Desmogalen Nasenspray

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 28.08.2007

Hersteller: GALENpharma GmbH
Wirkstoff: Desmopressin
Darreichnungsform: Nasenspray

Rezeptpflichtig

Wirkung

Desmogalen Nasenspray enthält den Wirkstoff Desmopressin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Desmogalen Nasenspray.

 

Der Wirkstoff Desmopressin ist erste Wahl bei der sogenannten Wasserharnruhr (Diabetes insipidus centralis). Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, die durch einen Mangel an dem wasserzurückhaltenden Hormon ADH (Antidiuretisches Hormon) verursacht wird. Der Mangel zeigt sich durch einen fast unstillbaren Durst und ständigen Harndrang. Desmopressin wirkt beiden Beschwerden entgegen.

Ferner wird nächtliches Durchschlafen ohne Wasserlassen durch Desmopressin wieder ermöglicht. Deshalb kann es auch gut zur Behandlung von Bettnässen (nächtliche Harninkontinenz) angewendet werden. Auch eine Austrocknung durch hohen Wasserverlust bei Verletzungen und Operationen kann mit diesem Wirkstoff verhindert werden.

Weiterhin kann Desmopressin eine angeborene Blutungsneigung (beispielsweise leichte Hämophilie A) behandeln, da es die Blutungszeit verkürzt.

Außerdem kann Desmopressin in der ärztlichen Diagnostik angewendet werden, wenn man testen will, wie gut die Niere in der Lage ist, Urin zu konzentrieren.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Desmopressin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Hypothalamushormone, zu welcher der Wirkstoff Desmopressin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • durch eine gestörte Bildung oder Ausschüttung von ADH (einem Hormon, das die Rückaufnahme von Wasser in der Niere reguliert) entstandene Wasserharnruhr (Störung des Wasserstoffwechsels), die mit von außen zugeführtem ADH behandelt werden kann
  • symptomatische (auf drei Monate begrenzte) Kurzzeitbehandlung bei nach dem fünften Lebensjahr unabhängig von anderen Krankheiten auftretendem Einnässen, welches durch nächtlichen ADH-Mangel (Mangel eines Hormons, das die Rückaufnahme von Wasser in der Niere reguliert) verursacht ist (im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung, unter anderem bei Versagen anderer nicht-medikamentöser Therapiemaßnahmen oder bei zwingender Notwendigkeit einer medikamentösen Behandlung)
  • diagnostischer Test zur Untersuchung der Nierenkonzentrationsfähigkeit

Dosierung

Vor der Anwendung gründliche Reinigung der Nase (Schneuzen). Sprühöffnung in ein Nasenloch einführen und einmal pumpen. Ein Sprühstoß entspricht einer Dosis von zehn Mikrogramm. Ist eine höhere Dosis verordnet, wird jeweils eine Hälfte davon pro Nasenloch verabreicht. Während des Sprühvorgangs leicht durch die Nase einatmen.
Zentraler Diabetes insipidus: Erwachsene 10 bis 20 Mikrogramm pro ein bis zwei Sprühstöße, Kinder: 5 bis 10 Mikrogramm (5 Mikrogramm können mit Desmogalen Spray nicht appliziert werden). Im Falle ungenügender Wirkung kann von Fall zu Fall die Dosis auf 40 Mikrogramm bei Erwachsenen und 10 Mikrogramm bei Kindern erhöht werden. Die Tagesdosis soll in ein bis zwei Dosen (morgens und falls erforderlich abends vor dem Zubettgehen) aufgeteilt werden. Die Behandlung muss sich an einer ausgewogenen Wasserbilanz und einer entsprechenden Schlafdauer ausrichten.
Primäre Enuresis noctura: Bei Patienten nach dem 5. Lebensjahr bis zum 65. Lebensjahr: Tagesdosis 10 bis 40 Mikrogramm (ein bis vier Sprühstöße). Die Dosis muss individuell ermittelt werden und kann zwischen 10 und 40 Mikrogramm schwanken, die als Einzeldosis vor dem Zubettgehen gegeben wird. Es wird eine Anfangsdosis von 20 Mikrogramm empfohlen. Bei Nichtansprechen kann die tägliche Dosis nach ein bis zwei Wochen auf 30 Mikrogramm gesteigert werden. Im Anschluss an eine Therapiedauer von maximal zwölf Wochen sollte ein behandlungsfreies Intervall von mindestens einer Woche eingelegt werden, damit überprüft werden kann, ob eine Heilung eingetreten ist.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Chlorbutanol-Hemihydrat
  • Natriumchlorid
  • Salzsäure 10%
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

 

Spray
Häufige Nebenwirkungen:
Nasenverstopfung, Nasenbluten, Schnupfen, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen.

