Ein Mann presst die Hände an die schmerzenden Schläfen.
© Getty Images

Kavernom

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 18.01.2022

Kavernome sind sackig erweiterte Gefäßknäuel. Sie verursachen vor allem dann Probleme, wenn Blutungen auftreten. Erfahren Sie, welche Beschwerden ein Kavernom hervorrufen kann und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Kavernom

Unter einem Kavernom (kavernöses Hämangiom) versteht man bestimmte gutartige Gefäßmissbildungen. Diese treten meist einzeln, manchmal aber auch zu mehreren auf. Bei dieser Form der Gefäßmissbildung kommt es bei feinsten Blutgefäßen (Kapillaren) zu sackartigen Erweiterungen, die im Gesamtbild einer Brombeere ähneln.

Kavernome können unterschiedlich groß werden. Manche haben nur ein Ausmaß von wenigen Millimetern, andere werden mehrere Zentimeter groß. Die Gefäßmissbildungen werden zwar durchblutet. Das Blut fließt hier jedoch im Vergleich zu anderen Gefäßen langsamer und mit weniger Druck.

Kavernome können sich Prinzip überall im Körper bilden. Problematisch werden sie aus gesundheitlicher Sicht aber vor allem dann, wenn sie sich im Gehirn (zerebrales Kavernom) oder im Rückenmark (spinales Kavernom) bilden. Falls es dort zu Blutungen kommt, kann das neurologische Ausfallerscheinungen hervorrufen. Im schlimmsten Fall kann Lebensgefahr bestehen.

Kavernom: Ursachen

Warum ein Kavernom entsteht, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die genauen Ursachen für diese Gefäßmissbildung sind noch unklar. Meist scheinen sie sich zufällig zu entwickeln.

Manchmal treten Kavernome familiär gehäuft auf. Dann spielen erbliche Faktoren bei der Entstehung eine Rolle. Bei den Betroffenen entstehen Kavernome in diesem Fall typischerweise nicht einzeln, sondern oft mehrfach.

Eher selten bilden sich Kavernome im Anschluss an eine Strahlentherapie.

Häufigkeit

Zwar gelten Kavernome als die häufigste Form von Gefäßmissbildung, im Gehirn oder Rückenmark kommen sie jedoch nur selten vor: Schätzungen zufolge bei etwa 5 bis 9 von 1.000 Menschen. Erblich bedingte Kavernome im Gehirn sind noch seltener, sie zählen mit 1 bis 5 Fällen pro 10.000 Menschen zu den seltenen Erkrankungen.

Kavernome können sich in jedem Alter entwickeln, egal ob bei Erwachsenen oder Kindern. In der Regel treten Beschwerden durch ein Kavernom bei Betroffenen erstmals zwischen 20 und 50 Jahren auf.

Kavernom: Symptome

Ob ein Kavernom Symptome hervorruft, hängt von mehreren Faktoren ab. Etwa davon, wo im Körper sich das Kavernom gebildet hat, wie groß es ist und ob Blut austritt.

Liegt das Kavernom im Gehirn oder im Rückenmark, treten oft gar keine Beschwerden auf. Im Verlauf können sich Kavernome allerdings verändern und zum Beispiel größer werden, gleichbleiben oder auch kleiner werden. Nimmt ein Kavernom im Hirn oder Rückenmark an Größe zu oder sickert Blut aus dem Kavernom und drückt dadurch auf das umliegende Nervengewebe, kann das möglicherweise Beschwerden hervorrufen.

Bei einem Kavernom kommt es relativ leicht zu Sickerblutungen. Denn die Gefäßwände sind hier dünner als bei anderen Blutgefäßen. Das Blut kann durch diese dünnen Wände leicht hindurchtreten – und zwar in beide Richtungen. Also sowohl von außerhalb ins Kavernom hinein, als auch aus dem Kavernom ins umgebende Gewebe.

In der Regel sickert dabei jedoch nur wenig Blut nach außen. Diese kleinen Mengen können vom Gewebe in der Regel wieder aufgenommen werden. Entstehen infolge solcher kleinen Sickerblutungen durch das Kavernom Beschwerden, lassen diese daher normalerweise rasch wieder nach.

