Padviram 600 mg/200 mg/245 mg Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 09.03.2018
Hersteller: HEXAL AG
Wirkstoffkombination: Efavirenz + Emtricitabin + Tenofovir
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Padviram 600 mg/200 mg/245 mg Filmtabletten enthalten die Wirkstoffkombination Efavirenz + Emtricitabin + Tenofovir. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Padviram 600 mg/200 mg/245 mg Filmtabletten.

Die Kombination dient bei Erwachsenen im Alter von 18 Jahren und darüber zur Behandlung einer Infektion mit dem Humanen Immundefizienzvirus (HIV), dem Erreger von AIDS.

Die Patienten müssen zuvor bereits mit anderen entsprechenden Medikamenten seit mindestens drei Monaten erfolgreich behandelt worden sein. Für Patienten, bei denen eine vorangegangene HIV-Therapie versagt hat, ist die Wirkstoff-Kombination nicht geeignet.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Efavirenz + Emtricitabin + Tenofovir sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen virenhemmende Mittel, Reverse-Transkriptase-Hemmer, zu welchen die Wirkstoffkombination Efavirenz + Emtricitabin + Tenofovir gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Infektion mit dem AIDS-Erreger HIV bei Erwachsenen ab 18 Jahren, die zuvor bereits seit mindestens drei Monaten erfolgreich mit anderen AIDS-Mitteln behandelt wurden

Dosierung

Die Behandlung mit dem Medikament darf nur von einem Arzt begonnen und überwacht werden, der erfahren in der Therapie von HIV-Infektionen ist.

Nehmen Sie täglich fortlaufend je eine Tablette unzerkaut mit Wasser ein. Es ist empfehlenswert, das Medikament auf nüchternen Magen (eine Stunde vor oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit) möglichst vor dem Schlafengehen einzunehmen, da dann manche Nebenwirkungen (zum Beispiel Schwindelgefühl oder Benommenheit) weniger Beschwerden verursachen.

Wenn Sie eine Einnahme um bis zu zwölf Stunden gegenüber der gewohnten Einnahmezeit ausgelassen haben, holen Sie diese so bald wie möglich nach und nehmen Sie danach die nächste Dosis zur gewohnten Zeit ein. Wenn es ohnehin fast Zeit für Ihre nächste Dosis ist (weniger als zwölf Stunden), holen Sie die versäumte Dosis nicht mehr nach. Warten Sie und nehmen Sie die nächste Dosis zum gewohnten Zeitpunkt ein. Nehmen Sie nicht die doppelte Menge ein, wenn Sie die vorherige Einnahme vergessen haben.

Wenn Sie sich weniger als eine Stunde nach der Einnahme übergeben, müssen Sie eine weitere Tablette einnehmen, ohne auf den nächsten Einnahmezeitpunkt zu warten. Sie brauchen keine weitere Tablette einzunehmen, wenn Sie sich mehr als eine Stunde nach der Einnahmeübergeben haben.

Beenden Sie die Tabletteneinnahme keinesfalls ohne Absprache mit Ihrem Arzt.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Eisen(III)-oxid (E 172)
  • Hyprolose
  • mikrokristalline Cellulose
  • Talkum
  • Titandioxid (E 171)
  • Croscarmellose-Natrium
  • Eisenoxide (E 172)
  • Macrogol 3350
  • Natriumdodecylsulfat
  • pflanzliches Magnesiumstearat
  • Poloxamer
  • Poly(vinylalkohol)

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, (allergische) Hautausschläge (einschließlich roter Flecken oder Male, manchmal mit Blasenbildung oder Hautschwellung), Schwächegefühl, verringerte Phosphat-Werte im Blut, erhöhte Kreatinkinase-Werte im Blut (mit Muskelschmerzen und -schwäche).

