Hypothermie (Unterkühlung): Symptome und Ursachen
Sinkt die Körperkerntemperatur unter 35 Grad Celsius, sprechen Fachleute von einer Hypothermie. Mitunter kann eine derartige Unterkühlung einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen. An welchen Symptomen lässt sich eine Hypothermie erkennen und welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sind angezeigt?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist Hypothermie?
Hypothermie ist der medizinische Begriff für einen Abfall der Körperkerntemperatur unter 35 Grad Celsius. Fällt die Temperatur weiter und unterschreitet 32 Grad Celsius, kann der Zustand lebensbedrohlich werden – es sollte umgehend der Notruf 112 kontaktiert werden.
Je nachdem, wie schnell die Unterkühlung einsetzt, unterscheiden Fachleute zwischen zwei unabsichtlichen (akzidentellen) Formen:
- akute akzidentelle Hypothermie: Unterkühlung setzt sehr rasch ein, etwa aufgrund eines Einbruchs in einen zugefrorenen See
- subakute akzidentelle Hypothermie: Körperkerntemperatur sinkt allmählich innerhalb von Stunden ab, etwa bei von einer Lawine verschütteten Personen
Im Rahmen von herzchirurgischen Eingriffen kommt mitunter auch eine induzierte, also absichtlich herbeigeführte, Unterkühlung zum Einsatz. Auch zu therapeutischen Zwecken, etwa nach einer Reanimation, kann eine Unterkühlung notwendig sein.
Verschiedene Stadien von Hypothermie
Eine Hypothermie lässt sich anhand der Körpertemperatur in verschiedene Stadien einteilen:
- Grad I (Abwehrstadium): 32 bis 35 Grad Celsius
- Grad II (Erschöpfungsstadium): 28 bis 32 Grad Celsius
- Grad III (Lähmungsstadium): 24 bis 28 Grad Celsius
- Grad IV (Scheintod): unter 24 Grad Celsius
Unterkühlung: Welche Symptome sind bei Hypothermie möglich?
Eine Unterkühlung zeigt sich mitunter durch Symptome wie eine kalte und blasse Haut. Zudem färbt sich die Haut oft bläulich (Zyanose). Um der Unterkühlung gegenzusteuern, ziehen sich die Blutgefäße an der Hautoberfläche zusammen. So soll das Blut im Körperinneren möglichst lang warmgehalten werden. Bei einem fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Müdigkeit und einem Gefühl von innerer Wärme. Je nach Stadium der Unterkühlung sind weitere Symptome möglich.
Symptome bei leichter Hypothermie Grad I
Bei Menschen mit leichter Unterkühlung (Körpertemperatur zwischen 32 und 35 Grad Celsius) kann es zu diesen Beschwerden kommen:
- Zittern am ganzen Körper
- erhöhter Blutdruck und Puls
- schnelle Atmung
- Betroffene wirken erregt, später ruhiger, sind aber bei Bewusstsein
Mittlere Unterkühlung: Symptome bei Grad II
Anzeichen einer mittleren Unterkühlung (Kerntemperatur zwischen 28 und 32 Grad Celsius) können mitunter sein:
- zunehmend Bewusstseinseinschränkungen
- verlangsamter Herzschlag und Atmung
- Muskelzittern stoppt
Symptome bei Grad III: Schwere Unterkühlung
Betroffene einer Hypothermie Grad III (Körpertemperatur 24 bis 28 Grad Celsius) leiden unter diesen Beschwerden:
- Bewusstlosigkeit tritt bei rund 28 Grad Celsius ein
- Herzrhythmusstörungen
- Blutdruckabfall, jedoch vorhandene Lebenszeichen
Anzeichen bei Hypothermie Grad IV
Bei einer Unterkühlung Grad IV (Körpertemperatur unter 24 Grad Celsius) kommt es zu zum sogenannten Scheintod und folgenden Symptomen:
- Kammerflimmern
- Herz-Kreislauf-Stillstand
- keine messbare Hirnaktivität (ab Temperatur unter 20 Grad Celsius)
Betroffene sind meist bewusstlos und zeigen zunächst keine Vitalzeichen mehr. Dennoch sind sie in der Regel nicht klinisch tot. Verschiedene Organe wie etwa das Gehirn können einen verlangsamten Stoffwechsel durch den Sauerstoffmangel eine gewisse Zeit lang tolerieren. Wiederbelebende Maßnahmen können somit bei vielen Patient*innen auch nach längerem Atemstillstand und ohne Folgeschäden erfolgreich durchgeführt werden.
Interessant: Bei einem Erwachsenen lag die niedrigste gemessene Temperatur, die nicht zum Tod führte, bei 13,7 Grad Celsius – bei einem Kind bei 14,2 Grad Celsius.
Welche Ursachen können zu Unterkühlung führen?
