Blasenentzündung (Zystitis): Überwiegend Frauensache


Verfasst von Astrid Clasen • Medizinredakteurin
Geprüft von Annette Mittmann • Gynäkologin
Unsere Inhalte basieren auf fundierten wissenschaftlichen Quellen, die den derzeit anerkannten medizinischen Wissensstand widerspiegeln. Wir arbeiten eng mit medizinischen Experten zusammen.
Mehr erfahrenDie Blasenentzündung (Zystitis) ist weit verbreitet – und betrifft deutlich mehr Frauen als Männer: Über die Hälfte aller Frauen bekommt mindestens einmal im Leben eine Entzündung der Harnblase. Das hat vor allem anatomische Gründe.

Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Blasenentzündung?
Eine Blasenentzündung ist eine Entzündung der Schleimhaut (Urozystitis) oder der gesamten Wand (Panzystitis) der Harnblase. Entsprechend bezeichnet man die Zystitis auch als Blasenkatarrh (griech. Katarrh = Schleimhautentzündung).
Die Harnblase gehört zusammen mit Harnröhre, Harnleitern und Nieren zum Harntrakt. Dabei bilden
- Harnröhre und Blase die unteren Harnwege und
- Harnleiter und Nieren die oberen Harnwege.
Die Blasenentzündung ist demnach – ebenso wie die Harnröhrenentzündung (Urethritis) – ein unterer Harnwegsinfekt.
Blasenentzündung
Blasenentzündung: Ursachen
Eine Blasenentzündung (Zystitis) kann durch verschiedene Erreger entstehen. Meist sind Bakterien die Ursachen der Entzündung, aber auch Viren, Pilze und Würmer können dahinterstecken. Eine ständig auftretende beziehungsweise chronische Blasenentzündung kann
- durch Neuinfektionen entstehen oder
- eine noch nicht völlig ausgeheilte, wieder aufflammende Entzündung darstellen.
Ist eine Blasenentzündung ansteckend?
Die Krankheitserreger sind grundsätzlich übertragbar. Trotzdem geht von Menschen mit einer Blasenentzündung nicht unbedingt ein höheres Ansteckungsrisiko aus: Selbst wer keine entzündete Blase hat und auch ansonsten völlig gesund ist, kann Keime verbreiten, die – wenn sie in die Harnröhre gelangen – eine Zystitis verursachen können. Häufig sind es sogar Bakterien der eigenen, normalen Darmflora, die als Erreger infrage kommen.
Bakterien
Hat eine Blasenentzündung bakterielle Ursachen, stammen die Bakterien meist aus der Darmflora und sind über die Harnröhre zur Blase aufgestiegen. Vor allem das Bakterium Escherichia coli nistet sich gerne in den Harnwegen ein, wandert in die Harnblase und löst dort eine Zystitis aus. Es ist für 80 Prozent aller bakteriellen Blaseninfektionen verantwortlich.
Doch auch andere Bakterien können eine Blasenentzündung verursachen, zum Beispiel Staphylokokken, Klebsiellen, Proteus und Enterokokken.
Die durch Bakterien ausgelöste Blasenentzündung betrifft vorwiegend Frauen. Dies hat zwei Ursachen:
- Erstens ist die Harnröhre kürzer als beim Mann – und damit auch der Weg für die Bakterien bis zur Harnblase.
- Zweitens liegt die Öffnung der Harnröhre näher am After als beim Mann.
In der Regel führt eine Schmierinfektion zur Blasenentzündung – das heißt, die Bakterien gelangen über Berührungen oder Gegenstände vom After oder Stuhl in die Harnröhre. Eine mögliche Ursache für Schmierinfektionen ist zum Beispiel Geschlechtsverkehr. Darum ist die Blase bei sexuell aktiven Frauen häufiger entzündet. Eine akute Zystitis bei Frauen, die oft Geschlechtsverkehr haben, bezeichnet man auch als Honeymoon-Zystitis (engl. Honeymoon = Flitterwochen).
Viren, Pilze oder Würmer
Selten hat eine Blasenentzündung keine bakteriellen Ursachen, sondern entsteht durch andere Erreger – und zwar durch Viren, Pilze oder Würmer. Mögliche nicht-bakterielle Auslöser der Zystitis sind zum Beispiel:
- Adenoviren und Polyoma: Diese Erreger verursachen meist eine blutige Blasenentzündung (hämorrhagische Zystitis).