Seltene Nebenwirkungen:
Hirnschwellung, Natrium-Mangel-Krämpfe.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen, Überempfindlichkeitsreaktionen (Juckreiz, Hautausschlag, Fieber, Bronchialkrämpfe, Schock), Blut-Natrium-Mangel.

Spritze
Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen.

Seltene Nebenwirkungen:
Hirnschwellung, Natrium-Mangel-Krämpfe.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen, Überempfindlichkeitsreaktionen (Juckreiz, Hautausschlag, Fieber, Bronchialkrämpfe, Schock), Blut-Natrium-Mangel.

Tabletten
Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen.

Seltene Nebenwirkungen:
Hirnschwellung, Natrium-Mangel-Krämpfe.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergische Hautreaktionen, allgemeine allergische Reaktionen, Blut-Natrium-Mangel, seelische Störungen (hauptsächlich bei Kindern).

Besonderheiten:
Bei übermäßiger Flüssigkeitszufuhr sowie bei Anwendung von sehr hohen Dosierungen können insbesondere bei sehr jungen und bei älteren Patienten Gewichtszunahmen und Krämpfe auftreten.

Wechselwirkungen

Stoffe, die Auschüttung an Antidiuretischem Hormon (ADH) steigern wie beispielsweise Antidepressiva (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und Chlorpromazin), das Epilepsie-Mittel Carbamazepin sowie nicht-steroidale Antirheumatika (beispielsweise Indometacin) können den Effekt von Desmopressin verstärken. Damit steigt das Risiko einer Wasserspeicherung im Körper und eines Natrium-Mangels im Blut.

Die wasserzurückhaltende Wirkung von Desmopressin kann weiterhin durch den Blutfettwertsenker Clofibrat und das wehenfördernde Hormon Oxytocin verstärkt werden.

Eine begleitende Behandlung mit dem Durchfallstopper Loperamid kann zu einer dreifachen Erhöhung der Desmopressin-Konzentration im Blut führen. Dadurch kommt es auch zu einer vermehrten Wasserspeicherung und einem erhöhten Risiko eines Blut-Natrium-Mangels.

Das orale Antidiabetikum Glibenclamid und das Antidepressivum Lithium können die Wirkung von Desmopressin abschwächen.

Eine Diät mit fast einem Drittel Fettanteil verringert deutlich die Aufnahme von eingenommenem Wirkstoff in den Körper. Obwohl das nur für eine sehr gering dosierte Behandlung mit Desmopressin-Tabletten gilt, sollten die Tabletten in zeitlichem Abstand zu den Mahlzeiten eingenommen werden.

Gegenanzeigen

Desmopressin darf nicht gegeben werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Patienten, die psychisch bedingt an gesteigertem Durst und vermehrter Flüssigkeitsaufnahme leiden, sollten Desmopressin nicht anwenden. Gleiches gilt für Alkoholiker mit wiederholt auftretendem krankhaft gesteigertem Durst und krankhaft vermehrter Flüssigkeitsaufnahme
  • Blutgerinnungsstörungen wie dem schweren klassischen von-Willebrand-Jürgens-Syndrom (Typ IIb), Patienten mit 5% Faktor VIII-Aktivität oder bei Antikörpern gegen den Gerinnungs-Faktor VIII
  • Herzmuskelschwäche und anderen Erkrankungen, die eine Behandlung mit Entwässerungsmitteln erfordern
  • Blut-Natrium-Mangel
  • leichter oder schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 50 Milliliter/Minute)
  • erhöhter Ausschüttung von antidiuretischem Hormon (ADH).

