MINIRIN 60/120/240 Mikrogramm Lyophilisat zum Einnehmen

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 24.06.2011

Hersteller: FERRING Arzneimittel GmbH
Wirkstoff: Desmopressin
Darreichnungsform: Schmelztablette

Rezeptpflichtig

Wirkung

MINIRIN 60/120/240 Mikrogramm Lyophilisat zum Einnehmen enthält den Wirkstoff Desmopressin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von MINIRIN 60/120/240 Mikrogramm Lyophilisat zum Einnehmen.

 

Der Wirkstoff Desmopressin ist erste Wahl bei der sogenannten Wasserharnruhr (Diabetes insipidus centralis). Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, die durch einen Mangel an dem wasserzurückhaltenden Hormon ADH (Antidiuretisches Hormon) verursacht wird. Der Mangel zeigt sich durch einen fast unstillbaren Durst und ständigen Harndrang. Desmopressin wirkt beiden Beschwerden entgegen.

Ferner wird nächtliches Durchschlafen ohne Wasserlassen durch Desmopressin wieder ermöglicht. Deshalb kann es auch gut zur Behandlung von Bettnässen (nächtliche Harninkontinenz) angewendet werden. Auch eine Austrocknung durch hohen Wasserverlust bei Verletzungen und Operationen kann mit diesem Wirkstoff verhindert werden.

Weiterhin kann Desmopressin eine angeborene Blutungsneigung (beispielsweise leichte Hämophilie A) behandeln, da es die Blutungszeit verkürzt.

Außerdem kann Desmopressin in der ärztlichen Diagnostik angewendet werden, wenn man testen will, wie gut die Niere in der Lage ist, Urin zu konzentrieren.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Desmopressin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Hypothalamushormone, zu welcher der Wirkstoff Desmopressin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • nächtliches Einnässen ohne erkennbare körperliche Ursache
  • übermäßiger nächtlicher Harndrang (mindestens zweimaliges nächtliches Wasserlassen) bei Erwachsenen
  • hormonbedingter übermäßiger Durst und übermäßiges Wasserlassen nach Entfernung der Hirnanhangdrüse, nach Operationen in diesem Bereich oder Schädel-Hirn-Verletzungen
  • hormonelle Fehlsteuerung des Wasserhaushalts im Körper (Diabetes insipidus)

Dosierung

Zur Therapie übermäßigen nächtlichen Wasserlassens ohne körperliche Ursache wird eine Anfangsdosierung von 120 Mikrogramm Desmopressin vor dem Zubettgehen empfohlen. Bei nicht ausreichendem Erfolg der Behandlung kann der Arzt die Dosierung auf 240 Mikrogramm steigern.

Das Medikament ist für einen Behandlungszeitraum von bis zu drei Monaten vorgesehen. Danach muss der Arzt entscheiden, ob weiterbehandelt werden soll.

Bei übermäßigem nächtlichen Wasserlassen wird der Arzt zu Anfang eine Dosierung von 60 Mikrogramm Desmopressin vor dem Zubettgehen empfehlen. Ist
diese Dosis nicht ausreichend, kann sie nach einer Woche auf 120 Mikrogramm
und von da an wöchentlich bis auf 240 Mikrogramm erhöht werden.

Vor Therapiebeginn müssen über einen Zeitraum von mindestens 48 Stunden die Zeitpunkte des Wasserlassens vermerkt und die jeweilige Urinmenge gemessen werden. Außerdem sollte der Arzt vor Therapiebeginn die Natrium-Konzentration im Blut bestimmen. Zu Beginn der Behandlung sowie nach
Erhöhung der Dosis sollte der Patient für einige Tage sein Körpergewicht kontrollieren. Stellt sich bei geeigneter Dosierung nach einer Woche kein Therapie-Erfolg ein, wird der Arzt die Behandlung abbrechen.

