Mann mit Grauem Star sitzt auf Sofa und liest am Handy.
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Grauer Star (Katarakt): Symptome und Behandlung

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.02.2023

Ein Grauer Star macht sich oft erst nach längerer Zeit bemerkbar. Als erste Symptome können eine Blendempfindlichkeit oder das Gefühl, als blicke man durch ein Milchglas, auftreten. Welche Anzeichen ernst genommen werden sollten und wann bei Grauem Star eine OP unumgänglich ist.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Bei Grauem Star (Katarakt) kommt es zu einer Trübung der Linse im Auge. 
  • Symptome: Anzeichen sind vor allem Verschlechterung der Sehschärfe, Blendempfindlichkeit und Doppelbilder. 
  • Behandlung: Bei Grauem Star ist die einzig wirksame Behandlung eine OP.
  • Ursachen: In etwa 90 Prozent der Fälle handelt es sich um eine altersbedingte Erscheinung, seltener kann eine Katarakt angeboren sein.
  • Diagnose: Mithilfe verschiedener augenärztlicher Tests lässt sich eine Katarakt unkompliziert diagnostizieren.
  • Verlauf: Nach der Operation stellt sich in der Regel eine deutliche Besserung der Sehkraft ein. In manchen Fällen ist eine erneute Operation notwendig, wenn es beispielsweise zu einem Nachstar kommt.
  • Vorbeugen: Bestimmten Risikofaktoren kann vorgebeugt werden, etwa durch einen Rauchstopp und Sonnenschutz. Jedoch lässt sich der Augenkrankheit nicht direkt verhindern.

Was ist ein Grauer Star?

Als Grauen Star (auch Katarakt) bezeichnen Fachleute eine Augenkrankheit, bei der sich die Augenlinse trübt. In der Folge lässt das Sehvermögen stetig nach, weshalb Betroffene zunehmend unscharf und verschwommen sehen, Kontraste werden schwächer. 

Die Bezeichnung grauer Star kommt daher, dass sich bei fortgeschrittener Linsentrübung eine graue Färbung hinter der Pupille zeigt und stark sehbehinderte Menschen oft einen starren Blick haben.

Wie häufig kommt es zum Grauen Star?

In der Regel entwickelt sich eine Katarakt erst ab dem 50. Lebensjahr – seltener kann es auch angeboren sein. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, einen Grauen Star zu entwickeln: Rund 20 von 100 Menschen zwischen 65 und 74 Jahren sind betroffen. Circa 50 von 100 über 74-Jährige leiden unter der Augenkrankheit.

In Entwicklungsländern stellt der Graue Star die Hauptursache für Erblindungen dar, da Betroffene oftmals keine wichtige Operation erhalten.

Grauer Star: Welche Symptome sind möglich?

Bei Menschen mit Grauen Star lässt zunehmend die Sehkraft nach. Zu Beginn werden erste Anzeichen oft nicht bemerkt, da die Augen die Beeinträchtigungen lange kompensieren können. Im Verlauf sind dann Symptome wie verschwommenes und unscharfes Sehen typisch. Patient*innen beschreiben meist, dass sie wie durch ein Milchglas oder Nebel sehen. Eine Katarakt verursacht jedoch keine Schmerzen oder etwa Augenbrennen.

Grauer Star: Weitere Symptome im Verlauf

Im weiteren Krankheitsverlauf kann es bei Menschen mit Grauem Star zu weiteren Symptomen kommen. Dazu zählen: 

  • Licht- und Blendempfindlichkeit
  • Doppelbilder (Diplopie)
  • Probleme bei der Orientierung im Raum und beim räumlichen Sehen
  • verschlechtere Hell-Dunkel-Anpassung
  • Einbußen beim Farbsehen und Wahrnehmung von Konturen
  • Unsicherheit im Straßenverkehr, insbesondere beim Autofahren
  • Probleme beim Lesen oder Fernsehschauen
  • Weit- oder Kurzsichtigkeit

Mitunter lässt sich ein Grauer Star auch äußerlich erkennen: Aufgrund der Linsentrübung erscheint die Pupille grau bis weißlich. In diesem fortgeschrittenen Stadium kann sich ein Glaukom (Grüner Star) entwickeln.

Wichtig: Wer derartige Symptome bei sich oder einer anderen Person bemerkt, sollte ärztlichen Rat einholen. Ein Grauer Star kann im Endstadium schlimmstenfalls mit einer Erblindung einhergehen, weshalb eine frühzeitige Diagnose und eine Operation wichtig sind.

Symptome bei einem angeborenen Grauen Star

In den meisten Fällen entwickelt sich ein Grauer Star altersbedingt – jedoch können auch Babys und Kinder betroffen sein. Der sogenannte angeborene oder auch kindliche Graue Star zeigt sich nach der Geburt oder entwickelt sich innerhalb weniger Jahre. Betroffene Kinder schielen häufig. Bleibt die kindliche Katarakt unbehandelt, kann sich eine Schwachsichtigkeit (Amblyopie) entwickeln. Eltern sollten deshalb bei Auffälligkeiten ihre Kinder augenärztlich untersuchen lassen.

