Eine Frau sitzt mit einer Rolle Klopapier auf der Toilette
©Getty Images/LuckyBusiness

Analfissur: Symptome und Behandlung 

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 16.03.2023

analprolapsEine Analfissur ist ein schmerzhafter Riss im Analkanal. Welche Symptome auftreten und mit welchen Salben und Hausmitteln sich ein Afterriss behandeln lässt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Was ist eine Analfissur? Eine Analfissur ist ein schmerzhafter Riss in der empfindlichen Analschleimhaut zwischen Enddarm und After.
  • Symptome: Typische Beschwerden beim Afterriss sind starke Schmerzen und Blutungen beim Stuhlgang. 
  • Ursachen: Meist liegt der Analfissur eine Verletzung zugrunde, etwa durch Gegenstände oder zu harten Stuhlgang. Aber auch bestimmte Krankheiten wie Morbus Crohn können einen Afterriss begünstigen.
  • Diagnose: In der proktologischen Praxis lässt sich die Analfissur meist bereits durch das Schildern der Symptome diagnostizieren. Mögliche Untersuchungen sind das Abtasten der Schleimhaut im Enddarm und eine Enddarmspiegelung.
  • Behandlung: Schmerzstillende und muskelentspannende Salben helfen in der Regel gut. Bei chronischen Analfissuren ist unter Umständen eine OP nötig. Betroffene können auch selbst zur Heilung beitragen, indem sie ballaststoffreich essen und ausreichend trinken, und so den Stuhl weich halten. 
  • Verlauf: In der Regel heilt eine Analfissur innerhalb weniger Wochen aus. Sie kann jedoch auch chronisch werden. Es kann zu Komplikationen wie Analfisteln und Analabszessen kommen. 
  • Vorbeugen: Das Risiko einer Analfissur lässt sich senken, indem man ballaststoffreich isst, ausreichend trinkt und zum Beispiel beim Analverkehr vorsichtig vorgeht.

Was ist eine Analfissur?

Eine Analfissur ist ein länglicher Riss in der Analschleimhaut (Anoderm) im unteren Abschnitt des Analkanals – also dort, wo der Enddarm in den After mündet. Menschen jeden Alters können betroffen sein.

Akute und chronische Analfissur

Die Analfissur gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Enddarms. Je nachdem, wie lange sie anhält, unterscheiden Fachleute zwischen der

  • akuten (zwischen sechs und acht Wochen anhaltenden) und der
  • chronischen(dauerhaft bestehenden) Analfissur.

Die akute Analfissur ist eine sehr schmerzhafte Verletzung der Analschleimhaut. Heilt die Wunde nicht innerhalb weniger Wochen ab, geht die akute in eine chronische Analfissur über.

Bei der chronischen Analfissur bildet sich an der betroffenen Stelle ein tieferes Geschwür (Ulkus) und es können narbige Veränderungen an den Rändern der Wunde sowie manchmal Analfisteln entstehen. Häufig entwickelt sich bei einer chronischen Analfissur auch eine auffällige Hautverdickung im betroffenen Bereich, die Fachleute als Vorpostenfalte bezeichnen.

Analfissur: Symptome beim Afterriss

Typische Symptome einer Analfissur sind:

  • starke stechende oder brennende Schmerzen beim Stuhlgang
  • die Schmerzen können für Minuten bis Stunden anhalten; die Betroffenen berichten typischerweise über das Gefühl, "wie auf einer Rasierklinge zu sitzen"
  • die Schmerzen beim Stuhlgang führen häufig dazu, dass sich der Schließmuskel verkrampft, was wiederum mit starken Schmerzen verbunden ist
  • beim Stuhlgang kann es zu Blutungen kommen, was anhand von frischem, hellem Blut auf dem Toilettenpapier sichtbar wird

Hält der Afterriss länger an, lassen die akuten Beschwerden meist nach. Es können aber weitere Symptome hinzutreten:

Analfissur: Mögliche Ursachen für einen Afterriss

Fachleute unterscheiden zwischen einer 

  • primären Analfissur durch Verletzung und einer
  • sekundären Analfissur durch andere Erkrankungen.

Primäre Analfissur

Verschiedene Faktoren können die empfindliche Analschleimhaut irritieren oder verletzen, sodass sie einreißt. Dazu zählen unter anderem:

  • harter Stuhlgang und Verstopfung, starkes Pressen beim Stuhlgang
  • breiiger Stuhl und anhaltender Durchfall
  • Analverkehr, Gegenstände im After
  • selten: Entzündung im Bereich der Analdrüsen des Enddarms (Kryptitis)

Ist die Muskelspannung des Schließmuskels (Sphinktertonus) erhöht, kommt es wahrscheinlich zu einer schlechteren Durchblutung, weshalb die verletzte Schleimhaut im Analbereich nicht gut abheilt. Die starken Schmerzen während und nach dem Stuhlgang sorgen wiederum dafür, dass sich der Schließmuskel noch mehr verkrampft. So entsteht ein Schmerzkreislauf, der die Wundheilung verzögert und in eine chronische Analfissur münden kann. Eine Wunde im Analbereich infiziert sich zudem leicht mit Keimen aus der Darmflora, was wiederum Wundheilungsstörungen begünstigt.