- Candida albicans: Dieser Pilz siedelt sich besonders in den Harnwegen von Menschen an, deren Immunabwehr geschwächt ist oder die bestimmte Antibiotika einnehmen.
- Erreger der Schistosomiasis (Bilharziose): Die Wurmerkrankung durch diese Saugwürmer ist in den Tropen und Subtropen weit verbreitet und kann eine spezielle Form der chronischen Blasenentzündung zur Folge haben – die granulomatöse Zystitis (Granulom = Knötchen).
Video: Blasenentzündung
Risikofaktoren
Bei der Entstehung einer Blasenentzündung (Zystitis) spielen neben den eigentlichen Ursachen – also den Erregern – verschiedene Risikofaktoren eine wichtige Rolle, die den Abfluss des Harns aus der Harnblase stören.
Wie sehr eine Harnabflussstörung das Risiko für eine Zystitis erhöhen kann, zeigt sich bei Männern: Sie haben eine längere Harnröhre als Frauen, sodass Krankheitserreger nicht so leicht bis in die Harnblase vordringen können. Entsprechend ist die Blasenentzündung beim Mann unter 50 eher selten.
Ab dann steigt allerdings auch bei Männern das Risiko für die bakterielle Blasenentzündung. Die Ursache: Männer über 50 haben häufiger eine vergrößerte Prostata und dadurch eine verengte Harnröhre. Das behindert den Harnabfluss, sodass sich mit dem Urin (Restharn) vermehrt Krankheitserreger in der Blase und Harnröhre sammeln.
Die Prostatavergrößerung beim Mann ist aber nicht die einzig mögliche Ursache für einen gestörten Harnabfluss. Weitere Risikofaktoren für Harnabflussstörungen und somit für die Entstehung einer Blasenentzündung sind
- Blasensteine
- Fremdkörper in der Harnröhre
- angeborene Fehlbildungen der Harnwege
- Geschwulst (Tumor) der Harnblase oder Harnröhre (wobei der Begriff "Tumor" auch für eine gutartige Veränderung stehen kann)
Zudem können Schäden an den Nerven die Blasenentleerung beeinträchtigen und so das Risiko für eine Blasenentzündung erhöhen. Zu den möglichen Ursachen solcher Nervenschädigungen gehören:
- Querschnittslähmungen oder
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).
Ein erhöhtes Risiko für eine Blasenentzündung aber auch ganz andere Ursachen haben – zum Beispiel:
- Unterkühlung (Kaltfußzystitis)
- psychische Einflüsse
- geschwächtes Immunsystem
- Störungen der normalen Bakterienbesiedelung der ableitenden Harnwege, zum Beispiel durch einen Blasenkatheter
Zur Blasenentzündung sind jedoch nicht nur Risikofaktoren bekannt, sondern auch schützende Faktoren. So bleiben einige Menschen weitgehend von bakteriellen Blasenentzündungen verschont, was erbliche Ursachen hat: Ihnen fehlen – erblich bedingt – spezielle Andockstellen (Rezeptoren) in den Schleimhäuten der Harnwege. Mediziner bezeichnen diese Rezeptoren als P-Blutgruppenantigene. Bakterien brauchen diese Rezeptoren, um über eine Art Haftmechanismus in die Schleimhäute zu gelangen – nur dann können sie eine Zystitis auslösen.
Blasenentzündung in der Schwangerschaft
Besonders anfällig für eine Blasenentzündung sind auch Frauen in der Schwangerschaft und in den ersten Wochen nach der Geburt. Das hat mehrere Ursachen:
- So steigt zum Beispiel bei vielen Schwangeren der Gehalt an Zucker im Urin, wodurch sich Erreger besser vermehren können.
- Außerdem sorgen die hormonellen Veränderungen dafür, dass die Harnwege erweitert sind. Die Folge: Der Harn fließt dort nur langsam, Keime verbleiben länger in der Harnblase und erhöhen das Infektionsrisiko.
Etwa fünf Prozent aller schwangeren Frauen bekommen eine Zystitis.
