Ein Papier-Männchen ertrinkt in einem Berg aus Zuckerwürfeln
© Getty Images/Inna Luzan

Insulinresistenz: Symptome & Test

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 27.04.2023

Bei einer Insulinresistenz reagieren die Körperzellen nicht mehr richtig auf das Hormon Insulin. Aus der Erkrankung kann sich ein Diabetes mellitus Typ 2 entwickeln. Ob eine Insulinresistenz besteht, kann ein Test zeigen. Lesen Sie hier, welche Symptome bei der Erkrankung möglich sind.

Zusammenfassung: Insulinresistenz

  • Was ist eine Insulinresistenz? Bei einer Insulinresistenz sprechen die Körperzellen nicht mehr richtig auf das Hormon Insulin an, das dafür sorgt, dass Zucker aus der Nahrung in die Zellen gelangt.
  • Symptome: Eine Insulinresistenz verursacht kaum Symptome und wird daher meist erst spät bemerkt. Erst, wenn bereits chronische Schäden oder ein Diabetes mellitus Typ 2 daraus entstanden sind, treten Symptome auf.
  • Ursachen: Als Ursache vermuten Fachleute ein Zusammenspiel aus genetischer Vorbelastung und ungesundem Lebenswandeln mit zu viel fett- und zuckerreichem Essen und zu wenig Bewegung. 
  • Diagnose: Eine Insulinresistenz lässt sich vor allem mithilfe des HOMA-Index frühzeitig diagnostizieren. Dieser lässt sich aus der Nüchtern-Insulin- und der Nüchtern-Glukose-Konzentration im Blut berechnen.
  • Therapie: Vor allem Sport und eine gesunde Bewegung helfen bei einer Insulinresistenz. Gegebenenfalls kommen Medikamente zum Einsatz, die die Wirkung des körpereigenen Insulins verbessern.

Was ist eine Insulinresistenz?

Alle Zellen des Körpers benötigen Energie, um zu funktionieren. Diese Energie bezieht der Körper vor allem aus den Kohlenhydraten der Nahrung. Diese werden im Körper zu dem Einfachzucker Glukose abgebaut.

Damit der Körper die Glukose verwerten kann, benötigt er das Hormon Insulin. Nach dem Essen steigt der Blutzuckerspiegel an. Die Bauchspeicheldrüse produziert daraufhin eine entsprechende Menge Insulin. 

Glukose und Insulin gelangen über das Blut zu den Zellen. Das ausgeschüttete Insulin wirkt nun wie ein Schlüssel, der der Glukose den Zugang zu den Zellen ermöglicht: Es dockt an den Insulinrezeptoren der Zellmembran an. Daraufhin öffnen sich Kanäle, durch die die Glukose in die Zelle gelangt. 

Dort können die Mitochondrien den Zucker in Energie umwandeln. In der Folge sinkt der Blutzuckerspiegel wieder.

Insulinresistenz: Glukose gelangt nicht mehr in die Zellen

Bei einer Insulinresistenz reagieren die Rezeptoren teilweise oder gar nicht mehr auf das Signal des Hormons Insulin und es gelangt weniger Glukose in die Zellen. Sie sammelt sich im Blut an und der Blutzuckerspiegel steigt. Die Zellen erhalten nicht mehr ausreichend Energie, obwohl mehr als genug Zucker zur Verfügung steht.

Mit der Zeit benötigen die Zellen immer mehr Insulin, um die gleiche Menge Glukose aufzunehmen, und die Bauchspeicheldrüse produziert immer mehr des Hormons.

Dieser Zustand ist zunächst umkehrbar und eine Heilung wäre wahrscheinlich möglich, wenn die Betroffenen ihre Ernährung umstellen und sich mehr bewegen würden. Jedoch bleibt die Insulinresistenz häufig lange unentdeckt. Oft erst nach Jahren ist die überlastete Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage, ausreichend Insulin zu produzieren. In der Folge entsteht möglicherweise ein Diabetes mellitus Typ 2.

Insulinresistenz: Symptome fehlen meist

Die Insulinresistenz selbst ruft zunächst keine Symptome hervor, sondern entwickelt sich über Jahre hinweg schleichend. Treten dann die ersten Anzeichen auf, sind häufig bereits chronische Schäden oder ein beginnender Diabetes mellitus Typ 2 vorhanden.

Die ersten Symptome sind dann eher unspezifisch. Möglich sind zum Beispiel

Denn der Körper wird aufgrund der Insulinresistenz vermutlich nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt.

Ist der Blutzuckerspiegel bereits deutlich erhöht, treten möglicherweise folgende Symptome auf:

  • verschwommenes Sehen
  • Taubheitsgefühl in Armen und Beinen
  • Schwitzen
  • trockene, juckende Haut
  • Hautinfektionen, die schlecht abheilen
  • gesteigerter Appetit
  • ungewollte Gewichtszu- oder abnahme
  • vermehrter Durst und häufiges Wasserlassen

Insulinresistenz: Symptome bei Frauen

Bei Frauen kann sich die Insulinresistenz darüber hinaus langfristig auch auf die Menstruation und die Fruchtbarkeit auswirken. Offenbar besteht ein Zusammenhang einer Insulinresistenz und dem Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS).

Ursachen für eine Insulinresistenz

Was genau der Entstehung einer Insulinresistenz zugrunde liegt, ist noch nicht bekannt. Vermutlich spielt die genetische Veranlagung eine große Rolle. Bei manchen Menschen kann etwa ein angeborener Defekt der Insulinrezeptoren vorliegen. Aber auch der Lebensstil entscheidet darüber, ob eine Person eine Insulinresistenz entwickelt oder nicht.

Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung

Risikofaktoren für das Entstehen einer Insulinresistenz sind:

  • Bewegungsmangel
  • fettreiche Ernährung
  • Adipositas (vor allem Bauchfett)
  • Bluthochdruck

Wer ständig viele Kohlenhydrate zu sich nimmt, sorgt dafür, dass die Bauchspeicheldrüse permanent Insulin produzieren muss und sich kaum erholen kann. Der Körper hat Schwierigkeiten, das Überangebot an Zucker zu verwerten. Wer sich noch dazu wenig bewegt, verbraucht die überschüssige Energie nicht.

Eine Gewichtszunahme ist so unvermeidbar. Aus dem Fettgewebe werden unter anderem Adipokine freigesetzt. Diese beeinflussen den Energiestoffwechsel und auch die Sensitivität, mit der die Zellen auf Insulin reagieren – ein Teufelskreis.

Entscheidend ist allerdings nicht unbedingt das von außen sichtbare Fett. Besonders das sogenannte viszerale Fett, das sich zwischen den inneren Organen ablagert, produziert Adipokine. Betroffen sein können also auch schlanke Menschen.

Insulinresistenz: Mögliche Folgen

Eine Insulinresistenz kann ein vorübergehender Zustand sein. Erfolgt über Jahre hinweg kein entsprechender Lebenswandel, kann sie allerdings zu bleibenden Folgen und Krankheiten führen. 

Zum Beispiel:

  • Prädiabetes und schließlich Diabetes mellitus Typ 2
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Nervenschäden
  • Fettleber
  • Bluthochdruck

Vor allem beim Zusammentreffen der häufig mit Insulinresistenz einhergehenden Risikofaktoren Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck und erhöhtem Nüchternblutzucker ist das Risiko für diese Erkrankungen erhöht. Fachleute sprechen dann vom Metabolischen Syndrom.

Insulinresistenz: Ein Test kann Klarheit bringen

Es ist wichtig, eine Insulinresistenz rechtzeitig zu diagnostizieren, um die Zuckerkrankheit zu verhindern. Da bei einer Insulinresistenz zunächst kaum Symptome vorhanden sind, sollte ein Test bereits gemacht werden, wenn entsprechende Risikofaktoren vorliegen. 

Für die Diagnose infrage kommen:

  • Glukosetoleranztest 
  • Blutuntersuchung mit Bestimmung des HOMA-Index
  • Standl/Biermann-Score
  • Clamp-Test

Beim Glukosetoleranztest wird gemessen, ob der Blutzuckerspiegel nach der Aufnahme von Glukose nach einer Weile absinkt oder ob er erhöht bleibt. 

Da der Blutzuckerwert bei einer Insulinresistenz noch nicht erhöht sein muss, ist ein negativer Glukosetoleranztest jedoch noch kein ausreichendes Ausschlusskriterium. Schließlich kompensiert die Bauchspeicheldrüse die Insulinresistenz zunächst durch eine vermehrte Produktion von Insulin. Daher sollte gleichzeitig der Insulinspiegel bestimmt werden.

Der HOMA-Index ist geeignet, um eine Insulinresistenz bereits in der Frühphase abzuschätzen. Dabei handelt es sich um ein mathematisches Verfahren, das sich aus der Nüchtern-Insulin- und der Nüchtern-Glukose-Konzentration nach einer zwölfstündigen Nahrungspause berechnet.

Anhand des Ergebnisses lässt sich abschätzen, wie wahrscheinlich eine Insulinresistenz ist.

Bei einem Wert von 

  • < 2 ist eine Insulinresistenz unwahrscheinlich,
  • 2–2,5 ist eine Insulinresistenz möglich,
  • 2,5–5 ist eine Insulinresistenz sehr wahrscheinlich,
  • > 5 liegt der Durchschnittswert von Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 vor.

Der Standl/Biermann-Test ermöglicht nur eine grobe Einschätzung einer möglichen Insulinresistenz. Er berücksichtigt verschiedene Faktoren: den Body-Mass-Index (BMI), Blutdruck, Nüchternglukosewert, Triglyceride und Gesamtcholesterin.

Der eu­glykä­misch-hyper­insulinä­mi­sche Clamp-Test ist ein sehr aufwendiges Verfahren, das die Ansprechbarkeit der Rezeptoren für Insulin misst und vor allem in der Forschung zum Einsatz kommt.

Insulinresistenz: Ernährung ist entscheidend

Eine ursächliche Therapie gegen Insulinresistenz gibt es nicht. Betroffene können jedoch mithilfe eines gesunden Lebensstils selbst viel dazu beitragen, der Erkrankung vorzubeugen, sie positiv zu beeinflussen oder – in einem frühen Stadium – möglicherweise abzuwenden. 

Wer eine Insulinresistenz hat oder ihr vorbeugen will, sollte

  • Sport treiben und sich regelmäßig bewegen (Sport macht die Zellen sensibler für Insulin).
  • regelmäßig essen, aber mehrstündige Essenspausen zwischen den Mahlzeiten einhalten. So hat der Körper Zeit, den Blutzuckerspiegel zu regulieren.
  • Weißmehl und Zucker meiden, stattdessen Vollkornprodukte bevorzugen.
  • auf Alkohol und Rauchen verzichten.
  • abnehmen, sofern Übergewicht besteht.

Gegebenenfalls verschreibt die*der Ärzt*in bei vorhandener Insulinresistenz sogenannte Insulinsensitizer wie Metformin. Das sind Medikamente, die die Insulinwirkung verbessern.