Sekundäre Analfissur

Manchmal entsteht ein Afterriss als Folge einer anderen Erkrankung, wenn die empfindliche Analschleimhaut bereits vorgeschädigt ist (sekundäre Analfissur). Mögliche Erkrankungen sind zum Beispiel:

Auch nach einer Operation im Bereich des Enddarms kann die Wahrscheinlichkeit für eine Analfissur erhöht sein.

Analfissur: Diagnose des Afterrisses

Mit Beschwerden, die auf eine Analfissur hindeuten, sollten Betroffene eine proktologische Praxis aufsuchen. Folgende Untersuchungen sind möglich, um den Afterriss zu diagnostizieren:

  • Anamnese: Eine Analfissur lässt sich in der Regel bereits durch die beschriebenen Beschwerden wie Schmerzen während und nach dem Stuhlgang sowie Blutauflagerungen diagnostizieren.
  • Körperliche Untersuchung: Falls nötig, tastet die*der Ärztin*Arzt mit dem Finger die innere Schleimhaut des Enddarms ab. 
  • Proktoskopie: Mithilfe einer Enddarmspiegelung (Proktoskopie) können der Analkanal und der Enddarm durch ein kleines Metallrohr begutachtet werden, welches in den After eingeführt wird (Proktoskop).

Im Analbereich befinden sich ausgesprochensensible Nerven. Daher ist die Wundregion bei einer Analfissur sehr schmerzempfindlich. Damit die Untersuchungen schmerzarm bleiben, wird der Analbereich gegebenenfalls lokal betäubt oder auch eine Kurznarkose in Erwägung gezogen.

Wenn die Analfissur auffällig aussieht oder nach mehreren Wochen Behandlung noch nicht abgeheilt ist, können gegebenenfalls weitere Untersuchungen nötig sein, zum Beispiel eine Darmspiegelung.

Analfissur behandeln: Salben, Hausmittel und OP

Eine akute Analfissur bildet sich in vielen Fällen nach einigen Wochen von allein zurück. Mit einer konsequenten Therapie kann fast immer eine Heilung erzielt werden.

Ist der Afterriss chronisch und verheilt nicht mehr von selbst, ist unter Umständen ein chirurgischer Eingriff nötig.

Analfissur: Salbe

In der Regel kommen bei einer Analfissur Salben zum Einsatz, die auf die betroffene Haut und Schleimhaut aufgetragen werden:

  • betäubende/schmerzstillende Salben, Zäpfchen oder Analtampons können die Beschwerden vorübergehend lindern. Analtampons sind Zäpfchen mit einer Mulleinlage. Sie geben den Wirkstoff genau an der verletzten Stelle ab.
  • muskelentspannende Salben mit Nitroglycerin oder Kalziumantagonisten (Dil­tiazem-Salbe 2 %) senken den Druck auf den Muskel am Analkanal, sodass die Wunde besser abheilen kann.
  • die Wundheilung fördernde Salben mit Dexpanthenol wie etwa Bepanthen können bei kleineren Einrissen helfen.

Diese Salben gibt es in der Regel rezeptfrei in der Apotheke.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Analdehner: Die fingerförmigen Plastikkegel führen die Betroffenen mehrmals am Tag in den After ein. So wird der Schließmuskel vorsichtig gedehnt. Ziel ist es, eine übermäßige Muskelspannung zu verringern.
  • Injektionen mit Botulinumtoxin ("Botox"): Bo­tu­li­num­toxin ist ein Gift des Bakteriums Clostridium botulinum, welches eine nervenlähmende Wirkung hat. Wird es in den Schließmuskel gespritzt, erschlafft dieser, sodass die Fissur besser abheilen kann. Vorübergehend kann es dabei zu Kontinenzproblemen kommen. Botulinumtoxin ist nicht speziell zur Behandlung einer Analfissur zugelassen, kann aber nach Ermessen der*des Ärztin*Arztes zum Einsatz kommen.