Eine Hypothermie kann entstehen, wenn die körpereigene Wärmeproduktion über eine längere Zeit eingeschränkt ist und der Organismus somit mehr Wärme abgibt als aufnimmt. Ursachen hierfür sind unter anderem:
- Winterunfälle wie Lawinenunfälle, Einbruch in einen zugefrorenen See oder Orientierungsverlust bei niedriger Temperatur
- lange Aufenthalte in kaltem Gewässer
- (beinahe) Ertrinken
- lange Aufenthalte in kalter Umgebung
- Bewusstlosigkeit im Freien, etwa in Kombination mit einer Alkoholvergiftung
Zudem gibt es einige Risikofaktoren, die eine Unterkühlung begünstigen können, wie:
- Wind und hohe Luftfeuchtigkeit
- wenig aktive Bewegung in kalter Umgebung
- unzureichende oder feuchte Bekleidung
- alte Frostschäden wie Frostbeulen
- geringes Körpergewicht mit wenig Fettanteil
- schlechter Allgemeinzustand
Wie lässt sich eine Hypothermie diagnostizieren?
Eine Hypothermie lässt sich in der Regel einfach diagnostizieren. Frei verkäufliche Fieberthermometer können jedoch Temperaturen unter 34 Grad Celsius meist nicht erfassen. Nur ein Rettungsdienst oder Fachpersonal im Krankenhaus kann dann die exakte Körpertemperatur und somit den Grad der Unterkühlung bestimmen.
Neben der Körperkerntemperatur sind die Symptome bei Hypothermie ausschlaggebend zur Diagnose und Bestimmung des Grades. Weitere Untersuchungen sind etwa:
- Untersuchungen der Augen (Pupillen-Reflex)
- Elektrokardiogramm (EKG)
- Blutuntersuchung
Erste Hilfe bei Hypothermie
Menschen mit Unterkühlung sollten schnellstmöglich Erste Hilfe erhalten. Diese Maßnahmen sind dabei essenziell:
- Notruf 112 kontaktieren
- Schutzhandschuhe anziehen (falls vorhanden)
- betroffene Person an warmen Ort bringen und langsam aufwärmen
- kalte, feuchte Kleidung entfernen
- warme Decke oder Kleidung anlegen und weitere Kälteeinwirkung vermeiden
- keine aktive Wärmezufuhr durch Wärmflaschen oder Reiben
- warme, gezuckerte Getränke wie Tee anbieten, wenn Person bei Bewusstsein
- Körpertemperatur und Zustand beobachten
- Patient*in trösten und gut zu reden bis zur Ankunft des Rettungsdienstes
Wichtig: Bei Anzeichen einer Hypothermie Grad II, wie zunehmenden Bewusstseinsstörungen, Muskelstarre und verlangsamter Atmung, dürfen keine aktiven Aufwärmmaßnahmen mehr ergriffen werden. Die Person sollte umgehend in stabile Seitenlage positioniert werden. Bei Bewusstlosigkeit und Atemaussetzung muss eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt werden, bis der Notdienst eintrifft.
Hypothermie: Wie gestaltet sich die ärztliche Behandlung?
Betroffene sollten schnellstmöglich in ein Krankenhaus gebracht werden. Bei schweren Unterkühlungen sollte ein spezielles ECLS-Zentrum (Extra Corporeal Life Support) aufgesucht werden, um eine extrakorporale Zirkulation durchzuführen. Dabei wird der Blutkreislauf maschinell außerhalb des Körpers verlegt, um so die Sauerstoffversorgung der Organe sicherzustellen.
Unter Umständen sind eine künstliche Beatmung und Herzdruckmassage erforderlich. Auch die Gabe von warmen Infusionen sowie von Medikamenten kann sinnvoll sein. Weiterhin erhalten unterkühlte Personen oftmals Wärmepackungen. Die Wiedererwärmung muss jedoch äußerst behutsam erfolgen, da sonst ein sogenannter Wiederaufwärmungskollaps möglich ist.
Hypothermie: Verlauf und Prognose
Verlauf und Prognose bei einer Hypothermie hängen davon ab, wie stark die Person unterkühlt war. Eine lokale Unterkühlung etwa von den Extremitäten, also Händen und Füßen, kann zu Erfrierungen führen. Dabei nimmt das Gewebe einen dauerhaften Schaden.
Das Risiko für Komplikationen oder einen tödlichen Verlauf steigt, je niedriger die Körperkerntemperatur war. Auch mögliche Vorerkrankungen können sich negativ auf Verlauf und Prognose auswirken. Die Sterblichkeit bei einer Hypothermie Grad I ist nicht erhöht – bei Grad II liegt sie bei etwa 20 Prozent. Menschen mit Unterkühlung Grad III und einer Vorerkrankung überleben in rund 50 Prozent der Fälle.