Natrium-Pentosan-Polysulfat

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 23.10.2017

Allgemeines

Natrium-Pentosan-Polysulfat wird bei Erkrankungen eingesetzt, die mit einer geschädigten Schleimhaut der Harnblase einhergehen. Der Wirkstoff findet beim schmerzhaften Blasensyndrom (medizinisch: interstitielle Cystitis) oder auch der durch Bestrahlung ausgelösten Entzündung Anwendung.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

    Gegenanzeigen

    Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Natrium-Pentosan-Polysulfat im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Wann darf Natrium-Pentosan-Polysulfat nicht verwendet werden?

    Bei Überempfindlichkeit gegen Natrium-Pentosan-Polysulfat darf der Wirkstoff weder örtlich verwendet noch eingenommen werden.

    Aufgrund der schwachen gerinnungshemmenden Wirkung verbietet sich die Einnahme bei bestehenden Blutungen. Allerdings stellt die Monatsblutung keine Anwendungseinschränkung dar.

    Die Einnahme darf nur nach Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle erfolgen bei
    • Patienten, die vorher schon einmal Blutungen hatten und sich jetzt einer Operation unterziehen müssen
    • Anzeichen einer Gerinnungsstörung
    • erhöhter Blutungsneigung aufgrund anderer Medikamente wie Gerinnungshemmer, Heparine, Thrombozytenaggregationshemmer (einschließlich Acetylsalicylsäure), nicht-steroidale Antirheumatika
    • Patienten mit einem früheren Mangel an Blutplättchen, der durch Heparine oder Natrium-Pentosan-Polysulfat verursacht war.
    Hinweis:
    Es wurden für Natrium-Pentosan-Polysulfat keine Studien bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen durchgeführt. Da Leber und Nieren nachweislich zur Ausscheidung des Wirkstoffs beitragen, kann eine Leber- oder Nierenfunktionsstörung einen Einfluss auf die Wirkung haben. In einem solchen Fall müssen die Patienten daher während der Behandlung sorgfältig ärztlich überwacht werden.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Der örtliche Einsatz des Wirkstoffs ist in Schwangerschaft und Stillzeit möglich, wenn die Behandlung selbst keine Gefahr darstellt.

    Die Einnahme sollte in Schwangerschaft und Stillzeit unterbleiben, da die Wirkung auf die Nachkommen nicht in Studien untersucht wurde.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Zur Anwendung bei Kindern machen die Hersteller bisher keine Angaben. Der Einsatz liegt im Ermessen des Arztes.

    Welche Nebenwirkungen kann Natrium-Pentosan-Polysulfat haben?

    Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Natrium-Pentosan-Polysulfat. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Örtliche Anwendung
    Bisher sind keine Nebenwirkungen von Natrium-Pentosan-Polysulfat bekannt.

    Einnahme
    Häufige Nebenwirkungen:
    Infektionen, Grippe, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Durchfall, Verdauungsstörung, Unterleibsschmerzen, Bauchvergrößerung, Blutungen aus dem After, Wassereinlagerungen in Armen und Beinen, Haarausfall, Rückenschmerzen, häufiger Harndrang, Schwäche, Beckenschmerzen.

    Gelegentliche Nebenwirkungen:
    Blutarmut, Unterhautblutungen, Blutungen, Mangel an Weißen Blutkörperchen, Mangel an Blutplättchen, Lichtempfindlichkeit, Essensverweigerung, Gewichtsveränderung, schwere Gefühlsschwankungen, Depressionen, vermehrtes Schwitzen, Schlaflosigkeit, Unruhe, nervliche Missempfindungen, Tränenfluss, Sehschwäche, Ohrensausen (Tinnitus), Atembeschwerden, Erbrechen, Geschwüre im Mund, Blähungen, Verstopfung, Ausschlag, vergrößerte Leberflecken, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen.

    Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
    Blutgerinnungsstörungen, allergische Reaktionen, unnormale Leberwerte.

    Welche Wechselwirkungen zeigt Natrium-Pentosan-Polysulfat?

    Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Bisher sind bei der örtlichen Anwendung keine Wechselwirkungen von Natrium-Pentosan-Polysulfat mit anderen Wirkstoffen bekannt.

    Natrium-Pentosan-Polysulfat hat bei Einnahme eine schwach gerinnungshemmende Wirkung. Patienten, die gleichzeitig mit Gerinnungshemmern, Heparinen, Thrombozytenaggregationshemmern einschließlich Acetylsalicylsäure oder nicht-steroidalen Antirheumatika behandelt werden, müssen gegebenenfalls vom Arzt auf eine geringere Dosis eingestellt werden.

    Allergische Reaktionen auf Medikamente

    Manchmal lösen Arzneimittel allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion auf Natrium-Pentosan-Polysulfat wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.


    Welche Medikamente beinhalten Natrium-Pentosan-Polysulfat?

    Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Natrium-Pentosan-Polysulfat enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

    Medikament
    Darreichungsform

    So wirkt Natrium-Pentosan-Polysulfat

    Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Natrium-Pentosan-Polysulfat. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Natrium-Pentosan-Polysulfat gehört.

    Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Natrium-Pentosan-Polysulfat

    Natrium-Pentosan-Polysulfat wird bei Erkrankungen eingesetzt, die mit einer geschädigten Schleimhaut der Harnblase einhergehen. Der Wirkstoff findet beim schmerzhaften Blasensyndrom (medizinisch: interstitielle Cystitis) oder auch der durch Bestrahlung ausgelösten Entzündung Anwendung.

    Die Anwendung kann sowohl örtlich in Form einer Lösung erfolgen, die mit einem Katheter in die Blase eingebracht wird, als auch in Form von Kapseln zur Einnahme. Im letzteren Fall wirkt Natrium-Pentosan-Polysulfat in den Harnwegen, nachdem es über die Niere im Urin ausgeschieden wird.

    Vor der Anwendung des Wirkstoffs müssen die chronischen Blasenschmerzen vom Arzt eindeutig festgestellt und andere Harnwegsleiden wie Infektionen oder Blasenkrebs ausgeschlossen werden.

    Zu folgenden Anwendungsgebieten von Natrium-Pentosan-Polysulfat sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Natrium-Pentosan-Polysulfat

    Natrium-Pentosan-Polysulfat ist ein großes Molekül aus aneinandergehängten Zuckermolekülen (Polysaccharid) mit Schwefelbestandteilen, das halb-synthetisch aus Buchenholz gewonnen wird. Es wird durch Einfüllen in die Harnblase angewendet und bildet dort eine Schutzschicht aus.

    Natürlicherweise ist die Harnblase innen mit einer Schicht aus sogenannten Glykosaminoglykanen ausgekleidet. Diese Schicht verhindert das Eindringen von Bakterien, Mikrokristallen, Eiweißen und Bestandteilen des Harns (beispielsweise Harnstoff) in tiefere Schichten der Blasenwand, wo sie eine Entzündung auslösen können.

    Bei schon bestehenden Entzündungen, aber auch nach Bestrahlungen der Harnblasenregion finden sich Schäden an der beschriebenen Schutzschicht. Natrium-Pentosan-Polysulfat ist in seiner chemischen Struktur den Glykosaminoglykanen sehr ähnlich. Dadurch vermag es die Lücken in der natürlichen Schutzschicht zu schließen und stellt die natürlichen Funktionen der Blasenwand wieder her.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.