Amikacin B. Braun 2,5mg/ml, 5mg/ml Infusionslösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 22.05.2013
Hersteller: Braun (B. Braun Melsungen AG)
Wirkstoff: Amikacin
Darreichnungsform: Infusionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Amikacin B. Braun 2,5mg/ml, 5mg/ml Infusionslösung enthält den Wirkstoff Amikacin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Amikacin B. Braun 2,5mg/ml, 5mg/ml Infusionslösung.

Amikacin wird zur Behandlung von schwerwiegenden Infektionen durch Amikacin-empfindliche Erreger gebraucht, wenn Antibiotika mit weniger Nebenwirkungen nicht wirksam sind. Solche schwerwiegenden Infektionen sind beispielsweise
  • im Krankhaus erworbene Infektionen der unteren Atemwege einschließlich schwerer Lungenentzündung
  • Bauchinfektionen, einschließlich Bauchfellentzündung
  • komplizierte und immer wiederkehrende Harnwegsinfektionen
  • Infektionen der Haut und Weichgewebe (Sehnen, Bänder, Muskeln), einschließlich infizierter Brandwunden
  • Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) durch Bakterien
  • Infektionen des Bauchraums nach Operationen
  • Blutvergiftung.
Amikacin wird häufig mit anderen geeigneten Antibiotika kombiniert, um möglichst alle Bakterienarten der entsprechenden Infektion abzudecken.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Amikacin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Aminoglykosid-Antibiotika, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Amikacin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • im Krankenhaus erworbene Infektionen der unteren Atemwege einschließlich schwerer Lungenentzündung, wenn Antibiotika mit weniger Nebenwirkungen nicht wirksam sind
  • Infektionen im Bauchraum (auch nach Operationen und einschließlich Bauchfellentzündung), wenn Antibiotika mit weniger Nebenwirkungen nicht wirksam sind
  • komplizierte und wiederkehrende Harnwegsinfektionen, wenn Antibiotika mit weniger Nebenwirkungen nicht wirksam sind
  • Infektionen von Haut, Muskeln, Sehnen und Bändern, einschließlich infizierter Brandwunden, wenn Antibiotika mit weniger Nebenwirkungen nicht wirksam sind
  • Herzinnenwandinfektion mit Bakterien, wenn Antibiotika mit weniger Nebenwirkungen nicht wirksam sind

Dosierung

Die Infusionslösung darf nur durch Gabe in die Vene verabreicht wer-
den. Die bevorzugte Infusionsdauer beträgt 30 Minuten, kann aber auf bis zu 60 Minuten verlängert werden.

Die empfohlene Dosis für Erwachsene und Jugendliche mit normaler Nierenfunktion beträgt 15 Milligramm Amikacin/Kilogramm Körpergewicht am Tag. Dieses Dosis kann als tägliche Einzeldosis oder aufgeteilt in zwei gleichen Dosen mit Abstand von zwölf Stunden verabreicht werden. Die tägliche Gesamtdosis sollte 1,5 Gramm Amikacin nicht überschreiten. Bei Patienten mit Herzinnenhautentzündung oder bei Patienten mit Fieber und Mangel an neutrophilen Blutkörperchen wird eine zweimal tägliche Gabe bevorzugt.

Säuglinge, Kleinkinder und Kinder mit normaler Nierenfunktion erhalten 15 bis 20 Milligramm/Kilogramm Körpergewicht am Tag, die als Einzeldosis oder im Abstand von zwölf Stunden in zwei Infusionen gegeben werden kann.

Bei Nierenkrankungen richtet sich die Dosierung nach der Ausprägung der Nierenfunktionsstörung.

Bei Neugeborenen liegt die Dosis zu Beginn der Behandlung bei 10 Milligramm/Kilogramm, gefolgt von 7,5 Milligramm/Kilogramm alle zwölf Stunden. Auch für Frühgeborene gilt die Dosis von 7,5 Milligramm/Kilogramm alle zwölf Stunden.

