Fluctin Tabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 26.07.2012
Hersteller: Lilly Deutschland GmbH
Wirkstoff: Fluoxetin
Rezeptpflichtig

Hinweis

Der Artikel wurde vom Anbieter vom Markt genommen. Sollte dies aus wirtschaftlichen Gründen geschehen sein, ist das Präparat meist noch eine Weile aus Restbeständen erhältlich.

Wirkung

Fluctin Tabletten enthalten den Wirkstoff Fluoxetin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Fluctin Tabletten.

Der Wirkstoff wird angewendet bei Depressionen, bei Zwangsstörungen und bei Bulimie, einer Essstörung, die durch unkontrollierbare Essattacken gekennzeichnet ist.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Fluoxetin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, Antidepressiva, zu welcher der Wirkstoff Fluoxetin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • schwere, anhaltende depressive Erkrankungen
  • Zwangsstörungen, nur als Ergänzung zu einer Psychotherapie
  • Essstörungen wie Ess-Brech-Sucht, zur Verringerung von Essattacken und selbstausgelöstem Erbrechen, nur als Ergänzung zu einer Psychotherapie.

Dosierung

Die Dosierung richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung und wird vom behandelnden Arzt individuell festgelegt.

Bei Depressionen beträgt die empfohlene Dosis eine Tablette täglich.
Bei Zwangsstörungen liegt die Anfangsdosis bei einer Tablette, gegebenenfalls kann sie auf drei Tabletten pro Tag erhöht werden. Bei Bulimie ist die empfohlene Dosis drei Tabletten täglich.

Bei älteren Patienten, Personen mit geringem Körpergewicht oder eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion kann eine Tablette jeden zweiten Tag ausreichen. Die Tageshöchstdosis beträgt vier Tabletten, bei älteren Patienten drei Tabletten.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Crospovidon
  • Mannitol
  • Mikrokristalline Cellulose
  • Natriumstearylfumarat
  • Pfefferminzaroma
  • Saccharin-Natrium
  • Siliciumdioxid
  • Sorbitol
  • vorverkleisterte Maisstärke

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Verdauungsstörungen, Durchfall, Verstopfung, Gewichtszunahme, Bauchschmerzen, Herzklopfen, Kraftlosigkeit, Schläfrigkeit, Bewegungsarmut, Angstgefühle, Nervosität, Zittern, Kopfschmerz, Mundtrockenheit, Schlaflosigkeit, Benommenheit, Erbrechen, Magersucht, Schwindel, Schwitzen, Erregungszustände, Denkstörungen, Unwohlsein.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, gestörte Bewegungssteuerung, Blutdruckabfall bei plötzlichem Aufstehen, Verwirrtheit, unwillkürliche Muskelkontraktionen, verzögerter Samenerguss, Hautausschlag, Juckreiz.

Seltene Nebenwirkungen:
Leberfunktionsstörungen, Störungen der Bewegungsabläufe mit Zunahme oder Verminderung der Bewegungen oder des Spannungszustands der Muskeln, Herzrasen, Hautausschläge mit Blasenbildung, Lichtüberempfindlichkeit, Krämpfe, starke innere Unruhe und Getriebenheit mit Hemmungsverlust (Manie), Wahnvorstellungen, Natriumblutspiegelerniedrigung, krankhafter Milchfluss, Hautblutungen.


Besonderheiten:
Besonders zu Behandlungsbeginn kann es zu quälender Unruhe und Rastlosigkeit von Körpergliedmaßen (Akathisie) kommen.

Bei Diabetikern kann es nach Einnahme des Medikaments zu Unterzuckerungen kommen. Das kann dazu führen, dass Diabetiker von ihrem Arzt neu eingestellt werden müssen.

Nach Absetzen des Wirkstoffs kann es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Benommenheit, Empfindungsstörungen und Angstzuständen kommen. Diese Beschwerden klingen meist innerhalb von zwei Wochen ab, können aber auch zwei bis drei Monate und länger anhalten. Eine Beendigung der Behandlung sollte daher nur mit langsamer Dosisverminderung über Wochen oder Monate hin erfolgen.

Neuere Studien haben nachgewiesen, dass die Arbeit der knochenauf- und abbauenden Zellen durch Fluoxetin besonders bei Langzeitanwendung nachteilig beeinflusst wird. So kann es vermehrt zu Knochenbrüchen, beziehungsweise der Entwicklung einer Osteoporose kommen.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von antidepressiven Medikamenten vom Typ der MAO-Hemmer kann es zu schwerwiegenden, manchmal tödlichen Reaktionen kommen. Nach Beendigung einer Therapie mit MAO-Hemmern sollte zwei Wochen gewartet werden, bevor man eine Therapie mit Fluoxetin beginnt. Nach Beendigung einer Therapie mit Fluoxetin sollte mindestens fünf Wochen mit der Einnahme von MAO-Hemmern gewartet werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Tryptophan kann es zu Erregung, Unruhe und Magen-Darm-Störungen kommen.

Die Ausscheidung von Diazepam kann verzögert und so seine Wirkung verlängert werden.

Der Blutspiegel von Lithium, von Neuroleptika und trizyklischen Antidepressiva und damit deren Wirkung kann erhöht sein.