Bei Erwachsenen und Kindern mit hormonell bedingter Störung der Wasserregulation wird die Dosierung vom Arzt individuell angepasst. Die Tagesdosis liegt normalerweise zwischen 120 und 720 Mikrogramm und sollte zu Beginn bei dreimal täglich 60 Mikrogramm liegen. Auf Dauer beträgt die Dosis der meisten Patienten dreimal täglich 60 bis 120 Mikrogramm.

Bei Anzeichen von Wasserspeicherung im Körper (Schwellungen, dicke Knöchel, Gewichtszunahme) und/oder Natriummangel (Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Gewichtszunahme und in schweren Fällen Krämpfe) muss die Behandlung vom Arzt bis zur Besserung der Nebenwirkungen unterbrochen werden. In allen Fällen und besonders bei Wiederaufnahme der Behandlung muss während der Therapie die Flüssigkeitszufuhr vom Patienten oder seinen Angehörigen streng kontrolliert werden. Die gleichzeitige Nahrungsaufnahme kann besonders bei niedrigen Dosierungen des Medikaments seine Wirkung vermindern.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Citronensäure
  • Gelatine
  • Mannitol

Nebenwirkungen

 

Spray
Häufige Nebenwirkungen:
Nasenverstopfung, Nasenbluten, Schnupfen, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen.

Seltene Nebenwirkungen:
Hirnschwellung, Natrium-Mangel-Krämpfe.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen, Überempfindlichkeitsreaktionen (Juckreiz, Hautausschlag, Fieber, Bronchialkrämpfe, Schock), Blut-Natrium-Mangel.

Spritze
Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen.

Seltene Nebenwirkungen:
Hirnschwellung, Natrium-Mangel-Krämpfe.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen, Überempfindlichkeitsreaktionen (Juckreiz, Hautausschlag, Fieber, Bronchialkrämpfe, Schock), Blut-Natrium-Mangel.

Tabletten
Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen.

Seltene Nebenwirkungen:
Hirnschwellung, Natrium-Mangel-Krämpfe.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergische Hautreaktionen, allgemeine allergische Reaktionen, Blut-Natrium-Mangel, seelische Störungen (hauptsächlich bei Kindern).

Besonderheiten:
Bei übermäßiger Flüssigkeitszufuhr sowie bei Anwendung von sehr hohen Dosierungen können insbesondere bei sehr jungen und bei älteren Patienten Gewichtszunahmen und Krämpfe auftreten.

Wechselwirkungen

Stoffe, die Auschüttung an Antidiuretischem Hormon (ADH) steigern wie beispielsweise Antidepressiva (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und Chlorpromazin), das Epilepsie-Mittel Carbamazepin sowie nicht-steroidale Antirheumatika (beispielsweise Indometacin) können den Effekt von Desmopressin verstärken. Damit steigt das Risiko einer Wasserspeicherung im Körper und eines Natrium-Mangels im Blut.

Die wasserzurückhaltende Wirkung von Desmopressin kann weiterhin durch den Blutfettwertsenker Clofibrat und das wehenfördernde Hormon Oxytocin verstärkt werden.

Eine begleitende Behandlung mit dem Durchfallstopper Loperamid kann zu einer dreifachen Erhöhung der Desmopressin-Konzentration im Blut führen. Dadurch kommt es auch zu einer vermehrten Wasserspeicherung und einem erhöhten Risiko eines Blut-Natrium-Mangels.

Das orale Antidiabetikum Glibenclamid und das Antidepressivum Lithium können die Wirkung von Desmopressin abschwächen.

Eine Diät mit fast einem Drittel Fettanteil verringert deutlich die Aufnahme von eingenommenem Wirkstoff in den Körper. Obwohl das nur für eine sehr gering dosierte Behandlung mit Desmopressin-Tabletten gilt, sollten die Tabletten in zeitlichem Abstand zu den Mahlzeiten eingenommen werden.

