Eine Frau hält sich die Hände vor den Mund.
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Schluckauf (Singultus)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 23.12.2021

Einen Schluckauf hatte vermutlich jeder schon einmal. Die gute Nachricht: Der akute, das heißt plötzlich auftretende Schluckauf ist meist harmlos und verschwindet nach kurzer Zeit wieder. Manchmal können auch verschiedene Hausmittel helfen, um den Schluckauf wieder loszuwerden.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Schluckauf (Singultus)

Erst wenn der Schluckauf länger als 48 Stunden anhält, spricht man von einem chronischen Schluckauf – fachsprachlich persistierender Schluckauf genannt. Ein sogenannter unstillbarer Schluckauf hält länger als vier Wochen an.

In seltenen Fällen kann ein Schluckauf Beschwerden verursachen, wie z.B.:

Was ist Schluckauf und wie entsteht er?

Bei einem Schluckauf zieht sich das Zwerchfell krampfartig zusammen, wodurch man reflektorisch (nicht willentlich gesteuert) einatmet. Gleichzeitig verschließt sich plötzlich die Stimmritze. Die Folge: Die Luft kann nicht mehr ungehindert einströmen und es entstehen die für einen Schluckauf typischen Hickser, die mitunter eine enorme Lautstärke entwickeln können.

Schluckauf beim Baby

Ganz besonders oft tritt Schluckauf bei Babys auf. Schätzungen zufolge leiden Neugeborene und Säuglinge bis zu 3.000 mal häufiger unter Schluckauf als Erwachsene. Sogar im Mutterleib haben ungeborene Babys schon Schluckauf – genauer gesagt etwa ab der 9. Schwangerschaftswoche. Mütter spüren den Schluckauf Ihres Babys aber meist erst um die 22. Schwangerschaftswoche.

Der Grund für den Schluckauf bei ungeborenen Babys ist bislang noch nicht vollständig geklärt. Viele vermuten, dass der Schluckauf entsteht, wenn der Fötus Fruchtwasser "ein- und ausatmet" und so das Atmen trainiert.

Viele Babys haben noch mehrere Monate nach der Geburt regelmäßig Schluckauf, bis das Zwerchfell vollständig entwickelt ist. Für das Baby selbst ist der Schluckauf meist nur wenig störend. So werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass Ihr Baby kaum auf den Schluckauf reagiert, denn er ist nicht schmerzhaft. Für die Eltern gibt es keinen Grund, etwas gegen den Schluckauf zu tun – er wird nach einigen Minuten von alleine nachlassen.

Schluckauf: Ursachen

Der Ursprung für einen Schluckauf liegt darin, dass der Zwerchfellnerv (Nervus phrenicus) gereizt wird. Dadurch zieht sich das Zwerchfell krampfartig zusammen. Hierfür gibt es unterschiedliche Ursachen.

Ein akuter Schluckauf, der meist schnell und von alleine wieder verschwindet, entsteht meist durch:

  • sehr kalte oder heiße Speisen und Getränke
  • kohlensäurehaltige Getränke
  • hastiges Essen
  • zu große Mahlzeiten
  • Alkohol
  • Rauchen
  • starke Nervosität

Die genaue Ursache für den Singultus lässt sich allerdings häufig nicht klären.

Darüber hinaus kann ein Schluckauf auch als Begleitsymptom verschiedener Krankheiten auftreten, bei denen der Zwerchfellnerv ebenfalls betroffen ist. Hierzu zählen zum Beispiel

Auch chirurgische Eingriffe im Bauchraum oder eine Schwangerschaft können Ursachen für einen Schluckauf sein. Hin und wieder tritt Schluckauf auch auf ...