Blasenentzündung: Symptome
Die für eine akute Blasenentzündung (Zystitis) typischen Symptome sind:
- Brennen beim Wasserlassen
- Schmerzen im Unterbauch während des Toilettengangs
- ständiger Harndrang und häufiges Wasserlassen (Pollakisurie)
Durch die Blasenentzündung entsteht beim Wasserlassen das Gefühl, gegen einen Widerstand auspressen zu müssen. Die Schmerzen kommen daher, dass sich die Harnblase beim Wasserlassen krampfartig zusammenzieht. Typisch für die Zystitis ist auch, dass die Betroffenen bei jedem Toilettengang nur kleine Mengen Urin ausscheiden.
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Daneben kann eine akute Blasenentzündung weitere Symptome hervorrufen, die den Urin betreffen:
- Zum einen kann die Blasenentzündung mit Blut im Urin (Hämaturie) verbunden sein.
- Zum anderen sieht der Urin oft trübe aus und riecht auffällig.
Die mit der Blasenentzündung verbundenen Symptome bleiben typischerweise auf den unteren Teil des Harntrakts beschränkt. Wenn die Entzündung jedoch von der Harnblase auf die Nieren oder die Prostata übergreift, können neben den Anzeichen der Zystitis weitere Beschwerden hinzukommen – wie Fieber und Rückenschmerzen beziehungsweise Schmerzen in den Flanken.
Blasenentzündung: Diagnose
Bei Anzeichen einer Blasenentzündung (Zystitis) empfiehlt sich in der Regel eine Urinuntersuchung: Bereits ein eitriger, blutiger oder faul riechender Urin kann deutliche Hinweise für die Diagnose liefern. Wenn die Harnblase tatsächlich entzündet ist, kann der Arzt zudem typischerweise Folgendes im Urin feststellen:
- weiße Blutkörperchen
- vermehrten Schleim
- abgestorbene Zellreste
- mitunter rote Blutkörperchen
- in den meisten Fällen Bakterien im Urin (Bakteriurie)
- Nitrit, das als Abbauprodukt von Bakterien indirekt auf einen bakteriellen Infekt hinweist
Hat sich die Blasenentzündung infolge einer Chemotherapie, einer Bestrahlung (radiogene Zystitis) oder einer Tuberkulose entwickelt, ist die Suche nach Bakterien im Urin allerdings nicht hilfreich. Denn in der Frühphase der Infektion befinden sich dann noch keine Bakterien im Urin.
Neben der Urinuntersuchung können auch bestimmte Blutwerte dabei helfen, eine Blasenentzündung festzustellen: So ist im Blut die Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozyten) bei einer Zystitis meist erhöht. Zudem lässt sich eine erhöhte Senkungsgeschwindigkeit der Blutkörperchen nachweisen. Dies deutet allgemein auf eine Entzündung hin.
Bei einer länger andauernden oder wiederholt (öfter als 3-mal innerhalb eines Jahres) auftretenden Blasenentzündung bietet sich eine Blasenspiegelung an, um andere Ursachen wie einen gutartigen oder eventuell bösartigen Blasentumor auszuschließen. Während der Spiegelung ist es zudem möglich, Gewebeproben zu entnehmen und diese untersuchen zu lassen (Biopsie). Zuvor sind jedoch folgende Schritte ratsam:
- ausführliche Erhebung der Krankengeschichte
- Untersuchung einer Urinprobe auf Keime
- körperliche Untersuchung
- Ultraschalldiagnostik
Eine Blasenentzündung kann auch als Folge einer Wurmerkrankung entstehen, die in den Tropen oder Subtropen weit verbreitet ist (Schistosomiasis). In dem Fall stellt der Arzt die Diagnose durch den Erregernachweis. Die Eier der Würmer sind allerdings erst fünf bis zwölf Wochen nach der Infektion im Urin nachweisbar.
Blasenentzündung: Was hilft?
Meist ist eine Blasenentzündung (Zystitis) unkompliziert. Antibiotika, die gezielt gegen die Erreger wirken, bringen in der Regel schnelle Linderung. Wer nur leichte Beschwerden verspürt und nicht schwanger ist, kann auch versuchen, ausschließlich gegen die Symptome vorzugehen (z.B. mit Schmerzmitteln) und abzuwarten, ob die Entzündung von selbst abklingt. Es empfiehlt sich aber in jedem Fall, diese Entscheidung zusammen mit dem Arzt zu treffen.