Eine ärztliche Nutzen-Risiko-Abwägung ist unerlässlich bei

  • der Behandlung junger und älterer Patienten
  • Störungen des Flüssigkeits- und/oder Mineralhaushaltes
  • Risiko einer Druckerhöhung im Gehirn
  • der Bindegewebserkrankung zystische Fibrose
  • Neigung zu Blutgefäßverstopfungen
  • eingeschränkter Nierenfunktion.

Hinweis:
Die Behandlung des nächtlichen Bettnässens mit Desmopressin darf nur bei Patienten mit normalem Blutdruck durchgeführt werden. Es ist zu beachten, dass es bei der Verwendung von Nasensprays für diese Anwendung zu schwerem Blutnatriummangel kommen kann.

Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Ausscheidung des Wirkstoffs verzögert, daher sind geringere Dosen erforderlich.

Bei der Anwendung von Desmopressin als Nasenspray können Veränderungen oder Erkrankungen der Nasenschleimhaut zu einer veränderten Aufnahme von Desmopressin führen. In diesen Fällen sollte Desmopressin als Dosierspray nicht angewendet werden.

Grundsätzlich sollte die Flüssigkeitszufuhr während der Behandlung mit Desmopressin eingeschränkt werden.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bezüglich der Anwendung von Desmopressin in der Schwangerschaft und Stillzeit über die Nase zeigen die bisherigen Untersuchungen keinen Hinweis auf nachteilige Wirkungen für Mutter und Kind. Bei einer Verschreibung von Desmopressin in Tablettenform für schwangere Frauen ist ärztliche Vorsicht angezeigt. Der Blutdrucks muss in solchen Fällen laufend kontrolliert werden. Der Einsatz von Desmopressin gegen den Mangel an Antidiuretischem Hormon (ADH) in der Schwangerschaft in Form von Injektionen ist unbedenklich, wenn eine ständige ärztliche Kontrolle erfolgt.

Die Anwendung des Wirkstoffs in der Stillzeit ist für das Kind unbedenklich.

 

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

In den meisten Fällen kann Desmopressin bereits im Säuglingsalter angewendet werden, wenn es die Darreichungsform (Spritze, Spray) erlaubt.

Warnhinweise

  • Die Flüssigkeitsaufnahme sollte während der Behandlung mit dem Medikament auf ein Minimum beschränkt werden.
  • Während der Therapie mit dem Medikament muss derArzt einem möglichen Blut-Natriummangel vorbeugen.
  • In sehr seltenen Fällen kann das Konservierungsmittel Chlorobutanol allergische Reaktionen verursachen. In diesen Fällen sollten desmopressinhaltige Arzneimittel verwendet werden, die dieses Konservierungsmittel nicht enthalten.
  • Es ist wichtig, während der Behandlung das Körpergewicht und den Blutdruck zu überwachen.
  • Durch Ödeme, Vernarbungen oder andere Schädigungen der Nasenschleimhaut kann die Wirkstoffaufnahme in den Körper unregelmäßig sein.
  • Patienten sollten nur so viel an Flüssigkeit zu sich nehmen, wie sie zur Löschung ihres Durstes benötigen.
  • Entscheidend für den Behandlungserfolg ist, dass das Medikament nicht plötzlich abgesetzt, sondern die Behandlung mit langsam verminderten Dosen "ausgeschlichen" wird.
  • Bei sehr jungen und älteren Patienten, bei Störungen des Flüssigkeits- und/oder Elektrolythaushalts und bei Risikofaktoren, welche zu einem erhöhten Hirninnendruck führen könnten, muss sorgfältig darauf geachtet werden, dass keine Wasseransammlungen im Gewebe auftreten.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

 

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Nasenspray)
5 Milliliter Nasenspray
90,4 Mikrogramm Desmopressin
20 Milliliter Nasenspray
90,4 Mikrogramm Desmopressin

 

Vergleichbare Medikamente

 

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Desmogalen Nasenspray sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Desmopressin (ggf. auch Generika).

 
Medikament
Darreichungsform
Nasentropfen
Injektionslösung
Niwinas 360 Mikrogramm/ml Lösung zum Einnehmen
Lösung

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.