Gegenanzeigen

Desmopressin darf nicht gegeben werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Patienten, die psychisch bedingt an gesteigertem Durst und vermehrter Flüssigkeitsaufnahme leiden, sollten Desmopressin nicht anwenden. Gleiches gilt für Alkoholiker mit wiederholt auftretendem krankhaft gesteigertem Durst und krankhaft vermehrter Flüssigkeitsaufnahme
  • Blutgerinnungsstörungen wie dem schweren klassischen von-Willebrand-Jürgens-Syndrom (Typ IIb), Patienten mit 5% Faktor VIII-Aktivität oder bei Antikörpern gegen den Gerinnungs-Faktor VIII
  • Herzmuskelschwäche und anderen Erkrankungen, die eine Behandlung mit Entwässerungsmitteln erfordern
  • Blut-Natrium-Mangel
  • leichter oder schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 50 Milliliter/Minute)
  • erhöhter Ausschüttung von antidiuretischem Hormon (ADH).

Eine ärztliche Nutzen-Risiko-Abwägung ist unerlässlich bei

  • der Behandlung junger und älterer Patienten
  • Störungen des Flüssigkeits- und/oder Mineralhaushaltes
  • Risiko einer Druckerhöhung im Gehirn
  • der Bindegewebserkrankung zystische Fibrose
  • Neigung zu Blutgefäßverstopfungen
  • eingeschränkter Nierenfunktion.

Hinweis:
Die Behandlung des nächtlichen Bettnässens mit Desmopressin darf nur bei Patienten mit normalem Blutdruck durchgeführt werden. Es ist zu beachten, dass es bei der Verwendung von Nasensprays für diese Anwendung zu schwerem Blutnatriummangel kommen kann.

Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Ausscheidung des Wirkstoffs verzögert, daher sind geringere Dosen erforderlich.

Bei der Anwendung von Desmopressin als Nasenspray können Veränderungen oder Erkrankungen der Nasenschleimhaut zu einer veränderten Aufnahme von Desmopressin führen. In diesen Fällen sollte Desmopressin als Dosierspray nicht angewendet werden.

Grundsätzlich sollte die Flüssigkeitszufuhr während der Behandlung mit Desmopressin eingeschränkt werden.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bezüglich der Anwendung von Desmopressin in der Schwangerschaft und Stillzeit über die Nase zeigen die bisherigen Untersuchungen keinen Hinweis auf nachteilige Wirkungen für Mutter und Kind. Bei einer Verschreibung von Desmopressin in Tablettenform für schwangere Frauen ist ärztliche Vorsicht angezeigt. Der Blutdrucks muss in solchen Fällen laufend kontrolliert werden. Der Einsatz von Desmopressin gegen den Mangel an Antidiuretischem Hormon (ADH) in der Schwangerschaft in Form von Injektionen ist unbedenklich, wenn eine ständige ärztliche Kontrolle erfolgt.

Die Anwendung des Wirkstoffs in der Stillzeit ist für das Kind unbedenklich.

 

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

In den meisten Fällen kann Desmopressin bereits im Säuglingsalter angewendet werden, wenn es die Darreichungsform (Spritze, Spray) erlaubt.

Warnhinweise

  • Die Flüssigkeitsaufnahme sollte während der Behandlung mit dem Medikament auf ein Minimum beschränkt werden.
  • Während der Therapie mit dem Medikament muss derArzt einem möglichen Blut-Natriummangel vorbeugen.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 25 Grad gelagert werden.
  • Das Medikament ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

 

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Schmelztablette)
30 Stück Schmelztabletten
60 Mikrogramm Desmopressin
90 Stück Schmelztabletten
60 Mikrogramm Desmopressin
30 Stück Schmelztabletten
120 Mikrogramm Desmopressin
90 Stück Schmelztabletten
120 Mikrogramm Desmopressin
30 Stück Schmelztabletten
240 Mikrogramm Desmopressin

 

Vergleichbare Medikamente

 

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über MINIRIN 60/120/240 Mikrogramm Lyophilisat zum Einnehmen sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Desmopressin (ggf. auch Generika).

 
Medikament
Darreichungsform
Nasentropfen
Injektionslösung
Niwinas 360 Mikrogramm/ml Lösung zum Einnehmen
Lösung

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.