Übrigens: Wenn ein gestörter Harnabfluss für Ihre Blasenentzündung (mit)verantwortlich ist, sollten Sie die Ursache hierfür nach Möglichkeit beseitigen lassen.
Was Sie selbst tun können
Zwar ist ein Arztbesuch bei einer Blasenentzündung unbedingt empfehlenswert – es gibt jedoch einiges, was Sie selbst tun können, um die Therapie zu unterstützen:
- Trinken Sie genug (1,5 Liter auf den Tag verteilt), auch wenn das Wasserlassen durch die Blasenentzündung schmerzt. Denn die Flüssigkeit spült die Harnwege durch und trägt dazu bei, diese von Keimen zu befreien.
- Eine Wärmflasche und Sitzbäder entspannen und können die Beschwerden einer Blasenentzündung lindern.
Mehr zum Thema erfahren Sie unter Blasenentzündung: Können Hausmittel helfen?
Welche Medikamente gegen Blasenentzündung helfen
Antibiotika
Durch Antibiotika verschwinden die Symptome einer akuten Blasenentzündung in der Regel schnell. Manchmal bessert sich die Blasenentzündung zwar auch ohne Antibiotika. Die Erreger lassen sich jedoch nur mit Antibiotika bekämpfen. Darum ist bei antibiotischer Behandlung der Zystitis
- die Heilungsrate deutlich höher und
- das Risiko für einen Rückfall geringer.
Wenn Sie sich bei der Behandlung der Blasenentzündung nur auf Hausmittel verlassen und den Infekt dadurch verschleppen, können die Erreger von der Harnblase über die Harnleiter weiter aufsteigen und womöglich eine Nierenbeckenentzündung oder auch eine Blutvergiftung (Urosepsis) auslösen.
Welches Antibiotikum Sie bei einer Blasenentzündung verschrieben bekommen, hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel davon,
- ob Sie zuvor schon Antibiotika eingenommen haben,
- ob Sie gegen bestimmte Antibiotika allergisch sind,
- ob Sie schwanger sind oder
- welche Erreger hinter der Zystitis stecken.
Dabei ist auch zu beachten, dass mittlerweile viele Erreger gegen bestimmte Wirkstoffe unempfindlich beziehungsweise resistent sind. Darum kommen die entsprechenden Medikamente gegen eine Blasenentzündung nicht mehr infrage. So bleiben beispielsweise die gängigen Antibiotika (wie Ampicillin oder Trimethoprim/Sulfamethoxazol) gegen den häufigsten Erreger der Zystitis – Escherichia coli – oft wirkungslos.
Video: 6 Fakten über Antibiotika
Wie lange die Behandlung dauert, hängt vom jeweiligen Wirkstoff ab. Üblicherweise muss man Antibiotika bei einer Blasenentzündung drei bis zehn Tage einnehmen, um die Erreger wirksam zu bekämpfen. Die Beschwerden klingen zwar schon nach einmaliger Einnahme ab, doch dann überleben viele Bakterien, was öfter zu einem Rückfall führt.
Nehmen Sie Antibiotika gegen eine Blasenentzündung auf jeden Fall so lange, wie Ihr Arzt es verordnet hat. Wenn Sie das Mittel nicht vertragen, besprechen Sie mit Ihrem Arzt, was zu tun ist.
Gegen eine Blasenentzündung bei der Frau reicht oft eine ein- bis dreitägige Behandlung mit Antibiotika. Ein Mittel der Wahl bei unkomplizierter Zystitis ist Fosfomycin: Dieses Granulat wird in Wasser aufgelöst und häufig als Einmaltherapie zur Nacht verordnet. So bleibt der Wirkstoff länger im Körper und kann besser wirken.
Doch wenn das Risiko besteht, dass die Blasenentzündung schwerwiegender verlaufen könnte, ist eine längere Einnahme der Medikamente ratsam. Zu den Risikofaktoren gehören zum Beispiel:
- vorausgegangene Harnwegsinfekte
- Verhütung mit Scheidenpessar und -zäpfchen
- viele Bakterien im Urin (mehr als 1.000.000/ml)
- Anzeichen für eine Beteiligung der Nieren
Eine Blasenentzündung beim Mann erfordert in jedem Fall eine längere Behandlung mit Antibiotika. Zudem sollten sich Männer bei einer Zystitis immer auch von einem Urologen untersuchen lassen, um die Ursache der Entzündung (etwa eine gutartige Prostatavergrößerung) abzuklären.
