Eine Frau joggt.
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Läuferknie: Symptome, Ursachen und Behandlung

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften), Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.08.2023

Ein Läuferknie verursacht starke Knieschmerzen an der Außenseite des Knies. Es handelt sich dabei um eine Überbeanspruchung der Sehnenplatte im Kniegelenk. Die Beschwerden treten vor allem nach längerer Laufbelastung auf. Wie ein Läuferknie behandelt wird und welche Übungen helfen können.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Beim Läuferknie handelt es sich um eine Überlastung der Sehnenplatte im Kniegelenk. Man bezeichnet das Läuferknie auch als Tractus-iliotibialis-Syndrom oder kurz Tractussyndrom. 
  • Symptome: Typisch sind Schmerzen an der Außenseite des Knies. Die Beschwerden werden durch Belastung beziehungsweise Druck verstärkt. 
  • Ursachen: Die genaue Ursache ist nicht bekannt. Vermutlich entstehen die Schmerzen im Knie dadurch, dass der Tractus iliotibialis – eine Sehnenplatte, die an der Außenseite des Oberschenkels zum Schienbein verläuft – über die Knochen des Kniegelenks scheuert. Das hierdurch strapazierte Gewebe entzündet sich und schmerzt. 
  • Behandlung: Bei akuten Schmerzen hilft es, das betroffene Knie zu kühlen und entzündungshemmende Medikamente einzunehmen. Eine Bandage kann das Läuferknie stabilisieren. 
  • Prognose: Bei konsequenter Schonung können die Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Wochen nachlassen. Dann ist in ärztlicher Absprache auch wieder leichtes Training möglich. .
  • Vorbeugen: Übungen vor dem Sport helfen, ein Läuferknie zu vermeiden (wobei insbesondere das Dehnen der Außenseite des Beins entscheidend sind). Wichtig sind außerdem gute Laufschuhe und die Vermeidung übermäßiger Belastung des Knies.

Was ist ein Läuferknie?

Der Begriff Läuferknie oder Tractus-iliotibialis-Syndrom bezeichnet ein durch starke Schmerzen im Knie gekennzeichnetes Krankheitsbild, das infolge einer falschen und übermäßigen Belastung entsteht. 

Weitere Bezeichnungen für das Läuferknie sind:

  • Tractus-iliotibialis-Scheuersyndrom
  • Tractussyndrom
  • ITBS (liotibiale Bandsyndrom)
  • iliotibiales Bandsyndrom

Häufigkeit: Wer ist vom Läuferknie betroffen?

Das Läuferknie betrifft vor allem Menschen, die Langstrecken sowie Marathons laufen. Jede*r vierte Läufer kennt diese Knieschmerzen an der Außenseite des Knies – wobei Frauen mit rund 28 Prozent etwas öfter vertreten sind als Männer mit 24 Prozent.

Typische Symptome beim Läuferknie

Typisch für ein Läuferknie sind stechende Schmerzen im Knie – genauer: an der Außenseite des Kniegelenks beziehungsweise unterhalb der Kniescheibe.

Zunächst treten die mit dem Läuferknie verbundenen Knieschmerzen vorwiegend beim Bergabgehen auf. Mit der Zeit verursacht jedoch schon normales Laufen beziehungsweise Gehen beim Läuferknie deutliche Symptome. Später macht sich ein Tractus-iliotibialis-Syndrom auch

  • beim Treppensteigen,
  • beim Sitzen mit gewinkelten Beinen
  • und sogar bei Berührung der Kniescheibe durch stechende Knieschmerzen bemerkbar.

Neben diesen Schmerzen kann ein Läuferknie weitere Symptome der Schleimbeutelentzündung (Bursitis) am Knie auslösen: Das Knie kann anschwellen und sich warm anfühlen.

Außerdem kann sich beim ITBS ein Gelenkerguss bilden. Dabei handelt es sich um eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Gelenk, die mit Schmerzen verbunden ist. Zusätzlich führt ein Läuferknie häufig zu einem hörbaren Knirschen im Knie, wenn man das betroffene Bein bewegt.