Je nach Schwere der Infektion sollte die Gesamtdauer der Behandlung auf sieben bis zehn Tage begrenzt sein. Wenn die Behandlung mit Amikacin bei schweren und komplizierten Infektionen länger als zehn Tage dauert, wird der Arzt sie überdenken. Denn dann macht eine mögliche Weiterführung der Behandlung die Überwachung der Amikacin-Konzentration im Blut, der Nie-
renfunktion, des Gehörs und des Gleichgewichtssinns erforderlich.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

Nebenwirkungen

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Schwindelgefühle, Drehschwindel, Augenzittern, Ohrensausen, Druck auf den Ohren, Schwerhörigkeit, Übelkeit, Schädigung der Nierentubuli, Einschränkung der Nierenfunktion.

Seltene Nebenwirkungen:
Zweitinfektion oder Besiedelung (mit resistenten Mikroorganismen oder Sprosspilzen), Blutarmut, Blutbildveränderungen (Mangel an weißen Blutkörperchen, Mangel an Granulozyten, Blutplättchenmangel, Überschuss an unreifen Blutzellen), Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschlag, Juckreiz, Nesselsucht), Magnesiummangel im Blut, Kopfschmerz, Migräne, nervliche Missempfindungen, Zittern, niedriger Blutdruck, eingeschränkte Atemfunktion, Erbrechen, Gelenkschmerzen, Arzneimittelfieber, Leber-Enzym-Werterhöhungen (ASAT, ALAT), Erhöhung der alkalischen Phosphatase (leicht und vorübergehend).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Blockade der Nerven- und Muskelfunktion, Nierenkrankheit aufgrund von Vergiftung, akutes Nierenversagen.

Vereinzelte Nebenwirkungen:
Allergischer Schock, Taubheit, Atemlähmung.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Kreuzallergie zu anderen Aminoglykosid-Antibiotika.

Besonderheiten:
Bei Nierenkranken kommt es vermehrt zu Nebenwirkungen, wenn eine höhere Dosis als die empfohlene verabreicht und wenn die empfohlene Behandlungsdauer überschritten wird. Andere Faktoren, die das Risiko erhöhen, sind fortgeschrittenes Lebensalter und Austrocknung. Bei solchen Patienten wir der Arzt die Tagesdosis herabsetzen und / oder die Zeit zwischen den Gaben verlängern. Die Behandlung muss abgebrochen werden, wenn der Stickstoffgehalt des Blutes steigt, die Urinausscheidung allmählich abnimmt, Ohrensausen oder Hörverlust auftreten.

Während der Behandlung muss der Wasserhaushalt des Patienten in Ordnung sein. Zu Beginn und auch während der Behandlung sollte insbesondere bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung und Älteren die Nierenfunktion untersucht werden. Der Arzt wird wiederholt das Gehör überprüfen, besonders bei Patienten mit erhöhtem Risiko. Falls möglich, sollte die Amikacin-Konzentration im Blut zweimal wöchentlich bestimmt werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Bei Spülungen des Operationsfeldes mit Lösungen von Aminoglykosid-Antibiotika wie Amikacin können (unabhängig von der verwendeten Menge) dauerhafte Taubheit, Nierenversagen und Todesfälle aufgrund einer Blockade der Neven- und Muskelfunktion auftreten.

Wechselwirkungen

Bei Kombination mit Antibiotika aus den Wirkstoffgruppen der Penicilline und Cephalosporine verstärken sich die antibakteriellen Wirkungen gegenseitig.

Eine gleichzeitige und/oder aufeinanderfolgende Gabe von anderen Substanzen mit Gifwirkung auf die Nieren oder das Gehör muss unbedingt vermieden werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Wirkstoffe nur örtlich oder allgemein angewendet werden. Dazu gehören:
  • andere Aminoglykosid-Antibiotika
  • andere Antibiotika wie Bacitracin, Amphotericin B, Cephalosporine, Vancomycin, Kanamycin, Paromomycin, Polymyxin B oder Colistin
  • Zytostatika wie Carboplatin (in hohen Dosierungen), Cisplatin, Oxaliplatin (besonders bei Patienten mit vorbestehender Nierenschädigung)
  • Immunologika, die die körpereigene Abwehr schwächen wie Cyclosporin und Tacrolimus
  • schnell wirkende Entwässerungsmittel wie Furosemid oder Ethacrynsäure, mit denen sich eine dauerhafte Taubheit entwickeln kann.
Wenn Amikacin mit anderen nieren- oder gehörschädlichen Wirkstoffen kombiniert wird, müssen das Gehör und die Nierenfunktion häufig ärztlich kontrolliert werden.

