Urin im Becher
© Getty Images/BENCHAMAT1234

Urin: Aussehen und Zusammensetzung

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin), Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.10.2023

Bei Urin (Harn) handelt es sich um eine von Nieren produzierte Flüssigkeit, die über Harnblase und Harnröhre ausgeschieden wird. Wie genau setzt sich Urin zusammen und welche Farbe sollte er haben?

Was ist Urin?

Bei Urin (Harn oder auch Sekundärharn) handelt es sich um eine Flüssigkeit, welche von den Nieren produziert, in der Blase gesammelt und dann über die Harnwege ausgeschieden wird. Auf diese Weise werden Stoffe, welche der Körper nicht weiter verarbeiten kann (Abbauprodukte) aus dem Organismus geleitet.

Der Hauptbestandteil von Urin ist Wasser (95 Prozent). Daneben finden sich verschiedene organische und anorganische Substanzen im Harn:

  • organische Stoffe, wie:
  • anorganische Stoffe (Mineralstoffe sowie Spurenelemente), wie:
    • Natriumionen
    • Kaliumionen
    • Ammoniumionen
    • Kalziumionen
    • Chloridionen
    • Phosphat

Wie Urin entsteht

Urin wird von den Nieren produziert. Die Nieren funktionieren als eine Art "Kläranlage" des Körpers. Sie filtern unter anderem Giftstoffe und Endprodukte des Stoffwechsels aus dem Blut und regulieren den Flüssigkeit- und Salzhaushalt des Körpers, indem sie dafür sorgen, dass weniger oder vermehrt Harn ausgeschieden wird.

Täglich fließt das gesamte Blut etwa 300 Mal durch die Nieren und wird dort durch winzige Verästelungen von Blutgefäßen gefiltert. Dabei entsteht der sogenannte Primärharn, eine Vorstufe des Urins. Er enthält Stoffe wie Glucose sowie Elektrolyte, die dem Organismus wieder zugeführt werden. Am Ende bleiben von dem etwa 170 Litern Primärharn, welche die Niere am Tag produziert, nur ein Bruchteil an Sekundärharn übrig, der über die Harnwege ausgeschieden wird.

    Wieviel Urin scheidet der Körper aus?

    Im Normalfall scheiden erwachsene Menschen am Tag zwischen 0,7 und 3 Litern Urin aus. Generell hängt die Menge von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem von der Trinkmenge und der Ernährung. Bei einer hohen Flüssigkeitszufuhr ist die Ausscheidung größer. Auch eine eiweißreiche Ernährung kann dazu führen, dass der Körper mehr Urin produziert: Denn das Zuviel an Eiweiß (Protein) wandelt er in den wasserlöslichen Harnstoff um und "entsorgt" ihn mit dem Urin.

    Die tägliche Urinmenge kann aber auch sinken, wenn wenig getrunken wird oder wenn der Körper auf anderen Wegen als mit dem Urin viel Wasser verliert (zum Beispiel durch Erbrechen, Durchfall oder vermehrtes Schwitzen).

    Übermäßiges und/oder häufiges Wasserlassen kann auf bestimmte Krankheiten oder Harnwegsinfektionen hinweisen. So kann eine erhöhte Harnmenge (Polyurie) auf einen schlecht eingestellten oder nicht diagnostizierten Diabetes mellitus hinweisen. Grund für häufigen Harndrang ist dagegen oft eine Blaseninfektion oder Harninkontinenz.

    Wie sieht gesunder Urin aus?

    Im Normalfall ist Urin eine klare, hellgelbe bis farblose Flüssigkeit. Je weniger man trinkt, desto dunkler wird er. Die Verfärbung entsteht dabei durch Urochrome – diese Stoffwechselprodukte fallen beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin an und sind mit den Gallenfarbstoffen verwandt. Aber der Urin kann auch andere Färbungen annehmen. Manche deuten auf Erkrankungen hin, andere haben medizinisch gesehen keine Bedeutung. Mögliche Färbungen und ihre Bedeutung sind zum Beispiel:

    • intensiv gelb: häufig infolge von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin B2.
    • gelb-grün bis blau-grün: kann auf eine Pseudomonas-Infektion hinweisen.
    • gelb-bräunlich: oft nach Verzehr von Rhabarber (bei saurem Urin).
    • rosa: häufig nach Rhabarber-Verzehr (bei alkalischem Urin).
    • rot: kann auf Blut im Urin hindeuten. Es können aber auch Farbstoffe ursächlich sein, etwa aus Medikamenten oder roter Beete. 
    • rot-braun: Es könnte Blut im Urin sein.
    • braun, mit gelbem oder braunem Schaum: Ursache können mitunter blockierte Gallenwege oder Leberschäden sein.

    Warum riecht Urin?

    Frischer Urin hat fast keinen Geruch. Dieser entsteht erst durch Bakterien, welche den Harn zersetzen. Generell können verschiedene Faktoren den Harngeruch beeinflussen. Kurzzeitige Veränderungen sind meistens auf bestimmte Lebensmittel (Knoblauch, Spargel) oder eine starke Konzentration zurückzuführen. Dauerhafte Geruchsveränderungen können dagegen Symptom einer Grunderkrankung sein. Infrage kommen beispielsweise Diabetes mellitus oder ein Harnwegsinfekt.

    Urin: Gewinnung und Untersuchung

    Um mehr über die festen Bestandteile im Urin zu erfahren, kann im Rahmen einer Laboruntersuchung eine Urinprobe zentrifugiert werden. Dabei setzen sich die anorganischen Bestandteile als Kristalle im Bodensatz ab. Mediziner*innnen sprechen hier vom sogenannten Urinsediment oder Harnsediment.

    Der Bodensatz kann im Rahmen einer Urinuntersuchung auch bestimmte Erkrankungen nachweisen. Ab einer bestimmten Menge deutet Glucose zum Beispiel auf einen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) hin, während erhöhte Albumin-Werte ein Hinweis auf Nierenprobleme sind.

    Für die Probe eignet sich meist der Mittelstrahlurin am besten. Je nach Zeitpunkt der Uringewinnung unterscheiden Fachleute dabei zwischen dem

    • ersten Morgenurin,
    • dem zweiten Morgenurin und
    • dem Spontanurin.

    Soll festgestellt werden, in welcher Menge Substanzen (etwa Eiweiße, Hormone oder Salze) genau täglich vom Körper ausgeschieden werden, kann der Urin auch über 24 Stunden in einem speziellen Gefäß aufgefangen werden. 

    Je nach Ernährung kann der pH-Wert von Urin unterschiedlich sein. Im Normalfall sollte der pH-Wert bei 5,0 bis 6,0 liegen. Besteht die Ernährung aus einer Mischkost, die Fleisch beinhaltet, ist der Urin meist leicht sauer (pH 5,6 bis 7,0). Durch eine vegetarische Ernährung wird der Harn dagegen alkalischer (weniger sauer).

    Saurer Urin kann Nierensteine verursachen

    Ist der Urin zu sauer, können sich die darin enthaltenen Stoffe nicht mehr so gut lösen. Als Folge können sie sich ablagern und zu Nierensteinen führen. Diese entstehen

    • im Nierenbecken,
    • im Harnleiter oder
    • in der Harnblase.

    Die meisten Harnsteine (75%) bestehen dabei aus Calciumoxalat, gefolgt von Nierensteinen aus Salzen der Harnsäure (Urat).