ZU sehen ist eine menschliche Hand, die eIn Schaf mit geschlossenen Augen am Kinn krault.
© Getty Images

Brucellose

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.11.2020

Brucellose kommt zwar weltweit vor, ist in Deutschland aber eher selten. Doch spätestens seit dem großen Ausbruch von Brucellose in China 2019/2020 ist die Erkrankung auch hierzulande bekannter. Wie macht sie sich bemerkbar und welche Behandlung hilft?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist Brucellose?

Brucellose ist eigentlich eine Tierseuche. Sie befällt viele verschiedene Wild-, Nutz- und Haustiere: zum Beispiel Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Pferde, Hunde, Füchse, Rehe, Rotwild, Bisons, Kamele, Alpakas und Lamas.

Der Mensch kann sich aber bei infizierten Tieren anstecken – hauptsächlich bei Nutztieren. Damit gehört die Brucellose zu den Zoonosen: Das sind zwischen Tier und Mensch übertragbare Krankheiten.

Bei der weltweiten Verbreitung von Brucellose gibt es große regionale Unterschiede. Regionen, in denen die Erkrankung ständig vorkommt, sind die Mittelmeerländer, die Arabische Halbinsel, Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika.

Video: Brucellose – Ansteckung, Symptome, Verbreitung

Brucellose: Ursachen

Erreger

Brucellose entsteht durch Bakterien der Gattung Brucella. Die Erreger vermehren sich nur innerhalb befallener Körperzellen. Doch bei Umgebungstemperaturen können Brucellen in Urin, Staub, Wasser oder Erde und vor allem in Milch und Milchprodukten mehrere Tage bis Wochen überleben. Mit Hitze (z. B. beim Pasteurisieren) und mit Desinfektionsmitteln lassen sich die Bakterien sicher abtöten.

Es gibt verschiedene Brucella-Arten. Grundsätzlich können sie viele unterschiedliche Tierarten befallen und eine Brucellose auslösen. Einige Brucella-Arten sind jedoch jeweils an bestimmte Tiere als ihre Hauptwirte angepasst. Dann verläuft die Infektion meist schwerer.

Hinter einer Brucellose beim Menschen stecken meist Erreger, die eigentlich auf Ziegen, Schafe, Schweine oder Rinder spezialisiert sind.

Brucellose bei Schaf und Ziege

Die Schaf- und Ziegenbrucellose entsteht hauptsächlich durch Brucella melitensis. Dieser Erreger hat von allen Brucellen die stärkste krank machende Wirkung auf den Menschen und ist die häufigste Ursache für Brucellose beim Menschen. Die Erkrankung ist auch als Maltafieber oder Mittelmeerfieber bekannt.

Brucellose beim Rind

Der wichtigster Erreger der Rinderbrucellose heißt Brucella abortus. Diese Brucella-Art ist ebenfalls häufig für Brucellose beim Menschen verantwortlich, obwohl der Mensch weniger anfällig für sie ist als für Brucella melitensis. Die Erkrankung des Menschen durch Rinderbrucellose bezeichnt man auch als Morbus Bang.

Brucellose beim Schwein

Auslöser der Schweinebrucellose ist meist Brucella suis. Von diesem Erreger gibt es vier Varianten, deren Gesundheitsrisiko für den Menschen unterschiedlich hoch ist. Insgesamt ist Brucellose beim Menschen durch Brucella suis selten.

Brucellose beim Hund

Die Hundebrucellose wird meist durch Brucella canis verursacht. Für Menschen ist dieser Erreger nur wenig ansteckend. Wenn ein Mensch sich mit Brucella canis infiziert und eine Brucellose entwickelt, verläuft diese immer milde.