Wenn ein Grauer Star angeboren ist, ist es wichtig, die Linsentrübung möglichst bald nach der Geburt zu diagnostizieren: So bestehen gute Aussichten, die Katarakt zu heilen und zu verhindern, dass sich eine Sehschwäche ausbildet.

Grauer Star: Behandlung durch OP

Ein Grauer Star lässt sich nur durch eine OP erfolgreich behandeln. Denn um dauerhaft wieder besser sehen zu können, ist es nötig, die getrübte Linse zu entfernen und durch eine künstliche Linse zu ersetzen. 

Grauer Star OP: Ablauf

Üblicherweise findet die Katarakt-OP ambulant unter örtlicher Betäubung statt: Dazu bekommen Patient*innen eine Spritze oder Augentropfen. Der Eingriff dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Fachleute können zwischen zwei OP-Verfahren wählen, wobei die sogenannte Phakoemulsifikation als Standardverfahren gilt. Dabei wird die trübe Linse mit einer neuen Kunstlinse getauscht. Hierfür verwenden Fachleute einen Ultraschall, mit dem sie Kern und Rinde der Linse zerkleinern und anschließend absaugen. Dann wird die künstliche Linse eingesetzt. Eine Graue Star OP lässt sich auch per Laser durchführen (Femtosekundenlaser). 

Es gibt unterschiedliche Arten von künstlichen Linsen: Die Monofokallinsen verbessert nur einen Brennpunkt, je nachdem, ob zugleich eine Kurz- oder Weitsichtigkeit behandelt werden soll. Bei Multifokallinsen können hingegen beide Brennpunkte angepasst werden. Auch das Material der Linsen unterscheidet sich. Zur Auswahl stehen Intraokularlinsen (aus Acryl oder Silikon) und Polymethylmethacrylat (aus Plexiglas). Welche Linse zum Einsatz kommt, entscheidet die*der Operateur*in und wird in einer Voruntersuchung besprochen.

Nach der Katarakt-OP

Wenige Stunden nach der Operation können Patient*innen wieder nach Hause. Sie erhalten einen Salbenverband um das operierte Auge und müssen den Heilungsprozess in den folgenden Tagen ärztlich überprüfen lassen. Wichtig ist, dass kein Druck auf das Auge ausgeübt und auf körperliche Schonung geachtet wird. Bis sich die endgültige Sehkraft nach der Katarakt-OP eingestellt hat, können Wochen bis Monate vergehen.

Grauer Star: Wann sollte man spätestens operieren?

Wie schnell ein Grauer Star das Sehvermögen beeinträchtigt, ist individuell. Deshalb lässt sich nicht pauschal sagen, wann man eine Katarakt spätestens operieren sollte. In den meisten Fällen entscheiden Patient*in und die*der Ärztin*Arzt den Zeitpunkt der Katarakt-OP gemeinsam. Kriterien sind, wie ausgeprägt die Symptome sind und ob sie den Alltag von Betroffenen bereits einschränken. Macht sich der Graue Star kaum bemerkbar, ist eine Operation nicht unbedingt notwendig. Oft lassen sich die Sehprobleme für eine Zeit mit Brillen oder Kontaktlinsen ausgleichen.

Bei einer angeborenen Katarakt sollte die OP hingegen zügig, jedoch frühestens nach der vierten Lebenswoche, durchgeführt werden. Bleibt der kindliche Graue Star unbehandelt, kann sich eine dauerhafte Schwachsichtigkeit entwickeln. 

Grauer Star: Wer trägt OP-Kosten?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei der Diagnose Grauer Star die OP-Kosten der Standardbehandlung (Eingriff mit Ultraschall und Standard-Kunstlinse) – einschließlich Diagnostik, OP-Vorbereitung und Nachbehandlung. Extraleistungen wie spezielle Linsentypen müssen Patient*innen in der Regel selbst bezahlen.

Grauer Star: Ursachen und Risikofaktoren

Bei 90 Prozent der Betroffenen handelt es sich um einen altersbedingten Grauen Star (Alterskatarakt, seniler Katarakt oder Altersstar). Die Linsentrübung ist dabei ein natürlicher Alterungsprozess.

Bei manchen Menschen entwickelt sich Grauer Star aufgrund einer entsprechenden erblichen Veranlagung früher als bei anderen. Zudem kann eine Katarakt durch bestimmte Erkrankungen oder schädliche Einwirkungen entstehen, wie:

  • Augenverletzungen
  • Strahleneinwirkungen (z. B. durch Röntgenstrahlung, Infrarotstrahlung oder UV-Strahlung)
  • über einen längeren Zeitraum eingenommene Medikamente (wie Kortison)
  • Augenerkrankungen (wie eine chronische Entzündung der Aderhaut)
  • systemische Erkrankungen (wie Diabetes mellitus )

Ein Risikofaktor für die Entstehung von grauem Star ist Rauchen: Wer täglich 15 Zigaretten oder mehr raucht, hat ein um etwa 40 Prozent höheres Risiko für eine Katarakt als Menschen, die nicht rauchen.