Ursachen: Wie entsteht ein Läuferknie?

Damit das Kniegelenk großen Belastungen standhalten kann, müssen alle beteiligten Strukturen (wie Knochen, Knorpel, Bänder, Kapsel, Menisken und die Muskulatur) reibungslos miteinander interagieren. 

Bei Menschen mit Läuferknie funktioniert dieses Zusammenspiel nicht ohne Schwierigkeiten. Es wird angenommen, dass es zu einer Reibung des sogenannten Tractus iliotibialis über die Knochen kommt, die das Kniegelenk bilden – besonders über die Oberschenkelknochen. 

Deshalb bezeichnet man das Läuferknie auch als Tractus-iliotibialis-Scheuersyndrom oder iliotibiales Bandsyndrom (kurz: ITBS). Dieses Scheuern verursacht eine Entzündung der strapazierten Gewebe – und es entsteht ein stechender Schmerz im Knie.

Tractus iliotibialis – dies ist eine Sehnenplatte, die vom Becken kommend an der Außenseite des Oberschenkels zum Schienbeinkopf verläuft. Normalerweise gleitet sie bei Beuge- und Streckbewegungen des Knies am äußeren Kniegelenkspalt vorbei.

Häufige Gründe für Läuferknie 

Zu den Gründen für die Entstehung eines Läuferknies gehören zum Beispiel:

  • unzureichendes Aufwärmen vor dem Laufen
  • unzureichendes Dehnen beim Sport
  •  zu schnelles Steigern des Trainings
  • zu harter Untergrund beim Laufen
  •  falsches Schuhwerk
  • "sitzende" Laufhaltung (d.h. der Läufer streckt das Hüft- und Kniegelenk in der Stütz- und Abdruckphase nicht ausreichend, was v.a. bei Ermüdung oft zu beobachten ist)
  • unterschiedlich lange Beine
  • schwache Hüftmuskulatur, wodurch sich der Zug im Tractus iliotibialis erhöht. Einen ähnlichen Effekt kann eine schwache vordere Oberschenkelmuskulatur bewirken.
  • angeborene Fehlstellungen (etwa O-Beine)

Zu beachten ist, dass nicht nur Läufer*innen von der Krankheit betroffen sind. Auch andere Sportarten wie Handball oder Basketball können eine starke Überbeanspruchung des Knies bedeuten und die Entstehung eines Läuferknies begünstigen.

Läuferknie: Wie erfolgt die Diagnose?

Beim Läuferknie kann eine erste Diagnose recht schnell erfolgen, wenn die typischen Knieschmerzen an der Außenseite und unterhalb des Kniegelenks nach Belastungen auftreten.

Allerdings können hinter den auf ein iliotibiales Bandsyndrom hindeutenden Beschwerden auch andere Erkrankungen oder Verletzungen stecken (z.B. Arthrose oder Meniskusschäden). Um bei Verdacht auf ein Läuferknie die Diagnose zu sichern und somit andere Ursachen auszuschließen, kommen daher häufig

  • Röntgenuntersuchungen
  • und gegebenenfalls eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Knies

zum Einsatz.

Läuferknie mit effektiver Therapie behandeln

Beim Läuferknie zielt die Therapie zunächst darauf ab, akute Schmerzen zu lindern: 

  • Kälteanwendungen: Als Sofortmaßnahme kann es helfen, das betroffene Knie zu kühlen (z.B. mit einem Eisbeutel). 

  • Wärmeanwendungen: Wenn ein iliotibiales Bandsyndrom mit wiederkehrenden, chronischen Knieschmerzen verbunden ist, kann eine Behandlung durch örtliche Wärmeanwendungen wohltuend sein.

  • Schmerzmittel: Um den Knieschmerz, die Entzündung und die Schwellung zu lindern, kommen Medikamente wie Schmerzmittel (Analgetika) und entzündungshemmende Mittel (sog. Antiphlogistika) zum Einsatz.

  • Injektionen: Bei besonders starken Beschwerden können zur Behandlung auch Betäubungsmittel (Anästhetika) oder Kortikostereoide gespritzt werden. 

