Cobimetinib

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 27.04.2017

Allgemeines

Cobimetinib dient der Behandlung von schwarzem Hautkrebs (Melanom) Erwachsener, der schon Tochtergeschwulste gebildet hat oder nicht durch eine Operation zu entfernen ist. Der Wirkstoff wird immer zusammen mit Vemurafenib, einem verwandten Zytostatikum, eingesetzt.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Funktion des BRAF-Eiweißes hemmen
  • unkontrolliertes Zellwachstum stoppen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Cobimetinib im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Cobimetinib nicht verwendet werden?

Cobimetinib darf nicht bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff eingesetzt werden. Ist der schwarze Hautkrebs schon einmal erfolglos mit einem anderen Hemmstoff für das BRAF-Eiweiß (z.B. Vemurafenib) behandelt worden, macht der Einsatz von beiden in Kombination keinen Sinn. Der Arzt wird dann eine andere Krebstherapie wählen.

Weil der Wirkstoff nur effektiv ist, wenn die Krebszellen ein bestimmtes Erbmerkmal aufweisen, muss vor jeder Behandlung mit Cobimetinib im Labor nachgewiesen werden, dass die Krebszellen ein verändertes BRAF-V600-Gen haben.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Cobimetinib angewendet werden bei
  • Tochtergeschwulsten im Gehirn, weil es dazu keine klinischen Studien gibt.
  • Patienten mit mangelhafter Funktion der linken Herzkammer, weil sich diese verschlechtern kann
  • Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren für Blutungen wie Gehirnkrebs, Magen-Darm-Erkrankungen oder der Einnahme von blutungsfördernden Medikamenten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In Tierstudien führte Cobimetinib bei Ungeborenen zu Todesfällen und Missbildungen. Daher darf der Wirkstoff in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der Arzt hält seinen Einsatz nach gründlicher Abwägung des Nutzens für die Mutter und der Risiken für das Kind für eindeutig notwendig.

Frauen im gebärfähigen Alter dürfen während der Behandlung und mindestens drei Monate nach deren Ende nicht schwanger werden. Zur Verhütung sind zwei wirksame Methoden anzuwenden, wie beispielsweise ein Kondom oder Pessar (mit spermienabtötenden Wirkstoffen, wenn verfügbar) in Kombination mit einer Antibabypille.

Es ist nicht bekannt, ob Cobimetinib in die Muttermilch übergeht. Ein Risiko für das Neugeborene / den Säugling kann nicht ausgeschlossen werden. Unter Berücksichtigung des Nutzens des Stillens für das Kind und des Nutzens der Behandlung für die Mutter wird der Arzt die Entscheidung treffen, entweder das Stillen oder die Therapie abzubrechen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Cobimetinib bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist durch Studien belegt. Die Anwendung in dieser Altersgruppe liegt im Ermessen des Arztes.

Welche Nebenwirkungen kann Cobimetinib haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Cobimetinib. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Blutarmut, Ergüsse hinter der Netzhaut, Bluthochdruck, Blutungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Lichtempfindlichkeit, Hautausschlag (auch fleckig-pustelig oder Akne-ähnlich), überschießende Hornhautbildung, Fieber, Anstieg der Kreatinkinase, Anstieg der Leberwerte (ALAT, ASAT, Gamma-GT), Anstieg der akalischen Phosphatase (Marker für Leber- oder Knochenprobleme)

Häufige Nebenwirkungen:
andere Hautkrebsformen (Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom), Hornhautwucherungen, Austrocknung, Mineralmangel im Blut (Phosphat, Magnesium), Blutzuckerüberschuss, verschwommenes Sehen, Sehschwäche, Lungenentzündung, Schüttelfrost, verminderte Herzleistung, erhöhter Bilirubin-Wert im Blut.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit
Muskelgewebszerfall (Rhabdomyolyse), Erhöhung des CPK-Wertes im Blut.

Besonderheiten:
Flüssigkeitsansammlungen unter den Netzhautschichten können sich in neuen oder verstärkten Sehstörungen bemerkbar machen. Sollte der behandelnde Arzt solches bei einer Routineuntersuchung feststellen, wird er den Patienten zum Augenarzt überweisen. Eine Dosisverminderung, eine Unterbrechung oder ein Abbruch der Behandlung kann die Nebenwirkung wieder ausgleichen.

Die Funktion der linken Herzkammer wird vom Arzt vor Therapiebeginn bestimmt, um Ausgangswerte festzulegen. Nach dem ersten Behandlungsmonat und mindestens alle drei Monate wird dann eine Nachuntersuchung stattfinden. Kommt es zu einem Nachlassen der Herzleistung, muss die Behandlung gegebenenfalls beendet werden.

Abweichungen der Leberwerte müssen durch Labortests der Leberwerte vor Beginn der Behandlung und während der Behandlung monatlich überprüft werden. Ab einer Abweichung von Grad 3 wird der Arzt die Behandlung unterbrechen.

Tritt Durchfall auf, kann dieser mit entsprechenden Mitteln gestoppt weren. Wirken diese allerdings nicht, muss die Therapie mit dem Wirkstoff unterbrochen werden, bis sich der Zustand des Patienten bessert. Eventuell ist danach mit einer verminderten Dosierung fortzufahren.