Bei gleichzeitiger Anwendung mit einem schnell wirkenden Entwässerungsmittel muss der Wasserhaushalt des Patienten überwacht werden.

Aminoglykosid-Antibiotika können die nierenschädigende Wirkung des Narkosemittels Methoxyfluran verstärken. Bei gleichzeitiger Anwendung auch mit Amikacin sind schwerste Nierenschäden möglich.

Amikacin verstärkt die Wirkung auf Nerven und Muskeln von Muskelrelaxanzien (beispielsweise Tubocurarin), Botulinumtoxin, Polymyxin-Antibiotika, Procainamid, großen Mengen von Blutzubereitungen mit Citrat oder Narkosemitteln zur Inhalation wie beispielsweise Halothan. Bei einem anstehenden chirurgischen Eingriff ist der Narkosearzt über die Anwendung von Amikacin zu informieren, damit er Calcium-Chlorid als Gegenmittel bereithält.

Das nicht-steroidale AntirheumatikumIndomethacin kann bei Neugeborenen die Blutkonzentration von Amikacin erhöhen und damit dessen Nebenwirkungen verstärken.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen Amikacin oder andere Aminoglykosid-Antibiotika und der Muskelerkrankung Myasthenia gravis darf Amikacin nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Amikacin angewendet werden bei
  • Nierenfunktionsstörungen
  • Vorschädigung am Innenohr oder Gehör
  • Patienten mit Erkrankungen von Nerven und Muskeln
  • dem Einsatz von Amikacin unmittelbar nach einer vorausgegangenen Behandlung mit einem anderen Aminoglykosid-Antibiotikum
  • Parkinson-Krankheit, weil sich die Muskelschwäche verstärken kann.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Über die Verwendung von Aminoglykosid-Antibiotika wie Amikacin während der Schwangerschaft sind nur eingeschränkt Studien verfügbar. So wurde für Streptomycin eine Durchdringung des Mutterkuchens mit der Folge einer totalen, dauerhaften und beidseitigen Taubheit bei den Kindern nachgewiesen. Bei Schwangeren, die mit anderen Aminoglykosiden behandelt worden waren, traten keine Nebenwirkungen am ungeborenen Kind oder Neugeborenen auf. Dennoch besteht ein Schädigungsrisiko. Daher darf Amikacin während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dass der Arzt eine Behandlung mit dem Wirkstoff für unumgänglich hält.

Es ist nicht bekannt, ob Amikacin oder seine Stoffwechselproduke in die Muttermilch übertreten. Daher wird der Arzt entscheiden, ob das Stillen oder die Behandlung mit Amikacin unterbrochen oder ganz darauf zu verzichten ist. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Amikacin kann prinzipiell bei Kindern jeden Lebensalters eingesetzt werden, wenn es nötig ist. Allerdings sollte es, wie andere Aminoglykosid-Antibiotika auch, bei Früh- oder Neugeborenen nur mit äußerster ärztlicher Vorsicht eingesetzt werden. Diese Kinder haben aufgrund der Unreife ihrer Nieren und der sich daraus ergebenden Verlängerung der Verweildauer des Wirkstoffs im Körper ein höheres Nebenwirkungs-Risiko.

Warnhinweise

  • Bei Älteren und Nierenkranken müssen die Nierenfunktion und das Gehör während der Behandlung mit dem Medikament regelmäßig ärztlich überprüft werden.
  • Vor Operationen muss der Narkosearzt von der Anwendung des Medikaments unterrichtet werden.
  • Angebrochene Flaschen können bei zwei bis acht Grad 24 Stunden gelagert werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Infusionslösung)
1000 Milliliter Infusionslösung
2,5 Milligramm Amikacin
1000 Milliliter Infusionslösung
5 Milligramm Amikacin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Amikacin B. Braun 2,5mg/ml, 5mg/ml Infusionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Amikacin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.