Veränderungen der Phenytoin-Blutspiegel (gegen Epilepsie) wurden bei der gleichzeitigen Gabe mit Fluoxetin beobachtet.

Bei gleichzeitigem Konsum von Alkohol kann die Alkoholwirkung verstärkt werden.

Werden Medikamente eingenommen, die die Blutgerinnung beeinflussen (Antikoagulanzien), so kann es bei gleichzeitiger Gabe von Fluoxetin zu einer erhöhten Blutungsneigung kommen.

Werden pflanzliche Zubereitungen, die Johanniskraut enthalten, eingenommen, ist ebenfalls ein gehäuftes Auftreten von Nebenwirkungen möglich.

Die gleichzeitige Gabe von Arzneimitteln wie Tramadol oder den Triptanen (gegen Migräne) kann das Risiko eines Serotoninsyndroms mit Hitzewallungen und Herzmuskelveränderungen erhöhen. Bei der gleichzeitigen Anwendung von Triptanen besteht das zusätzliche Risiko einer Verengung der Herzkranzgefäße und von Bluthochdruck.

Werden Brustkrebs-Patientinnen mit dem ZytostatikumTamoxifen behandelt, kann Fluoxetin dessen Wirksamkeit einschränken. Der Wirkstoff behindert nämlich das Enzym für die Umwandlung von Tamoxifen in dessen aktive Form Endoxifen. Als Folge dieser Wechselwirkung steigt die Sterblichkeit bei der betroffenen Patientinnengruppe. Um den Erfolg einer Tamoxifen-Behandlung nicht zu gefährden, sollte der Arzt Venlafaxin als Antidepressivum wählen, da es das Enzym nicht behindert.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen Fluoxetin
  • gleichzeitiger Einnahme von antidepressiven Medikamenten vom Typ der MAO-Hemmer. Nach Absetzen eines Medikaments vom Typ der MAO-Hemmer sollte mindestens zwei Wochen mit dem Einnehmen des Wirkstoffs gewartet werden.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Bewertung durch einen Arzt darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei:
  • Krampfanfälle in der Vergangenheit
  • Blutgerinnungsstörungen
  • schwerwiegender Nierenfunktionsstörung
  • unstabiler Epilepsie.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Fluoxetin-Einnahme kann während der Schwangerschaft Missbildungen auslösen. Daher darf der Wirkstoff durch den Arzt nur bei unbedingter Notwendigkeit verordnet werden.

Wird die Mutter kurz vor der Geburt mit dem Wirkstoff behandelt, kann das neugeborene Kind jedoch folgende Symptome zeigen:
  • Reizbarkeit
  • Zittern
  • Muskelschlaffheit
  • anhaltendes Schreien
  • Schwierigkeiten beim Saugen
  • Schlafstörungen.
Dies sind möglicherweise Zeichen des Medikamente-Entzugs nach der Geburt. Außerdem kann durch das Medikament beim Kind ein erhöhter Blutdruck in der Lunge (pulmonale Hypertonie) enstehen.

Es ist bekannt, dass Fluoxetin und eines seiner aktiven Stoffwechselprodukte in der Muttermilch ausgeschieden werden. Bei gestillten Säuglingen wurde von Nebenwirkungen berichtet. Wenn eine Behandlung mit Fluoxetin für notwendig gehalten wird, muss der Arzt eventuell raten abzustillen. Wird weiterhin gestillt, muss der Arzt die niedrigste wirksame Dosis von Fluoxetin verschreiben.

In Studien an Tieren verminderte Fluoxetin die Qualität des Samens. Theoretisch könnte dies die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen, jedoch wurde bislang kein Einfluss auf die Fruchtbarkeit beim Menschen beobachtet.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist nicht für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren geeignet.

Warnhinweise

  • Beeinträchtigung der Reaktionsfähigkeit und Verkehrstüchtigkeit.
  • Wegen erhöhter Selbstmordgefahr sollte zu Beginn einer Behandlung mit dem Medikament nur die kleinstmögliche Tablettenzahl verordnet und der Patient engmaschig vom Arzt oder Angehörigen überwacht werden.
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten vom Typ der MAO-Hemmer darf das Medikament nicht gegeben werden, da dies das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom auslösen kann.
  • Bei Patienten, die während der letzten acht Wochen eine Elektrokrampftherapie erhielten, ist Vorsicht geboten, da man noch nicht weiß, ob es ungünstige Zusammenhänge mit der Einnahme des Medikaments gibt.
  • Bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die Herzfunktion regelmäßig ärztlich zu überprüfen.
  • Wird das Medikament nicht mit langsam verminderter Dosis abgesetzt, kann es zu Entzugserscheinungen wie Schwindel, Zittern, Angst, Herzklopfen und Übelkeit kommen.
  • Das Medikament ist nicht für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren geeignet.
  • Schwer Depressive und junge Erwachsene unter 30 Jahren haben trotz der Behandlung ein besonderes Selbstmordrisiko und müssen entsprechend sorgfältig überwacht werden.
  • Das Medikament kann unter Umständen zu einem erhöhten Risiko von Knochenbrüchen führen.
  • Eine allergische Reaktion auf Inhaltsstoffe des Medikaments ist möglich.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Fluctin Tabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Fluoxetin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.