig.

Einläufe können – mit Vorsicht – zu Hause durchgeführt werden. In Apotheken sind Klistiere und Einlauf-Sets erhältlich.

Medizinische Fachkräfte raten Personen mit bekannten Herz-Kreislauf-Problemen von Darmspülungen ab, da der Körper zu stark belastet wird.

Was ist ein Einlauf?

Bei einem Einlauf wird Flüssigkeit über den Anus in den Darm geleitet, um eine Stuhlentleerung hervorzurufen. Ziel ist es, festsitzende Verstopfungen zu lösen oder den Darm komplett zu entleeren beziehungsweise zu reinigen. Der Vorgang wird deswegen auch Darmspülung oder Darmreinigung genannt.

Zunächst lassen sich zwei Arten von Einläufen unterscheiden:

  • Kleine Einläufe, bei denen ein kurzes Darmrohr wenige Zentimeter in den After eingeführt und Flüssigkeit in den Mastdarm freigesetzt wird. Der Mastdarm schließt direkt an den After an und ist jener Teil des Enddarms, wo der menschliche Kot vor dem Stuhlgang zwischengelagert wird.
  • Hohe Einläufe, bei denen ein langes Darmrohr über den Anus bis zu 30 Zentimeter tief eingeführt und der gesamte Dickdarm gespült wird.

Kleine Einläufe können zu Hause durchgeführt werden, sollten aber gründlich vorbereitet werden. Dies gilt insbesondere bei einem Einlauf für Kinder: Diese sollten nur nach Rücksprache mit der*dem Kinderärztin*Kinderarzt erfolgen. Große Einläufe sollten nur von medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden.

Klistier, Irrigator & Co.: Hilfsmittel für einen Einlauf

Kleine Einläufe können unterschiedlich durchgeführt werden. Zu den einmalig verwendbaren Einlaufsystemen gehört das Klistier (auch Klysma), welches aus einem Behälter mit abgehender Klistierspritze (auch Kanüle) besteht, die über den Anus ein Abführmittel in den Enddarm entleert.

Klistiere werden nochmal unterschieden in:

  • Mikroklistier: 2 bis 10 Milliliter Flüssigkeit
  • Makroklistier: 50 bis 300 Milliliter Flüssigkeit

Wiederverwendbare Einlaufgeräte bestehen aus einem Irrigator (Flüssigkeitsbehälter), einem Schlauch und einem Darmrohr. Auf den ersten Blick sehen Irrigatoren wie klassische Wärmflaschen aus. Zusätzlich gibt es sogenannte Ballonspritzen, die wie Klistiere mit einer Analspitze versehen sind. Diese Systeme sind nicht mit Abführmittel gefüllt, sondern eignen sich für einen Darmeinlauf mit Wasser und lassen sich nach Gebrauch reinigen.

Sowohl bei den einmalig verwendbaren als auch bei den wiederwendbaren Einläufen wird die Analspitze etwa 2 bis 3 Zentimeter in den After eingeführt. Vorheriges Einfetten erleichtert das Einführen.

Anleitung: Einlauf selber machen

Um einen Einlauf zu Hause selber durchzuführen, eigenen sich sehr gut Mikroklistiere aus der Apotheke, aber auch Makroklistiere können eingesetzt werden. Die Klistierspritze wird am besten in Seitenlage in den After eingeführt. Dann wird durch Druck auf den Behälter die Flüssigkeit in den Darm befördert.

Einen Einlauf selbst zu machen, ist auch mit einem Einlauf-Set mit Irrigator möglich. So kann der Einlauf mit Wasser erfolgen, was weitaus sanfter für den Darm und verträglicher für die Darmflora ist.

Die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung erleichtert die wirksame und sichere Durchführung eines Darmeinlaufs:

  • Irrigator mit lauwarmem Wasser (etwa 36 Grad Celsius) füllen und erhöht aufhängen (z. B. Türklinke, Duschwand, Regal).
  • Etwas Spülflüssigkeit ablassen, damit Luft aus dem Schlauch entweicht.
  • Das Darmrohr etwa 2–3 Zentimeter in den After einführen; dazu entweder den Vierfüßlerstand einnehmen oder seitlich auf den Boden legen.
  • Zur schmerzfreien Einführung des Darmrohrs Gleitmittel verwenden.
  • Den Hahn am Irrigator aufdrehen, damit die Flüssigkeit in den Darm läuft.
  • Ist die Spülflüssigkeit durchgelaufen, Hahn zudrehen und warten, bis sich Stuhldrang aufbaut.
  • Beim Warten den Bauch sanft massieren, um die Darmtätigkeit anzuregen

Da die Wirkung und somit der Stuhldrang in den meisten Fällen sehr plötzlich und heftig auftritt, ist es wichtig, den Einlauf in der Nähe einer Toilette durchzuführen – am besten direkt im Badezimmer. Es empfiehlt sich außerdem, eine Schüssel für das Darmrohr und Handtücher bereitzustellen.  

