Frau mit Myxödem im Gesicht
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Myxödem: Symptom einer Schilddrüsenunterfunktion

Von: Pauline Zäh (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 18.03.2024 - 16:11 Uhr

Myxödeme können sich als Folge einer Schilddrüsenfunktionsstörung zeigen. Je nach Art treten die Gewebeschwellungen vor allem im Gesicht und an den Handrücken oder an den Beinen auf. Lesen Sie hier mehr über die Ursachen und was Sie gegen Myxödeme tun können.

FAQ: Die häufigsten Fragen zum Myxödem

Die Gewebeschwellungen können sich als Folge einer Schilddrüsenunterfunktion bilden, wenn sich übermäßig viele, spezielle Zucker-Eiweiß-Verbindungen (Glykosaminoglykane) im Hautgewebe einlagern.

Die betroffene Haut ist geschwollen und wirkt oft teigig. Beim Eindrücken der Schwellung bleibt keine Delle zurück.

Da Myxödeme durch Funktionsstörungen der Schilddrüse ausgelöst werden, steht die Behandlung dieser im Vordergrund. Meist kommen hierfür Medikamente zum Einsatz. Hat sich die Schilddrüsenfunktion normalisiert, bilden sich in der Regel auch die Gewebeschwellungen zurück. 

Dabei handelt es sich um eine sehr seltene, aber lebensbedrohliche Komplikation, die durch eine langfristig unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion entstehen kann. Typische Symptome eines Myxödemkomas sind unter anderem Schwäche, flache Atmung und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma. Bei den Anzeichen eines Myxödemkomas ist umgehend der Notdienst zu verständigen.

Was ist ein Myxödem?

Dabei handelt es sich um eine Gewebeschwellung, die durch eine übermäßige Einlagerung von bestimmten Zucker-Eiweiß-Verbindungen, sogenannten Glykosaminoglykanen, im Muskel-, Haut- und Unterhautgewebe entsteht. Mit ihrer gelähnlichen Substanz sind die Glykosaminoglykane ein wichtiger Bestandteil des Bindegewebes und erfüllen Funktionen als Schutz-, Gleit- und Stützmittel.

Bei herkömmlichen Ödemen kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe. Das unterscheidet sie von einem Myxödem.

Myxödem: Ursachen und Formen

Myxödeme entstehen hormonell bedingt durch Funktionsstörungen der Schilddrüse. Abhängig von der zugrundeliegenden Ursache lassen sich zwei Formen von Myxödemen unterscheiden.

Generalisiertes Myxödem durch Hypothyreose

Auslöser für ein generalisiertes Myxödem ist eine Schilddrüsenunterfunktion, auch Hypothyreose genannt. Diese kann angeboren sein. Häufiger tritt sie aber erst im Laufe des Lebens auf, wenn es zur Schädigung von Schilddrüsengewebe kommt. Das kann beispielsweise infolge einer Erkrankung, etwa durch eine Hashimoto-Thyreoiditis (chronische Entzündung der Schilddrüse), oder auch durch eine Behandlung passieren, wie einer Strahlentherapie bei Tumoren im Kopf-Hals-Bereich.

Durch die Hypothyreose produziert der Körper zu geringe Mengen der beiden Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Levothyroxin). Das hat Auswirkungen auf unterschiedlichste Vorgänge im Körper, etwa auf die Verdauung, das Wärmeempfinden und das Haarwachstum – oder auf die Einlagerung von Glykosaminoglykanen im Gewebe, wodurch Myxödeme entstehen können. 

Prätibiales Myxödem durch Morbus Basedow

Diese Form des Myxödems ist deutlich seltener. Bei einem prätibialen Myxödem (am Unterschenkel) ist die Basedow-Krankheit (auch Morbus Basedow) der Auslöser für die Gewebeschwellungen. Die Autoimmunerkrankung geht mit der Produktion spezieller Antikörper einher, die die Schilddrüse aktivieren. Die daraus entstehende Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) führt dazu, dass der Körper zu große Mengen an Schilddrüsenhormonen produziert. Ähnlich wie bei einer Schilddrüsenunterfunktion beeinflusst dies verschiedenste Vorgänge im Körper.

Symptome: Wie und wo zeigt sich ein Myxödem?

An welcher Stelle die Gewebeschwellungen auftreten, hängt von der Form des Myxödems ab:

  • generalisiertes Myxödem: im Gesicht (vor allem um den Augenbereich), an den Armen und Händen (besonders an den Handrücken)
  • prätibiales Myxödem: an den Beinen, häufig an den Unterschenkeln und selten auf den Fußrücken

Gerade bei einem Myxödem im Gesicht wirkt die Haut der Betroffenen oft aufgeschwemmt und teigig. Ein weiteres Merkmal ist, dass beim Eindrücken der Schwellung mit dem Finger keine Eindellung bestehen bleibt – anders als bei herkömmlichen Ödemen (Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe). 

Zudem haben Menschen mit Myxödem oft Beschwerden, die nicht durch die Schwellungen selbst, sondern als weitere Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion auftreten. Beispiele hierfür sind:

  • erhöhte Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • depressive Verstimmungen
  • Konzentrationsprobleme
  • gesteigerte Kälteempfindlichkeit
  • leichte Gewichtszunahme
  • Verstopfung
  • Hautveränderungen (wie schuppige oder trockene Haut)

Welche genauen Symptome bei einer Hypothyreose auftreten und wie stark diese ausfallen, ist individuell verschieden.