Häufige Nebenwirkungen:
Allergische Reaktionen, Bewegungs- und Gleichgewichtsstörungen, Angstgefühle, Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, ungewöhnliche Träume, Konzentrationsschwierigkeiten, Benommenheit, Schmerzen, Bauchschmerzen, Verdauungsprobleme (besonders nach den Mahlzeiten), Bauchblähung, Blähungen, Appetitverlust, Müdigkeit, Juckreiz, Veränderungen der Hautfarbe (einschließlich dunkler Flecken, häufig ausgehend von Händen und Fußsohlen), Mangel an Weißen Blutkörperchen, Lebererkrankung, Bauchspeicheldrüsenentzündung, erhöhte Triglyzerid-Werte im Blut, erhöhter Bilirubin-Wert im Blut, Blutzucker-Überschuss.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme), Gesichtsschwellung, aggressives Verhalten, Selbstmordgedanken, Selbstmordversuch, seltsame Gedanken, Verfolgungswahn, Unfähigkeit klar zu denken, veränderte Stimmungslage, Wahnvorstellungen, Psychosen, Vergesslichkeit, Verwirrtheit, Krampfanfälle, zusammenhangloses Sprechen, Zittern, Bauchschmerzen (infolge einer Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Leberentzündung), Gelbsucht, Muskelabbau, Muskelschmerzen oder -schwäche, Blutarmut, Schwindel, Drehschwindel, Ohrensausen, verschwommenes Sehen, Frösteln, Brustvergrößerung bei Männern, vermindertes sexuelles Verlangen, plötzliches Erröten, Mundtrockenheit, gesteigerter Appetit, Abnahme von Kalium im Blut, erhöhtes Kreatinin im Blut, Eiweiß im Urin, erhöhtes Cholesterin im Blut.

Seltene Nebenwirkungen:
Lichtallergie, Überschuss an Milchsäure im Blut, Fettleber, Leberversagen (in einigen Fällen tödlich), Nierenentzündung, Ausscheiden von großen Urinmengen, Durstgefühl, Rückenschmerzen, Knochenerweichung, Knochenschmerzen, Knochenbrüche.

Besonderheiten:
Schwindelgefühl, Schlafstörungen, Benommenheit, Konzentrationsstörungen oder ungewöhnliche Träume können in den ersten Tagen der Behandlung auftreten. Diese Beschwerden klingen in der Regel nach zwei bis vier Wochen wieder ab.

Wenn der Patient Anzeichen für einen schweren Hautausschlag mit Blasen oder Fieber bei sich beobachtet, sollte er die Einnahme des Wirkstoffs sofort unterbrechen und einen Arzt befragen. Das Risiko ist umso größer, wenn schon einmal auf ähnliche Medikamente ein Hautausschlag erfolgte.

Bei einigen Patienten mit fortgeschrittener HIV-Infektion (AIDS) und bereits früher aufgetretenen Begleitinfektionen können kurz nach Beginn der Behandlung frühere Infektionen zu Entzündungen führen. Diese Patienten sollten, wenn sie irgendwelche Anzeichen einer Infektion bemerken, sofort mit ihrem Arzt sprechen.

Wer Anzeichen einer Körperübersäuerung verspürt, sollte die Therapie sofort unterbrechen und einen Arzt aufsuchen. Typische Anzeichen sind etwa tiefes, schnelles Atmen, Schläfrigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen.

Die Angehörigen sollten den Patienten während der Behandlung sorgfältig überwachen, da ein erhöhtes Selbstmord-Risiko besteht.

Wechselwirkungen

Weitere virenhemmende Mittel mit Efavirenz, Emtricitabin, Tenofovir, Lamivudin, Adefovir oder Kombinationen derselben sollten nicht zusammen mit der Kombination eingenommen werden. Gleiches gilt für Astemizol oder Terfenadin (gegen Heuschnupfen oder sonstige Allergien), den BlutdrucksenkerBepridil, Cisaprid (gegen Sodbrennen), Mutterkorn-Alkaloide wie Ergotamin, Dihydroergotamin, Ergometrin oder Methylergometrin) (gegen Migräne), die SchlafmittelMidazolam oder Triazolam, das Psychopharmakon Pimozid, Johanniskraut (gegen Depressionen) und das Pilzmittel Voriconazol.

Die Kombination belastet die Nierenfunktion. Sie darf daher nicht zusammen mit weiteren nierenschädlichen Wirkstoffen angewendet werden. Diese sind Aminoglykosid-Antibiotika und Vancomycin, virenhemmende Mittel wie Foscarnet, Ganciclovir und Cidofovir, die Pilzmittel Amphotericin B und Pentamidin, das Krebsmittel Interleukin-2 und nicht-steroidale Antirheumatika wie Diclofenac oder Ibuprofen.

