Distraneurin Mixtur

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 17.10.2007
Hersteller: AstraZeneca GmbH
Wirkstoff: Clomethiazol
Darreichnungsform: Lösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Distraneurin Mixtur enthält den Wirkstoff Clomethiazol. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Distraneurin Mixtur.

Clomethiazol dient zur Behandlung von schweren Schlafstörungen, starker Verwirrtheit und Erregungszuständen aufgrund eines hirnorganischen Psychosyndroms bei Patienten im höheren Lebensalter.

Ferner kommt der Wirkstoff bei einem Prädelir, einem Delirium tremens und akuter Entzugssymptomatik aufgrund von Alkoholabhängigkeit zum Einsatz. Diese Therapie darf nur im Krankenhaus bei ständiger Überwachung des Patienten durchgeführt werden.

Auch ein Status epilepticus, der auf die Gabe von Diazepam oder Phenobarbital nicht anspricht, kann mit Clomethiazol behandelt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Clomethiazol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Alkoholentwöhnungsmittel, Antiepileptika, Schlafmittel, zu welcher der Wirkstoff Clomethiazol gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • schwere Schlafstörungen im höheren Lebensalter
  • Verwirrtheitszustände, Erregungszustände und Unruhezustände bei Patienten mit hirnorganischem Psychosyndrom (einer Verschlechterung der Hirnfunktionen) im höheren Lebensalter
  • Vorstufen einer Alkoholvergiftung, akute Formen der Alkoholvergiftung sowie Beschwerden bei Alkoholentzug (während eines Krankenhausaufenthaltes).

Dosierung

Die Distraneurin Mixtur muss verdünnt werden, bevor sie eingenommen wird.

Bei schweren Schlafstörungen im höheren Lebensalter beträgt die Anfangsdosierung 10 Milliliter Mixtur vor dem Schlafengehen. Wenn nötig, können nach 30 bis 60 Minuten weitere 5 bis 10 Milliliter Mixtur eingenommen werden. Tritt am frühen Morgen Benommenheit auf, sollte die Dosierung verringert werden.

Bei älteren Patienten mit hirnorganischem Psychosyndrom und Verwirrtheits-, Erregungs- und Unruhezuständen werden dreimal 5 bis 10 Milliliter Mixtur über den Tag verteilt gegeben. In den meisten Fällen wird ein optimaler Effekt nach 10 bis 14 Tagen erreicht, danach ist häufig eine Dosisverminderung möglich.

Prädelir, Delirium tremens und akute Entzugssymptomatik werden unter kontrollierten stationären Bedingungen wie folgt behandelt:
Die Initialdosis beträgt 10 bis 20 Milliliter Mixtur. Wenn nach 30 bis 60 Minuten die Sedierung nicht erreicht wird, können zusätzlich 10 Milliliter Mixtur gegeben werden. Tritt der gewünschte Effekt (Sedierung, Schlaf) nicht ein, können nochmals 10 Milliliter Mixtur verabreicht werden. Die Dosis sollte jedoch nicht höher sein als 30 bis 40 Milliliter Mixtur in einem Zeitraum von zwei Stunden. Die Behandlung sollte in 10 bis 14 Tagen unter ausschleichender Dosierung abgeschlossen sein.
Für japanische Patienten kann eine niedrigere Dosierung erforderlich sein.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Aromastoffe
  • Ethanol
  • gereinigtes Wasser
  • Natriumhydroxid
  • Sorbitol 350 mg

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen, verstärkte Speichelbildung, Verschleimung der Atemwege.

Häufige Nebenwirkungen:
Magenschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Schnupfen, Hustenreiz.

Seltene Nebenwirkungen:
Beeinträchtigung der Atmungs- und Kreislauffunktion, Herzklopfen, beschleunigter Herzschlag (Tachykardie), Missempfindungen wie Taubheit oder Kribbeln in Händen und Füßen, Bindehautentzündung; Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschläge, Nesselsucht, Rötung, Schwellung, Juckreiz.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Leberentzündung, Leberfunktionsstörung, Vermehrung der Leberenzyme im Blut, Gelbsucht (Ikterus), Wasseransammlungen im Gesicht (Gesichtsödem); schwere Überempfindlichkeitsreaktionen mit starker Bläschenbildung der Haut, Blutdruckabfall, Kreislaufkollaps.

Besonderheiten:
Der Wirkstoff kann, insbesondere bei suchtkranken Patienten, Abhängigkeit und beim Absetzen Entzugssymptome hervorrufen.