Ist eine Basedow-Krankheit der Grund für Myxödeme, leiden Betroffene häufig unter den typischen Beschwerden einer Schilddrüsenüberfunktion. Dazu zählen unter anderem:

Zusätzlich können bei einem Morbus Basedow die Augen involviert sein. Betroffene leiden dann etwa unter entzündeten Augen, Schwellungen im Augenbereich, hervortretenden Augäpfeln oder Sehstörungen.

Diagnose eines Myxödems

Die an den charakteristischen Stellen auftretenden Schwellungen und die teigig wirkende Haut sind äußerliche Hinweise auf ein Myxödem. Auch die Befragung der Patient*innen nach weiteren Symptomen und der Versuch, mit dem Finger eine Delle in die Schwellung zu drücken, kann helfen, herauszufinden, ob es sich um ein Myxödem oder eine andere Flüssigkeitsansammlung im Gewebe handelt.

Letztendlich ist jedoch eine Blutuntersuchung notwendig, um den Verdacht auf eine zugrundeliegende Schilddrüsenfunktionsstörung zu bestätigen. Bei der Blutprobe im Labor werden die Werte des Hormons TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon; regt die Schilddrüsenhormonproduktion an) sowie die des Schilddrüsenhormons T4 ermittelt. Eine Unterfunktion liegt vor, wenn der TSH-Wert erhöht und gleichzeitig die Menge an T4 im Blut verringert ist.

Die Werte des Schilddrüsenhormons T3 liegen auch bei einer Unterfunktion oft im Normalbereich, weshalb die Ermittlung des T3-Spiegels meist nicht notwendig ist. 

Besteht der Verdacht auf eine Basedow-Krankheit als Ursache für das Myxödem, ist diese ebenfalls im Rahmen einer Blutuntersuchung feststellbar. Dabei sind typischerweise spezielle Antikörper erhöht:

  • TSH-Rezeptorantikörper (TRAK)
  • Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK)
  • Antithyreoglobulin (Tg-AK)

Eventuell wird ergänzend zur Blutprobe eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse durchgeführt, um andere Erkrankungen auszuschließen (wie Schilddrüsenkrebs). 

Behandlung: Was tun bei einem Myxödem?

Die Behandlung des Myxödems besteht darin, die ursächliche Schilddrüsenfunktionsstörung zu therapieren. Gelingt das, bilden sich meist auch die Gewebeschwellungen von alleine zurück. 

Eine Schilddrüsenunterfunktion lässt sich in der Regel gut durch die tägliche Einnahme des Schilddrüsenhormons Levothyroxin ausgleichen. Da eine Schilddrüsenunterfunktion in vielen Fällen (z. B. bei einer Hashimoto-Thyreoiditis) nicht heilbar ist, erfolgt die Medikamenteneinnahme oft ein Leben lang. Beschwerden sind so meist gut in den Griff zu bekommen.

Die genaue Dosierung des Medikamentes ist individuell verschieden und wird unter Umständen immer wieder angepasst. Daher sind bei einer Schilddrüsenunterfunktion auch langfristig regelmäßige ärztliche Kontrollen und Blutuntersuchungen notwendig.

Behandlung bei Morbus Basedow als Ursache

Auch bei einem Morbus Basedow ist eine Behandlung mit Medikamenten möglich. Diese erfolgt ungefähr ein Jahr lang mit Arzneimitteln, die die Produktion der Schilddrüsenhormone hemmen (z. B. mit den Wirkstoffen Carbimazol oder Thiamazol). Bei etwa der Hälfte der Patient*innen ist die Basedow-Krankheit danach ausgeheilt.

Ist das nicht der Fall, kann eine operative Schilddrüsenentfernung oder eine Radiojodtherapie infrage kommen, um die übermäßige Schilddrüsenaktivität dauerhaft zu verhindern. Bei beiden Behandlungsformen müssen Betroffene im Anschluss ein Leben lang Medikamente einnehmen, um die fehlenden Hormone zu ersetzen.

Verlauf: Myxödemkoma als seltene Komplikation

Ein Myxödemkoma (hypothyreotisches Koma) ist eine sehr seltene, jedoch lebensbedrohliche Komplikation, die auftreten kann, wenn eine Schilddrüsenunterfunktion über Jahre hinweg unbehandelt bleibt. Besonders ältere Personen mit schwerer Fehlfunktion der Schilddrüse gelten als gefährdet.

Stressfaktoren, wie eine starke Unterkühlung, eine Infektion oder eine Operation, können zu einer akuten Verschlechterung der Hypothyreose führen. Dies kann wiederum Funktionsstörungen verschiedener Organe (z. B. von Herz oder Lunge) hervorrufen. Neben den teigigen Schwellungen der Haut treten bei einem Myxödemkoma weitere Beschwerden auf. Möglich sind:

  • flache Atmung
  • Schwäche
  • verringerte Reflexe
  • kalte Haut, aufgrund geringer Körpertemperatur
  • Krampfanfälle
  • Bewusstseinstrübungen bis hin zum Koma

Sollten solche Symptome auftreten, besteht Lebensgefahr und es ist umgehend der Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 zu verständigen. Bei der Behandlung eines Myxödemkomas erhalten Betroffene so schnell wie möglich die fehlenden Schilddrüsenhormone in medikamentöser Form. Zudem werden sie ärztlich eng überwacht.

Ein Myxödemkoma tritt heutzutage nur sehr selten auf, weil eine Schilddrüsenunterfunktion in der Regel frühzeitig erkannt und behandelt werden kann. Da sich Funktionsstörungen der Schilddrüse jedoch durch sehr viele verschiedene Symptome zeigen können, sollten Betroffene mit unklaren Beschwerden diese zur Sicherheit immer ärztlich abklären lassen.