Übertragung

Brucellose kann sich auf verschiedenen Wegen von Tier zu Mensch übertragen:

  • durch Lebensmittel
  • über verletzte Haut oder Schleimhäute
  • über die Atemwege

Wichtigste Ursache für Brucellose beim Menschen ist der Verzehr von Lebensmitteln, die mit Brucellen verunreinigt sind. Meist sind Rohmilch und daraus hergestellte Milchprodukte (wie Schafs- oder Ziegenkäse) die Infektionsquelle. Fleisch von infizierten Tieren führt hingegen selten zu Erkrankungen.

Zudem kann der Mensch sich durch direkten Kontakt zu infizierten Tieren mit Brucellose anstecken. Als Ursache reicht eine winzige Hautverletzung, über die der Erreger eindringen kann. Die Übertragung ist aber auch über die Schleimhäute möglich, etwa wenn man sich mit ungewaschenen Händen an Mund oder Augen fasst.

Lesetipp: Händewaschen – Schutz vor Infektionen

Auch durch die Atemluft ist Brucellose auf den Menschen übertragbar. Das Risiko, die Erreger einzuatmen, besteht ebenfalls bei engem Kontakt zu infizierten Tieren. Besonders hoch ist es aber in Laboren, wo mit den Bakterien gearbeitet wird.

In bestimmten Berufen ist das Risiko einer Übertragung von Brucellen auf den Menschen erhöht. Darum zählt die Brucellose zu den meldepflichtigen Berufskrankheiten. Ein hohes Ansteckungsrisiko haben vor allem:

  • Tierärzte
  • Landwirte
  • Melker
  • Schäfer
  • Jäger
  • Schlachthofarbeiter
  • Metzger
  • Mitarbeiter in Fleischverpackungsanlagen

Lesetipp:Infektionskrankheiten tierischen Ursprungs – steigt das Risiko?

Eine direkte Übertragung der Brucellose von Mensch zu Mensch ist extrem selten. Wenn es dazu kommt, dann fast nur beim Stillen. In Einzelfällen ist auch eine Ansteckung beim Geschlechtsverkehr, durch Knochenmarktransplantationen oder über Bluttransfusionen möglich.

Inkubationszeit

Inkubationszeit ist der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch einer Erkrankung. Bei Brucellose dauert die Inkubationszeit 5 bis 60 Tage.

Häufigkeit

Jedes Jahr erkranken in Deutschland nur wenige Dutzend Menschen an Brucellose – im Jahr 2018 beispielsweise waren es 37. Die Mehrzahl davon hat sich im Ausland angesteckt (v. a. in der Türkei).

Die Ursache hiefür ist, dass die Rinder-, Schaf- und Ziegenbestände in Deutschland als amtlich frei von Brucellose gelten. Der Mensch hat hierzulande also ein geringes Ansteckungsrisiko.

Brucellose: Symptome

Bis zu 90 Prozent der Menschen, die sich mit Brucellen infizieren, verspüren kaum oder gar keine Beschwerden. Bei den restlichen verursacht Brucellose grippeähnliche Symptome.

Das beginnt entweder schleichend (meist, wenn Brucella abortus der Auslöser ist) oder plötzlich (besonders, wenn Brucella melitensis hinter der Brucellose steckt). Häufige Symptome sind dann:

Manchmal treten bei beginnender Brucellose auch folgende Symptome auf:

Das Fieber dauert bei Brucellose 7 bis 21 Tage an. Dazwischen kann es aber zu 2- bis 5-tägigen Pausen kommen: Dieser wellenförmige Fieberverlauf ist ein typisches Symptom für Brucellose.

Bei angemessener Behandlung verschwinden die Symptome meist nach wenigen Wochen wieder. Eine unerkannte oder falsch behandelte Brucellose kann jedoch in eine chronische Form übergehen. Mögliche Symptome hierfür sind:

  • Leistungsminderung
  • Schweißausbrüche
  • psychische Veränderungen wie depressive Verstimmung
  • Entzündung der Augenhaut (Uveitis)
  • Wirbelkörperentzündung (Spondylitis)

Zudem kann eine chronische Brucellose Knochen, Gelenke, das Nervensystem oder innere Organe (wie Herz, Leber, Lunge und Milz) befallen. Dann können alle möglichen weiteren Symptome hinzukommen, wie:

Brucellose: Diagnose

Um Brucellose zu diagnostizieren, sind Laboruntersuchungen nötig. Die Symptome und gezielte Fragen nach der Krankengeschichte (Anamnese) können zwar wichtige Hinweise zur Erkrankung liefern, reichen aber für eine sichere Diagnose nicht aus.