Da Clomethiazol die Atemfunktion dämpft, ist das Risiko für Infektionen der oberen Atemwege und Lungenentzündung erhöht.

Bei schwerer Leberfunktionsstörung kann die beruhigende Wirkung von Clomethiazol das Eintreten eines Leberkomas verschleiern.

Wechselwirkungen

Während der Behandlung mit Clomethiazol sollten keine weiteren Wirkstoffe (wie Barbiturate, Benzodiazepine und Alkohol) zum Einsatz kommen, die ebenfalls dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirken. Eine gegenseitige Wirkungsverstärkung, die Kreislaufversagen, Atmungs- und Herzstillstand zur Folge hat, ist sonst möglich. Zeitgleicher Alkoholmissbrauch kann zudem eine Leberschrumpfung (Leberzirrhose) hervorrufen.

Cimetidin kann die Wirkung von Clomethiazol steigern.

Clomethiazol kann die Wirkung des AntiepileptikumsCarbamazepin abschwächen.

Die Wirkung des MuskelrelaxansChlorzoxazon kann durch Clomethiazol verstärkt werden.

Die gleichzeitige Gabe des BetablockersPropranolol kann den Herzschlag stark verlangsamen (Bradykardie).

Gegenanzeigen

Clomethiazol darf nicht eingesetzt werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Schlaf-Apnoe-Syndrom (kurzzeitiges Aussetzen der Atmung im Schlaf) und vermindertem Atemantrieb im zentralen Nervensystem (zentrale Atemdepression) sowie bei akuter Vergiftung durch Alkohol und andere Psychopharmaka.

Insbesondere bei Personen mit Arzneimittel- oder Alkoholabhängigkeit besteht schon bei einer Einnahme über wenige Tage das Risiko der Entwicklung einer Abhängigkeit, daher darf der Wirkstoff bei suchtkranken Menschen nicht eingesetzt werden. Eine Ausnahme bildet die Behandlung des Prädelir, des Delirium tremens und einer akuter Entzugssymptomatik bei Alkoholmissbrauch.

Nur nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt ist der Wirkstoff anzuwenden bei eingeschränkter Atemfunktion (zum Beispiel Asthma), Bronchial- und Lungenerkrankungen, Störungen der Nieren- oder Leberfunktion sowie bei Patienten mit einer Umleitung der Pfortader (portokavaler Shunt).

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Clomethiazol sollte während Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingesetzt werden, weil die Entwicklung und die Gesundheit des Kindes beeinträchtigt werden können.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht geeignet.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen, die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen kann beeinträchtigt sein.
  • Das Medikament kann bei suchtgefährdeten Patienten Abhängigkeit auslösen.
  • Die Dosierung soll so gering wie möglich sein und die Behandlung mit dem Medikament schnellstmöglich wieder beendet werden.
  • Die Kombination mit anderen hirnwirksamen Substanzen ist verboten.
  • Bei Alkoholikern ist die Möglichkeit einer sekundären Abhängigkeitsentwicklung - wie bei anderen Sedativa, Hypnotika und Tranquilizern - nicht auszuschließen, deshalb sollten Prädelirien und voll ausgebildete Delirien in aller Regel stationär behandelt werden.
  • In besonderen Fällen können Alkoholiker mit Distraneurin durch besonders erfahrene Ärzte auch ambulant entzogen werden, wenn die Dosis pro Tag genau überwacht wird.
  • Symptome der Überdosierung werden verstärkt bei Einfluss von Alkohol.
  • Kombination mit zentral dämpfenden Arzneimitteln, erheblicher Einschränkung der Leberfunktion (Fälle mit tödlichem Ausgang). Atemdepression, Atemstillstand, Depression des Herz-Kreislauf- Systems, massiver Blutdruckabfall, komatöse Zustände mit nachfolgendem Herzstillstand, erhöhte Sekretion in den oberen Atemwegen, Hypotonie, Hypothermie. Spezifisches Antidot nicht bekannt. Freihaltung der Atemwege, Sauerstoffzufuhr, Kreislaufunterstützung. Patient sollte intubiert werden, Absauggerät bereithalten, verstärkte Speichelsekretion, eventuell mit Atropin i.v. behandelt, Atmung durch Analeptika oder künstliche Beatmung unterstützen, Blutdruckabfall abfangen, forcierte Diurese (Lasix®) oder Hämodialyse. Hämoperfusion über Kohlenstoffsäulen wirkungslos.
  • 1 Milliliter entspricht 0,03 BE.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Lösung)
300 Milliliter Lösung
50 Milligramm Clomethiazol

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Distraneurin Mixtur sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Clomethiazol (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.