Gegen eine hartnäckige oder immer wieder auftretende beziehungsweise chronische Blasenentzündung sind Antibiotika ebenfalls sinnvoll. Die verordneten Medikamente sind in der Regel vier bis sechs Wochen lang einzunehmen. In manchen Fällen macht die chronische Zystitis auch eine längere Einnahme der Antibiotika (über mehrere Monate) nötig.
Pflanzliche Mittel
Ergänzend zu Antibiotika kommen gegen eine Blasenentzündung auch pflanzliche Medikamente infrage: Viele Heilpflanzen besitzen bakterien- und virentötende Eigenschaften. Daraus hergestellte pflanzliche Mittel können die Therapie unterstützen, indem sie die Harnwege desinfizieren.
Das Wissen über pflanzliche Mittel hat sich durch deren teilweise jahrelange praktische Anwendung angesammelt. Zu einer Reihe von Heilpflanzen hat man Monographien erstellt, die eine Bewertung und Darstellung dieses Wissens enthalten. Solche Monographien gibt es beispielsweise zu folgenden pflanzlichen Mitteln (in alphabetischer Reihenfolge), die in der Therapie der Blasenentzündung Verwendung finden – zum Teil als feste Kombinationen:
- Bärentraubenblätter
- Brennnessel
- Goldrutenkraut, als Kombination z.B.: Goldrutenkraut + Bärentraubenblätter
- Hauhechelwurzel, als Kombination z.B.: Hauhechelwurzel + Orthosiphonblätter
- Kapuzinerkressekraut
- Meerrettichwurzel, als Kombination z.B.: Kapuzinerkressekraut + Meerrettichwurzel
- Orthosiphonblätter
- Schachtelhalmkraut
- Tausendgüldenkraut, als Kombination z.B.: Tausendgüldenkraut + Liebstöckel + Rosmarinblätter
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob in Ihrem Fall pflanzliche Mittel gegen die Blasenentzündung als unterstützende Behandlung sinnvoll sind. Grundsätzlich gilt jedoch: Pflanzliche Präparate können vor allem bei schwerer Zystitis (z.B. mit Fieber) Antibiotika oder andere künstlich hergestellte Medikamente nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Zudem ist zu beachten, dass manche Heilpflanzen bei längerem Einsatz teils schwerwiegende Nebenwirkungen haben können (wie Leber- und Nierenschäden oder Makuladegeneration).
Blasenentzündung: Dauer & Verlauf
Meist nimmt eine Blasenentzündung (Zystitis) einen unkomplizierten Verlauf – das bedeutet:
- Es handelt sich um eine akute Zystitis,
- Funktion und Anatomie des Harntrakts sind normal,
- die Nieren arbeiten ungestört und
- es liegen keine begünstigenden Begleiterkrankungen (wie Diabetes mellitus) vor.
Bei einer unkomplizierten Zystitis ist mit einer günstigen Prognose zu rechnen: Rechtzeitig behandelt heilt die Blasenentzündung nach einer kurzen Dauer von wenigen Tagen wieder aus.
Eine Blasenentzündung kann aber auch hartnäckig verlaufen oder dauerhaft immer wieder auftreten (chronische Zystitis).
Komplikationen
Wenn eine Blasenentzündung Komplikationen verursacht, können davon sowohl andere Organe als auch die Blase selbst betroffen sein. Eine Ausbreitung auf andere Organe passiert, wenn die Erreger der Zystitis von der Harnblase über die Harnleiter aufsteigen: Erreichen die Erreger so zum Beispiel die Nieren, können sie eine Nierenbeckenentzündung auslösen.
In äußerst seltenen Fällen kann infolge einer Blasenentzündung ein akutes Nierenversagen entstehen. Gelangen die Erreger der Zystitis in die Blutbahn, kann es zu dem zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen.