Schluckauf: Diagnose

Klingt der Schluckauf nach 48 Stunden nicht von alleine ab, sollte ein Arzt untersuchen, was ihn verursacht hat. Dieser versucht zunächst durch eine ausführliche Befragung herauszufinden, welche Faktoren den Schluckauf ausgelöst haben könnten und ob eventuell eine Krankheit dahinter. Dazu wird er verschiedene Fragen stellen:

  • In welcher Situation trat der Schluckauf erstmals auf?
  • Seit wann dauert der Schluckauf an?
  • Haben Sie seitdem ununterbrochen Schluckauf oder war dieser zwischendurch verschwunden?
  • Liegen weitere Beschwerden vor (z. B. Reflux sowie Bauch- oder Brustschmerzen)?

Kann der Arzt harmlose Ursachen ausschließen, führt er weitere Untersuchungen durch, um einen eventuell krankhaften Auslöser des Singultus zu finden. Zu diesen Untersuchungen gehören zum Beispiel bildgebende Verfahren wie:

Außerdem wird im Labor im Rahmen einer Blutuntersuchung das entnommene Blut auf mögliche Entzündungsmarker beziehungsweise Auffälligkeiten des Blutbilds getestet.

Welche Diagnoseverfahren im Einzelfall notwendig sind, um die Auslöser des Schluckaufs festzustellen und um Erkrankungen ausschließen zu können, entscheidet der Arzt gemeinsam mit dem Patienten.

Schluckauf: Therapie

Ein Schluckauf ist in der Regel harmlos und verschwindet nach einigen Minuten von allein. Da das ständige Gehickse aber auf Dauer ganz schön nervig sein kann – und häufig in besonders unpassenden Situationen auftritt – stellt sich die Frage: Was hilft gegen Schluckauf?

Akuter Schluckauf kann meist mit kleinen, in unzähligen Variationen bekannten Tricks und Hausmitteln bekämpft werden. Zu den bekanntesten Hausmitteln gegen Schluckauf gehören beispielsweise Maßnahmen wie:

  • Trinken Sie ein Glas mit kaltem Wasser (möglichst ohne Kohlensäure) in schnellen, kleinen Schlucken.
  • Halten Sie die Luft an und zählen Sie bis 20.
  • Schlucken Sie einen Teelöffel Zucker – wahlweise mit einem Spritzer Zitrone.
  • Lassen Sie sich erschrecken.
  • Beißen Sie in eine Zitrone.
  • Ziehen Sie an Ihrer Zunge.

All diese Hausmittel dienen dazu, dass man sich ablenkt oder ablenken lässt, damit sich das Zwerchfell beruhigen kann. Wenn Sie zum Beispiel einen Schluck Wasser trinken und etwas Zucker essen, halten Sie dabei automatisch den Atem an. Sie können ebensogut

  • Rechenaufgaben lösen oder
  • versuchen, Ihren Speiseplan vom Vortag noch einmal im Kopf zusammenzustellen.

Was bei dem einen gegen Schluckauf hilft, bringt dem anderen unter Umständen überhaupt nichts. Es gibt kein Hausmittel, mit dem Sie sicher Ihren Schluckauf loswerden können – häufig müssen Sie mehrere Sachen ausprobieren. Verschwindet der Schluckauf nicht von alleine oder kehrt immer wieder, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Wenn der Schluckauf Beschwerden bereitet, kann es sinnvoll sein, ihn medikamentös zu behandeln. Dafür eignen sich

  • muskelentspannende (z.B. Baclofen) Wirkstoffe
  • die Magenentleerung fördernde Wirkstoffe (z.B. Metoclopramid)
  • (selten) Mittel gegen epileptische Anfälle (z.B. Carbamazepin)

Nur in wenigen Fällen ist bei Schluckauf eine operative Therapie nötig, beispielsweise wenn eine Blockade des Zwerchfellnervs (Nervus phrenicus) vorliegt.

Wenn Krankheiten wie Entzündungen oder Tumoren einen Schluckauf auslösen, ist eine gezielte Therapie dieser Grunderkrankung notwendig.

In einigen Fällen kann auch Akupunktur gegen den Schluckauf eingesetzt werden.