Zur Labordiagnose kann die Ärztin oder der Arzt Blut abnehmen – am besten mehrmals während der Fieberphase und vor Behandlungsbeginn – und ins Labor schicken. Dort versucht man, den Erreger der Brucellose aus den Blutproben anzuzüchten (d. h. eine Kultur anzulegen) und so nachzuweisen.

Je nachdem, welche Bereiche von der Infektion betroffen sind, lässt sich Brucellose auch mithilfe von Knochenmark, Liquor-, Urin- oder Gewebeproben feststellen.

Eine weitere Möglichkeit, Brucellose zu diagnostizieren, ist der Antikörpernachweis: Bei Brucellose bildet der Körper spezielle Antikörper gegen den Erreger. Diese sind etwa ab Ende der ersten oder ab Beginn der zweiten Krankheitswoche im Blutserum nachweisbar – teils jahrelang.

Brucellose: Therapie

Gegen Brucellose hilft eine Therapie mit Antibiotika: Bei richtiger Anwendung heilt die Erkrankung meist nach wenigen Wochen vollständig aus.

Ein einzelnes Antibiotikum reicht aber nicht aus, weil dann das Rückfallrisiko hoch ist. Darum verschreiben Ärztinnen und Ärzte bei Brucellose eine Kombination aus mehreren Antibiotika – meist Rifampicin und Doxycyclin. Die Therapie dauert in der Regel 6 bis 12 Wochen.

Wenn Doxycyclin zur Therapie ungeeignet ist (z. B. bei Kindern oder Schwangeren), kann stattdessen Cotrimoxazol zusammen mit Rifampicin gegen Brucellose zum Einsatz kommen.

Je nach Ausmaß der Brucellose können auch weitere Medikamente und eine längere Behandlungsdauer nötig sein. Zum Beispiel, wenn Gelenke, Nervensystem oder innere Organe befallen sind. Ein Befall der Knochen oder Herzklappen kann sogar eine Operation erfordern.

Brucellose: Vorbeugen

Für Menschen ist in Deutschland kein Impfstoff gegen Brucellose zugelassen. Um Ansteckungen zwischen Mensch und Tier zu verhindern, kommt es also vor allem darauf an, die Erkrankung bei Tieren wirksam zu bekämpfen.

Darum ist die Brucellose der Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen in Deutschland eine anzeigepflichtige Tierseuche. Auch akute Erkrankungsfälle des Menschen sind laut Infektionsschutzgesetz meldepflichtig.

Daneben können Sie einer Brucellose vorbeugen, indem Sie rohes oder nicht gut durchgegartes Fleisch meiden und auch auf unpasteurisierte Milch und daraus hergestellte Milchprodukte verzichten.

Wer engen Umgang mit Tieren hat, sollte zusätzliche Schutzmaßnahmen ergreifen. Das gilt besonders bei Kontakt zu tierischen Geweben (wie bei Jägern, die Wild zerlegen, oder bei Schäfern, die beim Lammen helfen). Um zu verhindern, dass dann keine Erreger der Brucellose in die Augen oder über Schnitt- oder Schürfwunden in die Haut gelangen, eignen sich:

  • Gummihandschuhe
  • Schutzbrille
  • Kittel oder Schürze

Von infizierten Menschen geht normalerweise kein besonderes Ansteckungsrisiko für andere Menschen aus. Eine Ausnahme sind infizierte Mütter von Säuglingen, da Brucellose über die Muttermilch übertragbar ist. Darum dürfen infizierte Frauen nicht stillen.