Angeborener Grauer Star: Mögliche Ursachen

Nur selten ist eine Katarakt angeboren. Die Ursache kann dann erblich sein – häufig entsteht die Linsentrübung jedoch aufgrund: 

  • vorgeburtliche (intrauterine) Infektion über die Mutter, z. B. mit Röteln, Toxoplasmose oder Herpes-simplex-Infektion (Lippenherpes, Genitalherpes)
  • Strahleneinwirkungen während der Schwangerschaft
  • in der Schwangerschaft eingenommene Medikamente

Wie lässt sich ein Grauer Star diagnostizieren?

Hinter einer Sehschwäche können verschiedene Augenkrankheiten stecken. Deshalb ist es zunächst wichtig, andere Krankheiten auszuschließen. Hierfür führt die*der Augenärztin*Augenarzt verschiedene Untersuchungen und Tests durch, um auch das Ausmaß der Sehschwäche zu überprüfen.

Um bei einem Grauen Star eine sichere Diagnose stellen zu können, folgen weitere Untersuchungen. Mit einer Spaltlampe (spezielles augenärztliches Instrument) lassen sich Gesundheit der Linse, des Glaskörpers und der Netzhaut genauer beurteilen. Zudem kommen bei einem vermuteten Grauen Star weitere Tests zum Einsatz, dazu zählen: 

  • Brückner-Test: Linsentrübungen lassen sich mithilfe dieses Tests als dunkle Flecken sichtbar machen.

  • Hornhautuntersuchungen: Dadurch kann eine zusätzliche Hornhautverkrümmung diagnostiziert werden, die wesentlich bei der Wahl einer geeigneten künstlichen Linse ist.

  • Blutuntersuchung: Um andere Krankheiten sicher ausschließen zu können, wird in der Regel ein Bluttest durchgeführt.

Grauer Star: Verlauf und Prognose

Ein operierter Grauer Star hat meist eine gute Prognose: Bei rund 90 Prozent der Fälle kommt es zu einer deutlichen Verbesserung der Sehkraft. Nach der OP sehen Menschen mit Grauem Star meist wieder kontrastreicher und schärfer, auch eine Kurz- oder Weitsichtigkeit verbessert sich in der Regel. 

Ist ein Grauer Star angeboren, hängt die Prognose auch vom Zeitpunkt der Augenoperation ab: Wenn sich im Verlauf der ersten Lebenswochen bereits eine Sehschwäche entwickelt hat, lässt diese sich auch durch eine spätere Katarakt-OP nicht mehr korrigieren.

Grauer Star: Mögliche Probleme nach der OP

In der Regel hält die Kunstlinse bei operiertem Grauen Star ein Leben lang. Jedoch kann es nach der OP vorkommen, dass sich ein sogenannter Nachstar bildet. Dieser geht mit Problemen wie erneuten Sehbeeinträchtigungen einher, weshalb eine Operation mittels Laserverfahren erforderlich wird. Rund 50 bis 100 von 1.000 Patient*innen sind innerhalb von fünf Jahren nach der Katarakt-OP betroffen. 

Zu den seltenen, aber schwerwiegenden Komplikationen gehören Blutungen aus der Aderhaut ins Augeninnere, die im Verlauf der Operation auftreten können. Zudem können eingeschleppte Keime im Auge zu einer Infektion führen. Stellen Betroffene nach der Operation Schmerzen, Schwellungen, Rötungen am Auge oder starke Sehverschlechterungen fest, sollten sie deshalb unverzüglich ärztlichen Rat einholen. Bei Bedarf erhalten sie Antibiotika gegen die Infektion.

Lässt sich einem Grauen Star vorbeugen?

Einem altersbedingten Grauen Star kann man nicht sicher vorbeugen. Jedoch lässt sich das Risiko verringern, indem folgende Punkte beachtet werden: 

  • Augenverletzungen vorbeugen: Die Linsentrübung kann infolge von Augenverletzungen entstehen. Deshalb sollten beispielsweise spezielle Schutzbrillen, etwa bei Arbeiten mit Schweißgeräten, getragen werden.

  • Schutz vor UV-Strahlung: Auch UV-Strahlung kann eine Katarakt begünstigen, weshalb Sonnenbrillen und/oder Sonnenhüte ratsam sind.

  • Rauchstopp: Ein weiterer bekannter Risikofaktor ist Rauchen. Sobald ein Rauchstopp erfolgt, sinkt das Risiko allerdings nur langsam: Auch noch 20 Jahre nach dem Zigarettenverzicht ist die Wahrscheinlichkeit, eine Katarakt zu entwickeln, gegenüber lebenslangen Nichtraucher*innen erhöht.

Einem erblich bedingten Grauen Star kann man nicht vorbeugen. Allerdings kann ein angeborener Grauer Star auch durch andere Einflüsse entstehen, die teils verhindert werden können: So ist beispielsweise für Schwangere ein Impfschutz vor Röteln wichtig, da eine Katarakt beim Ungeborenen infolge einer Röteln-Infektion im Mutterleib auftreten kann.