Blut im Urin: Bild einer Urinprobe mit Teststreifen auf einem Tisch.
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Blut im Urin: Ursachen bei Frau und Mann

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.05.2023

Wer Blut im Urin entdeckt, ist wahrscheinlich erst einmal verunsichert. Ursachen für Blut im Urin gibt es jedoch viele – auch harmlose. Welche Auslöser kommen bei Frau und Mann infrage und wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten zum Thema Blut im Urin

Für Blut im Urin – auch Hämaturie genannt – kommen unterschiedliche Ursachen infrage. Diese können mitunter harmlos sein. Aber auch Erkrankungen, die gegebenenfalls behandelt werden müssen, sind mögliche Auslöser.

Unter Umständen kann der Urin dunkler als sonst erscheinen, wenn zu wenig getrunken wurde. Ob es sich tatsächlich um Blutbeimengungen handelt, kann letztlich nur eine ärztliche Untersuchung sicherstellen.

Stress kann sich in vielerlei Hinsicht negativ auf den Körper auswirken. Unter Umständen kann vermehrter psychischer Stress etwa eine Blasenentzündung begünstigen, die wiederum mit Blut im Urin einhergehen kann.

Blut im Urin: Hämaturie im Überblick

Blut im Urin muss nicht immer sichtbar sein – auch kleinste Blutkörperchen können sich im Harn befinden, die nur unter einem Mikroskop erkennbar sind. Das Farbspektrum kann bei sichtbarem Blut im Urin außerdem variieren: von rosa über rot bis hin zu einer braunen Färbung.

Zudem kann Blut im Urin auch ohne Schmerzen auftreten. Entwickelt sich jedoch eine Hämaturie etwa aufgrund einer Harnwegsentzündung, sind unter Umständen weitere Symptome wie ein Brennen beim Wasserlassen oder Unterleibsschmerzen möglich. 

Formen von Hämaturie

Fachleute unterscheiden zwei Formen der Hämaturie:

  • Mikrohämaturie: Bei einer Mikrohämaturie ist der Urin nicht rot verfärbt und das Blut im Urin nur mikroskopisch oder mittels Urinteststreifen erkennbar.

  • Makrohämaturie: Färbt sich der Urin durch das enthaltene Blut mit bloßem Auge sichtbar rot, sprechen Fachleute von einer Makrohämaturie.

Blut im Urin: Mögliche Ursachen einer Hämaturie

Zu Blut im Urin kann es aufgrund von unterschiedlichen Ursachen kommen. Mögliche Auslöser und Risikofaktoren, die sowohl bei Männern als auch Frauen ursächlich sein können, sind:

  • Harnwegsinfektionen wie Harnröhren- oder Blasenentzündung
  • Nieren- oder Nierenbeckenentzündung
  • Nieren- oder Blasensteine
  • Tumoren, wie etwa Harnröhren-, Nieren- oder Blasenkrebs
  • Verletzungen von Harnleiter, Harnröhre, Blase oder Nieren 
  • Fremdkörper in der Harnröhre
  • Nebenwirkungen von Medikamenten, zum Beispiel bei Wirkstoffen wie Penicillin oder bei Blutverdünnern wie Acetylsalicylsäure, Phenprocoumon
  • Nebenwirkungen einer Strahlen- oder Chemotherapie
  • Gefäßerkrankungen wie Thrombose der Nierenvene, Embolie oder Aneurysma der Nierenarterien
  • chronische Erkrankung der roten Blutkörperchen (Sichelzellenanämie)
  • Stoffwechselerkrankungen wie Porphyrie
  • System- und Autoimmunerkrankungen, etwa systemischer Lupus erythematodes oder Morbus Wegener
  • nach körperlicher Belastung, vor allem bei extremer sportlicher Aktivität wie bei Langstreckenläufen kann es zu einer sogenannten "Läuferblase" kommen
  • verzehrte rote Lebensmittel, vor allem Rote Bete, Rhabarber oder Beeren, können den Urin rot färben

Was löst Blut im Urin bei Frauen aus?

Zudem gibt es einige Ursachen für Blut im Urin, die ausschließlich Frauen betreffen:

  • Periode: Blut im Urin kann bei Frauen auch im Rahmen einer normalen Regelblutung auftreten. Wenn Blutreste beim Wasserlassen vom Harnstrahl weggespült werden, verfärbt sich der Urin rötlich.

  • Wechseljahre: In den Wechseljahren wird bei Frauen zudem häufiger eine Mikrohämaturie als Zufallsbefund festgestellt. Eine mögliche Ursache hierfür sind die nach der Menopause trockener und empfindlicher werdenden Schleimhäute der Harn- und Geschlechtsorgane.

