Lovastatin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.03.2015

Allgemeines

Lovastatin senkt den Blutfettspiegel und kann daher bei Fettstoffwechselstörungen zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels im Blut (Hypercholesterinämie) eingesetzt werden, wenn eine fettarme und cholesterinarme Diät, eine Gewichtsabnahme und körperliches Training den Cholesterinspiegel nicht ausreichend verringern konnten.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Cholesterinspiegel im Blut bei Hypercholesterinämie senken
  • Blutfettwerte bei Fettstoffwechselstörungen senken
  • Gefäßverengungen bei arteriellen Durchblutungsstörungen verringern
  • Fortschreiten der Gefäßverengungen bei Arteriosklerose verlangsamen
  • Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Lovastatin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Lovastatin nicht verwendet werden?

Lovastatin darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Lebererkrankung oder einer dauerhaften Erhöhung der Blut-Leberwerte
  • Skelettmuskelerkrankung mit Muskelfaserzerstörung oder bei einer Erhöhung von Blutwerten, die darauf hindeuten.
Weiterhin sollte Lovastatin nur unter ärztlicher Vorsicht und auch nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden bei
  • Menschen über 70 Jahren
  • Alkoholmissbrauch
  • begünstigenden Faktoren für eine Muskelerkrankung wie
    • Nierenfunktionsstörungen
    • Schilddrüsenunterfunktion
    • erbliche Muskelstörungen in der persönlichen Vorgeschichte oder der Familie
    • muskelschädigenden Wirkungen durch eine frühere Einnahme eines Fibrates oder Statins
    • Situationen, in denen erhöhte Blutkonzentrationen des Wirkstoffs auftreten können, beispielsweise bei asiatischen Patienten, bei Leber- oder Nierenfunktionsstörungen oder bei gleichzeitiger Anwendung anderer Wirkstoffe wie Ciclosporin (gegen Organabstoßung) und manchen AIDS-Mitteln aus der Gruppe der HIV-1-Proteasehemmer
    • gleichzeitiger Anwendung von Fibraten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Lovastatin darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden, weil der Wirkstoff das Kind schädigen kann.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder unter 18 Jahren dürfen kein Lovastatin einnehmen, da nicht bekannt ist, welche Auswirkungen der Wirkstoff auf die Entwicklung des Kindes hat.

Welche Nebenwirkungen kann Lovastatin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Lovastatin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Magenbeschwerden, Bauchschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Muskelkrämpfe, Verschwommensehen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Juckreiz, Sodbrennen, Mundtrockenheit, Veränderungen der Geschmacksempfindung, Schlafstörungen, Schlaflosigkeit.

Seltene Nebenwirkungen:
Muskelerkrankungen, Muskelabbau (Rhabdomyolyse), erhöhte Kreatinkinase-Werte (Enzym zur Förderung von Muskelbewegungen), Leberwerte-Erhöhungen, vorübergehende Erhöhung anderer Blutwerte, Erektionsprobleme, Angstzustände, Depressionen, Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschlag, Hautentzündungen, Nesselsucht, Gesichtsrötung, Kraftlosigkeit, Reaktionen des Immunsystems in Form von Anaphylaxie, Gefäßentzündungen, Fieber, Atemnot, Muskelentzündungen, Muskelschmerzen, Gelenkentzündungen, Gefäßentzündungen, Blutbildveränderungen wie Blutarmut, Zunahme bestimmter Blutzellen (Eosinophile), Verminderung der weißen Blutkörperchen oder Verminderung der Blutplättchen, Schwäche, erhöhte Lichtempfindlichkeit, Gelenkschmerzen, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Atembeschwerden, Schüttelfrost, allgemeines Krankheitsgefühl.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Muskelzerfall aufgrund einer Autoimmunreaktion.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Leberentzündungen, Gelbsucht, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Missempfindungen, Nervenerkrankungen, psychische Störungen wie Angststörungen, Haarausfall, schwere Hautreaktionen wie Erythema exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und toxisch epidermale Nekrolyse.

Besonderheiten:
Allen Vertretern der Wirkstoffgruppe der Statine scheint eine schädliche Wirkung auf die Nerven gemeinsam zu sein, die sich besonders an den Beinen zeigt. Taubheitsgefühle, brennende Mißempfindungen oder Muskelzuckungen sind die Zeichen. Bei solchen Symptomen ist die Behandlung mit einem Statin sofort zu beenden. Besonders gefährdet sind Diabetiker, weil der Arzt die geschilderten Beschwerden häufig einer Nervenschädigung durch die Zuckerkrankheit (diabetische Neuropathie) zuordnet und das verursachende Statin nicht abgesetzt wird.

Während oder nach der Behandlung kann es in sehr seltenen Fällen zu einem Muskelzerfall aufgrund einer Autoimmunreaktion kommen. Anzeichen ist eine anhaltende Muskelschwäche, die trotz Ende der Behandlung fortbesteht. Eine solche Muskelschwäche muss dem Arzt sofort mitgeteilt werden.

Weitere, allen Statinen gemeinsame Nebenwirkungen wie Gedächtnisverlust, sexuelle Störungen, Depressionen und Schäden an den Lungenbläschen (interstitielle Lungenkrankheit) können auch bei Lovastatin auftreten.