Eine unkomplizierte Zystitis bereitet – selbst wenn sie wiederholt auftritt – in der Regel keine schwerwiegenden Probleme, solange sie sich nicht auf andere Organe ausbreitet. Doch wenn die Blasenentzündung immer wieder auftritt und die ganze Wand der Blase betrifft, kann das auf Dauer dem Organ schaden: Das Gewebe der Blase kann absterben (Nekrose) und verkalken beziehungsweise verhärten. Im weiteren Verlauf verkleinert sich die Harnblase (Schrumpfblase). Nur in ganz schweren Fällen ist es nötig, die Harnblase durch eine Operation zu entfernen und den Harn dann künstlich abzuleiten.
Blasenentzündung: Vorbeugen
Einer Blasenentzündung (Zystitis) können Sie mit wenigen und einfachen Maßnahmen wirksam vorbeugen:
- Trinken Sie viel! Damit spülen Sie ihre Harnblase und Harnwege gut durch und scheiden Bakterien aus. Empfehlenswert sind etwa 1,5 Liter auf den Tag verteilt.
- Gehen Sie bei Harndrang möglichst bald zur Toilette.
- Benutzen Sie für Ihre Intimpflege keine parfümierten oder desinfizierenden Hygieneartikel.
- Besonders in der kalten Jahreszeit gilt: Ziehen Sie Kleidung an, die Sie ausreichend wärmt. Bauchfreie Tops sollten zum Beispiel im Winter tabu sein.
Frauen sind aufgrund ihrer kürzeren Harnröhre anfälliger für eine Blasenentzündung als Männer – für sie ist es daher empfehlenswert, zur Zystitisprophylaxe auch Folgendes zu beachten:
- Wenn Sie sich nach dem Stuhlgang säubern, wischen Sie immer von der Scheide zum After – nicht in umgekehrter Richtung. Sonst können schädliche Bakterien leicht in Ihre Harnröhre eindringen.
- Gehen Sie nach jedem Geschlechtsverkehr möglichst bald zur Toilette. Damit spülen sie Keime aus ihrer Harnröhre.
- Besonders nach Anal- oder Oralverkehr empfiehlt es sich, bei vaginalem Geschlechtsverkehr Kondome zu verwenden.
- Bestimmte Verhütungsmittel sind für Frauen, die zu Blasenentzündungen neigen, nicht empfehlenswert. Ungünstig sind zum Beispiel Diaphragmen und Vaginalzäpfchen, wohingegen Kondome besser vor den Erregern schützen.
Wenn die Blasenentzündung immer wieder auftritt, fragen Sie am besten Ihren Arzt, wie Sie solchen Rückfällen (Rezidiven) vorbeugen können:
- Unter Umständen kann Ihr Arzt Ihnen über einen längeren Zeitraum Antibiotika verordnen (Dauerbehandlung), um damit das wiederholte Auftreten einer Blasenentzündung zu unterbinden. Zudem kann es sinnvoll sein, nach dem Geschlechtsverkehr Antibiotika einzunehmen.
- Haben Frauen in den Wechseljahren öfter eine Zystitis, kann ein Östrogenmangel dahinterstecken. In dem Fall können Östrogene Abhilfe schaffen.
Hingegen ist die Cranberry kein wirksames Mittel, um sich vor der Zystitis zu schützen: Mit den derzeit verfügbaren Cranberry-Produkten können Sie weder einer Blasenentzündung vorbeugen noch ihre Heilung herbeiführen. Dies gilt sowohl für den Saft der Cranberry-Frucht als auch für andere Cranberry-Produkte (z.B. in Tabletten- oder Kapselform).
Auch der Nutzen des seit einigen Jahren angebotenen Impfstoffs gegen die gängigen Erreger der Zystitis ist nicht ausreichend erforscht. Wer sich trotzdem für eine Impfung gegen die Blasenentzündung entscheidet, muss die Kosten dafür selbst tragen: Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen die Impfung zur Zystitisprophylaxe nicht.
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Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie. Urban & Fischer, München 2010
Weitere Informationen
ICD-10-Diagnoseschlüssel:
Hier finden Sie den passenden ICD-10-Code zu "Blasenentzündung (Zystitis)":
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Letzte inhaltliche Prüfung: 13.06.2019Letzte Änderung: 13.06.2019