Analfissur: Hausmittel können die Heilung beschleunigen

Es gibt einiges, was Betroffene zu Hause selbst tun können, um das Abheilen des Afterrisses zu beschleunigen und die Symptome zu lindern:

  • ballaststoffreiche Ernährung: Eine ballaststoffreiche Ernährung sorgt für die richtige Stuhlkonsistenz und beugt weiteren Verletzungen im Analbereich vor.
  • ausreichend trinken: Mindestens 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit pro Tag sind wichtig, um Verstopfung und somit weiteren Verletzungen vorzubeugen.
  • warme Sitzbäder eignen sich ebenfalls, um eine Analfissur zu behandeln. Sie entspannen den Schließmuskel und beugen so ebenfalls Verstopfungen vor.
  • Analhygiene: Durch regelmäßiges Waschen kann Hautreizungen vorgebeugt werden. Dafür, aber wenn überhaupt, nur eine milde Seife verwenden.

Chronische Analfissur: Ab wann eine OP nötig ist

Bei einer chronischen Analfissur lassen die Akutbeschwerden meist nach, die Fissur besteht aber weiterhin. Dann ist unter Umständen eine Operation nötig, so zum Beispiel, wenn

  • die Wunde trotz konservativer Behandlungsmaßnahmen nicht abheilt oder wenn
  • Veränderungen im Bereich der Wunde entstanden sind, z. B. Hautfalten oder Fisteln.

Ein häufiges Operationsverfahren bei einer Analfissur ist die sogenannte Fissurektomie. Dabei wird das gesamte narbig veränderte Gewebe um die Analfissur herum entfernt. In der Regel bleibt der Schließmuskel dabei unverletzt.

Die Operation wird bei jüngeren Patient*innen in der Regel ambulant durchgeführt. Bei älteren Menschen erfolgt die operative Entfernung der Analfissur manchmal auch im Rahmen einer kurzen stationären Therapie.

Lange Zeit schnitten Ärztinnen*Ärzte zur Behandlung einer chronischen Analfissur den inneren Schließmuskel ein, um die Muskelspannung auf Dauer zu reduzieren (laterale Sphinkterotomie) oder sie dehnten den Schließmuskel unter Narkose. Beide Verfahren kommen wegen möglicher Komplikationen nur noch vereinzelt zum Einsatz.

Nachsorge

Wurde die Analfissur operiert, gelten bei der Nachsorge die Prinzipien einer offenen Wundbehandlung, denn die Wunde wird nicht vernäht. Sitzbäder und Salbenverbände unterstützen die Wundheilung, die in der Regel mehrere Wochen dauert.

Um den Stuhl weich zu halten sowie Schmerzen und einen erneuten Krankheitskreislauf zu vermeiden, ist es wichtig, auf eine ausgewogene, ballaststoffreicheErnährung zu achten und dabei viel zu trinken. Abführmittel sollten nicht oder nur nach ärztlicher Absprache eingenommen werden. Nach dem Stuhlgang empfiehlt es sich, den After schonend mit einer Podusche abzuduschen, da Abwischen die Wunde reizen würde.

Analfissur: Verlauf & Vorbeugen

Wenn eine Analfissur konsequent behandelt wird, heilt sie in den meisten Fällen ab, ohne Folgeschäden zu hinterlassen.

Welche Komplikationen können bei einer Analfissur auftreten?

Komplikationen sind vor allem bei einer chronischen Analfissur möglich. So können zum Beispiel Keime aus dem Darm in die offene Wunde gelangen und die Heilung behindern. Daraus können sich zum Beispiel Fisteln oder Abszesse bilden:

  • Analfisteln: Vom Grund der Wunde ausgehend kann ein Kanal entstehen, der den inneren Schließmuskel durchbohrt. Die Entzündung kann sich dadurch in das umliegende Gewebe ausbreiten.
  • Analabszesse: Eine mögliche, aber seltene Komplikationen ist eine eitrige Entzündung, die sich als eine Art Blase im Gewebe abkapselt. Der Abszess erzeugt eine gerötete, prall elastische Schwellung, die mit heftigen Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost einhergehen kann. In diesem Fall ist eine sofortige operative Behandlung notwendig.

Lässt sich einer Analfissur vorbeugen?

Eine Analfissur lässt sich nicht zu 100 Prozent vorbeugen.

  • Ein wohlgeformter, nicht zu harter Stuhl senkt das Risiko für einen Afterriss. Daher ist es wichtig, sich ballaststoffreich und ausgewogen zu ernähren.
  • Ausreichend zu trinken beugt Verstopfungen vor.
  • Ausreichend Bewegung im Alltag fördert die Darmtätigkeit.
  • Analsex sollte vorsichtig praktiziert und dabei ein Gleitmittel verwendet werden.
  • Regelmäßiges, vorsichtiges Waschen der Analregion mit klarem Wasser und ggf. einer milden Salbe beugt Hautreizungen vor.