  • Dehnung des iliotibialen Bandes und Kräftigung der Hüftabduktoren: Ein wesentlicher Bestandteil der Therapie sollten Dehnungs- und Kräftigungsübungen darstellen.  

  • Massagen: Manchmal können auch spezielle Massagen helfen, welche die beim Läuferknie schmerzbedingt verkürzte Muskulatur an der Außenseite des Beins lockern und dehnen. Die Wirkung der Massagen ist bisher allerdings nicht klar nachgewiesen.

  • Bandage und Kinesio-Tape: Um das Läuferknie zu stabilisieren, kann eine Bandage oder ein Kinsesio-Tape angelegt werden. Die Wirkung ist nicht durch Studien belegt, allerdings berichten einige Betroffene von einer Linderung ihrer Beschwerden.

Außerdem ist es im Rahmen der ITBS-Therapie in vielen Fällen sinnvoll, das Körpergewicht zu reduzieren, um erneuten Beschwerden durch ein iliotibiales Bandsyndrom vorzubeugen.

Wenn sich die Beschwerden trotz konservativer Therapie nicht bessern, kann in seltenen Fällen ein chirurgischer Eingriff nötig sein. Eine Operation führt bei mehr als 80 Prozent der Betroffenen zu einer deutlichen Besserung der Symptome.

Läuferknie: Wie lange dauert die Heilung?

Beim Läuferknie ist es im Verlauf der Therapie wichtig, das schmerzende Knie zu schonen und eine Zeit lang nicht erneut zu belasten. Meist ist eine Laufpause von zwei bis drei Monaten sinnvoll. Wenn die für das Läuferknie typischen Knieschmerzen durch die Behandlung abgeklungen sind, kann in ärztlicher Absprache wieder mit leichtem Training begonnen werden.

Entscheidend ist, das Läuferknie nicht übermäßig oder falsch zu belasten. Das Training kann mit vorsichtigen physiotherapeutischen Übungen beginnen, um anschließend mit Geräteübungen langsam die Muskulatur wieder aufzubauen. Grundsätzlich ist es beim Läuferknie ratsam, dass alle Übungen unter fachlicher Anleitung erfolgen.

Prognose und Verlauf beim Läuferknie

Bei einem Läuferknie hängen Verlauf und Prognose in hohem Maß vom Verhalten der Betroffenen ab: Wer sein Bein konsequent schont, kann in der Regel damit rechnen, dass die Beschwerden innerhalb von drei bis sechs Wochen nachlassen. 

Wer sich nicht an die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen hält, muss damit rechnen, dass der Knieschaden chronisch verläuft. Dann können im Kniegelenk irreparable Knorpelschäden entstehen, die dauerhafte und ständig wiederkehrende Beschwerden verursachen.

Läuferknie vermeiden: Tipps zur Vorbeugung

Menschen, die Laufsport betreiben, können ein Läuferknie vorbeugen, indem sie folgende Tipps berücksichtigen:

  • richtiger Laufstil: Fachpersonal kann überprüfen, ob der Laufstil korrekt ist und die Gelenke nicht fehlbelastet werden.

  • gute Laufschuhe: Wer einem Läuferknie vorbeugen möchten, sollte außerdem auf gute Laufschuhe achten. Etwaige Fehlstellungen der Beinachse oder der Füße können Sie durch geeignete Schuhe und Einlagen ausgleichen.

  • nicht überfordern: allgemein ist es empfehlenswert, Ihren Körper bei sportlichen Aktivitäten nicht zu überfordern – denn nicht nur die Gelenke leiden darunter. Wer speziell Knieschmerzen beziehungsweise einem Läuferknie vorbeugen möchte, für den bieten sich alternativ andere Ausdauersportarten wie Rudern oder Schwimmen an.

  • Aufwärmen und Dehnen: Vor dem Sport sollten stets leichter Aufwärm- und Dehnübungen durchgeführt werden. Bei den Übungen gegen das Läuferknie ist es besonders wichtig, die Außenseite des Beins zu dehnen, beispielsweise durch Überkreuzen der Beine im Stehen und Vornüberbeugen.