Die im Mittel enthaltenen Wirkstoffe werden im Körper von Enzymen abgebaut, die leicht zu beeinflussen sind, auch von vielen anderen Wirkstoffen. Es kann daher zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Diese Wechselwirkungen können den Behandlungserfolg beeinträchtigen und zu mehr Nebenwirkungen führen. Dies ist der Fall mit
  • dem Virenhemmer Didanosin, aber auch Darunavir, Indinavir, Lopinavir + Ritonavir, Ritonavir oder Atazanavir + Ritonavir oder Saquinavir
  • Boceprevir, Telaprevir, Simeprevir, Sofosbuvir + Velpatasvir (alle gegen Leberentzündung)
  • Statinen wie Atorvastatin, Pravastatin und Simvastatin, die abgeschwächt werden
  • Antiepileptika wie Carbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital, die die Wirkung der Kombination abschwächen, aber auch selbst weniger wirksam sind
  • vielen Antibiotika wie Clarithromycin, aber auch den Tuberkulose-MittelnRifabutin und Rifampicin
  • Itraconazol oder Posaconazol, deren pilzabtötende Wirkung verringert wird
  • Malaria-Mitteln wie Atovaquon + Proguanil oder Artemether + Lumefantrin, die in ihrer Wirkung abgeschwächt werden
  • der "Pille" und allen anderen hormonellen Verhütungsmitteln. Hier muss zusätzlich mit Kondomen oder Pessaren verhütet werden
  • Methadon (gegen Rauschgift-Sucht), den AntidepressivaSertralin und Bupropion (das auch der Rauchentwöhnung dient)
  • Kalziumkanalblockern wie Diltiazem
  • Ciclosporin, Sirolimus oder Tacrolimus (gegen Organabstoßung nach einer Verpflanzung)
  • den Blutverdünnern Warfarin oder Acenocoumarol sowie Ginkgoblätter-Zubereitungen.

Gegenanzeigen

Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen einen der Kombinationspartner oder einer schweren Lebererkrankung dürfen die Wirkstoff-Kombination nicht angewenden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Kombination eingesetzt werden bei
  • einer bestehenden oder überwundenen mittelschweren oder schweren Nierenerkrankung
  • seelischen Störungen in der Vorgeschichte
  • Epilepsie
  • Lebererkrankungen wie beispielsweise einer chronisch aktiven Leberentzündung (auch wenn sie schon zurückliegt)
  • Patienten über 65 Jahren.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Kombinationspartner Efavirenz kann schwere Missbildungen verursachen. Der Arzt wird mit daher vor Beginn der Behandlung mit einem Schwangerschaftstest sicherstellen, dass die Patientin nicht schwanger ist. Während der Behandlung mit der Kombination und in den ersten zwölf Wochen danach muss eine Schwangerschaft sicher verhütet werden. Als Verhütungsmittel sollten gleichzeitig Kondome und auch hormonelle Methoden ("Pille") verwendet werden.

Auch das Stillen verbietet sich während der Behandlung, allein schon, um eine Übertragung des HI-Virus auf das Kind zu vermeiden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Wirkung und Sicherheit der Wirkstoff-Kombination wurden nicht in Studien bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren erprobt. Die Anwendung in dieser Altersgruppe ist daher untersagt.

Warnhinweise

  • Das Medikament beeinträchtigt die Wirkung der "Pille". Patienten, die das Medikament einnehmen, sollten daher zusätzlich Kondome verwenden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament und in den ersten zwölf Wochen danach müssen Patienten eine Schwangerschaft sicher verhüten.
  • Verspüren Patienten Anzeichen für einen schweren Hautausschlag mit Blasen oder Fieber, sollten sie die Einnahme des Medikaments sofort beenden und einen Arzt befragen.
  • Bei irgendwelchen Anzeichen einer Infektion ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
  • Tiefes, schnelles Atmen, Schläfrigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen können Azeichen einer Körperübersäuerung sein. Dann ist die Therapie sofort zu unterbrechen und ein Arzt aufzusuchen.
  • Das Medikament darf nur von Ärzten eingesetzt werden, die erfahren in der Behandlung von HIV-Infektionen sind.
  • Wegen des Selbstmord-Risikos sind die Patienten während der Behandlung von ihren Angehörigen sorgfältig zu überwachen.
  • Nach Anbruch ist das Medikament noch 30 Tage haltbar.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
30 Filmtabletten Filmtabletten
90 Filmtabletten Filmtabletten

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Padviram 600 mg/200 mg/245 mg Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit der Wirkstoffkombination Efavirenz + Emtricitabin + Tenofovir (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.