Kommt es im EKG zu einer QT-Verlängerung, kann das am Kombinationspartner Vermurafenib liegen, mit dem Cobimetinib nur zusammen eingesetzt werden darf.

Bei schweren Blutungen (Grad 3 und 4) wird der Arzt die Cobimetinib-Behandlung unterbrechen oder auch ganz beenden. Gleiches gilt für das Auftreten von Muskelgewebszerfall oder einem hohen, darauf hindeutenden Wert an CPK im Blut.

Welche Wechselwirkungen zeigt Cobimetinib?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Cobimetinib wird von leicht beeinflussbaren Enzymsystemen abgebaut. Starke Hemmstoffe der Systeme behindern den Abbau, führen zu einer erhöhten Konzentration des Wirkstoffs im Körper und somit zu mehr Nebenwirkungen. Folgende Substanzen sollten daher nicht zusammen mit Cobimetinib eingenommen werden: die virenhemmenden MittelRitonavir, Cobicistat, Telaprevir, Lopinavir, die Pilzmittel Itraconazol, Posaconazol und Voriconazol, die AntibiotikaClarithromycin und Telithromycin, das Psychopharmakon Nefazodon und Grapefruitsaft. Nur mit Vorsicht wird der Arzt schwächere Hemmstoffe kombinieren. Dazu gehören das AntiarrhythmikumAmiodaron, das Antibiotikum Erythromycin, die Pilzmittel Fluconazol und Miconazol, die BlutdrucksenkerDiltiazem und Verapamil, die virenhemmenden Mittel Delavirdin, Amprenavir und Fosamprenavir sowie das ZytostatikumImatinib und Cyclosporin (gegen Organabstoßungen).

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Wenn während der Behandlung Sehstörungen auftreten oder sich verschlechtern, ist ein Augenarzt zu befragen.
  • Vor und regelmäßig während der Behandlung wird der Arzt die Herzleistung überprüfen.
  • Auch die Leberwerte sind vor und während der Behandlung mit dem Medikament regelmäßig ärztlich zu überprüfen.
  • Lässt sich auftretener Durchfall während der Behandlung nicht behandeln, muss die Dosierung des Medikaments vom Arzt verringert oder die Therapie beendet werden.
  • Während der Behandlung und mindestens drei Monate nach deren Ende sind mindestens zwei schwangerschaftsverhütende Methoden gleichzeitig anzuwenden.
  • Während der Therapie mit dem Medikament darf kein Grapefruitsaft getrunken werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament darf nur von einem erfahrenen Krebsarzt begonnen und überwacht werden.
  • Bedingung für die Behandlung ist ein positiver Labortest auf die BRAF-V600-Veränderung im Erbgut der Krebszellen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Cobimetinib?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Cobimetinib enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Cobimetinib

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Cobimetinib. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Cobimetinib gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Cobimetinib

Cobimetinib dient der Behandlung von schwarzem Hautkrebs (Melanom) Erwachsener, der schon Tochtergeschwulste gebildet hat oder nicht durch eine Operation zu entfernen ist. Der Wirkstoff wird immer zusammen mit Vemurafenib, einem verwandten Zytostatikum, eingesetzt.

Cobimetinib greift wie Vemurafenib nur in den Zellstoffwechsel ein, wenn das Erbgut der Krebszellen eine Veränderung zeigt, die als BRAF-V600-Mutation bezeichnet wird. Diese Veränderung kommt bei etwa der Hälfte der Krebszellen beim schwarzen Hautkrebs vor. Nur bei solchen Zellen sind die Wirkstoffe effektiv. Ob die Veränderung vorliegt, kann der Arzt mithilfe eines speziellen Tests an einer Probe des Krebsgewebes nachweisen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Cobimetinib sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Cobimetinib

Der fortgeschrittene schwarze Hautkrebs (Melanom), welcher Tochtergeschwulste (Metastasen) bildet, ist die tödlichste und aggressivste Form von Hautkrebs. Bestimmte Wirkstoffe, sogenannte BRAF-Hemmer, können die Überlebenszeit bei schwarzem Hautkrebs mit Tochtergeschwulsten deutlich verlängern und zu einem Rückgang der Metastasen führen. Diese Substanzen wirken aber nur, wenn im Erbgut des Tumorgewebes im sogenannten BRAF-Gen bestimmte Veränderungen nachweisbar sind. Dies ist in etwa der Hälfte der Erkrankungen mit schwarzem Hautkrebs der Fall. Das nach "Vorschrift" des BRAF-Gens vom Körper hergestellte BRAF-Eiweiß ist am normalen Wachstum und Überleben der Zellen beteiligt. Veränderte Formen des BRAF-Eiweißes können bewirken, dass es zu unkontrolliertem Zellwachstum und Krebs kommt. Eine solche Veränderung ist der Austausch der Aminosäure Valin gegen Glutamin als 600ste Aminosäure in der Aminosäurenkette, aus der das BRAF-Eiweiß besteht.

Cobimetinib gehört zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika. Es handelt sich um ein relativ kleines Molekül, das veränderte BRAF-Eiweiße daran hindert, die Bildung von Krebszellen zu fördern. Der Wirkmechanismus dabei ist die Hemmung eines Enzyms, der BRAF-Serin-Threonin-Kinase.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.