Einläufe sollte nur erfolgen, wenn sie notwendig sind und nicht zu häufig angewendet werden. Fachleute raten dazu, einen Einlauf nicht öfter als ein bis zweimal pro Jahr durchzuführen, da die Darmschleimhaut und der Elektrolythaushalt negativ beeinflusst werden können. Außerdem kann bei Verstopfung ein Gewöhnungseffekt eintreten.

Wann ist ein Einlauf sinnvoll?

In der Medizin werden Einläufe auch, aber nicht nur, zur gezielten Entleerung des Enddarms durchgeführt. Die häufigsten Anwendungsgebiete sind:

  • Darmreinigung im Vorfeld einer Darmspiegelung
  • Darmträgheit, beispielsweise nach einer Operation
  • Einbringen von Kontrastmittel für eine Kernspintomographie (MRT)
  • Gezielte Verabreichung von Medikamenten, beispielsweise bei Colitis ulcerosa
  • Verstopfung (Obstipation)
  • Darminvagination bei Kindern
  • Vor einer Entbindung

Einlauf vor der Geburt

Lange Zeit gehörte ein Einlauf vor der Geburt zur Routine im Kreißsaal. Man ging davon aus, dass die Darmspülung Wehen fördere, wodurch sich der Muttermund schneller öffnet und der Geburtsprozess erleichtert würde. Dies gilt inzwischen als widerlegt. In Studien konnten weder eine angeregte Wehentätigkeit noch eine verkürzte Geburtsdauer oder ein niedrigeres Infektionsrisiko durch einen Einlauf vor der Geburt nachgewiesen werden.

Trotzdem werden Darmspülungen vor der Entbindung noch durchgeführt, etwa auf Wunsch der werdenden Mutter. Durch das starke Pressen beim Geburtsvorgang kann es passieren, dass die Schwangere Kot absetzt, was ein natürlicher Vorgang ist. Ein vorheriger Darmeinlauf kann dieses Risiko senken. Ein Einlauf vor der Geburt empfiehlt sich außerdem, wenn die Schwangerschaft von hartnäckigen Verstopfungen begleitet wurde, um festgesetzten Kot auszuspülen.

Einlauf vor Analverkehr

Im Rahmen von verschiedenen Sexualpraktiken, wie beispielsweise Analverkehr oder Doktorspielchen, wird zur Vorbereitung häufig eine Darmreinigung im Form eines Einlaufs durchgeführt. Zwingend notwendig ist dies nicht.

Einlauf während einer Fastenkur

Die Anwendung im Rahmen einer Fastenkur basiert auf der Annahme, der Darm müsse regelmäßig gereinigt werden, um den Körper zu entgiften. Diese Annahme ist unter Ärzt*innen umstritten. Der Darm reinigt sich selbst und nicht notwendige Einläufe können sowohl die Darmflora als auch den Elektrolythaushalt stören.

Welche Nebenwirkungen kann ein Einlauf haben?

Selbst, wenn ein Einlauf nur mit Wasser ohne jegliche Zusätze durchgeführt wird, ist er eine Belastung für den Körper. Vor allem Herz und Kreislauf werden unter Stress gesetzt. Außerdem entzieht eine Darmspülung dem Körper Wasser und Elektrolyte. Wendet man sie zu häufig an, kann es zu einer Unterversorgung kommen. Mögliche Folgen sind unter anderem:

Ein weiterer Risikofaktor bei Darmspülungen, die zu Hause durchgeführt werden, ist das Einführen des Darmrohrs. Hier ist besondere Vorsicht notwendig, um den After nicht zu verletzen. Als Gleitmittel eignet sich Vaseline. Sobald Schmerzen – egal, ob an der Haut oder in Form von rektalen Krämpfen – auftreten, das Rohr herausziehen und den Einlauf abbrechen.

Kontraindikationen für einen Einlauf

Es gibt neben den klassischen Nebenwirkungen bei einem Einlauf auch klare Kontraindikationen, die gegen die Durchführung sprechen. Dazu gehören:

  • Akutes Erbrechen
  • Bauchschmerzen, die nicht nachweislich von einer Verstopfung herrühren
  • Blutungen oder Entzündungen im Magen-Darm-Trakt
  • Tumoren im Bauchraum
  • Scheiden- oder Analfistel
  • Akuter Darmverschluss
  • Eine mögliche, frühe Schwangerschaft
  • Vorangegangene Bauchoperation

Ob ein Einlauf bei Hämorrhoiden durchgeführt werden kann, muss vorher medizinisch abgeklärt werden, um möglich auftretende Blutungen zu verhindern. Gleiches gilt bei einem Einlauf in der Schwangerschaft oder bei Vorliegen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn.

Wer den Einlauf nicht von Fachpersonal durchführen lassen, sondern zu Hause machen möchte, sollte vorher im Zweifel ärztlichen Rat einholen.