Blutspenden trotz Corona-Krise: Jetzt erst recht
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) schlägt Alarm: Seit das Coronavirus das Land beherrscht, gehen immer weniger Menschen zur Blutspende. Sie befürchten etwa, sich im Spendenzentrum anzustecken. Aber ist diese Sorge berechtigt? Lesen Sie, welche Sicherheitsstandards in den Einrichtungen gelten, wer als Spender infrage kommt und warum Spenden gerade jetzt so wichtig sind.

Inhaltsverzeichnis
Tag für Tag kommen in Deutschland weit über 10.000 Blutpräparate zum Einsatz. Ob an Werktagen oder an Feiertagen, ob im Sommer oder im Winter: Blutspenden werden immer benötigt. Auch in besonderen Zeiten wie der Corona-Krise. Allerdings ist die Zahl der Blutspenden derzeit rückläufig. Die Blutspendedienste appellieren an alle Freiwilligen, auch jetzt weiterhin ihr Blut zur Verfügung zu stellen.
Video: Blutspende trotz Corona-Krise
"Sollten in den kommenden Tagen nicht genügend Blutspenden eingehen, wäre die Patientenversorgung innerhalb kurzer Zeit nicht mehr lückenlos abgesichert", erklärte der medizinische Geschäftsführer des DRK-Blutspendediensts Nord-Ost am vergangenen Montag gegenüber der DPA. "Es ist wichtig, dass gerade jetzt in einer Frühphase der Epidemie verstärkt gespendet wird, wo die Durchseuchung noch auf Einzelfälle beschränkt ist, um einen Vorrat anlegen zu können." Wird zu wenig gespendet, bedeutet das nicht nur, dass länger geplante Operationen verschoben werden müssen. Viele Menschen sind schlichtweg auf die Spende angewiesen, etwa nach einem Unfall oder während einer Krebstherapie.
Den Kontakt mit anderen Menschen sollte man zwar derzeit grundsätzlich meiden – etwa, wenn es um ein Treffen mit Freunden geht. Mit dem Gang ins Spendelokal ist ein solcher Anlass jedoch nicht zu vergleichen: Die Blutspende ist ein Zeichen von Solidarität, das der Gemeinschaft dient und Leben retten kann. Zudem ist das Risiko, sich im Spendelokal mit dem Coronavirus zu infizieren, sehr gering, während es bei einem Besuch bei Freunden durchaus hoch sein kann.
Die Angst, sich beim Blutspenden mit dem Coronavirus zu infizieren, ist laut DRK aktuell unbegründet. Die wichtigsten Fragen & Antworten im Überblick.
Wer kommt in der Corona-Krise als Spender infrage?
Im Hinblick auf die Corona-Pandemie gilt: Wer spenden möchte, sollte
- sich gesund und fit fühlen (und auch keine symptomlose, nachgewiesene Coronavirus-Infektion haben)
- sich in den letzten 4 Wochen in keinem Coronavirus-Risikogebiet aufgehalten haben und
- innerhalb der letzten 4 Wochen keinen Kontakt zu (potenziell) Infizierten gehabt haben.
Erfüllt eine Person diese Kriterien nicht, wird sie auch nicht als Blutspender zugelassen. Sollte ein potenzieller Spender krank wirken oder Symptome wie zum Beispiel Husten oder eine erhöhte Körpertemperatur haben, wird er nicht als Spender zugelassen.
Menschen, die mit dem neuartigen Coronavirus infiziert waren, müssen bis zur nächsten Spende acht Wochen warten.
Davon abgesehen muss ein Spender dieselben Voraussetzungen erfüllen, die auch unabhängig von der Corona-Krise gelten. Dauerhaft ausgeschlossen von einer Spende sind zum Beispiel HIV-Infizierte oder Personen, die einen Herzinfarkt hatten. Für einen begrenzten Zeitraum ausgeschlossen sind unter anderem Schwangere, frisch Tätowierte oder Menschen, die sich mit bestimmten Krankheiten wie zum Beispiel Malaria angesteckt haben könnten, weil sie vor Kurzem in einem Risikogebiet waren.
Wie hoch ist das Risiko, sich im Spendelokal mit dem Coronavirus zu infizieren?
Grundsätzlich hält jeder Blutspendedienst während einer Spende strenge Hygiene- und Sicherheitsstandards ein. Das DRK betont, dass die Sicherheit seiner Spender an erster Stelle steht. Die Blutspendedienste tauschen sich regelmäßig mit den Behörden aus und bewerten die Lage immer wieder neu, um Spendern und Empfängern größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. In vielen Einrichtungen sind die ohnehin strengen Hygienevorkehrungen durch zusätzliche Maßnahmen erhöht worden. Zum Beispiel achtet das Personal besonders gewissenhaft auf Desinfektion, kontaktloses Fiebermessen und regelmäßiges Lüften.
Wer zur Blutspende geht, fühlt sich in aller Regel gesund. Im Spendelokal wird man daher kaum auf infizierte Personen treffen – im Gegensatz zu Örtlichkeiten wie Fitnessstudios, Konzerthallen oder Einkaufsmeilen, in denen sich auch (potenziell) kranke Menschen aufhalten. Hinzu kommt, dass im Spendelokal keine großen Menschenansammlungen zu erwarten sind. Vielmehr hält sich die Zahl von Besuchern und Personal in Grenzen.
Kann sich der Empfänger durch eine infizierte Spende anstecken?
Unabhängig von Covid-10 gilt: Für Blutspenden gelten ähnliche Sicherheitsstandards wie für Arzneimittel. Es werden nur Spender zugelassen, die sich fit und gesund fühlen und auch keine erhöhte Körpertemperatur haben. Das Risiko für den Empfänger, sich überhaupt durch eine Blutspende mit einem Erreger zu infizieren, ist damit gering.
Wissenschaftler gehen nicht davon aus, dass sich Empfänger über eine Spende mit dem Coronavirus infizieren werden. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass das Coronavirus über eine Blutspende übertragen werden kann. Das zeigen auch Erfahrungen mit anderen Atemwegsinfektionen wie SARS und MERS, die ebenfalls durch Erreger aus der Gruppe der Coronaviren ausgelöst werden. Daher wird das Blut nach der Spende auch nicht speziell auf das neuartige Coronavirus getestet.
Ruhig Blut - Blutspenden in Zeiten des Coronavirus (Sars-CoV-2). Online-Informationen des DRK-Blutspendediensts West: www.blutspendedienst-west.de (Abrufdatum: 18.3.2020)
Pressemitteilung des Deutschen Ärzteblatts: DRK warnt vor Blutspende-Engpass (16. März 2020)
Informationen zum Coronavirus. Online-Informationen des DRK-Blutspendediensts Baden-Württemberg - Hessen: www.blutspende.de (Stand: 17.3.2020)
SARS-CoV-2: Wie sicher sind Blut und Blutprodukte? Online-Informationen des Paul-Ehrlich-Instituts: www.pei.de (Stand: 12.3.2020)
Pressemitteilung des Deutschen Ärzteblatts: Mediziner beklagen Rückgang an Blutspenden (1. März 2020)
Bundesärztekammer: Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Richtlinie Hämotherapie) (PDF). Online-Publikation: www.bundesaerztekammer.de (17.5.2019)
Weitere Informationen
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Letzte Änderung: 09.09.2020