  • Endometriose: Siedeln sich Endometrioseherde etwa in der Blase an, kann das abhängig des Zyklus auch mit Blut im Urin verbunden sein.

Bedeutung von Blut im Urin beim Mann

Zu Blut im Urin kann es beim Mann aufgrund von verschiedenen Ursachen kommen. Dazu zählt: 

Wann ist ärztlicher Rat bei Blut im Urin notwendig?

Wer Blutbeimengungen im Urin vorfindet, sollte sich grundsätzlich ärztlich untersuchen lassen. Spätestens wenn beispielsweise Schmerzen, Fieber oder ständiger Harndrang hinzukommen, sollten Betroffene die Beschwerden umgehend abklären lassen. Weitere Symptome sind meist Anzeichen für eine zugrunde liegende Erkrankung.

Erste Anlaufstelle kann die hausärztliche, urologische oder gynäkologische Praxis sein. Nur eine ärztliche Kontrolle kann Aufschluss darüber geben, welche Ursache für die Hämaturie verantwortlich ist und ob diese behandelt werden muss.

Blut im Urin: Untersuchungen und Diagnose

Um herauszufinden, welche Ursache hinter der Hämaturie steckt, stellt die*der Ärztin*Arzt zunächst Fragen zu den genauen Beschwerden, Vorerkrankungen und der Einnahme von Medikamenten.

Nach der Anamnese folgt meist eine körperliche Untersuchung, bei der Bauch und Flanken abgeklopft und abgetastet werden. Mittels Ultraschall (Sonographie) werden zudem die Blase, Nieren und Harnleiter kontrolliert.

Urinuntersuchung bei Hämaturie

Bei Blut im Urin spielen Urinuntersuchungen eine wichtige Rolle für die Diagnose. Mittels Teststreifen lassen sich weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und rote Blutkörperchen (Erythrozyten) sowie weitere mögliche Urinbestandteile (z. B. Eiweiße) nachweisen.

Im Zweifelsfall wird außerdem ein Teil der Urinprobe unter dem Mikroskop untersucht, um noch genauere Ergebnisse zu erhalten. So lässt sich auch herausfinden, ob eine Mikrohämaturie oder Makrohämaturie vorliegt.

Die Art der Hämaturie sagt jedoch nichts darüber aus, warum es zu einer Blutung gekommen ist, beziehungsweise an welcher Stelle im Harntrakt das Blut austritt.

Weitere Maßnahmen zur Diagnose 

Je nach Ergebnis sind weitere Untersuchungen sinnvoll, um Blut im Urin weiter abzuklären, wie zum Beispiel:

  • Röntgenuntersuchung des Bauchraums sowie des Nierenbeckens (Pyelographie) und der Harnleiter (Ureteropyelographie)
  • Blasenspiegelung (Zystoskopie)
  • Computertomographie (CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Angiographie (Darstellung der Blutgefäße im Röntgenbild mittels Kontrastmittel)
  • Gewebeprobe (Biopsie) der Niere

Wie erfolgt die Behandlung bei Blut im Urin?

Welche Therapie bei Blut im Urin infrage kommt, hängt von der jeweiligen Ursache ab. Eine kurzfristige Hämaturie nach sportlicher Anstrengung erfordert in der Regel keine Behandlung. Bei Erkrankungen kann dagegen eine gezielte Therapie notwendig sein:

  • Harnwegsinfekte: Verursacht beispielsweise eine bakterielle Infektion (etwa eine Blasenentzündung) das Blut im Urin, verschreiben Fachleute unter Umständen Antibiotika. Jedoch sollten diese nur verabreicht werden, wenn vorherige Therapien mit Hausmitteln und Schmerzmitteln nicht erfolgreich waren. Bei übermäßiger Gabe von Antibiotika besteht die Gefahr einer Antibiotikaresistenz. Lässt die Entzündung der Harnwege nach, ist meist auch kein Blut im Urin mehr vorzufinden.

  • Harnsteine: Sind Blasensteine oder Nierensteine die Ursache für das Blut im Urin, kann eine Behandlung notwendig werden, falls die Steine nicht von alleine abgehen. Mögliche Methoden sind die Stoßwellentherapie (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie, ESWL) oder das Einlegen einer Harnleiterschiene. 

  • Tumoren: Bei Tumoren, zum Beispiel Nierenkrebs, sind in der Regel zunächst eine Operation sowie gegebenenfalls weitere Therapien wie eine Chemotherapie notwendig.