Wie alle Statine kann auch Lovastatin das Risiko einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels erhöhen und die Entstehung einer Blutzuckererkrankung (Diabetes mellitus) begünstigen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Lovastatin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Cholestyramin und Colestipol müssen mindestens vier Stunden vor oder eine Stunde nach der Einnahme von Lovastatin genommen werden, da sonst weniger Lovastatin im Körper aufgenommen und damit die Lovastatin-Wirkung vermindert wird.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Wirkstoffen, die das Abwehrsystem unterdrücken (Immunsuppressiva aus der Gruppe der Immunologika wie beispielsweise Ciclosporin), anderen Blutfettsenkern wie Fibraten, Nicotinsäure oder Niacin, Mitteln gegen Pilzerkrankungen wie Itraconazol und Ketoconazol, Makrolid-Antibiotika wie Erythromycin und Clarithromycin und bestimmten Antidepressiva (Nefazodon) ist das Risiko von Nebenwirkungen an den Muskeln (Myopathie) erhöht. Deshalb muss bei gleichzeitiger Gabe dieser Wirkstoffe die Lovastatin-Dosis vom Arzt verringert werden. Auch der Genuß von Grapefruitsaft kann Muskelbeschwerden fördern und ist daher zu vermeiden.

Gefäßerweiternde Wirkstoffe wie Mibefradil und Verapamil aus der Gruppe der Kalziumantagonisten, virenhemmende Mittel wie Delavirdin, HIV-1-Proteasehemmer, Antiarrhythmika wie Amiodaron und Grapefruitsaft vermindern den Abbau von Lovastatin im Körper. Dadurch erhöht sich die Lovastatin-Konzentration im Blut und somit ebenfalls das Risiko für Muskelerkrankungen.

Gerinnungshemmende Mittel (Antikoagulanzien) wie Marcumar können in Kombination mit Lovastatin in ihren Wirkungen und Nebenwirkungen verstärkt werden. Deshalb muss der Arzt die Dosis der Antikoagulanzien bei gleichzeitiger Anwendung von Lovastatin anpassen. Andernfalls können gefährliche Blutungen auftreten.

Wie alle Statine, kann auch Lovastatin den Blutzuckerspiegel anheben und eine Zuckerkrankheit auslösen. Die Häufigkeit ist abhängig von dem Vorhandensein oder dem Fehlen von anderen Risikofaktoren wie schon bestehendem Zuckerüberschuss im Blut, Übergewicht, Bluthochdruck und dem Ausmaß der Fettstoffwechselstörung.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Schmerzen, Schwäche und besondere Empfindlichkeit der Muskulatur müssen umgehend dem Arzt mitgeteilt werden, insbesondere wenn diese zusammen mit Fieber und allgemeinem Unwohlsein auftreten.
  • Bei Muskelbeschwerden und mehr als fünffacher Erhöhung bestimmter Muskelwerte (Kreatin-Kinase) sollte die Behandlung abgebrochen werden.
  • Auf den Genuss von Grapefruitsaft sollte während der Behandlung verzichtet werden.
  • Vor Therapiebeginn sollte eine augenärztliche Untersuchung durchgeführt werden.
  • Bei Atembeschwerden, Hustenreiz, Erschöpfung, Gewichtsverlust und Fieber sollte die Behandlung abgebrochen werden.
  • Hat ein Patient schon Risikofaktoren für die Entwicklung einer Zuckerkrankheit, muss der Blutzucker während der Behandlung regelmäßig geprüft werden.
  • Zu Beginn und während der Therapie sollte die Leberwerte regelmäßig ärztlich überprüft werden.
  • Kommt es trotz Behandlungsende zu einer fortbestehenden Muskelschwäche, muss dies sofort dem Arzt mitgeteilt werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Lovastatin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Lovastatin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Tabletten
Tabletten
Tabletten

So wirkt Lovastatin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Lovastatin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Statine, zu welcher der Wirkstoff Lovastatin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Lovastatin

Lovastatin senkt den Blutfettspiegel und kann daher bei Fettstoffwechselstörungen zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels im Blut (Hypercholesterinämie) eingesetzt werden, wenn eine fettarme und cholesterinarme Diät, eine Gewichtsabnahme und körperliches Training den Cholesterinspiegel nicht ausreichend verringern konnten.

Ist der Cholesterinspiegel im Blut auf Dauer krankhaft erhöht, kann es zu arteriellen Durchblutungsstörungen wie Arteriosklerose kommen. In der Folge können schwerwiegende Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall auftreten. Lovastatin vermindert Ablagerungen in den Gefäßen, die arterielle Durchblutungsstörungen verursachen, und beugt so auch einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vor.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lovastatin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Lovastatin

Lovastatin ist ein Cholesterin-Synthese-Hemmer und wirkt wie die anderen Statine über eine Hemmung der HMG-CoA-Reduktase in der Leber. Dieses Enzym ist an der Bildung von Cholesterin beteiligt. Wird es gehemmt, kann nur noch wenig Cholesterin gebildet werden und die Cholesterinkonzentration im Blut nimmt ab. Fettstoffwechselstörungen mit einem erhöhten Cholesterinspiegel im Blut (Hypercholesterinämie) können auf diese Weise mit Lovastatin behandelt werden.

Weil durch die Wirkweise von Lovastatin gleichzeitig auch Ablagerungen in den Gefäßen vermindert werden, nimmt ferner ebenso die Gefahr von arteriellen Durchblutungsstörungen sowie gefährlichen Gefäßverschlüssen wie Herzinfarkt und Schlaganfall bei einer Therapie mit dem Wirkstoff ab.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.