Ist die Blutung stärker, steigt im Prinzip das Risiko für einen Schlaganfall. Da das Blut in Kavernomen jedoch vergleichsweise langsam fließt und nur mit wenig Druck austritt, sind starke Blutungen (im Unterschied etwa zu einem Hirnaneurysma) sehr selten.

Wie sich ein Kavernom im Einzelfall äußert, kann also unterschiedlich sein. Mögliche Symptome sind beispielsweise:

Kavernom: Diagnose

Besteht der Verdacht auf ein Kavernom, wird der Arzt oder die Ärztin eine Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) veranlassen.

Bislang beschwerdefreie Kavernome sind ein häufiger Zufallsbefund bei MRT-Aufnahmen, die eigentlich aus anderen medizinischen Gründen beauftragt wurden.

Gegebenenfalls kommen zur Diagnose eines Kavernoms zusätzliche bildgebende Untersuchungen zum Einsatz, etwa eine Computertomografie (CT) oder eine Elektroenzephalografie (EEG).

Aufschluss über eine erbliche Vorbelastung für Kavernome im Hirn kann ein Gentest geben. Dieser kommt infrage, wenn zum ersten Mal ein Kavernom im Hirn festgestellt wird und Betroffene bislang noch nie mit einer Strahlentherapie behandelt wurden und auch in der Familie keine weiteren Kavernom-Fälle bekannt sind. Ein Gentest kann außerdem angebracht sein, wenn im Hirn mehrere Kavernome nachgewiesen wurden.

Kavernom: Therapie

Ein Kavernom lässt sich auf unterschiedliche Weise behandeln. Welche Therapie sich am besten eignet, hängt unter anderem davon ab,

  • wo im Körper das Kavernom liegt und wie groß es ist,
  • ob es sich um einzelne oder mehrere Kavernome handelt,
  • ob das Kavernom Symptome hervorruft und
  • ob es Hinweise auf Kavernomblutungen gibt.

Ruft das Kavernom bislang keine Beschwerden hervor, muss man in der Regel vorerst nichts unternehmen. Dann genügt es häufig, die Gefäßmissbildung erst einmal zu beobachten, zum Beispiel mit regelmäßigen MRT-Untersuchungen. Sofern allerdings doch Beschwerden auftreten, sollten Betroffene diese ärztlich abklären lassen. So lässt sich herausfinden, ob die Symptome möglicherweise durch das Kavernom hervorgerufen werden.

Kavernome, die epileptische Krampfanfälle oder andere neurologische Beschwerden hervorrufen und chirurgisch gut erreichbar sind, werden in der Regel operativ entfernt. Danach treten epileptische Anfälle und Blutungen meist nicht mehr auf, lassen sich jedoch nicht sicher ausschließen.

In manchen Fällen kommt eine Operation jedoch nicht infrage, etwa weil das Kavernom an einer Stelle im Hirn liegt, die chirurgisch nicht gut zu erreichen ist (z. B. sehr tief im Gehirn oder im Hirnstamm). Nehmen die Beschwerden durch das Kavernom in solchen Fällen zu, lässt sich die Gefäßmissbildung unter Umständen mit einer Strahlentherapie behandeln. Wie gut sich diese Methode tatsächlich auf das Blutungsrisiko auswirkt, ist allerdings nicht sicher geklärt. Das Risiko für neue Blutungen scheint nicht sofort nach der Behandlung sinken, sondern im Durchschnitt erst nach zwei Jahren. Deshalb gilt eine Strahlentherapie bei Kavernomen als umstritten.

Löst ein Kavernom im Gehirn epileptische Krampfanfälle aus, können Epilepsiemittel (Antiepileptika) Teil der Behandlung sein. So etwa bei Menschen,

  • die einen operativen Eingriff als Behandlung ablehnen,
  • die die Häufigkeit der epileptischen Anfälle mit Medikamenten gut unter Kontrolle haben oder
  • die auch nach einem operativen Eingriff noch Krampfanfälle haben.